Haben die meisten Menschen keine Gender-Identität?

Mork77  12.07.2023, 09:24
Die meisten Menschen können mit dem starre Konzept der Gender-Identität nichts anfangen. 

wissenschaftliche Quelle?

Mirai425 
Fragesteller
 12.07.2023, 09:28

Habe ich nicht.
Ist meine eigene Erfahrung.

Hast du eine Quelle, die etwas anders sagt?

SchakKlusoh  12.07.2023, 11:42

Seit wann ist "Hast Du eine Qulle, die etwas anders sagt?" ein Argument? Kannst Du Deine Behauptung beweisen oder nicht?

Mirai425 
Fragesteller
 12.07.2023, 12:08

Hi,

das habe ich bereits beantwortet: "Habe ich nicht. Ist meine eigene Erfahrung"

"Hast Du eine Qulle, die etwas anders sagt?"
Das ist eine Frage, deren Antwort mich interessiert

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist auch meine Erfahrung - nur andersherum. Wenn ich Gedankenexperimente mache und versuche, mir vorzustellen, wie es für mich wäre, wenn ich ein anderes Geschlecht hätte, dann gehen bei mir keine Alarmglocken.

Die Vorstellung, eine Frau zu sein, zu menstruieren, schwanger werden zu können und zu gebären fühlt sich das nicht unpassender an als mein tatsächliches Geschlecht. Nur evtl. schmerzhafter…

Ich tue mich dementsprechend schwer damit, das Konzept der Geschlechtsidentität losgelöst von körperlichen, psychischen und sozialen Geschlechtsmerkmalen zu verstehen.

Damit sind wir nicht allein. Es gibt zahlreiche akademische Publikationen, die versuchen, das Konzept der Geschlechtsidentität zu definieren. Es scheint also kein leichtes Unterfangen zu sein. Mir sagt die Definition von Katherine Jenkins zu:

Jenkins, Katharine (2016). Amelioration and Inclusion: Gender Identity and the Concept of Woman. Ethics 126 (2):394-421.

Nach Jenkins hätte man demnach eine weibliche Geschlechtsidentität, wenn man sich von Normen angesprochen fühlt, die für Frauen gelten. Beispiele: "rasieren sich die Beine", "machen den Haushalt", "werden missbraucht", "sind manipulativ", "müssen schön sein", … Dabei spielt es keine Rolle, ob man diese Normen gut findet oder sich ihnen unterwirft. Es genügt, dass man sich für einen Adressaten dieser Normen hält.

Eine burschikose Frau ("Tomboy"), die zwar weiß, dass diese Normen an sie gerichtet sind, der diese Normen aber egal sind, hat demnach eine weibliche Geschlechtsidentität.

Ein Transmann (also körperlich weiblich), der genau so lebt o.g. burschikose Frau, aber nicht findet, dass sich diese Normen an ihn richten, hat keine weibliche Geschlechtsidentität.

Eine Transfrau, die sich ebenfalls als Adressatin dieser Normen sieht, ist ebenfalls eine Frau.

Eine Transfrau, die sich (noch nicht) als Adressatin solcher Normen sieht, ist (noch) keine Frau. Das kann z.B. daran liegen, dass sie die Normen (noch) nicht kennt.

Das Problem ist, eine Frau, die diese (misogynen) Normen nicht verinnerlicht hat, hätte keine weibliche Geschlechtsidentität, selbst wenn sie ein stereotyp weibliches Leben führen würde. In einer zunehmend geschlechteregalitären Gesellschaft würden Geschlechtsidentitäten verschwinden, da es keine geschlechtsspezifischen Normen mehr gäbe

Merke: Nach Jenkins spielt es keine Rolle, ob man sich mit diesen stereotypen Normen wohlfühlt.

Wenn man dieses Verständnis von Geschlechtsidentität zugrunde legt, dann haben die meisten Menschen eine Geschlechtsidentität, denn wir alle kennen die gesellschaftlichen Normen und ebenso deren Adressaten.

Mirai425 
Fragesteller
 13.07.2023, 02:46

Vielen Dank!

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Kann nur für mich sprechen. Ich bin eine Frau, wie ich braune Augen habe. Wenn ich ein Mann wäre, dann wäre das eben so. Oder ich hätte blaue Augen. Das ist nichts, womit ich mich "identifiziere". Natürlich mache ich viele Dinge, die stereotyp als männlich gelten. Aber das macht mich nicht zum Mann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
NinaSpi  22.07.2023, 20:40

ist bei mir ähnlich. Mein Geschlecht ist partziell schon Teil meines Selbstbildes, da ich mich jeden Tag im Spiegel sehe, aber ne besondere Identifikationsgrundlage ist das auch nicht. identifiziert, hab ich mich früher als Teenager mit bestimmten Musik und Kleidungsstilen, als ich noch in der Entwicklung war. Mein Geschlecht spielte da nie ein Rolle, das war da halt von Anfang an so wies war. Heute bin ich nur noch ich selbst und identifikationsfragen sind kein Thema mehr.

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Also ich kann nur für mich sprechen. Ich bin eine körperliche Frau. Wenn ich jetzt aber plötzlich einen Penis hätte und einen männlichen Namen, wäre es halt so, es würde sich nichts ändern. Wäre vielleicht mal eine coole Erfahrung... Mir ist das eigentlich egal. Dieses Konzept typisch Frau und typisch Mann finde ich affig. Schon als Kind habe ich Pokemon gespielt und bin auf Bäumen geklettert... Wahrscheinlich habe ich keine Gender Identität :D Mir ist beides recht, ich komme mit beidem klar. Hat beides seine Vor- und Nachteile.

Übrigens gendere ich auch bei mir nicht. Wenn mich jemand fragt was ich als Hobby habe sage ich oft, ich bin Rennradler und Tennisspieler. Manchmal finde ich das lustig, dass die Menschen mich dann immer mit "RennradlereIN und TennisspielerIN" berichtigen... :D Ich sag dann immer "Nö, ist die allgemeine Bezeichnung, juckt mich nicht ob IN oder nicht, so ist kürzer :D"

Mirai425 
Fragesteller
 12.07.2023, 10:18

Geht mir genauso. Wobei ich vielleicht nicht sagen würde, dass sich nichts ändern würde. Ich denke im Sozialen Miteinander spielt es schon eine Rolle, ob man eine Frau oder ein Mann ist. Ich bin beim Cosplayen auch schon als Mann wahrgenommen worden, aber es hatte für mich keine große Bedeutung.

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NinaSpi  22.07.2023, 20:47

Sehr sympatisch. Ich benutzte für mich auch immernoch die Form ohne IN dahinter. Fand das lange Kacke, das es zwei Bezeichnungen für Jobtitel auf einmal gibt als wäre das ein anderer Job je nach dem was man da unten hat. In Bewerbungsunterlagen achte ich aber mitlerweile etwas drauf das IN hinten drann zu hängen auch wenn es sich komisch anfühlt. Bin das generische maskulinum gewöhnt und krig das wahrschinlich auch nie aus mir raus XD. Bis eh führ einheitliche BEzeichnungen ohne Geschlechtsmerkmal.

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"Falsch" ist schwierig. Es ist einfach ein Konzept woran du erst einmal Glauben musst, oder eben nicht.

Mir scheint das gar kein starres, sondern ein sehr vages Konzept zu sein. Ob es falsch ist lässt sich aufgrunddessen auch schlecht sagen.