Habt/Hattet ihr auch Großeltern die sehr oft über den Krieg und die Nachkriegszeit sprechen?

7 Antworten

Meine Eltern hatten den Krieg erlebt und natürlich auch viele andere Erwachsene damals. Einer hatte sogar noch als Kleinkind den ersten von drei Kriegen erlebt. (1871). Der "schönere" Krieg war scheinbar für alle der 1. Weltkrieg. Meine Mutter hat mehr erzählt als mein Vater (sie lebt heute noch) aber sie war ja nur beim Arbeitsdienst und hat keine so schrecklichen Dinge gesehen wie mein Vater. Der erzählte es uns erst als wir Kinder schon älter waren, vllt. weil er uns schonen wollte oder auch weil er selbst mit den Jahren etwas Abstand bekam.

Meine Großmutter väterlicher Seite singt immer noch hin und wieder die Nazi-Lieder die sie als Schülerin noch hat lernen müssen.


bachforelle49  16.09.2021, 12:13

"die Fahne flattert uns voran".. kommt auch leicht rüber als "alle Vöglein sind schon da", wo,s kaum mehr Vögel gibt, usw . "Am Brunnen vor dem Tore" glaubt auch kein Mensch mehr, und wer will schon noch singen, wenn deutsche Volkslieder als "rassistisch" abgetan werden..

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ja. Meine Großeltern sprachen und erzählten viel davon. Da sie aber auch nichts zu verbergen hatten, konnten sie das auch tun.

Ich gebe zu, dass es mir als Jugendliche manchmal zu viel war und ich oft mit "Ihr mit eurem doofen Krieg" reagiert hatte. Heute bedauere ich das sehr, denn heute kann ich sie nicht mehr fragen.

Allerdings der Schwager meiner Großeltern war im Russlandkrieg und Kriegsgefangenschaft, ist aber heil zurückgekehrt. Er hat nie was von seinen Erlebnissen erzählt. Außer, dass er es geschafft hatte, sich mit dem Lagerkommandanten in Sibirien anzufreunden. Denn beide hatten eine riesige Leidenschaft für russische Komponisten, besonders Tschaikowski*. Dies hat meinem Onkel geholfen, früher nach Hause zu kommen.

*ok, der war kein Russe, aber in dem Falle egal.

Unsere Oma hat uns früher oft Geschichten erzählt wie das Leben dort so war. Hab auch bisschen was aufgenommen, damit ich es in Erinnerung behalten kann.


AdamNBG1995 
Fragesteller
 13.09.2021, 20:39

Erzähl es deinen Nachfahren !
der Zweite Welt Krieg könnte im ideal Fall (hoffentlich) der größte Krieg der nächsten hunderten Jahre sein. Das ist historisch so relevant dass es vom Vorteil ist dass die Geschichten von Generation von Generation weiter erzählt werden

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bachforelle49  13.09.2021, 20:55

nur soviel, meine "Opas" sind beide im Krieg "geblieben", und die beiden "Omis" waren mit "um die 60 rum" schon so alt, bescheiden und verbraucht, wie heutige vielleicht mit 80 oder drüber, wenn überhaupt .. mein Vater hat mit uns Kindern nie drüber gesprochen, war "schwerkriegsbeschädigt", und meine Mutter hat zwar irgendwie und irgendwann drüber gesprochen, daß die nämlich in Elbing, heutiges Elblag, und auf der Flucht über Danzig, heutiges Gdansk, im Frühjahr '45 usw mehrfach brutal von den nachrückenden ** vergewaltigt wurde, sowas wurde trotz Traumatisierung nicht weiter in der Nachkriegszeit usw.. behandelt, später im hohen Alter äußerte sich das bei ihr in schweren Depressionen, usw.. Soviel ein kleiner Teil dazu.. ich selbst habe übrigens auch noch einen alten Flüchtlingsausweis von 49, die genannten waren aber "Vertriebene", nicht vergleichbar so wie heute.. Luxus gab es damals nicht, meine Geburtsstätte war ein ehemaliger Schweinestall ..

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Jedes Mal, wenn ich bei meiner Oma zu Besuch bin, geht´s früher oder später um ihre Erfahrungen während des Kriegs und der Nachkriegszeit.

Wie meine Familie vertrieben wurde, wie meine Uroma nach Sibirien kam und mein Uropa durch seine SS-Vergangenheit (angeblich) von Rotarmisten ein Hakenkreuz eingeritzt bekommen hat. Bei meiner anderen Oma ist´s nicht anders; sie erinnert sich, dass angeblich ein russischer Soldat mit der Waffe auf sie gezeigt hätte als Kind, was sehr traumatisch für sie gewesen sein musste.

Die Familie meiner Mama bestand zum Teil aus strammen Nazis, die noch in den 1970ern Erwin Rommel nachplärrten und den "feigen Anschlag" auf Massenmörder Heydrich verurteilten. Zum Glück hab ich dieses Gesocks (anders kann und werde ich diese Leute nicht bezeichnen) nicht kennenlernen müssen, da es vor meiner Geburt ins Gras biss. Ich hätte mich diesen edlen Menschen nicht verstanden.

Da gefiel mir mein anderer Uropa besser (diesen konnte ich leider nicht mehr kennenlernen), welcher propagandistisch ausgeschlachtet wurde aufgrund seines Aussehens und deswegen auf dem Reichsparteitag 1935 mitmarschierte: "Es war doch alles so verlohe, mir sein immer im Kreis gelafe!"

LG