Harmonielehre: Kann es sein, daß bei Molltonarten die Dominante auch in Moll steht?

7 Antworten

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Definitiv Ja: obwohl Dominanten in Molltonarten häufig verdurt sind, können sie auch als Mollakkorde auftreten. "nein, die Dominante steht immer in Dur." ist leider eine falsche Antwort! Ob eine Dominante ein Dur- oder ein Mollakkord wird, hängt nur davon ab, wohin sich der Ton bewegt, der ihre Terz bildet.

Also: Dominanten sind immer Akkorde auf der 5ten Stufe einer Tonleiter. Die Terz der Dominante ist demzufolge immer die 7te Stufe dieser Tonleiter. Immer wenn diese 7te Tonleiterstufe in eine 8te=1te Tonleiterstufe aufwärts fortschreitet, wird sie zum Leitton erhöht und es entsteht eine verdurte Dominante. Wenn sie stattdessen absteigt, bleibt sie natürlich (also nicht erhöht), und die Dominante bleibt ein Mollakkord.

Kirchentonarten spielen dabei gar keine Rolle. Mehrstimmige Kompositionen, die in einer Kirchentonart notiert sind, enthalten in vergleichbaren Situationen genauso Leittöne, die bei funktionaler Deutung der entstehenden Akkorde auch zu verdurten Dominanten führen.

Bei einer 4-Akkorde-Standardkadenz (Tonika, Subdominante, Dominante, Tonika) hat eine der drei Oberstimmen zwingend den Verlauf 8-8-7-8, und weil die 7te Stufe dabei zur 8ten führt, entsteht immer ein Leitton, und daher ist die Dominante in dieser Kadenzform immer verdurt. Die vier Akkorde so einer E-Moll-Kadenz lauten also E-Moll, A-Moll, H-Dur, E-Moll und nie anders.

Trotzdem gibt es Molldominanten; sie entstehen, wenn eine Stimme aus der 8ten Stufe über die 7te in die 6te und weiter zur 5ten Stufe fortschreitet. Beispiel: E-Moll, H-Moll mit d im Bass, A-Moll mit c im Bass, H-Dur.

Andersherum und aus derselben Logik heraus können in Molltonarten sogar verdurte Subdominanten vorkommen, nämlich wenn eine Stimme aus der 5ten Stufe über die erhöhte 6te in die erhöhte 7te und weiter zur 8ten Stufe fortschreitet. Beispiel: E-Moll mit Spitzenton h, A-Dur mit Spitzenton cis, H-Dur mit Spitzenton dis (und Basston fis und Sept a statt Grundton h; zur Vermeidung von Satzfehlern), E-Moll mit Spitzenton e.

Die vielzitierten drei verschiedenen Molltonleitern ("natürlich", "melodisch", "harmonisch") sind in keinem Fall Ursache der Leittöne, sondern deren Folge; und schon gar nicht kann mensch sich aussuchen, welche Art Molltonleiter mensch als Grundlage der Kadenz nimmt, sondern die Stimmführungsregeln entscheiden, welche Tonvarianten vorkommen. Entsprechend ist "melodisch" Moll eine unnötig vereinfachende Sichtweise auf die melodischen Bewegungsmuster in Molltonarten. "Natürlich" Moll gibts in der Praxis eigentlich gar nicht, und "harmonisch" Moll wird höchst selten als Tonfolge gebraucht (die übermäßige Sekund klingt zu exotisch), sondern ist eigentlich nur der Tonvorrat, der entsteht, wenn die in einer 4-Akkorde-Standardkadenz enthaltenen Töne aufgereiht werden. Diese drei Moll-Leitern sind eigentlich nur ein hilfloses und problematisches Konstrukt, um Mittelstufenschüler vor der Komplexität real existierender Kompositionen zu bewahren...

nein, die Dominante steht immer in Dur.Aber es gibt einen Dominantseptakkord, der meistens in die Tonika, also die Grundtonart aufgelöst wird.

Da wir 3 verschiedene Moll-Tonleitern (Skalen) kennen, kommts hierbei immer wieder zu Irritationen:

Natürlich Moll: hier ist der Akkord auf der 5. Stufe tatsächlich h-Moll - das ergibt allerdings eine relativ "schwache" Dominante...

Harmonisch Moll: hier ist die 7. Stufe um 1/2-Ton erhöht! Somit haben wir als Dominante h-Dur (d wird zum dis).

Melodisch Moll: zusätzlich zur 7. Stufe wird auch die 6. Stufe erhöht. Dominante ist wieder h-Dur.

icecruiser 
Fragesteller
 09.02.2011, 17:06

In Melodisch Moll aber doch nur aufwärts, oder?

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HAAAAAaaaaaaaaaaaaaaa ....

Kirchentonarten:

Em gibt es in D-Dur (Dominante: Hm7)

Em gibt es in C-Dur (Dominante: Hm7/b5)

Emoll gibt es in G-Dur (Dominante: Hm7)

Molltonarten: In harmonisch und melodisch Moll ist die Dominante durch Septerhöhung H (Dur).

Das wären so die Basics.

icecruiser 
Fragesteller
 09.02.2011, 17:05

Seit wann gehören denn D-, C-, und G-Dur zu den Kirchentonarten?

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waermefreund  10.02.2011, 10:47
@icecruiser

Kirchentonarten sind die modalen Tonarten, die sich auf Basis einer (beliebigen) Dur-Tonleiter ableiten lassen. Man hat sieben Stufen - Ionisch - Dorisch - Phrygisch - Lydisch - Mixolydisch - Äolisch - Lokrisch. Beispiel oben: Em in D-Dur ist Dorisch, man spielt also die D-Dur-Tonleiter von Ihrem 2. Ton an bis zu Ihrer None. Em in C-Dur ist Phrygisch, Em in G-Dur ist Äolisch. Alles claro?

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am besten guckste dir mal folgenden harmonielehre-workshop an, danach bist du schlauer ;-).

der ist sehr gut gemacht. findest du alle wichtigen infos zu diversen tonleitern.

http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/harmonielehre-workshop-1.html