Hat jemand Tipps beim Umgang mit Angsthund?

8 Antworten

Habe ebenfalls eine sehr ängstliche Hündin aus dem Tierschutz übernommen.

Wie Elocin2910 schon schrieb, war bei mir konditionierte Entspannung das Geheimrezept. Ruhige, sanfte Berührungen. ruhiges sprechen, fast schon flüstern und viel Geduld und vor allem Zeit. Sie durfte entscheiden wohin und wie lang. Bei Angst hab ich sie wie eine Löwin beschützt, auch wenn das Gegenüber ein uralter Hund war, der kaum noch stehen konnte. Sie war von meinem „Mut“ total beeindruckt😉! Ausserdem hatte ich von Anfang an eine Hundetherapeutin an meiner Seite, die mich einmal pro Woche auf dem Spaziergang begleitete und mir Tips für den Aufbau von ihrem Selbstbewusstsein gab.

Würde das von Hand füttern weiterführen, einfach bei euch im Garten. Ihr habt sie ja erst seit gestern, dass kommt schon.

Wünsche euch alles Gute und es gibt nichts schöneres, als jeden Tag die kleine Erfolge miterleben zu dürfen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Tierfreund777 
Fragesteller
 15.12.2019, 22:29

Ganz lieben Dank !

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Als Laie würde ich so einem Hund vor allem in der Anfangszeit Rückzugsorte lassen, an denen er niemals gestört wird. Wenn ihr nur drinnen füttert, müsste sie ja freiwillig wieder rein kommen, sonst könnte es je nach Rasse zu kalt draußen werden. Ich würde ein Wort einführen, das man benutzt, wenn man dem Hund nahe kommt oder ins Zimmer kommt, so dass er weiß, wenn er keinen Kontakt wünscht, kann er sich jetzt auf einen bestimmten Platz zurückziehen.

Vielleicht kann man im Haus mit bestimmten Decken oder Hundekörben etc. arbeiten, die man in Ruhe lässt. Sie sieht dann diese Plätze und weiß, wenn ich Ruhe will, gehe ich da drauf und wird dann auch konsequent dort in Ruhe gelassen, also maximal wortlos mit Leckerli rausgelockt.

Ich weiß ja nicht, ob man das auf Hunde anwenden kann, aber ich hatte einen von Grund auf sehr ängstlichen Wellensittich, bei dem ich anfangs immer das Schnabelknirschen nachgemacht habe, also Zähen aufeinander gerieben. Während der Quarantäne bei meinen Eltern kam ich den Vogel dreimal besuchen, beim dritten Mal begrüßte er mich mit Schnabelknirschen. Vielleicht könnt ihr auch nach solchen Gesten suchen, die die Hunde machen, wenn sie entspannt sind und die irgendwie versuchen körpersprachlich nachzumachen.

Mein Wellensittich wurde später sehr zahm, blieb aber immer schreckhaft. Wenn mein Uhrenarmband lose war oder ich einen Clicker mit falscher Farbe in der Hand hatte, flog er erst zu mir und drehte dann sofort um, versuchte es aber immer erneut, nachdem er sich etwas gefangen hatte. Also die Grundangst blieb, aber man konnte ihm auch Grundvertrauen bzw. etwas Mut antrainieren. Alle meine Vögel ließen sich berühren, er auch nach langem Training aber immer nur so, dass man den Finger hinhielt, er kurz ankam, das Köpfchen drunter legte und schnell wieder wegzog. (Die anderen forderten das Gekraultwerden teilweise aktiv ein.) Also diese Grundschreckhaftigkeit und den Wunsch nach Distanz konnte man nicht wegtrainieren, obwohl man mit dem Vogel super kommunizieren konnte und er auch Spaß am Training hatte.

Das nur als Warnung, dass es sein kann, dass der Hund auch so eine Grundschreckhaftigkeit in sich trägt, die man nie ganz weg bekommt. Dafür bräuchte er dann vermutlich Freiräume und Rituale, so dass er weiß, wenn es schlimm wird, kann ich x machen und das wird akzeptiert.

PS

Falls noch nicht vorhanden, würde ich über einen Zweithund nachdenken (sehr intensiv nachdenken, nicht nur ob, sondern auch welchen). Mein kleiner Angsthase kam anfangs zu einem Weibchen, an dem er mäßig interessiert war, und dann kam noch ein Pärchen dazu. Das Männchen adoptierte er quasi, rannte sofort darauf zu, fütterte es, kraulte es und die beiden blieben zeitlebens viel enger verbunden als eines der Männchen mit einem der Weibchen!

so einen Kerlchen hab ich auch zu Hause. Und ich kann dir auch nur zu Zeit lassen und geduldig sein raten. Ich hab meinen Hund entscheiden lassen in welche Richtung er gehen will und wie weit. Wenn er nicht zur Haustür raus wollte, habe ich ihn an der Schleppleine im Hausflur an der offenen Tür stehen lassen. Ich hab mich auf die Treppe gesetzt und gewartet. Ich hab ihm gut zugesprochen, dass er Zeit hat und ich warte.Wenn er sich nicht getraut hat, bin ich wieder reingegangen, hab ihm gesagt dass brav ist und ihn gestreichelt. Mittlerweile geht er gerne raus, ist aber immer auf der Hut. Und wenn er vor etwas Angst hat und nach Hause will, geh ich mit ihm heim, aber es kommt auch oft vor,dass er sich kurz hinter mir versteckt,bis wir an der Gefahr vorbei sind.Er weiß das er mir vertrauen kann und er merkt auch , dass ich ihm etwas zutraue. Er ist nicht mehr ganz so ängstlich und das ist sehr berührend, oft fordert er mich jetzt während des gassi gehens zum Spielen auf, als er das zum ersten Mal gemacht hat sind mir wirklich die Tränen gekommen. Es hilft ihm mittlerweile auch, das unsere anderen 3 Hunde mitgehen. Da orientiert er sich an ihnen und ist von manchen Dingen die ihm Angst machen abgelenkt. Ich wünsch euch beiden alles gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Tierfreund777 
Fragesteller
 15.12.2019, 20:53

Danke. Ich hab auch noch zwei andere Hündinnen, die müssen sich natürlich erstmal aneinander gewöhnen.

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Wenn du den Hund doch erst seit gestern habt - dann gibt es tatsächlich nur zwei Faktoren, die es zu bedenken gibt: Zeit und Geduld!!

Ein Hund, der so viel Angst draußen hat, gehört nur doppelt gesichert kurz in den Garten um sich zu lösen - niemals auf einen Spaziergang.

Wenn du das alles tatsächlich hier in einem Laienforum nachfragen musst, dann wundert es mich sehr, wenn du schreibst, du wärest solche Hunde gewohnt?? Und du würdest selbst im Tierschutz mitarbeiten?

Sorry, aber dann wären die auch die Problematiken von Angsthunden völlig vertraut - denn dieses Thema begleitet die ganze Straßenhundproblematik - kaum einer, der ohne Angst ist ...

Tierfreund777 
Fragesteller
 15.12.2019, 19:08

Wir gehen nur kurz in den Garten damit sie sich lösen kann, nur da ist sie wirklich sehr gestresst und ängstlich vor jedem Grashalm.

Ich hab nur gesagt dass ich Tierschutzhunde an sich gewohnt bin, nicht dass ich einen Angsthund jemals Zuhause hatte. Zwischen einem Angsthund und einem etwas ängstlichen Hund liegt ein Unterschied.

Es hätte ja sein können, dass jemand einen ähnlich Fall hatte und ein paar Tipps vor allem für den Garten hätte. Ich will ihr nur die Angst draußen etwas nehmen. Da wo sie herkommt hatte sie auf der Pflegestelle draußen das gleiche Problem, dort war sie zwei Monate und es hat sich nicht gebessert.

Ich will ihr ja einfach nur das draußen sein angenehmer gestalten.

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dsupper  15.12.2019, 19:18
@Tierfreund777

Außer Geduld und Zeit gibt es nichts anderes, was man für den Hund tun könnte - Angsthunde werden immer Angsthunde bleiben. Die Angst wird abflachen - aber sie wird niemals wirklich vergehen.

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Befass Dich mal mit aktiver Entspannung respektive konditionierter Entspannung und Clickertraining, meine ehemalige Angsthündin geht mittlerweile mit in den Baumarkt, ist allerdings schon 10 Jahre alt.

Zeit und Geduls und wenn sie es zulässt streicheln, streicheln und nochmals streicheln.

Das stärkt einerseits die Bindung aber setzt eben auch Hormone frei welche als Antagonisten zu den typischen Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol stehen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung