Hat Kant alle Gottesargumente widerlegt oder nur ein paar?

4 Antworten

Vor den Argumenten müsste eigentlich erst mal eine allgemein anerkannte Definition liegen. Aber schon daran (wer oder was ist Gott eigentlich?) scheiden sich die Geister. Folglich versuchen sich viele an Argumenten über die Existenz von etwas, von dem sie nicht genau sagen können, was es eigentlich sein sollte (zumindest nicht so sagen können, dass alle bei der Definition übereinstimmen würden). Und eine unscharfe Definition bewirkt natürlich eine höhere Chance für eine (wie auch immer geartete) Existenz.

Ist Gott ein Konkretum (wie ein Baum)?
Ist Gott ein Abstraktum (wie die Demokratie)?

Demokratie existiert, aber nicht im physikalischen Sinne (wie ein Baum), sie existiert aus dem Verhalten von Menschen heraus. Ein Baum existiert völlig unabhängig vom Glauben oder Verhalten der Menschen.

Ja, hat er, und zwar alle. Die Unendlichkeit Gottes kann man nicht mit der menschlichen Ratio erkennen und erfassen, die nur für die endliche Welt zuständig ist und allein dort Dinge erkennen und beschreiben kann.

Gott existiert aber dennoch, und zwar hat er sich selbst bei vielen Menschen zu erkennen gegeben, und zwar durch Offenbarungen. Jetzt sagen sofort die Skeptiker: Na, das sind doch bloß Einbildungen. In einem Falle aber kann man das nicht so irdisch-rational erklären, und zwar im Falle Beethovens. Der sagte mal zu dem Geiger Schuppanzigh, mit dem er sich gerade stritt: „Was geht mich seine elende Geige an, wenn der Geist zu mir spricht!“ (Nachzulesen in der Beethoven-Biographie von Jan Caeyers). Der Geist – es kann nur der göttliche Geist gewesen sein – hat Beethoven also seine wunderbare Musik eingegeben (Beethoven sprach von jeher von seiner göttlichen Kunst). Hier kann man nicht mehr von Einbildungen sprechen, denn die Resultate der göttlichen Eingebungen liegen in Form von Noten vor uns und reißen immer wieder jeden Musikliebhaber vom Stuhl.

Woher ich das weiß:Recherche

Kant war ein objektiver Idealist, der aber noch die Existenz von etwas Immateriellem voraussetzte, was man nicht beweisen, aber auch nicht widerlegen könne. So bleibt bei ihm die Idee von Gott bestehen, ohne nach dem Ursprung und der Geschichte dieser Idee zu fragen.

Kant hat gezeigt, dass der Begriff Gott sich nicht aus real existierenden Objekten ableiten läßt und somit seine Existenz nicht bewiesen werden kann.

Liesonlieson 
Fragesteller
 25.03.2023, 13:37

Wieso glaubte er das?

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Littlethought  25.03.2023, 13:42
@Liesonlieson
  • Für Kant ist Sein keine Eigenschaft
  • Aus dem Denken folgt nicht die Existenz
  • Wenn wir Gott denken, ist dieser zwar omnipotent, omnibenevolent, omniscient etc., aber nicht unbedingt existent, wir können Gott als nicht Existent denken, da Existenz keine Eigenschaft ist
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Liesonlieson 
Fragesteller
 25.03.2023, 13:43
@Littlethought

Ja, das wäre aber eine Kritik an den ontologischen Gottesbeweis oder den bekanntesten ontologischen.

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Littlethought  25.03.2023, 13:48
@Liesonlieson

Kant lehnt deshalb den ontologischen, teleologischen und kosmologischen Gottesbeweis ab. Kant empfindet die Moral als Zeichen der Immanenz Gottes. Es ist mir unklar ob er das auch als Beweis sieht. Ein interessanter Gottesbeweis stammt von demj Mathematiker Kurt Gödel.

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earnest  25.03.2023, 14:55
@Littlethought

Du meinst vermutlich: Der VERSUCH eines Gottesbeweises stammt von Gödel.

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Littlethought  25.03.2023, 18:19
@earnest

Jein. Gödel wollte an Hand seines "Beweises" eigentlich die Unsinnigkeit derartiger Beweise darstellen. Da er befürchtete, dass man seinen "Beweis" allerdings nicht so interpretieren würde, hat er ihn nicht veröffentlicht. Er wurde erst nach seinem Tode zugänglich. Der Beweis wurde von anderen Logikern kontrolliert. Er ist formal stimmig. Von Gödel stammen die Unvollständigkeitssätze der Mathematik, die als die bedeutenste mathematische Erkenntnisse des letzten Jahrhunderts zählen. Auch für die imaginäre Zahl i =Wurzel(-1) gibt es einen Existenzbeweis. Existieren tut die Zahl i aber nur in der Mathematik, nicht in der Realität, auch wenn es physikalische Modelle gibt in denen I verwendet wird. Analog ist es mit Gott im Beweis von Gödel.

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earnest  25.03.2023, 18:29
@Littlethought

"Formal stimmig" reicht wohl nicht, um die Existenz (eines) Gottes zu beweisen. Oder von Göttinnen und Göttern.

Sag ich mal so mit meinem Laienverstand.

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Littlethought  25.03.2023, 18:35
@earnest

Es kommt vielleicht darauf an, was man unter realer Existenz versteht. Ist ein Feld (z.B. elektromagnetisches Feld) real, das nur die potentielle Möglichkeit einer Kraft darstellt? Real sind dann natürlich die beobachtbaren Wechselwirkungen des Feldes mit der Materie.

Es ist möglich auf gymnasialem Niveau zu zeigen, dass die Wellenfunktionen der Quantenmechanik nur mit Hilfe der imaginären Einheit geschrieben werden können. Ist i deshalb real?

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earnest  25.03.2023, 18:38
@Littlethought

Ach herrje. Das ist ja echt kompliziert.

Und mein kleiner Laienverstand sagt da, dass man weder die Existenz noch die Nicht-Existenz von "Gott" bzw. von Göttinnen und Göttern beweisen kann ...

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Littlethought  25.03.2023, 18:39
@earnest

Es gilt der Satz von Rolf Breitenstein: Nichts ist so einfach wie es aussieht.

Man kann es aber auch etwas einfacher formulieren: Gott existiert, denn wir haben ihn erfunden.

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Littlethought  25.03.2023, 18:50
@earnest

Jetzt hast du den Teufel in mir geweckt. Zum Nachdenken ein Satz des Quantenphysikers Anton Zeilinger: Information und Realität sind ein und dasselbe.

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earnest  25.03.2023, 18:51
@Littlethought

Nee nee, da bin ich nicht mehr ganz bei dich bei, wie mein Uroppa gesagt hätte.

;-)

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Littlethought  25.03.2023, 18:55
@earnest

Da hast du ein Problem. Die experimentellen Ergebnisse der Quantenmechanik sind mit einer boolschen Logik, die sich auf Kausalität bezieht nicht in Einklang zu bringen.

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earnest  25.03.2023, 18:56
@Littlethought

Ach herrje.

Dann gehe ich jetzt mal Informationen sammeln. Ich meine: Nachrichten kucken.

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