Innere Anspannung loswerden?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wir Menschen haben uns in den Jahren unserer Entwicklungsgeschichte nicht mehr sonderlich viel verändert. Der Höhlenmensch in uns ist uns gerade in Stressituationen unheimlich nah. Unser Gehirn ist, mit anderen Worten, unglaublich alt verkabelt und gar nicht unserer heutigen Zeit entsprechend. Es kann also vorkommen, dass ein junger Mensch mit einer großen Menschenansammlung konfrontiert wird und dein Gehirn dir ständig "Gefahr Gefahr Gefahr" signalisiert, obwohl das rational betrachtet gar nicht so ist. Erstmal bist du dagegen machtlos. Wissen, dass du rational betrachtet in Sicherheit bist und nicht flüchten musst, tust du bereits - nur hilft dir das erstmal nichts.

Du darfst dich diesen Situationen auf keinen Fall entziehen in der Zukunft. Bestell dein Brötchen beim Bäcker, geh ins Kino, geh ins Einkaufszentrum und versuch dich in diesen Momenten auf andere zu konzentrieren, nicht auf dich selbst. Analysiere deren Kleidung, deren Gang, das Lächeln, schau dir die Schuhe und Handtaschen an, nimm deine Umgebung in dich auf und stell dabei fest, bestätige für dich, dass das alles Menschen sind die ihrem Tagesgeschäft nachgehen. Wenn du nach außen schaust konzentriert, kannst du nicht zeitgleich nach innen schauen UND tust etwas dass deinem "gewarnt-Zustand" entspricht, sodass dir das nicht schwer fallen wird.

Mit der Zeit wirst du merken, dass deine innere Unruhe weniger wird - schließlich hast du "den Feind" ja im Blick und vielleicht kannst du dich dann lernen zu entspannen. Menschen sind nicht so sehr an anderen Leuten interessiert, wie man denkt. Die sind nicht alle hinter dir her. Das wird dir dann auffallen hoffe ich.

Zu deinem Aufkratzen der Haut: Das zeugt tatsächlich von massivem Druck im Innern. _Es gibt Armbänder die du spicken lassen kannst, oder Nagellack wegkratzen hilft stattdessen auch. Versuch das deiner Haut nicht mehr anzutun, die ist wertvoll. :)

Am besten machst du dir gar nicht erst so viele Gedanken, denn die bringen rein gar nichts.

Du solltest dir mal klar machen, dass die restliche Gesellschaft genau so Menschen sind wie du und ich und es daher keine Grund gibt sich minderwertig zu fühlen. Zudem kann/sollte es dir egal sein, was andere über dich denken, ich meine wer sind die schon?

unbekannt2216 
Fragesteller
 26.10.2021, 09:11

Erstmals, danke für deine Antwort! Aber leider werde ich diese Gedanken einfach nicht los :( Und wenn sie dann mal weg sind gibts am nächsten Tag wieder etwas was mich an mir stört. Es ist nicht so als wär es mein Äußeres, nein irgendwie passiert das alles in mir drin und im Nachhinein denke mich mir auch, was eigentlich mein Problem war.

0
Acidbrain  26.10.2021, 09:15
@unbekannt2216

Das ist ja der Punkt, mach dir gar nicht erst so viele Gedanken. Als Beispiel, wenn du z.B. den Gedanken hast, dass du zu dick bist (oder zu wenig Brüste/Po usw. usw.) dann musst du dich immer fragen für wenn den eigentlich? Resp. kann dir doch egal sein was andere denken, was geht die das überhaupt an?

0

Hallo unbekannt2216,

wichtig ist, zu erkennen, dass der „Feind“ oft in uns selbst selbst zu finden ist. Damit meine ich die innere Stimme, die uns verurteilt und kritisiert. Wir tun uns also selbst keinen Gefallen, wenn wir es zulassen, dass dieser innere Kritiker uns niedermacht! Im Gegenteil: Er kann die Ursache dafür sein, dass man sich selbst infrage stellt und die Selbstachtung verliert.

Es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, wenn man diesen Kritiker nicht über seinen Selbstwert bestimmen lässt, sondern sozusagen wieder selbst die Regie übernimmt! Das ist sicher leichter gesagt als getan. Wie aber kann das gelingen?

Wenn Dich wieder einmal Deine innere Stimme verurteilt, warum dies dann widerstandslos annehmen, ohne es erst einmal zu hinterfragen bzw. infrage zu stellen?

Statt Dir beispielsweise zu sagen: "Ich mache immer alles falsch", oder "Das schaffe ich nie", könntest Du Dir klar machen, dass Fehler und Schwächen kein Grund sind, sich schlecht zu fühlen oder sich zu verurteilen. Denke bitte daran: Jeder macht Fehler, niemand ist perfekt! Viel besser ist es, wenn Du für Deine Fehler und Schwächen Verständnis aufbringst!

Wenn Du Deine Selbstachtung aufbauen willst, dann lerne es, gut zu Dir selbst zu sein! Versuche immer so mit Dir umzugehen, wie mit einem guten Freund: liebevoll, geduldig und verständnisvoll!

Solltest Du jedoch immer wieder Selbstvorwürfe machen und zu kritisch mit Dir umgehen, streust Du sozusagen Salz in Deine Wunden! Ohne es zu wollen, machst Du es Dir nur selbst das Leben schwer! Besser ist es, wenn Du Deinen inneren Kritiker möglichst klein hältst und Dich nicht von unerbittlicher Selbstkritik herunterziehen lässt!

Was ebenfalls einer gesunden Selbstachtung entgegen läuft, ist, wenn Du Dich immer wieder mit anderen vergleichst, oder Dich an dem Idealbild misst, das Du vor Augen hast. Dieses Idealbild stammt meistens nicht von einem selbst, sondern von Menschen, die einen im Laufe des Lebens geformt haben: z.B. die Eltern, Lehrer oder Gleichaltrige. Also haben sich wahrscheinlich andere das Bild, dem Du möglicherweise hinterherläufst, für Dich ausgedacht. Wäre es nicht viel besser, zu der Person zu werden, die Du sein möchtest?

Es können aber auch recht kleine und einfache Dinge zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen: Du kannst z. B. mit einem Lächeln innerhalb kürzester Zeit Deine Gefühle positiv beeinflussen. Das funktioniert selbst dann, wenn Dir überhaupt nicht nach Lachen zumute ist. Das kommt daher, da unsere Gefühle sehr eng mit unserem Körper verbunden sind!

Daher kann auch die Körperhaltung mitbestimmend dafür sein, ob Du Dich klein und mickrig oder selbstbewusst fühlst. Eine aufrechte, gerade Haltung z.B. vermittelt ein anders Gefühl, als wenn Du mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern umherläufst.

Ein weiterer Tipp ist die richtige Atemtechnik. Sobald Du hektisch und aufgeregt bist, wird Deine Atmung automatisch flacher. Wenn Du ganz bewusst darauf achtest, immer dann, wenn Du erregt bist, langsam tief ein- und auszuatmen, wirst gelassener und damit auch sicherer werden.

Falls Du mal wieder in einem seelischen Tief steckst, kann körperliche Bewegung wahre Wunder wirken! Fahre Fahrrad, gehe joggen oder mache einfach nur einen Spaziergang! Ganz bestimmt wirst Du Dich hinterher besser und ausgeglichener fühlen. Es bringt Dich nicht weiter, wenn Du Dich verkriechst und negativen, selbstzerstörerischen Gedanken nachhängst! Werde aktiv und setze Dich in Bewegung!

Und zum Schluss noch ein letzter Tipp: Für andere da zu sein und sich selbstlos für jemanden einzusetzen, erzeugt ein positives Lebensgefühl und lenkt einen von schlechten Gedanken ab! Das Bewusstsein, etwas Wertvolles und Sinnvolles geleistet zu haben, macht Dich zufrieden und hebt letztendlich auch Dein Selbstbewusstsein!

Wenn Du an Gott glaubst, dann denke daran, dass die Bibel in vielem, was sie uns sagt, ebenfalls zu einem ausgeglichenerem Selbstwertgefühl beiträgt. Du kennst doch sicher das Gebot: " Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Wie dieser Text zeigt, brauchen wir ein gewisses Maß an Eigenliebe, um psychisch gesund und stabil sein! Wenn man sich selbst liebt, wird man dadurch noch lange nicht zu einem Egoisten! Es kommt hier auf Ausgeglichenheit an.

Ist es nicht außerdem ein schöner Gedanke, dass Gott Dich persönlich für wichtig hält? Der berühmte biblische König David von Israel, brachte das einmal wie folgt zum Ausdruck:" Du weißt, wann ich mich setze und wann ich aufstehe. Aus der Ferne erkennst du meine Gedanken. Ob ich unterwegs bin oder mich hinlege, du beobachtest mich. Mit allen meinen Wegen bist du vertraut." (Psalm 139:2,3).Gott hatte sich also mit den Einzelheiten im Leben Davids befasst. Und genauso interessiert sich Gott auch heute ganz persönlich für uns!

Wie Du siehst, kann man einiges dafür tun, um richtig und ausgeglichen über sich zu denken! Du kannst sicher nicht von heute auf morgen gleich alles eins zu eins umsetzen. Doch je mehr Du an Dir arbeitest, desto eher wirst Du Dich in eine positive Richtung verändern. Viel Kraft und Erfolg dabei!

LG Philipp

Ich habe früher auch ein sehr geringes Selbstwertgefühl gehabt. Ich hab dann viel Therapie gemacht und Bücher zum Thema Selbstliebe gelesen.

z.B. "Heirate dich selbst" von Veit Lindau.

Auch youtube-Videos von Peter Beer oder eine Mitgliedschaft in seiner Achtsamkeitsakademie kann dich enorm weiter bringen.

https://www.peter-beer.de/achtsamkeits-academy/

Gegen das Knibbeln helfen Fidget Toys.

Ansonsten ist weniger das fehlende Selbstwertgefühl Dein Problem, sondern eher Dein Egozentrismus. Bitte fühl Dich durch diesen Begriff nicht angegriffen, das ist nicht meine Absicht. Aber um Dich besser zu fühlen, musst Du den Fokus von Dir weglenken. Mein Rat wäre: Engagier Dich bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, entweder organisiert oder, wenn Dir dazu noch der Mut fehlt, selbst organisiert. Ob das das Aufsammeln von Müll an Straßenrändern ist oder ein Engagement im Tierschutz oder für Obdachlose oder Kinder oder für die Umwelt - was immer Dir selbst zusagt. Das lenkt nicht nur Dich von Deiner Person ab, es steigert auch ungemein die Wertschätzung für Dich selbst.

Was ich hier schreibe, beruht auf eigenen Erfahrungen mit meiner eigenen Situation.