Hund bellt und knurrt nur, ratlos?

7 Antworten

Wieder das übliche Problem mit den Kleinhunden...

Der Hund hat vermutlich nichts kennengelernt als er klein war. Dann habt ihr ihn gekauft, an die Leine gehängt und seid mit ihm rausgegangen, richtig ?

Die ersten Tage war der so geschockt dass er nicht reagiert hat. Aber jetzt ist ihm das alles zuviel.

Da musst Du ganz von vorne anfangen.

Also erstmal NICHT Gassigehen sondern nur raus auf die nächste Wiese etc. einen ruhigen Ort suchen. Lange Leine dran und den Hund einfach schauen lassen. Wenn er vor irgendwas Angst hat und es anbellt, bleib ruhig, bleib stehen, geh zu diesem Gegenstand hin - aber zerr den Hund nicht mit. Lass ihn an der langen Leine zuschauen. Dann fass den Gegenstand an, tu so als ob Du ihn genau betrachtest und dann lade Deinen Hund freundlich ein, sich das auch anzuschauen. Jeder Schritt den der Hund auf den Gegenstand zumacht wird sofort bestätigt. "Prima - schau mal, das ist nur eine Mülltonne, Tüte oder was auch immer"... Und wenn der Hund den Mut hatte den Gegenstand anzuschauen oder sogar zu schnüffeln - Prima - bestätigen. Dann tust Du so als ob der Gegenstand gar nicht mehr da wäre und forderst den Hund auf "komm wir gehen weiter"...

Du musst in ganz kleinen Einheiten jeden Tag ein bisschen üben. Überfordere den Hund nicht. Das Knurren und Bellen ist ein Ausdruck von extremen Stress und Überforderung bei dem kleinen Hund. Der schreit quasi ständig "Geht weg, haut ab, ich hab Angst, lasst mich alle in Ruhe".

Wenn er draussen Leute anbellt, lauf einen Bogen - stell Abstand her zu den Leuten, aber gibt dem Hund auch Zeit sich diese Personen anzuschauen. Du stehst dabei wie ein Fels neben ihm oder vor ihm. Wenn er Sitz kann oder irgendwas anderes - dann biete ihm ein Ersatzverhalten an. Wichtig ist dass Du Dich nicht aus der Ruhe bringen lässt wenn er kläfft. Wenn er sich reinsteigert und nicht mehr reagiert - stups ihn vorsichtig mit einem Finger an der Schulter an. Wenn er sich dann erstaunt umdreht dann lass ihn z.B. "Sitz" machen und lenk ihn ab.

Der Hund muss erst langsam die Welt da draussen kennenlernen. Stell Dir einfach seine Perspektive vor. Leg Dich mal auf den Boden und fordere irgendwelche Familienmitglieder, Freunde etc, schnell ganz nah an Dir vorbeizugehen. Wie fühlt sich das an ? Nicht so toll oder ? So ein kleiner Hund fühlt sich ständig bedroht - wenn ein Kind vorbeiläuft, wenn ein Fahrrad kommt, jemand mit einem Rollkoffer entgegenkommt usw. Aus seiner Perspektive ist alles riesig gross und bedrohlich. Und wenn er dann noch an der Leine hängt kann er nicht mal flüchten. Das löst ein Gefühl der "Ohnmacht" bei dem Hund aus. Und dann kommt es zu dem Verhalten das Du beschreibst.

Achte darauf dass ihr in den nächsten Monaten nichts tut was der Hund nicht möchte oder von selber anbietet. Also er wird nicht ohne Vorwarnung einfach auf den Arm gerissen. Schon gar nicht von hinten. Wenn Du ihn hochnehmen willst, sprich ihn an - geh in die Hocke, ermuntere ihn zu dir zu kommen und dann nimm ihn vorsichtig und langsam hoch.

Der Hund wird nicht "zwangsgebürstet oder gebadet", beim Geschirr anziehen und Leine dranmachen - setz Dich auf den Boden und mach es langsam. Warte immer bis der Hund zu Dir kommt. Wenn Du möchtest dass er etwas tut dann lade ihn dazu ein, fordere ihn auf - aber er muss es FREIWILLIG tun. Die Gefahr bei den Kleinhunden ist immer die dass man nicht auf ihre Körpersprache achtet sondern sie einfach packt etc.. Auch Zwangsstreicheln ist tabu. Der Hund wird nur vorsichtig gestreichelt wenn er kommt und das auch möchte.

Aber bitte versteh das jetzt nicht falsch - ich sage nicht dass der Hund nur noch das tun soll was er will. Im Gegenteil. Natürlich musst Du konsequent sein und das durchsetzen was Du möchtest - aber eben mit Verstand und Geduld und Konsequenz.

Der Hund muss Vertrauen aufbauen und sich darauf verlassen können dass ihm nichts passiert und Du alles im Griff hast und dass Du schon weisst was Du tust.

Das wird ein Stück Arbeit - das kann Monate dauern bis sich da eine Verbesserung einstellt.

Artfreakme 
Fragesteller
 02.02.2022, 20:44

Sehr vielen Dank dafür :) Er wurde leider auch schlecht behandelt von den Vorbesitzern, nur in einem kleinen Flur gehalten, weil der andere Hudn eifersüchtig war.

0
William1307  02.02.2022, 20:49
@Artfreakme

Das ist jetzt egal. Für den Hund fängt jeden Tag ein neues Leben an. Du musst ihm helfen sich in diesem neuen Leben zurecht zu finden :-)

1
Artfreakme 
Fragesteller
 02.02.2022, 20:50
@William1307

Ja, ich möchte ihm schließlich ein gutes Leben bieten und möchte nicht, dass er nur Angst haben soll

0

Wenn er erstmal ganz ruhig und lieb war ist bestimmt etwas vorgefallen. Vielleicht ist er auch krank und hat Schmerzen. Ich finde du solltest mit ihm erstmal zum Tierarzt gehen um sicher zu gehen das er nichts hat. Und wenn du ihn noch nicht mal 2 Wochen hast und schon so überfordert bist solltest du dir schnell erfahrende Hilfe suchen. 💜

Artfreakme 
Fragesteller
 02.02.2022, 18:48

Danke :) ja, den Tierarztbesuch wollten wir machen

0
Elocin2910  02.02.2022, 20:34

Nein, da muß nichts passiert sein, das werden wohl eher eventuelle Deprivationsschäden sein und die entwickeln sich dann, wenn der Hund von einem Vermehrer stammt respektive bei diesem keine oder nur eine mangelhafte Sozialisation erlebt hat.

Aber TA-Besuch ist gerade bei Angst immer sinnvoll und spezifisch die Schilddrüsenwerte sollten untersucht werden, denn auch eine SDU (Schilddrüsenunterfunktion) kann solch ein Verhalten auslösen. Aber ich tippe hier eher auf mangelnde Sozialisation.

0

Für mich hört sich das komplett nach einem Hund an, der von einem verdammt schlechtem Züchter falls überhaupt Züchter kommt.

Normalerweise sollte der Hund dort schon mit vielen Dingen in Berührung gekommen sein, d.h. verschiedene Menschen, städtische Umgebungsberäusche, spielende oder auch lärmende Kinder usw. usf.

Ist das nicht der Fall gewesen dann erklärt es sich auch das er anfangs erst einmal ruhig war. Er stand komlett unter den traumatischen Erlebnissen, die Abgabe vom gewohnten zu Hause, da schlaucht und gerade solch einen jungen Hund macht das körperlich zu schaffen. Da bleiben kaum noch Ressourcen für andere Dinge.

Jetzt aber hat er wieder aufgetankt und man erkennt die psychischen Defizite.

Auch würde ich sowieso in dem Alter nicht so viel trainieren, er muß erst einmal richtig ankommen und braucht eher noch mehr Ruhe als viel Aufregung.

Hat er wie vermutet eben vor jedem und allem Angst (solch eine Hündin habe ich übrigens auch, die jetzt keine Angst mehr hat) dann muß man da wirklich viel Feingefühl beweisen.

Es bringt nichts die Angst des Hundes zu ignorieren oder ihn sogar zu Dingen zu zwingen, die er definitiv nicht will und wovor er Angst hat.

Viel Zuspruch braucht der Hund, Zerrspiele die er oft gewinnt (Selbstbewusstsein) aber eben nicht immer (Frustrationstoleranz).

Suchspiele in der Wohnung und ausserhalb, die lasten gut aus und trainieren das Köpfchen, ein gut trainiertes Köpfchen versucht Alternativen zu stressigen Situationen zu finden.

Kommandos auf Deuvel komm raus, sind hier m.M.n. falsch, er sollte erst einmal richtig vertrauen fassen dürfen.

Dein Vater kann das eigentlich recht einfach trainieren, Leckerchen in die Tasche, den Hund nicht angucken, nicht ansprechen einfach nur dran vorbeilaufen und HINTER sich ein Leckerchen fallen lassen.

Nicht das Leckerchen zum locken nutzen, das verstärkt das Fluchtverhalten und kann wenn der Hund mal erwachsen ist sogar einen Biss initiieren.

Draussen Bögen laufen.

Bellt er Dinge an, so gibt es dazu eine wundervolle Trainingstechnik, Zeichen und Benennen, das kann man mit allem trainieren, das macht dem Hund, insofern richtig ausgeführt, Spaß und der Halter kann das ganze als Spiel aufbauen.

Mit meiner Hündin mußte ich z.B. aus der Waschküche rausgehen, weil wir vorne eine Hauptstrasse hatten und sie panische Angst eben vor allem hatte auch vor Autos.

Wir haben oftmals einen primären (bedürfnisbefriedigenden) Verstärker eingesetzt. Das sind diejenigen Verstärker, wo der Hund nach sucht, oftmals ist das die Distanzierung zum Auslöser.

Für Momente wo man nicht mehr ausweichen oder gar umdrehen kann, sollte der Geschirrgriff trainiert werden. Der funktioniert dann auch nach erfolgtem Aufbau ohne das man ins Geschirr greifen muß. Aber ganz wichtig, der muß wirklich sauber und genau auftrainiert werden, schrittweise im Tempo des Hundes.

Das ganze gepaart mit der intermediären Brücke und man kann diesen dann auch anwenden in stark beängstigenden Situationen.

Ein Hund er eben auf alles und jeden ängstliche reagiert, braucht eben viel Zuspruch und ein Züchter der einen "Traumhund" verkauft ist kein Züchter, denn die Entwicklung und die Einflüsse die die Umwelt dann auf die Hundepsyche nehmen kann dieser nicht vorhersehen. Es ist also absolut unprofessionell und zudem noch unseriös so etwas zu behaupten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Artfreakme 
Fragesteller
 02.02.2022, 20:59

Jap, vielen Dank! Dort stand auch, es wäre jemand Seriöses, schien aber nicht zu Stimmen :/

1

Hört sich für mich nach blanker Panik an.

Meine Eltern haben im Sommer letzten Jahres eine junge Labradorhündin (damals 6 Monate alt) aus dem Tierheim adoptiert. Das Tierheim hatte sie von einem Vermehrer geholt, der sie auf seinem Dachboden eingesperrt hatte, zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern.

Sie zeigte so ziemlich dasselbe Verhalten was du hier grade beschreibst. Angst vor allem und jedem. Bei vertrauten Personen war sie aber total verschmust und verspielt, wie es ein Hund in ihrem Alter auch sein sollte.

Vor allem it Männern hatte sie ein Problem. Als mein Freund das erste Mal zu Besuch war, hat sie ihn auch nur angeknurrt und angebellt. Aber über ihr Lieblingsspiel könnten sich die beiden dann doch schnell anfreunden (Futter hatte nichts gebracht).

Vielleicht versucht dein Vater das auch Mal mit eurem. Sucht euch irgendwas, dass euer Rüde super toll findet und lässt sie gemeinsam spielen. Über gemeinsame, positive Aktivitäten kann sich ganz schnell eine tolle Bindung aufbauen lassen.

Und draußen braucht es wohl einfach sehr viel Geduld. Ich hab es geschafft mit unserer Hündin 2 Kilometer in der Stadt spazieren zu gehen. Dafür hab ich fast 2 Stunden gebraucht xD. Denn wenn sie Angst bekommen und gebellt oder geknurrt hat, bin ich stehen geblieben oder hab mich auf ne Mauer gesetzt und einfach gewartet. Teilweise hat es 10 Minuten gedauert, aber irgendwann hatte sie sich dann beruhigt und wir konnten wieder ein paar hundert Meter weiter gehen. Und mit jedem Mal ging es besser.

Wenn dein Rüde als Welpe nicht viel kennengelernt hat, dann ist diese Welt ein fremder und unheimlicher Ort für ihn. Er braucht Zeit, sehr viel Zeit, um alles kennenzulernen und zu merken, dass das alles gar nicht so schrecklich ist.

Und ich würde euch doch einen professionellen Trainer ans Herz legen. Jeder Fall ist individuell und nicht bei allen Hunden funktioniert ein und dieselbe Trainingsmethode. Nur jemand der euren Hund wirklich kennt und was von seinem Handwerk versteht wird euch wirklich weiterhelfen können. Die Tips die ich grade gegeben habe, werden euch vielleicht in ein paar Punkten helfen, aber es wird immer noch einige Probleme geben.

Und ich würde mit ihm vielleicht auch Mal zum Tierarzt. Lässt ihn einmal komplett durchchecken, denn auch Blindheit oder Taubheit könnte sein Verhalten erklären.

Der Hund ist gut 4 Monate alt, der möchte dich nicht beschützen und in dem Alter sind Hunde auch noch nicht territorial. Der Hund ist unsicher und ist dort wo ihr ihn gekauft habt vermutlich reizarm aufgewachsen. Kommt er von einem Bauernhof oder einer "Hobbyzucht" in einer Wohnung?

Ein Trainer muss sich das Verhalten des Hundes Zuhause und unterwegs und euer Verhalten dem Hund gegenüber angucken denn sonst bekommt ihr das ohne Erfahrung mit Hunden nicht hin.

Welche Rasse bzw. ist der Hund bzw. als welcher Mix wurde er euch verkauft?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich lebe seit mehreren Jahren mit Hunden zusammen.
Artfreakme 
Fragesteller
 02.02.2022, 18:49

Er wurde als Chihuaha-Pinscher-Mix verkauft, obwohl ich mir da nicht so sicher bin. Und wir hatten auf die geprüfte Identität des Verkäufers sogar geachtet und haben festgestellt beim Kauf, dass er nur in einem kleinen Flur gehalten wurde für einen Monat

0