Hat jemand Erfahrung mit Autismus/ADHS?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin auch so alt wie du und einige Punkte, die du aufgezählt hast, kommen mir bekannt vor. Punkte, die auch in meiner Kindheit auf mich zutrafen, auch wenn sich das meiste davon gebessert hat. Schlecht in der Grobmotorik, schlecht in der Hygiene, wollte alles immer nach meinem Plan haben, hab vieles nicht gegessen, hatte schon immer einen schlechten Orientierungssinn, hab wenn dann nur undeutlich gesprochen (2 Jahre Logopädie, mit 7 Jahren konnte ich erst normal reden), konnte dadurch auch nicht gut sagen, was ich wollte, ...

Ich kann nichts bezüglich ADHS sagen, weil ich mich damit nicht auskenne, deshalb gilt meine Antwort nur für den Part mit dem Autismus.

Ja, Autismus kann vererbt werden. Ich habe meinen z.B. auch von meiner Mutter vererbt bekommen. Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung (ADHS ebenso, wenn mich nichts täuscht). Es beeinflusst, wie man denkt, fühlt, lernt, wie man sich verhält und wie man mit der Welt und seinen Mitmenschen interagiert, da es wortwörtlich dafür sorgt, dass das Gehirn anders "verkabelt" ist, als das Neurotypische.

Und ja, es besteht auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass wenn ein Geschwisterteil Autismus hat, dass das andere es ebenfalls hat. Muss natürlich nicht sein, aber trotzdem. Bei eineiigen Zwillingen ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten (90% hab ich mal irgendwo gelesen). Also ja, das kann durchaus sein.

Wenn ich mir deine Beschreibung so durchlese, denke ich schon, dass es da Anzeichen für Autismus gibt. Ich rate den Leuten bei sowas immer, dass sie bei Verdacht auf Autismus ausschließlich zu einem (Kinder)neurologen oder (Kinder)psychiater mit Fachrichtung Autismus gehen sollen. Die allerwenigsten Ärzte in Deutschland sind auf Autismus spezialisiert. Dieser sollte dann auch die üblichen Differenzialdiagnostiken durchführen. Das wäre also schon einmal sehr wichtig.

Im Prinzip kann man hier natürlich nur raten, ob sie es haben könnten oder nicht. Aber ich denke, je früher sie die Diagnose haben, desto besser. (Selbstverständlich nur, sollte sie korrekt sein!) Denn desto eher kannst du dich darauf einstellen und ihnen helfen, dass sie auf ihre Art und Weise in der Welt zurechtkommen können. (Und vielleicht hilft es dir auch, deine Diagnose zu bekommen?)

Es gibt sicherlich auch Autismus-Anzeichen, die eher erst z.B im Laufe der Grundschule so wirklich zum Vorschein kommen. Wenn es viel mehr darum geht, aktiv mit anderen Kindern zusammenzuarbeiten usw.

Probleme in den Exekutiven Funktionen sowie Propriozeptionen könnten ebenfalls für Autismus sprechen. Ein schlechter Orientierungssinn ebenfalls. Das viele Drehen, auf Zehenspitzen laufen etc. würde ich - sollte sich der Autismus- oder ADHS-Verdacht irgendwann bewahrheiten (Oder beides: Circa 20-80% der Autisten haben nämlich auch ADHS) - als "Stimming" sehen. Wie sieht's denn mit so Dingen wie der Mimikerkennung aus?

Der Schlumpi ist 2, zeigt aber eher Typisches Verhalten als die Maus, in Rücksprache mit dem ATZ und einer Ärztin aus dem SPZ wären das schon sehr sichere Anzeichen, in dem Alter aber keineswegs fest diagnostizierbar.

Ich denke schon, dass ein sehr kompetenter Arzt das auch bei einem 2-Jährigen diagnostizieren kann. Aber ja, man muss natürlich immer aufpassen. Autismus-Anzeichen zeigen sich in der Regel spätestens ab dem 3. Lebensjahr. Doch sie sind nicht bei jedem so offensichtlich. Ich bekam die Diagnose beispielsweise "erst" mit 9/10 Jahren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
MomoftheMandA 
Fragesteller
 21.04.2023, 20:26

Danke für diese mega Antwort ❤️

Weinen erkennen beide, meistens lachen sie erst. Mimik macht Mia kaum. Sie reißt aber die Augen oft auf. Augen und Ohren sin o. B. Aaron macht sehr viel Mimik, versteht diese aber nicht. Ein Stop oder Es tut mir weh/Aua, auch nicht.

Und beide machen so komische, verkrampfend aussehende Handbewegungen. Mia zählt irgendwie die Punkte von der Rauhfaser oder so sieht es zumindest aus.

Ich wiederum sehe in jeder Struktur Bilder die teils Geschichten erzählen. Seit ich 5 bin schon.

Ich hätte als Kind bis jetzt auch mega Probleme. Und einen sehr hohen Gerechtigkeitssinn, habe mich damals für einen Schüler der ADHS hatte, super verstanden und auch eingesetzt. Er wechselte wegen Mobbing die Schule und da war ich die nächste.

Ich nehme zB. ALLES war, ich kann nicht nur ein Licht, ein Geräusch, EIN Gefühl, ein Geschmack wahrnehmen. Ich nehme alles war, jedes minimales Geräusch. Ich musste ich Geschäft (Kaufland) eben fast losheulen und schreien. Wenn mir das passiert, sitz ich auf Dem Boden und hyperventiliere.

Der Auslöser? Die roten vielen Preisschilder, jeder einzelne Artikel in dem Regal, rollende Einkaufswagen, Menschen, Radio und meine Kids.

In der Schule schon immer so gewesen. Wenn die Klasse zu laut würde, müsste ich raus und hätte wie einen Nervenzusammenbruchbruch.

Ich ertrage viele Menschen nicht (diagnostiziert Agoraphobia und Claustrophobie sowie Ordnungszwang.

Ohne Listen bin ich nicht fähig meinen Alltag im Griff zu haben.

Ich hab das Bild vom Regal immernoch vor Augen. Das kann ich sehr gut, Räumlich in Gedanken einrichten, Photographisches Gedächtnis & ich weiß von nahezu allen Artikeln die bei uns rumliegen den genauen Preis 🤣

Ich dachte immer alle sind so, aber wenn ich mit jmd normal rede im Alltag, versteht mich niemand. Und ich weiß was passiert und auch was jmd sagen will. Bin da mega ungeduldig. Und Menschen die langsam laufen regen mich auf, sodass ich Herzrasen bekomme 🤣

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Destranix  21.04.2023, 21:05
@MomoftheMandA
Und Menschen die langsam laufen regen mich auf, sodass ich Herzrasen bekomme

Solche Menschen sind so nervig! Insbesondere wenn sie dann auch noch den ganzen Weg belegen, sodass man nicht überholen kann.

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MomoftheMandA 
Fragesteller
 22.04.2023, 19:08
@kiniro

Oh jaa das fühle ich auch 🙈 Ich bin einfach nicht alleine mit sowas 🙈 Hasst es noch jmd wenn etwas ungleichmäßig steht?

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Naja sonderlich untypisch klingt sie jetzt aber auch nicht.. Diagnostik ist schon richtig denke ich.

Es hat sehr wahrscheinlich erbliche Anteile. Aber das heißt nicht unbedingt, dass ein Elternteil Autist sein muss, wenn ein Kind Autist ist. Es ist kompliziert und es spielen viele Faktoren mit rein.

Diagnostik ist bei Erwachsenen komplizierter. Und die diagnostiker sind überlaufen. Rechne mit einer Wartezeit von 6 bis 12 Monaten.

Ich finde es übrigens gut, dass du "ohne dass ich einen Grund sehe" sagst. Und nicht grundlos. Es gibt garantiert einen Grund.

Mein Lieblingsspiel war den Lego-Kasten sortieren 😁

MomoftheMandA 
Fragesteller
 21.04.2023, 20:34

Ich liebe Sortieren von Dingen 😂😂

Wenn ich Lego baue (das beruhigt mich bspw.) MUSS ich, wie ein Zwang, vorher sortieren. Mit 6 hab ich gerne Kleider genäht, meist aus Vorhängen oder Kabel entwühlt. Und Luftpolsterfolie 😍😍😍

Bis heute meine Schwächen 🤣

Der Grund warum ich das so geschrieben habe, ich hab bis heute seit Kindesalter, wie Nervenzusammenbrüche, für alle hab es immer keinen Grund, für mich zu viele Reize zBs.

Wenn es bei ihnen auch so sein sollte dann ist das definitiv ein dicker Grund 🙏😊

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Hallo MomoftheMandA,

so wie du deine Kinder beschreibst geht das durchaus in eine autistische Richtung. Allerdings kann dir hier niemand eine diagnose stellen. Manche dieser Verhaltensweisen sind auch bei neurotypischen Kindern normal. Bedenklich wird es aber erst, wenn ein Kind sehr viele dieser Muster zeigt.

Sowas wird doch vererbt oder?

Ein großer Teil ist Vererbung, ein anderer Teil sind Umweltfaktoren. Aber sicherlich steigt das Risiko wenn beide Elternteile betroffen sind.

Ist es häufig wenn man ein autistisches/ADHS Kind hat, die Geschwister auch so sind?

Sicherlich hat man bei einem zweiten Kind dieselbe Wahrscheinlichkeit wie beim ersten Kind, allerdings kenne ich auch Fälle in denen Geschwisterkinder neurotypisch waren. Musst du abklären lassen wenn es nötig wird.

Und die Mama evtl auch?

Ja, wie schon gesagt, der größte Teil ist erblich. So wie du es beschriebst scheinst nicht nur du, sondern womöglich auch dein Partner davon betroffen zu sein. Natürlich könnt ihr das abklären lassen, allerdings solltet ihr euch über die Vor und Nachteile einer Diagnose im Klaren sein. Auch für eure Kinder.

Hier findet ihr ein für und wider: https://autismus-kultur.de/autismus-diagnose-fragen-und-antworten/

Alles Gute!

MomoftheMandA 
Fragesteller
 21.04.2023, 20:41

Das stimmt, es gibt vor und Nachteile. Unsere beiden (Bonuspapa) sind in einem Integrativen Kindergarten :)

Ich bin mir, so böse es klingt, eigt zu 95% Sicher. Bei mir zumindest. Und, ich möchte nicht, dass meine Kinder sich in der Grundschule so alleine fühlen wie ich mich, so anders, als wäre ich nichts wert.

Meine Maus nimmt alles extrem wörtlich. Demletzt hat Aaron etwas getrunken und sagte: die Mia hat auch Durst", hatte sie aber nicht gesagt. Ich antwortete: die Mia meldet sich, wenn sie durst hat. Auf einmal hebt sie die Hand hoch 🤣❤️💞😍

Und Ironie, Sarkasmus, schwarzer Humor. Was soll daran witzig sein? Ich bekomme Aggressionen, weil da für mich nix logisches in diesen Sätzen dabei ist.

Als Teenie, der nicht mitlacht, oder sowas versteht, ist alleine das schon schwer, die Heulsuse zu sein etc aber auch und noch viel mehr.

Deshalb frage ich, ich recherchiere, ich sage alle Infos und jeden Austausch auf wie ein Schwamm. Über jedes Medizinische Fachgebiet (auch seit ich 6 bin bis heute, arbeite nun in der Pflege) ist das so, deshalb auch hier 😊

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Destranix  21.04.2023, 21:08
@MomoftheMandA

Also von dem, was du hier in den Kommentaren bschreibst, könnte das schon gut sein, dass du Autismus hast. Zumidnest eine leichte Form.

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Für mich liest sich deine Beschreibung sehr stark nach ASS.

Um ein 2-jähriges Kind diesbezüglich diagnostizieren zu können, muss der Arzt dazu in der Lage sein, zwischen Autonomiephase und Overload sowie Meltdown unterscheiden zu können.

Was wiederum schwierig ist, da leider sehr oft noch von Trotzphase statt von Autonomiephase gesprochen wird.

Ich vermute mal, dass dein 2-Jähriger Schnuller und Fläschchen wegen deren komischen Konsistenz verweigert.

Der Zehenspitzengang ist jetzt nicht unbedingt autismustypisch und kann auch vorkommen, wenn ein Gehfrei verwendet wurde. Das nur als Hinweis.

Da Vererbung unterschiedlich verläuft, können mehrere Optionen möglich sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Kinder ASS haben, dürfte höher sein, wenn beide Elternteile ASS an die Kinder weitergeben.

Manche kommen erst durchs eigene Kind darauf, dass sie ebenfalls ASS haben könnten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema
MomoftheMandA 
Fragesteller
 22.04.2023, 18:57

Ja, ich tatsächlich auch erst nachdem die Integrative Kita mich auf Mausis 'Problematik' angesprochen hat. In der ersten Kita wurde mir mit 2 1/2 Jahren von ihr schon gesagt, sie hätte ADHS, weil sie oft in sich gekehrt und verträumt sei, manchmal aber auch nicht zu bändigen, nicht zuhören würde und auf ihren Namen kaum reagiert. Sie hat oft Ärger bekommen und mit 4 Jahren wollte sie nicht mehr hin, weil die Erzieherin mit ihr geschimpft hat deswegen. Oder weil das O nicht rund genug war.

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Was ihr schildert, klingt an manchen Stellen fast stereotyp nach Autismus (teils noch krasser als meine eigenen Kindheitsgeschichten), manches wiederum recht normal. Eine Diagnose und Abgrenzung ist in einem Laienportal natürlich unmöglich und die Bias evtl. sehr hoch.

Autismus ist zu einem Großteil vererbt (auch wenn es nicht das Trägergen gibt), aber es lässt sich dennoch viel besser damit leben als noch vor einigen Jahrzehnten. Gerade im frühen Kindesalter lässt sich sehr viel durch Therapien und Erziehung für ein eigenständiges Leben "zurechtrücken" (ich möchte es nicht heilen nennen!). Dass mehrere Geschwister betroffen sind, kommt definitiv öfter vor. Für Eltern/Geschwister habe ich ca. 10 % Wahrscheinlichkeit im Kopf, wenn schon ein Geschwister/Elternteil autistisch ist.

Wie es in einer anderen Antwort schon stand: sollten wirklich beide Lütten sehr herausfordernd bzw. autistisch und du eine junge Mutter ebenfalls mit psychischen Problemen sein, sucht euch unbedingt fachkundige Unterstützung. In den Autismusambulanzen wird einem meiner Erfahrung nach gut geholfen, aber die Wartelisten sind sehr lang.

Zu Erziehung kann ich nicht viel sagen, außer dass klare, logische Regeln, verlässliche Strukturen und Kommunikation sehr wichtig sind. Man sollte bis zu einem gewissen Grade auch Rücksicht nehmen und bestimmte Reize - wenn möglich - eliminieren oder Stimming nicht direkt verbieten, aber sich nicht alles bieten lassen (an die Brüste fassen?). Es ist ein schmaler Grad zwischen zu wenig Rücksicht und Verhätschelung; beide Extrema kamen in unserer Familie vor.

Frauen im Erwachsenenalter sind oft unterdiagnostiziert. Wenn dir eine Diagnose weiterhilft, kannst du dich natürlich auch testen lassen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe selbst Asperger
MomoftheMandA 
Fragesteller
 21.04.2023, 20:56

Also Aaron ist ja 2 Jahre und Abstillen irgendwie nicht möglich, haben alles mögliche versucht 🙈 Und während er trinkt, spielt er an der anderen Brust. Meine Große war Flaschenkind (Brust verweigert) und macht das mit den Fühlen. Ihrer Biene Maja in der Handinnenfläche auch :)

Ich arbeite wirklich Hart an Struktur und fertige sehr viele Bildetkarten für meine Große an, haben ihr heute Kopfhörer besorgt da sich beide in vielen Situationen die Ohren zuhalten. Ruhige Musik beruhigt sie aber arg.

Danke dir für den tollen Imput :) Stimming respektiere ich seither wesentlich mehr als vorher. Wir besorgen auch jetzt immer die selben Nahrungsmittel die sie immer essen. Aber einkaufen ist unmachbar mit beiden aktuell. Wir bestellen jetzt also immer nur noch. Heute wars letzte Mal. 🙈

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kiniro  22.04.2023, 07:54
@MomoftheMandA

Was zum Abstillen: Das natürliche Alter dafür liegt weltweit zwischen 2 und 7 Jahren.

Im Übrigen verändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch zu diesem Zeitpunkt, weil die Kinder durch Kita und Co. vermehrt mit anderen Kindern in Kontakt kommen.

Das wiederum heißt mehr Viren, Keime und Bakterien. Gegen so manches davon bildet deine Milch Abwehrstoffe.

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MomoftheMandA 
Fragesteller
 22.04.2023, 18:51
@kiniro

Ich wünschte mir, dass ich sowas in der Ausbildung zur GKP gelernt hätte. Danke dir :) Der Druck der Gesellschaft ist halt enorm. Aber ich denke er braucht es noch :/

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