Ist Bewusstsein eine Frage von Ja oder Nein?

5 Antworten

Es gibt verbales Denken, also in Worten, und bildliches Denken ohne Worte. Das verbale Denken ist auf Menschen beschränkt, bildliches Denken gibt auch bei vielen anderen Tieren.

Ebenso ist es mit dem Bewusstsein. Auch andere Tiere haben Vorstellungen von der Welt, in der sie leben, und richten sich danach mit ihrem Verhalten.

Es ist nur menschliche Arroganz, die allein verbales als Bewusstsein anerkennt. Dabei wäre jeder Mensch hilflos im Leben, wenn er nicht auch sein bildliches Bewusstsein hätte.

WilliamDeWorde 
Fragesteller
 28.05.2023, 16:34

Ich glaube, du meinst begriffliches Denken in ordnenden abstrakten Kategorien. Da gebe ich dir eingeschränkt recht. Tiere können sicher nicht so analytisch denken oder einen Plan ausarbeiten. Aber wenn ich "Fressen" rufe, haben alle eine Vorstellung von dem, was kommt obwohl sie nicht wissen, wie das aussieht, was da kommt. Und nun könnte man das als Lockruf abtun, aber es gibt auch andere Beispiele, wo Dinge aufgrund von Eigenschaften gruppiert werden (Spielzeug, andere Tiere)

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Leopatra  29.05.2023, 02:19
@WilliamDeWorde
Aber wenn ich "Fressen" rufe, haben alle eine Vorstellung von dem, was kommt obwohl sie nicht wissen, wie das aussieht, was da kommt.

Das fällt dann unter Konditionierung:

die Klassische Konditionierung, die ausgelöstes (reflektorisches) Verhalten betrifft (der lernende Organismus hat keine Kontrolle über den Reiz und die von ihm ausgelöste Reaktion)

Quelle: Wikipedia.

Somit hat dein Beispiel weder mit Bewusstsein noch mit Denken zu tun.

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KittyCat2909  29.05.2023, 03:59
@WilliamDeWorde

Nun Tiere sind durchaus zu sehr komplexem Denken fähig und manchmal sogar deutlich schneller und exakter, als ein Mensch dies in derselben Zeit vollbringen könnte. Aber das ist dann ein weiteres Thema das damit angeschnitten würde.

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WilliamDeWorde 
Fragesteller
 29.05.2023, 11:24
@Leopatra

Dann ist beim Menschen auch vieles Konditionierung. Z.B. bei den Wort Erdogan in Jubelrufe auszubrechen. Frühkindliche Prägung.

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Machtnix53  29.05.2023, 21:04
@Leopatra

Da kenne ich aber andere Beispiele, wo Katzen und Hunde ihren Namen und bestimmte Worte erkennen, aber dabei durchaus Kontrolle über ihre Reaktion darauf haben. Wenn ich abends unseren Kater und "Komm rein" rufe, kommt er manchmal sofort, manchmal möchte er aber lieber noch eine Weile draußen bleiben. Ihm ist bewusst, was wir von ihm wünschen, er überlegt aber, wie weit sein Gehorsam geht und berücksichtigt dabei seine eigenen Interessen, das Wetter und einiges andere mehr.

Das kann man nicht einfach unter Konditionierung abhaken.

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Leopatra  30.05.2023, 03:21
@Machtnix53

Ich sehe hier keinen Widerspruch.

Der FS argumentierte, dass alleine das Wort Fressen, eine Verknüpfung herstellt. Auf diese Assoziation, die auch nur funktioniert, wenn sie erlernt wurde, bin ich eingegangen und habe sie als klassische Konditionierung benannt.

Wie dann auf diesen Reiz reagiert wird, ist eine andere Sache und hat, da geben ich dir absolut recht, mit Denken oder Bewusstsein zu tun.

Im Übrigen bin ich weit davon entfernt, Tieren Denken oder Bewusstheit abzusprechen!

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KittyCat2909  29.05.2023, 03:58

Denken ist nichts anderes als eine Form der Kommunikation userer Gedankenabläufe. Entsprechend ist auch unser Gehirn in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt. Woraus Gedanken gebildet werden, hängt von der Äusseren Wahrnehmung ab, unsere unterschiedlichen Sinne, wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten. Unser Gehirn kann langzeit und Kurzeitspeicherabläufe durchgehen und ist zu komplexen Denkprozessen fähig.

Das Denken als solches ist nichts anderes als eine Art 'Betriebssystem, welches uns fähig macht, mit uns selbst in Gedanken zu kommunizieren. Wir 'sprechen also mit anderen Worten mit uns selbst- Denken.

Mit Arroganz hat das nichts zu tun- jedoch mit Erkenntnis des eigenen Ichs und Wissen.

Das ein tierisches Lebwesen nicht fähig sein kann in Bildern zu denken, hast du behautpet?

Nicht viel anders, als dass du auf einen Beitrag eines Universitätsprofessors und Psycholgen erklärende Zusammenhänge und Unterschiede abtust, von Jemand der laut dir "Keine Ahnung" hat. (dabei übersiehst, dass dieser von beiden Arten als Möglichkeiten spricht und verbeispielt).

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WilliamDeWorde 
Fragesteller
 30.05.2023, 13:15
@KittyCat2909

Aus dem Beitrag geht nicht hervor, wen du ansprichst. Aber diese Aussage:

Das ein tierisches Lebwesen nicht fähig sein kann in Bildern zu denken, hast du behautpet?

finde ich überhaupt nicht. Da steht vielmehr:

Das verbale Denken ist auf Menschen beschränkt
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Bewusstsein denke ich, ist immer in uns da. Ob wir einen Zugang dazu haben, es wahr nehmen können, das ist eine andere Frage und ich gehe davon aus, dass manche wirklich total davon abgeschnitten und stark unbewusst und dann entsprechend grausam sind.

Was heißt schlimmer als Tiere. Ich kann nicht sehen, dass sich Tiere schlimm benehmen.

Wenn Tieren geholfen wird, zeigen sie sich manchmal dankbar und zutraulich. Da kommt es mir ja schon so vor, als würden sie eine Art Bewusstsein zeigen.

WilliamDeWorde 
Fragesteller
 28.05.2023, 13:12

Ich finde, dass in den Augen der Tiere manchmal ein Wechsel stattfindet und dass durch die Kommunikation mit Menschen und Erlernen/Einhaltung von Regeln das rein instinktive Verhalten aufgebrochen wird. Indem sich das Tier "bewusst" gegen seinen Trieb entscheidet, entsteht Kultur. Und wenn sich das Tier seines Verstoßes "bewusst" ist, akzeptiert es auch Strafe ganz anders.

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Bewusstsein bedeutet, von sich und der Welt zu wissen, ist also mein Wissen groß, ist auch mein Sprachschatz mindestens genauso groß. Die Sprache im Kopf ist zugleich auch unser Bewusstsein. Wir können unser Bewusstsein beim inneren Monologisieren wahrnehmen.

Ja es gibt Menschen, die haben wesentlich mehr im Kopf als andere. Das Bewusstsein eines Tiers mag gegeben sein, doch selbst das schlaueste Tier, reicht nicht an die Fähigkeiten und Fertigkeiten des dümmsten Menschen heran.

Eine immaterielle Seele gibt es nicht.

Honigdachs -Verhalten:

https://youtu.be/nJuPjsdLG38

WilliamDeWorde 
Fragesteller
 28.05.2023, 17:37

du irrst, wenn du denkst, man kann nur in Worten oder Selbstgesprächen denken. Die Mehrzahl der Menschen denkt in Bildern

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User321412849  28.05.2023, 17:52
@WilliamDeWorde

Nein, das Bewusstsein des Menschen ist eindeutig durch die Sprache bestimmt, die macht uns doch erst zum Menschen. Die Kommunikation und soziale Interaktion hat das Sozialleben des Menschen bestimmt, von daher hat sich sein Bewusstsein entwickelt. Selbst die visuellen Wahrnehmungsergebnisse werden während des Monologisierens, dem wir kaum richtig zuhören, sofort assoziiert mit sprachlichem Ausdruck ... Wenn die Bewusstseinsinhalte abgestrahlt werden - denn hier fließt Wechselstrom - aus dem Hirnstamm, erfolgt eine komplette audiovisuelle elektromagnetische Gedankenübertragung ...

Beim Oktopus kann es wohl vor allem nur die visuelle Wahrnehmung, die sein Bewusstsein bestimmt.

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WilliamDeWorde 
Fragesteller
 28.05.2023, 17:54
@User321412849

Woher weißt du das und was machen dann taube Menschen, die nur mit Bildern kommunizieren?

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User321412849  28.05.2023, 17:56
@WilliamDeWorde

Taube sind ja nicht der Normalfall. Sie können nur in Gebärdensprache kommunizieren und sie können das nur, weil normale Menschen sprechen können.

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WilliamDeWorde 
Fragesteller
 28.05.2023, 20:02
@User321412849

Also: Höhlenmenschen, die nur grunzen konnten und Bilder malen = Tiere;
Schimpansen, die die Taubstummensprache oder Zeichensprache erlernt haben = Menschen

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User321412849  28.05.2023, 20:23
@WilliamDeWorde

Wie kommst du denn auf sowas? Die Menschen, die vor 350000 Jahren die Höhlen bemalten grunzten nicht, sie hatten eine Sprache wie wir und nur deshalb konnten sie Bilder malen.

Schimpansen, die die Taubstummensprache oder Zeichensprache nachzuahmen versuchen, sind deshalb noch lange keine Menschen, denn die Komplexität selbst dieser Ersatzsprachen werden sie nie erlernen können.

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WilliamDeWorde 
Fragesteller
 30.05.2023, 11:18
@User321412849

Du bist echt nicht up to date. Ich denke, die Erkenntnisse kollidieren mit deinem Weltbild. Deshalb stäubst du dich. Die Schimpansen ahmen die Sprachen nicht nach, sie verstehen den Sinn und verabreden sich untereinander zum Spielen. Nur, weil ihr Kehlkopf an der falschen Stelle sitzt, muss das nicht aufs Gehirn schlagen. Ich behaupte ja nicht, dass Affen Bibliothekare werden können, aber eine Gorilladame konnte sogar Fragen nach Jenseitsvorstellungen beantworten (Höhle-schlafen-gemütlich). Ich finde es richtig, dass man Menschenaffen teilweise Menschenrechte zugestehen will.

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User321412849  30.05.2023, 15:37
@WilliamDeWorde

Was weißt du von meinem Weltbild?!

Ob Schimpansen den Sinn der Sprache des Menschen wirklich verstehen, wage ich zu bezweifeln ... trotz ihrer Intelligenz.

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Hier ist ein sehr interessannter Beitrag in Theorie und Forschung im Bezug auf Sprache und Denken.

Göttingen: Hogrefe.

Sprache und Denken

Dietrich Dörner Institut für Theoretische Psychologie

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Denken ist Sprechen, ist das "innere Gespräch der Seele mit sich selbst", wie es Platon (Sophistes 263e) formulierte. Oder an anderer Stelle:

"Mir nämlich stellt sich die Sache so dar als ob die Seele, wenn sie denkt, nichts anderes tut als daß sie redet, indem sie selbst sich fragt und die Frage beantwortet und bejaht und verneint. Wenn sie aber sei es langsamer, sei es schneller vorgehend, zur Klarheit gelangt ist und, mit sich einig geworden, in ihren Behauptungen nicht mehr schwankt, dann ist sie, wie wir dies nennen, im Besitze einer Meinung. Ich nenne also das Meinen ein Reden und die Meinung ein ausgesprochenes Urteil, nur nicht gegen andere und nicht laut, sondern leise zu sich selbst." (Platon: Theaiteth 190a).

Ganz ähnlich Aristoteles, der Denken als Fähigkeit ansah, die nur diejenigen

"Systeme" aufweisen, die über Sprache verfügen und sich somit "mit sich selbst beraten können"(Über die Seele, III. Buch). – Dass Denken und Sprechen dasselbe sind, können wir leicht nachvollziehen. Wenn wir über irgend etwas nachdenken, z.B. darüber, wohin wir im nächsten Urlaub verreisen sollten, so erleben wir uns mit uns selbst sprechend: "Vielleicht nach Finnland? Da ist die Anreise zwar etwas weit, auf der anderen Seite gibt es die unendlichen Wälder und Seen und man kann allein sein. Und teuer ist es auch nicht. ..." So erfährt man sich selber beim Denken; man beschreibt sich etwas, malt sich etwas aus, fragt sich nach den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Urlaubsziele und wägt sie gegeneinander ab.

All das geschieht sprachlich. – Also ist es doch gar keine Frage wie Sprache und Denken zusammenhängen. Denken ist eine Art von innerer Zwiesprache mit sich selbst und damit ist das Mit-sich-selbst-Sprechen eben das Denken. Klar, so erlebt man es ja auch. Wilhelm von Humboldt drückt es so aus: "Die Sprache ist das bildende Organ des Gedankens" (1988, S. 426).

Denken hat mit Sprache nichts zu tun!

Wie ist das Verhältnis von Sprache und Denken? Die Frage ist leicht zu

beantworten! Sprache hat mit Denken überhaupt nichts zu tun! "Die Vorstellung, Gedanken und Sprache seien ein- und dasselbe, ist gewissermaßen eine konventionelle Absurdität" meint Steven Pinker (2001, S. 67 f).

Der Geist denkt vielmehr 'mentalesisch', in einer 'Gedankensprache', so Pinker. Sprache hat nur eine Art von Zulieferfunktion für den Geist. Die Wahrnehmung von Sprache vermittelt Inhalte mit denen dann gedacht wird (aber unsprachlich, eben "mentalesisch"!) Und dann braucht man die Sprache wieder für den Abtransport der Fertigprodukte: Das was man sich ausgedacht hat, muß gewöhnlich irgendwie mitgeteilt, also gesagt oder aufgeschrieben werden. Aber das "eigentliche" Denken findet unsprachlich, 'mentalesisch', statt. Und diese Auffassung teilt Pinker z.B. mit Albert Einstein: "Die Worte oder die Sprache, in schriftlicher oder gesprochener Form, scheinen in meinem Denkmechanismus keine Rolle zu spielen". Ganz im Einklang damit meinte Sir Francis Galton: "Es ist für mich ein ernstes Hindernis beim Schreiben und noch mehr beim mündlichen Erklären, daß ich mit Worten nicht so leicht denke wie sonst". Und Schopenhauer erklärte drastisch: " ..., daß Gedanken in dem Moment sterben, da sie durch Worte verkörpert werden". Faraday dachte, ähnlich wie Einstein, in Vorstellungsbildern (also unsprachlich) und sah die magnetischen Kraftlinien als eine Art gebogener Röhren im Raum (Pinker, 2001, S. 83)

Wie kommt es zu derart divergierenden Auffassungen bei Menschen, die

allesamt ein enges Verhältnis zum Denken hatten, weil sie dies Geschäft selbst emsig betrieben und die gleichfalls ein enges Verhältnis zur Sprache hatten. Wie kann es sein, daß die einen das Sprechen mit dem Denken gleichsetzen, wohingegen die anderen meinen, daß das Sprechen mit dem Denken nichts zu tun hat, ja es sogar oft behindere?

Natürlich gibt es zu dieser Frage auch Ergebnisse der psychologischen Forschung. Zur Erforschung des Denkablaufs verwendet man seit langer Zeit die Methode des 'Lauten Denkens'. Dieses besteht darin, daß man Versuchspersonen auffordert, während eines Denk- oder Problemlöseprozesses alles, was ihnen durch den Kopf geht, laut zu äußern. Man stellte recht bald fest, daß die Beobachtungsmethode des 'Lauten Denkens' den Denkvorgang selbst verändert. Wenn man zwei Gruppen von Versuchspersonen die gleichen Probleme gibt und läßt die eine 'laut denken', die andere aber nicht, so unterscheiden sich die beiden Gruppen. Meist hilft das laute Denken (s.Deffner, 1989).

Die Menschen, die man auffordert, laut zu denken, denken klarer und produzieren bessere Lösungen. Das ist aber nicht immer der Fall, mitunter hindert das laute Denken (Phelan, 1965).

Wie kann das sein?

Verbietet man Versuchspersonen das laute und auch das leise Sprechen beim Denken und sagt ihnen, daß sie bitte doch jeglichen lauten oder auch leisen Sprechakt beim Denken unterdrücken sollen, dann hört es mit dem Denken ganz auf.

Versuchspersonen können diese Anweisung nicht befolgen, selbst wenn sie es wollen. Der Versuch aber, dieser Anweisung zu folgen, führt zu einer Verschlechterung des gesamten Denkprozesses (Bartl & Dörner, 1998).

Das Verhältnis von Sprache und Denken läßt sich also anscheinend Nicht auf eine einfache Formel zu bringen. Weder scheint man sagen zu können,daß Denken = Sprechen ist, noch aber scheint es berechtigt zu sein, die Rolle des Sprechens für das Denken ganz zu leugnen, wie es Pinker nahezuliegen scheint.

Um nun alle diese Widersprüche über das Verhältnis von Sprache und Denken aufzuklären, wollen wir uns das Denken als Prozeß genauer ansehen. Wir wollen uns überlegen, was eigentlich abläuft, wenn man denkt. Auf diese Weise werden wir sehen, daß man die gerade zitierten Widersprüche sehr wohl zusammenbringen kann. Eine genaue Analyse sowohl des Denk- als auch des Sprechvorganges löst die Widersprüche auf. Denken ist sprachlich und ohne Sprache kaum möglich. Und Denken ist unsprachlich, hat mit der Sprache nichts zu tun. Das geht zusammen! Auch wenn man das zunächst nicht denken zu können meint.

Was ist Denken?

Was ist Denken? Denken ist ein Produktionsprozeß. Es produziert Pläne und "Weltsichten". – Pläne sind mögliche Wege zu einem Ziel. Denken als Planproduktion, als Problemlösen, ist in der Psychologie am meisten beachtet worden. Problemlösen besteht darin, daß man einen Weg findet von einem Startpunkt zu einem Ziel. Allerdings ist nicht jedes Finden eines Weges Problemlösen. Ein Problem liegt dann vor, wenn man den Weg zunächst

nicht kennt. Denken als Problemlösen besteht darin, daß man mögliche Wege produziert. Wenn man sich an den Weg zu einem Ziel nur erinnern muß, da man ihn schon kennt, so ist das kein Denken, sondern "nur" Erinnern! –

Auf der anderen Seite sind Erinnerungsprozesse Bestandteile des Denkens. Sie liefern das Material.

Man stellt sich das Problemlösen oft als Suche in einem Such- oder Problemraum vor. Einen "Problemraum" kann man sich so vorstellen wie in Abbildung 1 dargestellt. Ein Problemraum ist ein Netzwerk und solche Netzwerke stellt man gerne als ST-Diagramme (State-Transition – Diagramme) vor. Die einzelnen Punkte im Netzwerk bedeuten "Zustände" oder Situationen oder Objekte; die Pfeile, die von einem Punkt zu einem anderen führen, bedeuten Operatoren oder Maßnahmen oder Aktionen, durch die man von einem Objekt zum anderen kommt.

In einem solchen Netzwerk stellt sich das Backen eines Napfkuchens dar als ein Übergang von einem "Anfangszustand" zu einem "Zielzustand" über mehrere Zwischenstationen. Zuerst hat man Mehl und Hefe und Milch; das ist die Situation 1. Dann bringt man das alles zusammen, indem man eine Mulde im Mehl formt, die Hefe hineinbröckelt, und das Ganze mit ein wenig Milch übergießt. So kommt man zu einem "Vorteig". Den läßt man dann-5 "gehen" (nächste Operation), um ihn dann schließlich zu verrühren. Dann hat man den Teig. Dann kippt man noch Rosinen hinein und dann ist die ganze Sache soweit, um in den Ofen geschoben zu werden. (Man sollte die Rosinen vorher einrühren, sonst bilden sie einen dicken Klumpen und das wäre nicht so schön!) Die Lösung eines Problems ist also die Aneinanderreihung bestimmter Operationen, die schließlich zu einem Ziel führen.

Denken ist nicht nur Problemlösen. Vielmehr produziert es auch Weltsichten. Und solche Weltsichten und ihre Veränderungen sind oft die Voraussetzungen für das Problemlösen. Die "richtige" Sicht auf die Welt ist wichtig.

Der Napfkuchen – Problemraum besteht aus Mehlhaufen Teig, Eiern, die

man aufschlagen kann, Rosinen, usw. Er könnte aber auch aus Blasen bestehen, die man irgendwie zusammenfügen muß, um die blasige Struktur des fertigen Napfkuchens zu erzeugen. Wo kriegt man aber die Blasen her?

– Wenn man den Napfkuchen als aus Blasen zusammengesetzt betrachtet, hat man einen anderen Problem- oder Suchraum. – Wenn ich vom Computer aufsehe, sehe ich ein Bücherbord mit Büchern. Es besteht aus senkrechten Stützen und aus Brettern, auf denen Bücher stehen. Ich sehe also bestimmte Objekte in bestimmten Relationen. Eine Weltsicht besteht darin, daß man eben diese Objekte sieht und keine anderen und daß die Objekte in bestimmten Beziehungen zueinander stehen und nicht in anderen.

Statt der Bücher könnte ich ja auch "Papierblöcke" und statt der Borde und Stützen "Holzstücke" sehen. Die kann man verheizen. Und das Papier dient nicht als Informationsträger, sondern den Silberfischchen zur Nahrung.

Eine bestimmte Weltsicht ist die Voraussetzung für das Problemlösen und oft ist es wichtig, die Weltsicht zu ändern, um den richtigen Zugang zu einem Problem zu finden. – Wenn ich das Problem lösen soll, das Feuer im Kamin zu entzünden, so ist die Bücherbord – Buch – Sichtweise nicht sehr hilfreich. Ich sollte meine Objektsicht verändern, und es sollte mir einfallen, daß Bücher aus einzelnen Papierseiten bestehen, die man wunderbar als Fidibus verwenden kann (wenn man keine alte Zeitung zur Verfügung hat und das Buch, aus dem man die Seiten herausreißen muß, sowieso nichts taugt). – Je nach Problem braucht man also die "richtige" Weltsicht. (Auszug) *https://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/enzykl_denken/Enz_12_SpracheDenken.pdf

Dies erklärt hervorragend und logisch, was vor sich geht- bzw nicht.

WilliamDeWorde 
Fragesteller
 28.05.2023, 20:01

Klingt gut, ist viel und widerspricht anderen

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KittyCat2909  28.05.2023, 20:32
@WilliamDeWorde

Es erklärt wie es zu unterschiedlichen Auffassungen gelangen kann. jedoch erklärt es auch, was in der Tat - also tatsächlich passiert und WIE man wirklich denkt- was das in Fakt bedeutet, was gerade passiert.

bedenke- und das ist schlüsssig, liest man diese Studie und Niederschrift- Tiere können und müssen schliesslich auch denken, obwohl sie keiner komplexen Sprache mächtig sind.

Sie verstecken, tarnen sich, schleichen, springen - bemessen Weiten, die zurück gelegt werden müssen, um etwas zu erreichen usw. Eine Sprache ist dafür nicht notwendig- was selbstklärend sein sollte- jedoch durchaus komplexe denk- und Gedankenvorgänge.

Oder ein anderes Beispiel- ein aussergewöhnlicher Moment grosser Gefahr, in dem es um Leben/ Überleben und Tod geht. Hier in Bildern zu denken, wäre sicherlich zu komplex, würde unnötig wichtige Zeit verschwenden- jedoch pure- blosse, klare Gedankenabläufe würden dein Leben retten.

Denken und Gedanken unterscheiden sich sicherlich darin wieviel Zeit wir ihnen beimessen für analalysen, abwägen, abschätzen und sogar lernen- sich selbst neu zu orientieren, oder bei dem zu bleiben, was bisher war. Dies wird sicherlich nicht oder nur in selteen Fällen in Bildern gedacht.

Und was war, bevor der Mensch die Sprache und damit die Möglichkeit sich mitteilen zu können- erfand/ entwickelte? Er hat trotz allem überleben, sich weiter(!) entwickeln können, ohne dass er jeglicher Sprache mächtig war, konnte er da schon durchaus wichtige Entscheidungen treffen.

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Machtnix53  28.05.2023, 23:07
@KittyCat2909
Oder ein anderes Beispiel- ein aussergewöhnlicher Moment grosser Gefahr, in dem es um Leben/ Überleben und Tod geht. Hier in Bildern zu denken, wäre sicherlich zu komplex, würde unnötig wichtige Zeit verschwenden- jedoch pure- blosse, klare Gedankenabläufe würden dein Leben retten.

Es ist genau umgekehrt, das Denken in Bildern ist viel schneller als in Sprache. Sonst würden auch Tiere ohne Sprache viel langsamer reagieren als Menschen, das Gegenteil ist der Fall. Denken in Bildern heißt nicht, dass man sie erst malen müsste, sie sind schon da als Erfahrungsschatz.

Beispiel: Ich komme mit einem Auto auf einer Vorfahrtsstraße an eine Kreuzung und sehe auf der Nebenstraße ein Auto mit hoher Geschwindigkeit kommen. Ich sehe mit einem Blick, dass es zu einem Zusammenstoß auf der Kreuzung kommen könnte, wenn wir beide die Geschwindigkeit beibehalten. Da ist mein Fuss schon auf der Bremse, bevor mir ein einziges Wort zu der Situation eingefallen ist.

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KittyCat2909  29.05.2023, 03:34
@Machtnix53

Du hast anscheinend den BeitrWie kommt es zu derart divergierenden Auffassungen bei Menschen, die allesamt ein enges Verhältnis zum Denken hatten, weil sie dies Geschäft selbst emsig betrieben und die gleichfalls ein enges Verhältnis zur Sprache hatten. Wie kann es sein, daß die einen das Sprechen mit dem Denken gleichsetzen, wohingegen die anderen meinen, daß das Sprechen mit dem Denken nichts zu tun hat, ja es sogar oft behindere?

Natürlich gibt es zu dieser Frage auch Ergebnisse der psychologischen Forschung. Zur Erforschung des Denkablaufs verwendet man seit langer Zeit die Methode des 'Lauten Denkens'. Dieses besteht darin, daß man Versuchspersonen auffordert, während eines Denk- oder Problemlöseprozesses alles, was ihnen durch den Kopf geht, laut zu äußern. Man stellte recht bald fest, daß die Beobachtungsmethode des 'Lauten Denkens' den Denkvorgang selbst verändert. Wenn man zwei Gruppen von Versuchspersonen die gleichen Probleme gibt und läßt die eine 'laut denken', die andere aber nicht, so unterscheiden sich die beiden Gruppen. Meist hilft das laute Denken (s.Deffner, 1989). ag nicht wirklich gelesen.

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User321412849  30.05.2023, 15:00
@KittyCat2909

Denken ist eindeutig ein inneres Monologisieren, das, um so bewusster es geschieht, einem inneren Sprechen und Hören gleichzusetzen ist. Andererseits ist Denken aber auch ein Assoziieren der Wahrnehmungsergebnisse und der Erinnerungen, was sich wie von allein zusammenzufügen scheint, und deshalb ein eher bildliches Denken suggeriert, aber dann sofort einen sprachlichen Ausdruck gewinnt. Alles, was im Gedächtnis verhaftet ist, ist sprachlich besetzt. Vielen Menschen fällt gar nicht auf, dass sie innerlich monologisieren müssen, wenn sie sich über etwas klar werden wollen. Dies ist dem Palaver vergleichbar, das unsere frühen Vorfahren führten, als sie per Kommunikation und sozialer Interaktion die Vorteile der Lautsprache nutzten und so die Sprache nach und nach entwickelten.

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Machtnix53  28.05.2023, 23:30

Der Text ist eindeutig von einem Sprachdenker, vom Denken in Bildern bzw Vorstellungen hat er so gut wie keine Ahnung.

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KittyCat2909  29.05.2023, 03:38
@Machtnix53

Der Text nimmt dazu keine Position ein-, sondern erklärt lediglich und zeigt Unterschiede auf.

Der Verfasser Dietrich Dörner ist ein deutscher Psychologe und emeritierter Hochschullehrer- und hat keine Ahnung. :-)

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Machtnix53  29.05.2023, 21:32
@KittyCat2909

Er zitiert zwar anfangs Leute, für die Denken nichts mit Sprache zu tun hat, aber er versteht sie nicht. Der Rest des Textes, den du hier zitiert hast, beschreibt zwar das sprachliche Denken und preist die Wichtigkeit der Sprache fürs Denken, aber bei dem was er über sprachloses Denken schreibt, merkt man, dass er es nicht so recht versteht. Ist ja auch kein Wunder bei jemandem, der hauptsächlich sprachlich denkt.

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Es gibt ein Tierbewusstsein und beim Menschen "Bewusstseinsstufen", mal so einfach formuliert...falls Du sowas wissen wolltest.

WilliamDeWorde 
Fragesteller
 27.05.2023, 20:54

Könnte es auch menschliche Zombies ohne Selbstwahrnehmung geben und Haustiere, bei denen eine Seele aufkeimt?

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chasperli1965  27.05.2023, 20:59
@WilliamDeWorde

Aus meiner Sicht ersteres eher ja, zweites eher nein. Grundsätzlich ist Tier und Mensch getrennt...

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