Ist das ein Oldtimer?

Oldtimer? - (Oldtimer, Bentley)

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Fahrgestell des Wagens war auf alle Fälle vor Januar 1973 schon unterwegs, ansonsten dürfte er keine Kennzeichen in der alten britischen Optik dran haben. Müsste dann die reflektierende weiß/gelbe Kombination mit schwarzer Schrift haben, wenn seine Erstzulassung nach dem 1.1.1973 stattfand.

Die Nummer selbst wurde erst zwischen 1.8.1973 und 31.7.1974 von der Zulassungsstelle in London (North-East) vergeben. Seitdem ist sie verfügbar...das britische System ist ein bisschen merkwürdig, man kann seine Nummer nicht nur auf andere Autos übertragen oder zurückgeben, sondern auch verkaufen, ohne Auto. Die Queen kaufte z.B. die erste ausgegebene Kombination in Nottingham "RR1" für ihren Rolls Royce und zahlte in den 1950ern für das Recht an dieser Nummer mehr als für ihren Rolls Royce! Es gibt dort Auktionen auf denen Schilder versteigert werden, die besondere Bedeutungen haben.

Du kannst also nicht sehen wo der Wagen zugelassen ist, sondern nur welche Zulassungsstelle das Nummernschild ursprünglich mal rausgegeben hat.

Über die "driver and vehicle licensing agency" (DVLA) kann man anhand von Nummer und Fahrzeug Marke eine klein Abfrage machen und erhält ein paar Daten zum Wagen:

Erstzulassung des Wagens (Fahrgestell): 29 06 1951

Baujahr des Wagens (Fahrgestell): 1951

Hubraumgröße: 6522ccm

Kraftstoffart: Benzin

Farbe: Blau

1951 baute Bentley aber nur ein Modell (Mark VI), das zwar in vielen Karosserievarianten erhältlich war und in 1951 gab es noch viele kleine Karosseriebaufirmen überall in England, die sich von Bentley, Rolls Royce, etc. nur Fahrgestelle mit Kühler, Lenksäule und Antrieb liefern ließen und dann nach Kundenwunsch eine Karosserie in Sonderanfertigung drauf bauten, aber die hatten in 1951 alle 4566ccm Hubraum, weil Bentley nur eine Sorte Motor zu der Zeit produzierte. Und 1951 gab es niemanden der Geld dafür ausgab einen Wagen zu bekommen, der nach 30er Jahren aussah.

Da besonders die 4-Türigen Bentleys der 50er Jahre aber lange praktisch gar keinen Sammlerwert hatten, baute man auf ihren Fahrgestellen später (70-90er, teilweise noch heute) die super seltenen Stromlinien-Sonderkarossen der 30er Jahre nach, die sich bereits in den 70ern "keiner" mehr leisten konnte. Der 6.5L Motor wird aus einem 6 1/2 Litre Bentley Bj 26-30 stammen. Die waren in der Nachkriegszeit nicht mehr begehrt, landeten vielerorts auf dem Schrott und waren auch in den 1980ern noch zahlreich für kleines Geld zu haben.

Also Fahrgestell von 51, später mit Motor von Bj 26-30 und 30er Jahre-Optik Karosserie bestückt, die an das nur einmal gebaute "André Embiricios Coupe"

http://www.motorauthority.com/news/1078533_rare-bentley-embiricos-special-heads-to-crewe-factory

angelehnt ist.

Kometenstaub 
Fragesteller
 05.08.2014, 08:53

Vielen Dank für diese tolle und umfangreiche Antwort.

Dann ist es also doch ein Oldtimer. Und was für einer :-))) Ehrlich, er hatte auch auch genau diesen "Duft"...............

1
WZ1955  08.08.2014, 00:04
@Kometenstaub

Hallo Kometenstaub,

ist ja interessant, für was du dich noch interessierst. Das Auto würde mir auch gefallen. Daneben bräuchte man aber wahrscheinlich noch einen Werkstattwagen.

Hast du den Geruch von außen oder von innen wahrgenommen?

LG WZ1955

0
Kometenstaub 
Fragesteller
 08.08.2014, 13:26
@WZ1955

Hihi, ich bin ein Allrounder :-) Und dieser Wagen war wirklich der Knaller. Den Duft konnte man von außen wahrnehmen. Hat im Übrigen so locker über 350.000€ gekostet.....

0
Fraganti  11.08.2014, 15:56
@WZ1955

Im Gegensatz zu einem 2014er wirst du den nicht auf einem Abschlepper sehen, außer der Keilriemen ist ab - da wird der Pannendienst nichts passendes dabei haben. Das hat er für moderne Exoten aber auch nicht.

Daneben bräuchte man aber wahrscheinlich noch einen Werkstattwagen.

Da ist nicht viel mehr Elektrik drin, als für die Scheinwerfer. Nichts wurde vorschnell auf den Markt geworfen, sondern alles ausgiebig getestet, bevor man es den Kunden gab. Kein Zulieferer spielte mit geplanter Obsolezens in Elektronikbauteilen, nirgends wurden 50cent an einem Bauteil gespart, weil es sich in der Gesamtstückzahl auf eine Ersparnis in Millionen Höhe belief, denn a) gab es keine Elektrobauteile b)gab es nur Materialzulieferer, entwickelt, gebaut, getestet und kontrolliert wurde alles direkt im Haus und dort war man auf Qualität und Haltbarkeit bedacht, schließlich stand der eigene Name drauf. Mal ein Bentley Fahrgestell von 1950 gesehen? Alle 350.000km mal Traggelenke, Bremsbeläge und Stoßdämpfer tauschen. Ansonsten brauchst du den nur fahren.

Generell gilt: je weniger Sensoren, Schalter, Elektromotoren, automatische Steller, etc. desto seltener geht etwas kaputt. Oder kurz: je weniger Bauteile, desto länger funktioniert das ganze.

Der Motor hat 6,5L Hubraum aber keinen Turbo, keinen Kompressor, eine niedrige Verdichtung und eine sehr langsame Drehzahl, so bloß zwischen 90 und 150PS. Der dreht so langsam wie ein Schiffs-Diesel. Er holt seine Kraft für Beschleunigung über Drehmoment, nicht über Drehzahl. Solange du den nicht ohne Öl fährst oder versuchst einen Weg zu finden ihn zu überdrehen, läuft der auch in 300 Jahren noch.

0

Hallo

Das ist der Bentley VI "Dartmoore" Coupe, ein Petersen Special. Gebaut um 2007-2009 und seit etwa 2013 in Berlin unterwegs. Es gab das Gerücht das Jay Leno (als bekannter Petersen Kunde) das Coupe beauftragt hat. Vermutlich hat Petersen eher das Coupe mit Jay Leno als möglichen Kunden gebaut. Immerhin soweit mir bekannt das erste Petersen Coupe (Abgesehen von den FHC´s). Das Fahrzeug wurde auf mehreren Messen und Oldtimertreffen gezeigt und ist ein "Special" und Grenzfall des "Oldtimerwesen". Wurde zuletzt bei Bonhams in Paris für etwa 400000€ versteigert

Das Chassis ist ein heftig modifizierter (Im Sinne von Hot Roding) 1951er Bentley Mark VI Rahmen umgebaut auf die "grosse" S3 Bremse (mit mechanischem Dunlop ABS). Getriebe ist 4 Gang mit Overdrive. Motor ist ein RR/Bentley B81SV mit einem Trockensumpf vermutlich aus einem Alvis Stalwart MKII (Dort mit zuletzt 220 DIN PS da der Stalwart eine grosse Hydraulikpumpe und andere Nebenagreagte antreibt gelten im PKW Einsatz eher 250 DIN PS als realistsich ). Denn Motor gab es offiziel nie im Nachkriegs Bentley PKW. Petersen baut meist Motore aus Flugzeugen, Feuerwehren, Radladern, Panzerspähwagen oder Doppeldeckerbusen in PKW Chassis

Die B Serien Motore basierten auf Bentley und nicht Rolls Royce und sind die "letzten" Bentley Motore und als Industrie/Stationärmotor wurden die bis in die 70er neu hergestellt. Dieser Motor basiert auf der Fertigungsstrasse des Bentley 8 Motor aus den 30ern. Er basiert nicht auf dem alten Bentley 6,5 Liter aus denn Speed Six Zeiten. Die B Motorserie hat einen relativ simplen OHV Ventiltrieb und eine überdimensionierte Lagergasse und wurde deswegen auch später "verdieselt". Der Motor gilt als "unbreakable" (Wortspiel mit Unbremsbar oder Unzerbrechlich) selbst im Einsatz von Feuerwehren gab es selten Ausfälle. Die höchste "Evolutionsstufe" des Motors wurde in Flugplatzfeuerwehren verbaut und sind da noch heute im Einsatz. Normale Feuerwehren haben diese Motoren aber schon in den 90ern wegen den Betriebskosten ausgemustert und auf Diesel umgestellt. Nachteil von dem Block ist dessen Gewicht (LKW Klasse) und denn aus heutiger Sicht "bescheidenen" Leistungsvermögen (ca 40PS/L). Andererseits als typischer Drosselmotor schüttelt der schon bei Leerlauf einen Drehmomentberg auf und die niederige Kompression sorgt für seidenweichen Lauf.

Kometenstaub 
Fragesteller
 08.08.2014, 13:31

Vielen Dank für Deine tolle und ergänzende Antwort.

Der benötigt dann wahrscheinlich soviel Benzin, dass eine eigene Tankstelle sinnvoll wäre :-)))

Vielleicht fährt er mir ja noch mal über den Weg....

0

Schaut für mich wie ein neuer Wagen aus, eben in altem Stil. Bin aber nicht sicher.

Kometenstaub 
Fragesteller
 04.08.2014, 11:24

Danke. Mein Mann ist auch dieser Ansicht. Ich werde mich mal direkt an Bentley wenden :-) Ist trotzdem ein tolles Auto für sicher viiiel Geld....

0