Haben seit den 80er Jahren die typischen Disco-Unfälle bzw. die Anzahl der daraus resultierenden Todesopfer insgesamt deutlich abgenommen, und wodurch?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Für die 80er kann ich nicht sprechen, aber für die späten 90er und die 2000er. Die heutige Aufklärung gab es einfach nicht und ich muss auch sagen: Wenn sich ein 60-jähriger Polizist in grün-brauner Uniform in die Aula der Schule stellte und mit optisch uninteressanten, kaum lesbaren und primitiv zusammengeschusterten Folien auf dem Tageslichtprojektor ungelenk über "Sicherheit" referierte und mit uns in einem Tonfall sprach, als seien wir niedrige Bundeswehrsoldaten oder seine Stammtischbrüder, hatte das einfach keine Nachwirkung und belustigte uns mehr, als dass man es ernst nahm. Prävention wirkte einfach überhaupt nicht, heute ist das ganz anders und sitzen in der Prävention von Polizei und Verkehrswacht ganz andere Leute, die einen anderen Zugang zur Jugend haben.

Allerdings haben viele aus meiner Klasse und Clique das Lied "Nur 18 geworden" von "Das Motiv" sehr ernst genommen und man hat über dieses Lied auch ernsthaft gesprochen und die Gefahr, die aus den Worten klang und in dem Video zu sehen war.

https://www.youtube.com/watch?v=t98cygAf1KE

Aber auch das Freizeitverhalten änderte sich, Discos und Clubs spielen für die heutige Generation keine so große Rolle (meine jüngste Cousine ist Jahrgang 2001, da kriege ich noch etwas mit) und es ist auch so, dass viele junge Leute kein eigenes Auto haben und sonst wie verreisen oder auch gar nicht großartig weggehen. Wenn doch, trinken sie kaum - damals war das anders, da war vieles sorgloser & da dachte sich der 18-Jährige halt ... okay, der Papa und der Opa trinken am Stammtisch auch jede Woche und fahren anschließend selber heim und passiert ist da noch nie was, also kann ich des bestimmt auch :-/

Ich denke ebenso, dass auch die Autos an sich eine Rolle spielen: Das typische Anfängerauto meiner Generation zum Beispiel war dieser VW Polo II ohne jede Sicherheitsvorkehrungen außer dass er Gurte besaß. Der stand in allen Farben vor der Berufsschule rum - so einen Wagen bin ich als Anfänger auch mal probegefahren und empfand schon wenige Runden darin als Zumutung; ich hatte permanent Angst, dass mich in der Kiste jemand übersieht und zu Tode fährt. Ich habe mir dann bewusst einen Audi 100 C3 gekauft, der objektiv viel zu groß war, aber günstig zu bekommen aus erster Hand von einem Rentner und in dem ich schon beim ersten Einsteigen ein Gefühl von Sicherheit empfand. Und es gab damals durchaus Leute, die eines Tages nicht mehr in der Berufsschule waren oder nicht mehr in den Clubs auftauchten nach solchen Unfällen (weil sie tot waren) und wo die Beerdigung riesengroße Treffs von Jugendlichen aus der ganzen Gegend waren oder wo jemand nach Unfall und langer Abwesenheit im Rollstuhl wieder gesehen wurden, weil diese Kleinautos damals total unsicher waren und da ganz viel passierte schon bei wenig "spektakulären" Unfällen, wo es aber dumm lief.

Es kommt irgendwie alles zusammen, aber andererseits war "Disco-Unfall" so ein Schlagwort der 90er und 2000er. Wenn so was heute passiert mit jungen Leuten, steht das klein im Polizeibericht, während es damals halt an die ganz große Glocke gehängt wurde und wieder jeder alles besser wusste von wegen "junge Leute, war ja alles klar"...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das wird nur schwer zu beantworten sein. Ganz allg. hat sich die Sicherheit der Autos und das Rettungswesen sehr stark verbessert seither (wobei bei den Autos gerade über's Ziel hinausgeschossen wird https://www.heise.de/meinung/Kommentar-Uebergriffige-Zwangsassistenten-im-Auto-9599141.html und heute haben die meisten ein Handy und können dadurch schneller Hilfe holen. Der Zeitfaktor ist in solchen Fällen oft auch sehr wichtig.

Außerdem kann man heute einfacher mit anderen bzw. wildfremden kommunizieren ohne regelm. an einen Ort wie eine Disko gehen zu müssen.

notting

Woher ich das weiß:Hobby
Von Experte rotesand bestätigt

ich denke das liegt eher am veränderten Freizeitverhalten.

Das war noch eine Zeit als noch keiner ein Handy hatte und niemand Internet benutzt hatte.