Hypothese, These und Theorie

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Hypothese: Eine vorlüfige Annahme, die versuchsweise als Ausgangspunkt zur Lösung eines Problems dienen soll. Mit Hypothesen wird vor allem im Bereich der wissenschaftlichen Forschung gearbeitet, wenn gesicherte Kenntnisse allein nicht ausreichen, um gegebene Phänomene befriedigend zu erklären oder in neue Bereiche vorzustoßen. Also handelt es sich bei der Hypothesenbildung um ein heuristisches Verfahren, welches darin besteht, dass unter Berücksichtigung des vorhandenen Kenntnisstandes und im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel eine oder mehrere Thesen formuliert werden, die nun im weiteren (zb. experimentellen) Vorgehen teilweise oder ganz bestätigt oder widerlegt werden können, in jedem Fall aber zu einer Kenntniserweiterung im Problembereich führen.

These vom griech. thesis, "das Setzen, die Setzung, aufgestellter Satz": wird im Sinne von Aussage, Behauptung verwendet. Thesen sind Sätze mit Geltungsanspruch, der erst noch argumentativ bewiesen oder empirisch belegt werden muss. Seit der Antike wird die These innerhalb eines Streitgesprächs als Ausgangspunkt genommen, wobei die These in einer Frageform so gestellt ist, dass sie innerhalb einer zweiwertigen Logik mit ja oder nein beantwortet werden kann. Bei Hegel wird die These eingebunden in die dialektische Trias von These (Position), Antithese (Negation) und Synthese (Negation der Negation). Für die Synthese gilt, dass in ihr die Position, obwohl sie negiert worden ist (negare), zugleich auch aufbewahrt (conservare) und auf eine höhere Eben gehoben ist (elevare) – im Gegensatz zur formalen Logik, bei der die Negation der Negation keine Synthese ergibt, sondern die Ursprungsposition. Das dialektische Denken (Dialektik) berücksichtigt also, im Gegensatz zur formalen Logik, die Entwicklung, in der sich Dinge und Sachverhalte befinden.

Theorie: Die Bedeutung des Begriffs ist in den Untersuchungen der traditionellen und der modernen Philosophie und erst recht in den verschiedenen Einzelwissenschaften sehr weit gefächert. Bei Platon bedeutet theoria die Schau der Idee und damit der Wahrheit. Bei aller Differenzierung dessen, was man unter Theorie versteht, steht jedoch soviel fest, dass Theorien ein Ordnungsgefüge für etwas Vorgegebenes darstellen (was immer dies sei). Im weiteren Sinne versteht man unter Theorie jede Hypothese, jede Verallgemeinerung, jedes Gesetz oder eine Konjunktion derselben. Nach Popper gilt sogar: Jeder Satz hat den Charakter einer Theorie. Selbst der Satz "Hier steht ein Glas Wasser" ist theoretisch, weil er allgemeine Begriffe (Glas, Wasser) enthält, die nicht durch unmittelbare Erlebnisse verifiziert werden können. Damit weicht Popper zwar klar von der üblichen Auffassung ab; er will aber dadurch das wesentliche Charakteristikum von Theorien betonen, dass nämlich eine Theorie das unmittelbar Gegebene überschreitet. Diese Transzendenz des Gegebenen wird in der herkömmlichen Auffassung erfahrungswissenschaftlicher Theorien stark deutlich: So deutet man eine Theorie zb. als ein deduktives System, das aus gewissen Anfangshypothesen an der Spitze und empirisch prüfbaren Generalisationen an der Basis beruht. Solche Systeme nennt man hypothetisch-deduktive Systeme, da alle Aussagen logische Konsequenzen aus einer Menge von grundlegenden Annahmen sind

Eine interessante Variante dieser Kennzeichnung von Theorien liefert Lakatos mit seiner Methodologie der Forschungsprogramme: Ein Forschungsprogramm besteht synchronisch gesehen aus einem harten Kern und einem schützenden Gürtel von Zusatzhypothesen; diachronisch gesehen aus einer Folge von Theorien, die sich durch progressive oder degenerative Problemverschiebungen verändern. Am harten Kern wird dabei auch bei experimentellen Schwierigkeiten festgehalten, wogegen im schützenden Gürtel Anpassungen vorgenommen und Hilfshypothesen aufgestellt werden können. Beurteilt werden bei Lakatos also nicht isolierte Theorien, sondern Folgen von Theorien, die als erfolgreich / progressiv (bei steigendem Gehalt) oder degenerierend (bei sich verminderndem Gehalt) erkannt werden sollen.

Auszugsweise nach Jan Westerhoff Erkelenz / Cambridge zitiert

Hypothese und These sind strukturell das selbe.

In der strukturierten Erkenntnistheorie z.B. das empiristische Standardmodell sagt man "Hypothese" - den Begriff solltest du verwenden!

Es ist eine Gütekriterium wissenschaftlicher Aussagen (hypothesen und THeorien) , dass sie empirisch zu überprüfen sind. Das hast du richtig erkannt, dass Hypothesen noch nicht verifiziert sind. Nach Popper lassen sich Hypothesen und Theorien aber nie verifizieren sondern nur vorläufig bestätigen. Man kann auch von "Gesetzen" sprechen, wenn sie verifiziert sind.

Theorien bestehen aus Hypothesen oder Gesetzen (weiterhin aus Axiomen und Bezugsaussagen) aber nicht einfach aneinandergereiht sondern sie müssen einen strukturierten Bezug haben!

So , wie ich es bei Wikipedia gefunden habe, habe ich es auch gelernt:

Eine Hypothese ist eine Aussage, deren Gültigkeit man für möglich hält, die aber nicht bewiesen oder verifiziert ist. Für Hypothesen ist es üblich, dass die Bedingungen angegeben werden, unter denen sie gültig sein sollen.

In positivistischen wissenschaftstheoretischen Strömungen ist die Hypothese eine Vorstufe einer Theorie, zu der sie durch verifizierende Beobachtungen werden kann. Anders als im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet „Theorie” in der Wissenschaft also im Unterschied zur Hypothese eine Aussage oder eine voneinander abhängige Gruppe von Aussagen, die durch empirische Erfahrungen bestätigt wurden (z. B. Relativitätstheorie, Gravitationstheorie, Evolutionstheorie). Eine Behauptung oder ein Leitsatz, der durch wissenschaftliche Beweisführung bewiesen oder widerlegt werden soll, heißt These.

Ouelle. http://de.wikipedia.org/wiki/Hypothese

KokoRico 
Fragesteller
 08.01.2013, 18:56

Bei dieser Definition versteh ich den Unterschied zwischen einer Hypothese und einer These nicht. Eine Hypothese ist eine Aussage die nicht bewiesen ist und eine These ist eine Aussage die nicht bewiesen ist und die bewiesen werden soll?

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regni  08.01.2013, 19:23
@KokoRico

In einer These stellt einer eine Behauptung oder einen Leitsatz auf, den er zunächst für wahr hält. Er bedarf einer Beweisführung (also auch einer Verifizierung). Allerdings kann sie auch widerlegt werden durch eine Antithese und Gegenbeweisführung.

Kurz: Eine These sollte durch nachprüfbare Tatsachen belegt sein.

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