Ist das Gedicht "Das alte Lied" von Theodor Fontane aus dem Realismus?

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Das ist ein Gedicht des poetischen Realismus; poetisch deshalb, weil die Welt nicht – wie im Naturalismus – auch in ihrer hässlichen Gestalt gezeigt wird, sondern die Dinge dieser Welt werden „poetisiert“, d.h. das Niedrige, Gemeine wird ausgeklammert, sodass das Zeigen der Wirklichkeit auf den Leser einigermaßen angenehm, zumindest erträglich wirkt (s. z.B. Abendrot, Sonnenuntergang, ewig schöner Gesang der Nachtigallen)

Was ist nun an dem Gedicht realistisch? Der Dichter des Realismus verändert, verwandelt die Welt nicht wie die Romantiker, er zeigt, wie die Welt in Wahrheit (eigentlich) ist. Vom „alten Lied“, welches das lyrische Ich tief geprägt hat – z.B. der sich immer wiederholende Nachtigallengesang -, davon will die Welt nichts wissen, auch nichts von den sonstigen alten Gesängen der Dichter. Der Dichter soll davon nichts bringen (“verschweigen“), denn die Welt fragt nur, ob etwas gut erfunden ist, ob es neu ist, egal, ob es wahr und treu ist. Darauf muss sich ein „moderner“ Dichter einstellen.

Das lyrische Ich nimmt am Schluss Abschied von den („alten“) Liedern bzw. der Dichtungsweise, welche das sich ständig Wiederholende poetisch darstellt; poetisch heißt hier: im alten, romantischen Stil dichten, z.B. das Abendrot, den Sonnenuntergang etc. In einem grandiosen Schlussbild und mit glänzenden Metaphern geht die alte Thematik der (romantischen) Dichtkunst unter („sinken lässt“). Obwohl diese romantische Verherrlichung des Abendrots und des Sonnenunterganges so verlockend für das lyrische Ich ist („Weh Abendrot, dass du mich… zwingst“), muss es diese alt gewohnte Manier zu dichten sein lassen, denn das lyrische Ich muss, um erfolgreich zu sein, nach dem Geschmack der Welt (s.o.) dichten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Da Fontane der Epoche des Realismus zugeordnet wird, gilt das logischerweise auch für seine Gedichte