Im FSJ ausgenutzt?
Hallo ihr Lieben,
ich habe letztes Jahr mein Abitur absolviert und danach für ein Semester lang Jura studiert. Leider habe ich schnell gemerkt, dass das Studium mir nicht gefällt und ich es mir auch nicht mehr vorstellen kann in dem Bereich später zu arbeiten.
Da ich ein Studium erst im Oktober wieder antreten kann , habe ich mich zur Überbrückung für ein FSJ im Kinderheim entschieden. Nun war ich gestern beim Vorstellungsgespräch und man hat mir mitgeteilt, dass man mir nach einiger Zeit auch Nachtschichten alleine zutrauen würde. Auch anfangs werde ich wahrscheinlich Nachtschichten arbeiten müssen, nur eben nicht alleine.
Herausfinden konnte ich auch, dass das Heim über diesen Weg auf der Suche nach neuen Arbeitskräften ist, die nach dem FSJ langfristig dort weiter arbeiten werden.
Das hatte ich jedenfalls nicht vor, da ich im Oktober wieder studieren möchte.
Morgen findet mein erster Probetag statt und dann werde ich sehen wie alles abläuft.
Nun meine Frage: Da ich, wie es sich anhört, viele Aufgaben übernehmen werde, die reguläre Arbeitskräfte auch übernehmen, frage ich mich ob das für mein Taschengeld von 300€ als FSJlerin gerechtfertigt ist. Besonders die Nachtschichten.
Letztendlich werde ich erst morgen merken, wie viel mit dort zugetraut wird, aber meine Frage wäre: Ist das eurer Meinung nach in Ordnung oder sollte ich widersprechen und somit das Risiko eingehen, dass ich dort nicht gekommen werde?
Ich muss dazu sagen, das FSJ läuft über das DRK und deren Mitarbeiterin hat mir gesagt, es gäbe zwar Schichten und auch Arbeitstage am Wochenende, aber KEINE Nachtschichten für mich als FSJlerin.
Danke!
6 Antworten
Hi,
man muss aus meiner Sicht zwei Dinge konsequent unterscheiden: nämlich das, was ein FSJ sein soll - und was ein FSJ in der Praxis tatsächlich ist.
Was ein FSJ sein soll, ist im Jugendfreiwilligendienstegesetz eindeutig geregelt:
"Das freiwillige soziale Jahr wird als überwiegend praktische Hilfstätigkeit, die an Lernzielen orientiert ist, in gemeinwohlorientierten Einrichtungen geleistet, insbesondere in Einrichtungen der Wohlfahrtspflege, in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, einschließlich der Einrichtungen für außerschulische Jugendbildung und Einrichtungen für Jugendarbeit, in Einrichtungen der Gesundheitspflege, in Einrichtungen der Kultur und Denkmalpflege oder in Einrichtungen des Sports." - § 3 Abs. 1 JFDG
In der Praxis legen die Einsatzstellen die "Hilfstätigkeit" - milde ausgedrückt - äußert großzügig aus. Dementsprechend muss man feststellen, dass
Im FSJ ausgenutzt?
durchaus nicht so selten vorkommt. Viele Einsatzstellen sehen Freiwilligendienstleistende als extrem kostengünstiges Personal und mancherorts werden schlichtweg reguläre Arbeitsplätze durch Freiwilligendienstleistende ersetzt.
Das ist eigentlich nicht Sinn der Sache.
Da ich, wie es sich anhört, viele Aufgaben übernehmen werde, die reguläre Arbeitskräfte auch übernehmen, frage ich mich ob das für mein Taschengeld von 300€ als FSJlerin gerechtfertigt ist.
Gegen die Übernahme von Aufgaben spricht nichts - als Freiwilligendienstleistender soll man auch entsprechend praktische Tätigkeiten ausführen.
Das soll allerdings nicht bedeuten, dass man letztendlich irgendwann als einziger Verantwortlicher - ohne entsprechende Ausbildung - tätig ist. Das widerspricht dem Sinn eines Freiwilligendienstes.
Zum Thema Geld hat RedPanther schon alles relevante gesagt: es ist ein "Taschengeld" und auch so zu verstehen, kein "leistungsgerechter Arbeitslohn". Es ist ein Freiwilligendienst, kein reguläres Arbeitsverhältnis - dementsprechend gelten auch hier andere Maßstäbe.
Ist das eurer Meinung nach in Ordnung oder sollte ich widersprechen und somit das Risiko eingehen, dass ich dort nicht gekommen werde?
Man muss letztendlich für sich selbst entscheiden, ob man das "will" - ich würde bei den genannten Konditionen jedenfalls kritisch nachdenken.
Ich muss dazu sagen, das FSJ läuft über das DRK und deren Mitarbeiterin hat mir gesagt, es gäbe zwar Schichten und auch Arbeitstage am Wochenende, aber KEINE Nachtschichten für mich als FSJlerin.
Die Träger des Freiwilligendienstes erfahren vergleichsweise selten, wie der Einsatz dann wirklich aussieht.
LG
Die finanzielle Überlegung ist schnell erledigt: Du machst das Ganze nicht für Geld. Sondern das Taschengeld ist wirklich nur so ein Taschengeld, wie man auch als Kind jede Woche 5 € von seinen Eltern bekommen hat. Es macht also keinen Sinn, zu überlegen ob die Nachtschichten 300 € wert sind.
Ansonsten, FSJler machen normalerweise die gleichen Arbeitszeiten wie die normalen Angestellten auch. Sprich, wenn die normalen Angestellten Nachtschichten und Wochenendarbeit haben, ist es auch üblich dass der FSJler Nachtschichten und Wochenenden arbeitet.
Dass man als FSJler nicht nur dazu da ist, daneben zu stehen und zuzugucken, sondern Aufgaben bekommt die auch tatsächlich zu erledigen sind, sollte auch klar sein.
meine Frage wäre: Ist das eurer Meinung nach in Ordnung oder sollte ich widersprechen und somit das Risiko eingehen, dass ich dort nicht gekommen werde?
Schaue dir an, ob du es dir von den Aufgaben und vom Umfeld her grundsätzlich zutraust.
Ob du Nachtschichten machen musst, solltest du so nehmen wie es kommt. Ist auch mal eine Erfahrung wert.
Danke, für die Antwort!
Im Allgemeinen war mir vieles davon schon klar. Ich glaube ich wurde ein bisschen überrumpelt als mir von dem Heim was anderes erzählt wurde als vom DRK. Ich war eben darauf vorbereitet die Aufgaben zu übernehmen, die es eben tagsüber zu erledigen gibt. Ich frage mich dann jetzt trotzdem nur, ob FSJler dann billig ausgenutzt werden und sich das überhaupt lohnt. Abgesehen von den Erfahrungen und dem Lebenslauf.
Ich bin froh, dass ich nicht nur genutzt werde, um Kaffee zu kochen oder sowas. Das soll es ja auch geben. Aber ich finde schon, dass es da ein ausgewogenes Verhältnis geben sollte, die den unausgebildeten FSJlern als auch der Arbeitsstelle irgendwie entgegenkommt.
Ich frage mich dann jetzt trotzdem nur, ob FSJler dann billig ausgenutzt werden
Ich kenne es eigentlich nicht anders, als dass Zivis/Bufdis/FSJler als billige Arbeitskräfte gesehen werden.
und sich das überhaupt lohnt. Abgesehen von den Erfahrungen
Also mein FSJ war die bisher beste Entscheidung meines Lebens. Gerade wegen der Erfahrungen, die ich da gemacht habe.
Du schmeisst einige Dinge in einen Topf.
In deinem Arbeitsvertrag muss geregelt werden, wie sie dich zeitlich einsetzen wollen oder müssen auch. Du kannst es unterschreiben oder auch nicht, deine Sache.
Du bist aber nicht verpflichtet denen mitzuteilen, das du nach dem FSJ studieren willst. Nach deinen Zukunfstplänen gefragt, weisst du es halt noch nicht genau, deshalb willst du ja das FSJ machen, um zu schauen, ob du vielleicht in die Richtung gehen willst.
Aber ein FSJ Jahr bedeutet auch EIN JAHR!. Wenn du das unterschrieben hast, musst du 12 Monate arbeiten oder du kündigst nach einer Probezeit, die auch dir zusteht (meines Wissens) . Das das alles andere als einen guten Eindruck macht, kannst du dir denken. Warum suchst du dir nicht was anderes? Zum Beispiel Work and Travel für 3-6 Monate oder sowas.?
Nein, ein FSJ wäre auch für 6 Monate möglich. Zumindest beim DRK. Das habe ich schon alles abgesprochen.
Super, das kann ich nicht wissen, wenn ich FSJ..Jahr höre....Wieder was gelernt, Sorry....
Ja, das kann ich verstehen. Dachte ich auch erst und ich glaub ich auch nicht bei allen Anbietern so :)
Hallo,
ich würde da mal ganz unverbindlich bei der zuständigen Person beim DRK anrufen, und fragen, ob es überhaupt zulässig ist, dass ein FSJler ALLEINE in der Kinder- & Jugendhilfe Nachtschicht übernimmt. Ich habe da Zweifel.....
Zwar ist das FSJ keine Festanstellung, aber im Prinzip mußt du bereit sein Aufgaben zu übernehmen die einer Festanstellung gleichen.
sehr gute Antwort, danke!