Glaubte Aristoteles an die Schöpfung durch einen Gott?

4 Antworten

Ja, Aristoteles glaubte an einen GOTT.als Ursache für alles Sichtbare.



Nach Beendigung der Darstellung des Aristotelischen Gottesbeweises sollen nun noch einige Bemerkungen zum generellen Weltverständnis des Aristoteles folgen. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, daß Platon letztlich deduktiv von Gott ausgeht, Aristoteles dagegen induktiv - man könnte auch sagen, von »außen nach innen« - zu Gott kommt.


Zitat aus: http://archiv.sicetnon.org/artikel/historie/nele.htm, kennst Du evtl. schon.



Dagegen bewegt sich der Gottesbegriff der Philosophen auf einer gänzlich anderen Ebene. Er ist lediglich der physikalische Erstbeweger, der noch keineswegs Anlaß zu Religion und Transzendenz gibt. Vielmehr benennt er eine streng rationale Kategorie (außer bei Plotin). Um einen solchen Gottesbegriff geht es auch beim Gottesbeweis des Aristoteles. 


Notwendigkeit zeichnet dieses Wesen vor allen anderen, der Veränderung unterworfenen Wesen aus, und zwar in dreierlei Hinsicht: Erstens ist es gegen den eigenen Trieb mit Gewalt erzwungene Notwendigkeit, zweitens ist es unabdingbare Voraussetzung für das Gute, drittens ist es das Absolute: »Von einem solchen Prinzip also hängen der Himmel und die Natur ab. Sein Leben a ber ist das beste, und wie es bei uns nur kurze Zeit stattfindet, da beständige Dauer uns unmöglich ist, so ist es bei ihm immerwährend. Denn seine Wirklichkeit (...) ist zugleich Lust.



Zitat aus: http://archiv.sicetnon.org/artikel/historie/nele.htm, kennst Du evtl. schon.




Durch die Hinführung dieser geistigen Werte zum Gottesbegriff wird der nächste Schritt vollzogen, um sozusagen "von unten nach oben" zu gelangen: »Der Gott, sagen wir, ist das ewige, beste Lebewesen, so daß dem Gott Leben und beständige Ewigkeit zukommen; denn dies ist der Gott« (ebd.). Auffallend ist, daß Aristoteles einen rein wissenschaftlichen Gottesbegriff hat - sein Gott ist kein Gott der Anbetung.





Tja, sie machen es sich schwer die Philosophen..........dieser GOTT ist jedoch etwas abstraktes, kein persönlicher Gott. 

cheerio

Woher ich das weiß:Hobby – 56 Jahre regelmäßige Faktensammlung

Nein, Aristoteles hat zwar die Auffassung der Existenz einer Gottheit bzw. eines Göttlichen vertreten. Dies ist aber kein Schöpfergott gewesen, weil Aristoteles gar keine Schöpfung der Welt/des Kosmos angenommen hat. Er nimmt Ewigkeit der Welt/des Kosmos an.

Aristoteles hält den Himmel für unentstanden/ungeworden (ἀγένητος) und unvergänglich (ἄφθαρτος), ewig, zeitlich keinen Anfang und kein Ende habend (Aristoteles, Peri ouranou [ Περὶ οὐρανοῦ; Über den Himmel; Lateinischer Titel: De Caelo] 1, 10 und 2, 1). Ebenso hält er Materie/Stoff (ὕλη) für unentstanden/ungeworden und unvergänglich (Aristoteles, Physik 1, 9).

Aristoteles, Metaphysik, Buch 12 (bzw. XII oder Λ) nimmt ein erstes Prinzip an, das Erste Unbewegte Bewegende (τὸ πρῶτον κινοῦν ἀκίνητον). Aristoteles kommt zu diesem Bewegungsprinzip (oft Erster unbewegter Beweger genannt, obwohl es bei Aristoteles Neutrum ist) aufgrund von Überlegungen zur Erklärung kosmischer Bewegungszusammenhänge. Das Erste Unbewegte Bewegende verursacht, indem es Ziel ist. Es ist geistig zu denken, als Vernunft/Intellekt. Das Prinzip wird von Aristoteles mit dem Göttlichen (τὸ θεῖον) bzw. Gott (θεός) gleichgesetzt (Metaphysik 12/XII/Λ, 6 – 10). Es handelt sich um eine Substanz/Wesenheit (οὐσία), die folgende Eigenschaften hat:

  • ohne Größe
  • ohne Teile
  • unzerlegbar
  • leidlos/unaffizierbar (ἀπάθες)
  • ewig (bewegt die ewig bewegte Sphäre der Fixsterne)
  • unbewegt (wäre sonst kein letztes Prinzip der Bewegung)
  • reine Wirksamkeit, dem Wesen nach in wirklicher Tätigkeit (ἐνέργεια)
  • reine Form, stofflos, ohne Veränderung
  • bewegt wie etwas, das geliebt/begehrt wird, denn das Begehrte, das Gedachte und besonders das Geliebte kann bewegen, ohne bewegt zu sein, alles strebt danach, ihr so ähnlich wie möglich zu werden
  • reine Betrachtung/Schau (θεωρία)
  • lebendig/beseelt (nur so etwas kann denken)
  • Denken (νόησις) des Höchsten und Besten, Denken des Denkens (νόησις νοήσεως)
  • höchste und dauerhafte Lust (ἡδονή) hat Bestes (dazu gehört Glückseligkeit)

einige Literatur dazu:

Michael Bordt, theos/Gott. In: Aristoteles-Lexikon. Herausgegeben von Otfried Höffe. Redaktion: Rolf Geiger und Philipp Brüllmann. Stuttgart : Kröner, 2005 (Kröners Taschenausgabe ; Band 459), S. 589 – 591

Michael Bordt, Unbewegter Beweger. In: Aristoteles-Handbuch : Leben – Werk – Wirkung. Herausgegeben von Christof Rapp und Klaus Corcilius. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2011, S. 167 – 171

Markus Enders, theos. In: Wörterbuch der antiken Philosophie. Herausgegeben von Christoph Horn und Christof Rapp. Originalausgabe. München : Beck, 2002 (Beck'sche Reihe ; 1483), S. 440 - 442

Hellmut Flashar, Aristoteles. In: Ältere Akademie, Aristoteles, Peripatos (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Herausgegeben von Helmut Holzhey. Die Philosophie der Antike - Band 3). Herausgegeben von Hellmut Flashar. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 2004, S. 333 - 370

Sabine Föllinger, kinêsis/Bewegung. In: Aristoteles-Lexikon. Herausgegeben von Otfried Höffe. Redaktion: Rolf Geiger und Philipp Brüllmann. Stuttgart : Kröner, 2005 (Kröners Taschenausgabe ; Band 459), S. 312 - 318

S. 314: „Mit dieser Bezeichnung des höchsten Prinzips als einer Gottheit steht Aristoteles in vorsokratischer und platonischer Tradition. Später wurde Ar.’ unpersönliches Prinzip in christlicher Deutung zu einem personifizierten Beweger. Die Annahme eines ersten Bewegenden bedeutet aber nicht, daß Ar. einen zeitlichen Anfang der Welt, also eine Art Schöpfungstat habe implizieren wollen; vielmehr ging es ihm darum, einen momentanen Bewegungszusammenhang, bei dem das Bewegende ununterbrochen mit den Bewegten in Kontakt sein muß, zu erklären.“

Ar. = Aristoteles

Aristoteles meinte ja keinen christlichen Gott, sondern lediglich ein "gottähnliches Wesen", das die Bewegung aller Dinge in der Natur verursacht. Er ging in seiner Metaphysik davon aus, dass alle Dinge einen Schöpfer haben (müssen).

Die Schöpfung, wie sie in der Bibel steht, hat er damit wohl weniger kritisiert, sondern eher eine eigene Schöpfungstheorie in den Raum gestellt.