Ich bin psychisch am Ende. Was soll ich tun?
Seit über 5 Jahren rede ich mir ein, dass es mir eigentlich gut geht und ich übertreibe, doch in letzter Zeit geht es mir so schlecht, dass ich aus den Tiefpunkten nicht mehr herauskomme.
Ich bin ständig antriebslos. Die Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben, bereiten mir kaum Freude. Ich bin vergesslich und unkonzentriert. Alles wird einfach zu viel. Ich bin komplett überfordert. Ich habe meinen Eltern erzählt wie ich mich fühle und sie denken, dass ich aufgrund der Uni Stress empfinde und dass das normal sei. Dass ich die Uni abbreche oder nicht in der Regelstudienzeit fertig werde, kommt für die nicht in Frage. Während der Prüfungsphase fühle ich mich tatsächlich am schlechtesten. Der Druck macht mich einfach nur fertig! Ständig habe ich das Gefühl nicht gute genug zu sein. Selbst wenn ich etwas gut erledige, bin ich nicht zufrieden. Ich bin nie zufrieden. Kann es sein, dass ich einfach nur Versagensängste habe oder eben Prüfungsangst oder steckt viel mehr dahinter? Die oben aufgezählten Stimmungen sind eigentlich fast immer da. Meine Gedanken quälen mich ständig. Ich kann nichts mehr genießen, weil ich ständig an die vergangen und bevorstehenden Probleme denken muss. Nachdem ich einen halbwegs guten Tag hatte, fühle ich mich leer... ich weiss nicht wie ich mit dieser Leere umgehen soll. Meine Freunde versuchen für mich da zu sein, aber es hilft nur wenig, da ich im Endeffekt mich trotzdem alleine fühle. Da ich nicht mehr weiß, was ich tun soll, habe ich angefangen mich selbst zu verletzen, um mich abzulenken. Ich bin an so einem Punkt angelangt, wo mich das auch nicht mehr zufrieden stellt. Ich habe mir bereits psychologische Hilfe gesucht. Mein Termin ist erst nächste Woche. Ich weiss nicht wie ich es bis dahin schaffen soll. Normalerweise konnte ich während meiner Downphasen produktiv sein und meinen Uni Kram erledigen. Jetzt kann ich nicht mal eine Passage lesen... ich habe mich noch nie so hilflos wie jetzt gefühlt...
Danke an alle, die bis hierher gelesen haben und mir mit ihrem Rat zur Seite stehe wollen!
8 Antworten
Bis nächste Woche lässt du die Uni ruhig ein bisschen schleifen, gehst jeden Tag für mindestens 30 Minuten raus. Draußen kannst du versuchen, deine Gedanken auf Kleinigkeiten zu lenken: Schöne Blätter, das Gefühl von Sonne, alles was dir so ins Auge fällt. Klingt doof, ich weiß aber es lenkt tatsächlich ganz gut ab und auch Herbstsonne tut der Seele noch gut.
Vermutlich wirst du, so wie es dir zur Zeit geht, zu einer (Teil)stationären Therapie eingeladen. Mach das ruhig, deine Eltern brauchen sich da garnicht aufregen, es muss dir erstmal wieder bessergehen, sonst ist an ein weiteres erfolgreiches Studium eh nicht zu denken.
Bitte hab davor keine Angst, es ist keine "Klapsmühle", du bist nicht verrückt oder gestört. Es ist wie bei einem gebrochenen Bein, das brauch auch seine 6 Wochen Gips udn Ruhe, danach kann man langsam wieder loslaufen. Genauso musst du deinem Geist die Chance geben, was beim Bein der Gips ist in der Therapie das Gespräch, die Zeit für dich und der Kontakt zu anderen, die teils ähnliche Probleme bewältigen.
Vielleicht kann dir die Telefonseelsorge helfen, die Zeit bis zu deinem Termin zu überbrücken.TelefonSeelsorge® Deutschland | Sorgen kann man teilen. 0800/1110111 · 0800/1110222 · 116123. Ihr Anruf ist kostenfrei.
Auch an eine der Caritas Beratungsstellen könntest du dich wenden wie z. B. hier:
Psychologische und soziale Beratungsstelle (caritas-stuttgart.de)
Notfalls könntest du dich in einer Klinik- eventuell auch ambulant- vorstellen.
Danke für deine Antwort! An die TelefonSeelsorge habe ich mich bereits gewandt. Es war leider nur wenig hilfreich.
Klingt stark nach Depression, dass wichtigste ist nun, dass du überlebst bis zu dem Termin (Schaffst du ❤️🍀) und dann sagst du ihr/ihm alles was du grade durchmachst, die werden es dann am besten wissen, was für dich gut ist. Jetzt heißt es stark sein, ich habe Depression und kann dir sagen, dass es dauert, ABER man es auf jeden Fall heilen kann…
Ganz viel Glück dir ❤️🍀und gute Besserung
Ps: sich mit Leuten auszutauschen denen es auch grade so geht hilft meistens sehr, guck doch mal auf gute Frage, kannst mich auch nehmen 💗
Vielen Dank für deine Antwort! Ich wünsche dir das Beste. Ich vermute auch, dass ich Depressionen haben könnte, aber dann denke ich, dass ich mir das nur einreden. Es wird sicherlich hilfreich sein, wenn ich mich diagnostizieren lasse. Ich habe tatsächlich Freunde denen es so ähnlich geht. Mich macht es eigentlich nur noch trauriger, weil ich selbst zu schwach bin um ihnen zu helfen oder sie eben auch runterziehe...
Hallo RubyRose4,
ständige Antriebslosigkeit und innere Leere können einen Hinweis auf eine Depression liefern. Eine Diagnose sollte jedoch immer von einem Arzt/Psychologen gestellt werden. Daher ist es gut, dass Du diese Woche einen Termin hast.
Auch wenn Du im Moment noch nicht genau weißt, woran Du leidest, solltest Du auf Dich Rücksicht nehmen und die Anforderungen, die Du an Dich stellst, möglichst gering halten. Hilfreich könnte auch Sport und längere Spaziergänge sein. Versuche aber auf keinen Fall, Dich zu etwas zu zwingen, das in Dir ein Gefühl der Überforderung auslöst!
Es gibt etwas, was Du in jedem Fall jetzt schon tun kannst: Mit jemandem über Deine Situation zu reden, zum Beispiel mit einem Freund/Freundin oder einem Familienangehörigen. Es sollte aber jemand sein, der über eine gewisse Reife und Einfühlungsvermögen verfügt und zu dem Du Vertrauen hast.
Vielleicht kann er oder sie Dir helfen, die Lage nicht mehr so schwarz zu sehen.Da andere ja nicht unbedingt von außen erkennen können, wie schlecht es Dir geht, ist es sicher nötig, die Initiative zu ergreifen und auf jemanden zuzugehen.
Versuche, trotz allem eine gewisse Zuversicht zu entwickeln. Manches lässt sich durchaus ändern oder zumindest verbessern, so dass man wieder Hoffnung schöpfen kann. Deine momentane Situation mag einem Tunnel gleichen, dessen Ende Du im Moment noch nicht sehen kannst. Denke jedoch daran, dass irgendwann auch der längste Tunnel zu Ende ist und man wieder das Tageslicht erblickt.
Vielen vor Dir ist es schon so ergangen, und so kann es auch in Deinem Fall sein! Auch wenn es schwer ist, mache Dir jedoch am besten eines zum Motto: "Aufgeben ist keine Option". Diese Einstellung kann Dir dabei helfen, niemals die Hoffnung völlig zu verlieren, egal wie dunkel es gerade um Dich herum aussieht.
Außer diesen praktische Hinweisen, möchte ich Dir, sofern Du an Gott glaubst, zum Schluss auch noch einen kleinen Tipp aus der Bibel geben. Ich fand darin einmal einen sehr schönen Text, der zeigt, dass wir uns mit unseren Sorgen und Problemen jederzeit an Gott wenden können. Der Text lautet:
"Vertraut auf ihn zu allen Zeiten.Vor ihm schüttet euer Herz aus. Gott ist uns eine Zuflucht" (Psalm 65:2). Viele haben die Erfahrung gemacht, dass Gebete nicht einfach ins Leere gehen. Gott kann einem helfen, auch wenn er nicht durch ein Wunder all unsere Probleme beiseite schafft. Zum Beispiel kann er uns einen Weg finden lassen, der Erleichterung bringt.
Ich wünsche Dir, dass Du es mit der Hilfe und Unterstützung anderer schaffst, Deine Krise zu überwinden und es in Deinem Leben allmählich wieder bergauf geht! Alles Gute und viel Kraft!
LG Philipp
Liebe RubyRose4,
wenn wir ständig tatsächliche Probleme vor Augen haben, zieht uns das runter. Es hilft sehr, wenn wir anstelle der Probleme uns auf Lösungswege konzentrieren sowie uns ausmalen, wie gut wir uns fühlen werden, wenn wir erstmal X geschafft haben.
Ich habe gelernt: 1) Wenn die Fähigkeiten deutlich besser sind als der Charakter, werden Menschen arrogant und überheblich. 2) Wenn aber der Charakter deutlich besser ist, als die Fähigkeiten, steuern Menschen auf einen Burn-Out oder auf eine Depression zu.
Bei Dir ist wohl der Satz 2) hilfreich. Also arbeite konzentriert an Deinem Wissen und an Deinen Fähigkeiten und schau nicht auf Probleme. Die sind auch da, wenn Du nicht hinschaust. Aber Wissen und Fähigkeiten wollen erarbeitet werden. Und mit steigendem Wissen und mit besseren Fähigkeiten stellen sich viele Lösungen fast automatisch ein.