Inwiefern hat der Spiegel an Qualität verloren?

7 Antworten

Hallo!

Ich bin jahrelang Spiegel-Abonnent gewesen & habe erst vor drei Wochen die Kündigung eingereicht. Ich war einfach nicht mehr zufrieden.

Verglichen mit den ca. 50 lose gesammelten Spiegel-Exemplaren der Jahre 1987 bis 1997, die ich aus dem Nachlass meines Opas aufgehoben habe, ist der aktuelle Spiegel schlicht ein Witz & eine Art Abziehbild, das lediglich von dem großen Namen lebt. 

Seit etwa einem Jahr fiel mir das verstärkt auf: Die Berichte wurden immer kürzer und oberflächlicher, die Sprache gleichzeitig schlechter und oftmals gab es auch Reportagen, die ein komplexes und eigentlich überaus interessantes Thema, das echt viel hergegeben hätte, nur so rudimentär anschnitten, dass es jedwede Aussage und jeden Gehalt verloren hat. Oftmals haben mich gerade die Titelgeschichten enttäuscht, da man im Gegensatz zu früheren 15-Seiten-Tiefgängen alles auf 5-6 Seiten reduzierte, von denen wiederum auch große Fotos viel Platz in Anspruch nahmen, wo früher Schaubilder und auch kleinere Aufnahmen den Text auflockerten. Es gab immer weniger Berichte, die mich ansprachen. 

Mir wurde der Spiegel auch zu reißerisch ------> die frühere ruhige Sachlichkeit wich einem Stil, der vllt. "jugendlich" und "dynamisch" daherkommen mag & i.welchen mega-alternativen Studenten durchaus gefallen könnte, aber mir einfach zu marktschreierisch geworden ist. Das fing bei unglücklichen Überschriften an und endete bei einer einfachen, oberflächlichen Sprache. Wo früher - ich rede von den 80ern und 90ern - sachliche, durchaus auch kritische und seriöse, überzeugende Argumente standen, fanden sich zuletzt mehrheitlich Plattitüden der Mainstream-Schublade: Das war alles total austauschbar.

Vielleicht musste gespart werden; möglicherweise war der Konkurrenzdruck seitens anderer Nachrichtenmagazine zu groß & man wollte, da heute ja alles "cool" sein muss, wohl auch weg vom früheren "seriösen Altherrenimage" einer reinen Non-Entertainment-Nachrichtenzeitung für verstaubte Rentner oder konservative CDU-geneigte Lehrer, aber das ging meiner Ansicht nach daneben. Auch im "Kulturspiegel" - früher ein Aushängeschild - war zuletzt immer weniger los. Rezensionen waren weder geist- noch hilfreich, sondern nur noch "Geschreibsel". Soweit mein Eindruck. 

-------> Man sollte, wenn die Gelegenheit besteht, mal die aktuellen Ausgaben mit denen von vor 20-30 Jahren vergleichen, dann wird man wissen, was ich meine.

Bin übrigens (als Buchhandlungskunde ohne Abo) endgültig auf den jahrelang parallel zum Spiegel gelesenen Focus umgestiegen, der im direkten Vergleich noch genauso frisch, zündend, gehaltvoll & interessant ist wie in der mir vorliegenden Erstausgabe, die mein Opa im Januar 1993 gekauft hat. Ebenfalls wurde der Stern in den letzten Jahren immer besser, wie ich finde. Früher fand ich den Spiegel am besten.

Letztlich ist es Geschmackssache, was man liest (ob Focus, Spiegel oder Stern), aber inzwischen ist der Spiegel für mich nur ein Abziehbild dessen, was er vor 20-30 Jahren war.

AalFred2  12.12.2016, 12:49

Das ist unverständlich. Du beschwerst dich über zu kurze Artikel, zu viele Bilder und zu saloppen Schreibstil und bevorzugst dann den Focus, der das alles auf die Spitze treibt. Wie passt das zusammen?

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rotesand  12.12.2016, 12:58
@AalFred2

Der Focus bringt die Themen m.E. inhaltsreicher und trotz der Kürze der Berichte tiefergehender als der "aktuelle" Spiegel. Außerdem blieb der Focus sich immer treu, während der Spiegel einfach nur noch der große Name ist, aber eben dabei nicht mehr als die Verpackung.

Ich habe ja auch geschrieben, dass das letzten Endes auch eine reine Geschmacksfrage ist. Mir gefällt der Focus aktuell auch von der Aufmachung her besser.

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AalFred2  12.12.2016, 13:20
@rotesand

Okay, bisher konnte ich weder Tiefe noch Inhalt im Focus entdecken. Dafür reicht meines Erachtens auch die Textlänge nicht aus.

Aber das ist wohl wirklich Ansichtssache.

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Es ist Helmut Markwort gelungen, neben dem "Spiegel" ein ähnliches, wöchentlich erscheinendes Magazin zu etablieren. Das nimmt natürlich dem Spiegel Leser und Inserenten weg.

Daneben gefällt nicht jedem der "langatmige" Spiegel-Stil. Da ist der Focus prägnanter, kürzer.

Das schlägt dann auf die Qualität durch. Interne Querelen soll es auch geben.

AalFred2  12.12.2016, 12:41

Das Bilderbuch des Herrn Markwort hat als einzige Ähnlichkeit mit dem Spiegel, dass es wöchentlich erscheint.

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HansH41  12.12.2016, 13:30
@AalFred2

Das "Bilderbuch des Herrn Markwort" (gerade 80 Jahre alt geworden) wirbt mit dem Slogan "Fakten, Fakten, Fakten". Du findest tatsächlich viele faktenreiche Artikel zu Gesundheitsproblemen, wissenschaftlichen Themen etc., die keine Meinung darstellen.

Seine eher FDP-nahe Meinung verkündet der Focus in gekennzeichneten Kolumnen.

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AalFred2  12.12.2016, 13:35
@HansH41

Was ändert das daran, dass sich diese Magazin vom Anspruch her knapp oberhalb der Bild bewegt?

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HansH41  12.12.2016, 13:44
@AalFred2

Bild vermischt Meinung und Bericht. Das macht der Focus nicht.

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AalFred2  12.12.2016, 13:53
@HansH41

Selbstverständlich hat auch der Focus eine Tendenz in seiner Berichterstattung.

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Nur weil sich bestimmte Leute über ein Nachrichtenmagazin beschweren, muss es nicht an Qualität verloren haben. Manchmal bedeutet es auch, dass sie den Finger in die richtige Wunde legen.

Der alte Rudolf Augstein hatte ein Profil, das man dem linksliberalen Spektrum zuordnen konnte.Er trat auch für die FDP ein.

Adenauer "hasste" ihn politisch :"Ein Abgrund an Landesverrat !", würdigte aber sehr wohl seine Leistung.

Adoptivsohn Jakob Augstein (ex Walser) scheint mir eher ein Schnösel vom linksradikalen Rand zu sein....

 Manche Kommentare in Spiegel-Online klingen menschenverachtend,,,

Leider fehlt der Konkurrenzdruck, denn Focus  wurde immer mehr zu "Bayernkurier vierter Aufguß"......

Er ist zu einer Art besserer BILD-Zeitung verkommen. Seine einstige kritische Haltung hat er längst nicht mehr, so dass auch er ein Teil der mainstream Presse geworden ist.


Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun