Habt ihr interessante Erfahrungen mit Meditation gemacht?
Habt ihr schon mal, während ihr meditiert habt, irgendwas faszinierendes oder interessantes erlebt? Man hört ja immer wieder, dass Leute, die schon länger meditieren, z.B. spirituelle Erfahrungen machen oder dass sie in einen Zustand kommen, den man normalerweise nur mit Drogen erreichen kann. Habt ihr selbst vielleicht schon mal was ähnliches erlebt? Wenn ja, wie habt ihr das geschafft?
5 Antworten
Ich bin Soto-Zen-Buddhist, habe Erfahrung mit Meditationsformen verschiedener Traditionen und möchte meine Meinung beisteuern:
spirituelle Erfahrungen machen
Solche Wahrnehmungen sind keine natürliche Funktion des Geistes sondern zeigen vielmehr, dass man sich in einem ungesunden Geisteszustand befindet.
Vermeintlich "spirituelle Erfahrungen" sind meiner Meinung nach in der Regel eine Reaktion auf die mitunter unbewusste Erwartungshaltung des Meditierenden.
Das Nervensystem reagiert irgendwann auf diese Autosuggestion und wird entsprechende halluzinatorische Wahrnehmungen verursachen.
den man normalerweise nur mit Drogen erreichen kann
Wer sich bei der Meditation wie "auf Droge" fühlt, atmet vermutlich falsch, daher sollte man den Atem nach meiner Ansicht nach auch nicht manipulieren.
Ein Drogenrausch ist nichts erstrebenswertes, da er auf die Vergewaltigung des Gehirns zurückzuführen sind, da Reize ausgelöst werden, die nicht normal sind.
Damit erreicht man nach meiner Überzeugung überhaupt nichts, außer gründlicher Selbsttäuschung.
irgendwas faszinierendes oder interessantes erlebt?
Sinnestäuschungen wie Wärmegefühl, Lichtwahrnehmung oder ein Gefühl der Körperlosigkeit können auch bei geistig gesunden Menschen auftreten.
Sie sind jedoch nicht wesentlich für die Meditation und man sollte sich nicht an solche Erfahrungen klammern, denn diese Anhaftung führt nirgendwo hin.
Es war in den ersten paar Tagen meines ersten Vipassana Retreats (14 Tage). Ich gewann langsam ein bisschen Routine und meditierte selbstvergessen vor mich hin. Dann ganz plötzlich, bemerkte ich, wie bloß nur noch das Objekt (Meditationsobjekt) da war. Und für einen kurzen Moment, war es mir, als ob ich nicht mehr da war. Es gab nur noch das Objekt. Und da wurde mir unterschwellig etwas klar, was mich sofort in Glückstränen ausbrechen ließ. Es muß von außen ein lustiges Bild abgegeben haben. Erst sitzt er bewegungslos da und meditiert und von jetzt auf nachher fängt er an zu weinen und zu schluchzen. Ich war über und über von Glück erfüllt, und mein erster Gedanke war, wie traurig es war, die gesamte Menschheit schläft. Sie sind alle wie schlafend und ich auch wieder, weil das eigentliche Erlebnis dauerte nur 2 Sekunden. Ich war immernoch erfüllt von Glück und großem Mitleid/ Mitgefühl mit allen Menschen, die das in ihrem ganzen Leben nicht erfahren werden. 7 Millarden Menschen wie schlafend. Dieser Gedanke erschütterte mich sehr.
Später recherchierte ich, dass dies ein Schlüsselereignis bei der sogenannten "Erkenntnis des Entstehens und Vergehens" war, einer Sequenz-Stufe im Zyklus von 16 Stufen, die sich über die 14 Tage nacheinander ereignen. Dieses Erlebnis scheint jeder Mensch nur einmal machen zu können. Es ist ein "point of no return", danach trägt man unbewusst ein Wissen in sich, welches es verunmöglicht, dem spirituellen Weg nochmal den Rücken zu kehren. Angeblich wird es auch als kleiner Stromeintritt bezeichnet, in Abgrenzung zum echten Stromeintritt. Es war nicht die Erleuchtung, aber ich durfte schonmal durchs Schlüsselloch gucken. Es gleicht dem Kensho (-Erlebnis) im Zen-Buddhusmus. Siehe Wikipedia: Kensho. Ein Kenner und Meister schrieb etwas poetisch, man steht für einen kurzen Moment auf der zerfetzten Kante der Realität.
In der Meditation begegnet man sich selbst. Wenn du es also interessant findest, mehr über deine Persönlichkeitsanteile zu erfahren, kann ich dich nur ermuntern, sich auf den Weg zu machen.
bei mir kam es bisher mehrmals mal vor, dass ich mich richtig auf die meditation konzentriert habe und alles herum komplett ausgeblendet war, keine störenden gedanken oder ablenkungen. es war ein sehr angenehmes gefühl. ich weiß zwar nicht, ob das "spirituell" war, aber eine art "flow state", bei denen man sich komplett auf die jetzige tätigkeit fokussiert.
Ja. Ich hatte das Gefühl über mir zu schweben. Ein Bekannter sagte, dass wäre für trainierte Leute eine normale Erfahrung. Bei mir war es Anfängerglück, welches sich nie wiederholte.
Aber ein cooles Gefühl :-)))