Hauselektroanschluss - Neu und Alt zusammenlegen?

9 Antworten

Hier ist mir sofort aufgefallen:

Haus ist ca. 20-30 Jahre

und

Alu-Leitungen

Dann ist die E-Installation wahrscheinlich älter...

Du spricht damit den sogenannten Bestandschutz an... Der gilt leider nicht, da die E-Anlage erweitert wird.

Bei diesen Leistungen Herd, Durchlauferhitzer würde ich mich nur sehr ungern auf die alten Leitungen verlassen!!!

Sorbas48  06.09.2013, 20:48

Es steht in der gesamten DIN VDE (auch in der aktuellen) nirgend wo geschrieben, dass ALU Leitungen nicht zugelassen sind. Voraussetzung ist ordnungsgemäße Verarbeitung und Anschlusstechnik. Zig tausende Kilometer Freileitung sind Stahl-ALU Seile, daran ist nichts falsch!

Ein wesentlicher Nachteil der ALU Leitungen ist allerdings, dass man bei der Wahl der Endgeräte (Steckdosen, Schalter usw.) sehr eingeschränkt ist. Diese müssen eine Anschlusstechnik haben, die für ALU Leitungen ausdrücklich zugelassen sind und diese Geräte sind nicht gerade billig. Wenn man alle Endgeräte tauschen will ist es billiger gleich auf Kupfer umzurüsten

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HarryHirsch4711  09.09.2013, 09:54
@Sorbas48

Hallo Sorbas48,

wo habe ich geschrieben, dass Alu-Leitungen nicht zulässig sind?

Ich habe bei den kurzen Strecken eben mehr Vertrauen zu Kupfer. Die Probleme die Alu eben hat, höherer Querschnitt (=> Oft Anschlußprobleme, da der Querschnitt nicht unterpasst), Die Klemmstellen fachgerecht verarbeiten... und eben die Klemmtechnik.

Daher bin ich der Meinung nehme Kupfer und gut ist.

In der Industrie / EVU sieht die Welt ganz anders aus... Da ist Alu nichts ungewöhnliches (mehr). Seit Jahren gibt es Alu-Sammelschinen mit Kupferüberzug.... Auch bei großen Strecken, wird Alu aus Kostengründen immer öfter verbaut.

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Alte Elektroleitungen bedeuten nicht gleich, dass diese zwingend ausgetauscht werden müssen. Beste Beispiel sind die immer noch in Verwendung befindlichen NKBA Kabel. Der Vorteil liegt darin, dass diese thermisch bis nahe an die natürliche Leistung des Kabels betrieben werden können und somit der Verlustfaktor tan(delta) geringer als bei VPE ist. Soweit zum Thema alte Kabel.

Als erstes muss du den Querschnitt des Alu Leitung wissen. Hier wiegt der Nachteil der Alu-Leitung schwer, da der Querschnitt größer als bei CU sein muss. Dafür sind die Kabel günstiger. Ist immer eine Kostenfrage. Ab einer gewissen Kabellänge lohnt es sich Alu zu verlegen.

Falls das Kabel einen ausreichenden Querschnitt hat, sollte von einem Fachmann der Isolationswiderstand und der Kontaktwiderstand gemessen werden. Ganz wichtig ist hierbei der PE bzw. PEN.

Nun zum Thema Bestandsschutz:

Wir hatten das Thema damals in Rahmen der Vorlesung über Energieanlagen. Die Referenten waren einstimmig der Meinung, dass die ausgegebenen VDE Bestimmungen zum Teil keine Auswirkung haben, da hier EU-Recht greift und jeder die Sicherheit seiner Anlage selber sicherstellen muss. Das hat die Auswirkung, dass gewisse anforderungen der VDE nicht zwingend eingehalten werden müssen aber andere Bestimmungen strenger geworden sind.

Wenn die Leitungen alle OK sind, ist eine Ertüchtigung der Anlage nicht so schlimm. Falls nur zwei Leiter Kabel vorhanden sind, kann man die Anlage selber als TN-C Netz bis zur Dose und an der Dose dann in TN-S aufspalten. Die Steckdosen sind dann etwas teurer als normale aber ist in dem Fall die günstigste Alternative.

Sind die Leitungen 3 adrig und OK, müsste man eigentlich nur den Sicherungskasten erneuern. Hierebei werden die Sicherungsautomaten gegen neue der Klasse B ausgetauscht.

Im grunde genommen würde ich aber immer, wenn ich ein Haus in der Altersklasse und aus dem Osten kaufen würde damit rechnen, das alle Versorgungsleitungen erneuert werden müssen. Haben uns in der Vorlesung abendteuerliche Sachen in Sache Elektroinstallation in Ostdeutschland angesehen. Die Not machte erfinderrisch.

Sorbas48  06.09.2013, 16:06
als TN-C Netz bis zur Dose und an der Dose dann in TN-S aufspalten

Ganz heftiger Einspruch!

Eine RCD Steckdose kostet als preiswerte Markenware immer noch um die € 45,- pro Stück.

Eine RCD Steckdose ist nur als Zusatzschutz zugelassen

Wenn Änderungen dieser Größenordnung vorgenommen werden greift üblicherweise der Bestandschutz nicht mehr.

Man kann natürlich alles mit seinem Haus machen, wenn man einen Elektriker findet der das dann durchführt und eine Versicherung die das versichert.

Jedenfalls steht die ausführende Elektrofachkraft vor einem sehr heiklen Problem in Gestalt der Strafbestimmungen gemäß Strafgesetzbuch StGB § 319 – Baugefährdung:

(2) Ebenso wird bestraft, wer in Ausübung eines Berufs oder Gewerbes bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Vorhabens, technische Einrichtungen in ein Bauwerk einzubauen oder eingebaute Einrichtungen dieser Art zu ändern, gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährdet.

(3) Wer die Gefahr fahrlässig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Schon die reine Gefährdung ohne Folgen ist also strafbar!

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Das hängt ganz davon ab welche Anschlussleistung aktuell bezogen ist. Einfach beim Energieversorger mit der Anlagennummer erfragen, gegeben Falls muss Anschlussleistung nachgekauft werden, der Durchlauferhitzer mit der Leistung ist ohnehin Meldepflichtig, dabei stellt sich heraus ob auch der Anschluss dafür reicht.

Was selbst ein Fachmann nur vor Ort beurteilen kann, das ist die Leitung vom Hausanschlusskasten bis zur ersten Verteilung mit dem Zähler, von außen kann man das so gut wie gar nicht erkennen, dazu muss man in einen mit Plomben gesicherten Anschlussbereich im Hausanschlusskasten oder im untersten Feld der Verteileranlage. Diesen Bereich darf nur eine Elektrofachkraft eines Elektrounternehmen öffnen, dass beim Energieversorger registriert ist.

Die besagte Leitung (früher nannte man sie auch Steigleitung) sollte mindestens 5 x 10 mm² haben.

Sinnvoll ist es außerdem, dass alle Endstromkreise für Steckdosen und auf alle Fälle alle Stromkreise im Bad (ausgenommen fest angeschlossene Warmwasserbereiter) über einige 30 mA Fehlerstromschalter RCD (sinnvoll aufgeteilt, das bei einem Ausfall immer ein Teilbereich der Anlage verfügbar bleibt, Die Ausnahme für fest angeschlossenen Warmwasserbereiter ist ein Novum einzig in Deutschland und man darf natürlich auch diese Geräte über einen RCD führen (was gerade im Bad auch Sinnmacht.

Da die Installation erst 20 bis 30 Jahre alt ist, kann die seit 1974 nicht mehr zulässige "klassische Nullung" nicht mehr vorkommen und alle Endstromkreise sollten bereits 3 adrig mit Außenleiter, Neutralleiter und Schutzleiter ausgeführt sein - eine wesentliche Voraussetzung dass man RCD verwenden darf ohne Schutzleiter im ganzen Haus nachzuziehen.

In Deutschland sind Fehlerstromschutzschalter seit 1984 für Räume mit Duschen oder Badewannen in Neubauten vorgeschrieben, (DIN VDE 0100-701), es könnte sein dass diese nun bald 30 Jahre alte Vorschrift bereits umgesetzt ist.

Seit 1. Februar 2009 ist die Übergangsfrist der seit 1. Juni 2007 geltenden DIN VDE 0100-410:2007-06 abgelaufen und seither gilt die RCD Pflicht auch für alle Steckdosenstromkreise. (ich erspar mir hier die weiteren Details wie Bemessungsstrom, von Laien bedienbar usw.)

Je nachdem wie weitreichend die Arbeiten an der Anlage sind besteht unter Umständen keine Pflicht für eine Nachrüstung. Sinnvoll ist eine Nachrüstung auf alle Fälle, überhaupt wenn ohnehin schon einiges an der Anlage gemacht wird, die Kosten für einige RCDs halten sich in Grenzen.

§0 Jahre alte Leitungen in den Endstromkreisen (zu den Leuchten, Steckdosen usw.) sind überhaupt kein Problem. Wie der Zustand der Versorgungsleitung und der allgemeine Zustand der Verteilung ist kann nur der Elektriker vor Ort beurteilen.

Bei Änderungen und Erweiterungen entfällt der Bestandschutz. Dann muß die ganze Elektroanlage auf den neuesten Stand gebracht werden so das sie den neuen Vorschriften entspricht. Ich würde dir empfehlen gleich die ganze Eletroanlage neu zu machen. Wenn dir das Haus wegen der alten Leitungen abbrennt zahlt keine Versicherung. Investiere die 2000 bis 3000 Euro. Sprich mit dem Elektrofachmann der die Anlage hinterher abnehmen muß.

Was Sorbas und Peppie geschrieben haben ist soweit richtig, aber für einen Laien mitunter nicht verständlich. Ich gehe mal davon aus, dass sich das Haus in den neuen Bundesländern befindet, dort hat man (auch noch vor 30 Jahren) Alu- statt Kupferleitungen verlegt. Alu hat einige Nachteile, ein wesentlicher ist die leichtere Brüchigkeit der Leitungen, was zu Ausfällen und im schlimmsten Fall zu Kabelbränden führen kann. Man sollte sie möglichst gegen Kupfer austauschen. An Altanschlüssen haben sie Bestandsschutz, man kann an Altanschlüssen neue Leitungen anschließen/austauschen, aber nicht umgekehrt, an einem neuen Anschluss die alte Installation. Um die notwendige Leistung für den Durchlauferhitzer (DE) zu haben muss wahrscheinlich ein neuer Anschluss installiert werden, außerdem braucht der DE einen Drehstrom-/Dreiphasenwechselstromanschluss, vermutlich hast du nur einen einfachen Wechselstromanschluss (steht auf dem Zähler, oder beim Stromnetzbetreiber (EVU) erfragen). An einem neuen Anschluss muss zunächst nur eine Verbrauchsstelle angeschlossen sein, man kann dann nach und nach eine neue Installation hinzufügen. Auf alle Fälle sollte sich das ein vom EVU zugelassener Elektroinstallations-Meisterbetrieb mal anschauen. Evtl. ist es möglich (zulässig vom EVU) den alten Anschluss mit Installation zu belassen, und einen zweiten neuen Anschluss mit Unterverteilung (in der sitzen die Leitungsschutzschalter/Sicherungen) zunächst für den DE zu installieren und dann später die gesamte Installation zu erneuern. Das würde aber zweimal Grundgebühr bedeuten. Die Leitungen/Installationen der beiden Anschlüsse müssten dabei total getrennt sein.