Glaubt ihr an die Mehrweltentheorie?
Wer sich mit Quantenphysik ein wenig beschäftigt, hat schon einmal was von dieser Theorie gehört. Wenn das Universum unendlich ist, könnten auch unendliche Paralleluniversen von unserer im jetzigem Moment existieren, die sich nur minimal von einander unterscheiden.
Ein Stein könnte an einer anderen Position liegen, ein Auto könnte in dem Moment eine andere Farbe haben und schon wäre dieses Universum eine andere. Die Zeit als menschliches Konstrukt könnte da auch keine Rolle spielen. Manche könnten im Jahre 1800 sein manche im Jahre 1 Millionen.
Was ist nach dem Tot ?
In dieser Theorie spielt der Tot eine wichtige Rolle. Die Theoretiker behaupten zu wissen was genau im Sterbeprozess mit einem selbst, also das Unterbewusstsein einer Person passiert. Ich versuche das anhand eines kleinen Beispieles zu veranschaulichen:
Du stirbst im Universum A, als du versuchtest die Straße zu überqueren und ein rasendes Auto trifft dich. Du spürst wohlmöglich noch die heiße Luft kurz vor dem Aufprall, aber dann ist alles schwarz. Du erwachst nun im Universum B, 5 Sekunden davor, wo du nun den Autounfall allerdings überlebst. Nun hattest du dann in dieser neuen Zeitlinie von dir persönlich eine Nahtoterfahrung, von der du nun zu berichten hast. In deinem alten Universum, welches dein Unterbewusstsein nun entwichen ist und du in die neue geswitched bist, trauern deine Eltern noch wahrscheinlich über deinen tot.
Es gibt hier also wirklich 2 Ergebnise, entweder tot oder nicht tot. Dein Unterbewusstsein sucht sich immer die nächstmögliche und passende Realität zum entweichen, wo du eben diesen Event wo du selbst tot wärst überlebt. Man wechselt also jedes mal in ein anderes Paralleluniversum beim Tot.
Was sind Träume ?
Auch wird angenommen, dass Träume nichts anderes wie Parallelwelten sein könnten, die dein Unterbewusstsein während dem Schlafprozess besucht. Dein Körper bleibt in deinem jetzigem Universum, nur dein inneres ich wechselt den Körper für die Dauer des Schlafprozesses. Daran könnte was dran sein, da es sehr oft Träume gibt die sich kaum von deinem täglichen Tagesablauf unterscheiden, bis minimal unterschiedliche Details.
Was ist ein Deja Vu ?
Es wird ebenfalls angenommen, dass Deja Vus eigentlich Erinnerungen von deinem Unterbewusstsein an frühere Paralleluniversen (Zeitlinien) sind, die du ja nach einem Tot gewechselt hast und in dieser neuen Zeitlinie es noch gar nicht zu diesem Ereignis kam als das Deja Vu nun bei dir eintraf.
Was ist der Mandela-Effekt ?
Es wird angenommen, dass nach einem Parallelwelten-Wechsel solche kleinen Dinge sich eben unterscheiden und du dich an Logos und geschichtliche Ereignise anderst erinnerst von deiner früheren Parallelwelt, es allerdings in deiner jetzigen anderst ist.
Wie stehst du zu diesem Thema ? Könnte da die Quantenphysik wirklich recht haben und da ist was dran ? Hattest du vielleicht selbst Nahtoterfahrungen und wurdest mystischerweiße von etwas gerettet so das du es überleben konntest ?
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8 Antworten
Ich halte die Vielweltentheorie von Hugh Everett aus mehreren Gründen für plausibel.
1. Sie würde Zeitparadoxa bei Zeitreisen in die Vergangenheit, wie das Großvaterparadoxon, vermeiden. Denn man würde in einem Paralleluniversum landen und dort seinen Großvater töten und dort nicht geboren werden, aber man selbst stammt ja aus dem Universum, in dem der Großvater nicht getötet wurde.
2. Sie würde den Kollaps der Psifunktion vermeiden, denn diese würde sich bei jeder Beobachtung/Messung einfach in verschiedene Zweige aufspalten und kein mögliches Ergebnis ginge "verloren".
3. meiner Meinung nach könnte sie auch eine Lösung für das EPR-Paradoxon (spukhafte Fernwirkung) bei der Messung eines Partners zweier verschränkter Quanten sein. Denn die Natur hält gewissermaßen alle erlaubten, also selbstkonsistenten, Möglichkeiten "in petto". Bei der Messung eines Partners werden diese alle realisiert, eine jede in ihrer eigenen Welt. Es geht also keine instantane Wirkung vom einem zum anderen Quant, sondern alle Möglichkeiten präexistieren vor der Messung schon.
Ein Argument, dass oft dagegen aufgeführt wird, ist Ockhams Razor. Dieses lässt sich aber entkräften, denn wenn eine Annahme als Lösung mehrerer Probleme dient, ist es schon wieder "sparsam". Auch die Falsifikation könnte eines Tages möglich sein.
Dem Verschwendungsvorwurf kann man auch wie folgt entgegnen: es ist außer Frage, dass es außer dem unsrigen noch eine (unendliche?) Anzahl weiterer Hubblevolumina gibt. Ein jedes kann man als ein Paralleluniversum der Ebene 1 verstehen. Dies ist absolut nicht exotisch, sondern sehr konservativ. Nach dem Prinzip der Ergodizität ist aber ein Zweig der Psifunktion, der sich über viele Hubblevolumina erstreckt, äquivalent zu vielen Zweigen der Psifunktion, die sich über ein Hubblevolumen erstrecken.
Wenn auch Zeit und Raum gequantelt sein sollten (Loopquantengravitation), kann man sich den Lauf der Zeit, wie bei einem alten Zelluloid-Film, aus lauter Einzelbildern zusammengesetzt denken. Begibt man sich nun auf eine externe Metaebene (aus der Froschperspektive unseres Zeiterlebens heraus) und sieht alle Einzelbilder "metagleichzeitig" (aus der Vogelperspektive), könnte man jedes Bild als Paralleluniversum ansehen. Dieser könnte es, bei unendlicher Zeit, unendlich viele geben. Die Everett-Ebene der Paralelluniversen erstreckt sich dann sozusagen in einer zur Zeitdimension rechtwinklig stehenden Richtung. Derer könnte es auch unendlich viele geben. Beide Unendlichkeiten (Zeit- und Everett-Dimension) sind abzählbar unendlich. Der Grad der Unendlichkeit der Anzahl der Punkte einer solch digitalisierten Ebene (Zeit + Everett) ist nicht größer als der, der Punkte einer Geraden (nur Zeit). Langer Rede kurzer Sinn: die unendlich vielen Paralelluniversen nach Everett fügen dem Ganzen nichts Relevantes hinzu.
ABER
Ein Wechsel von einem zum anderen Universum ist, so wie bei Dir, nicht möglich, da es keine Querverbindung gibt. Die Universen zweigen im Lauf der Zeit voneinander ab. Man müsste erst in die Vergangenheit zurück bis zur Abzweigung und könnte dann erst ins andere Universum wechseln.
Eines der besten und wissenschaftlichsten Antworten das ich jemals lesen durfte auf GuteFrage, was ein Wunder! Danke vielmals für die ausführliche Analyse!
Ich glaube auch daran. Manchmal habe ich Eindrücke oder „falsche“ Erinnerungen (Mandela Effekt) und es ist tatsächlich so, als würde man geistig vielleicht irgendwie mit diesen anderen Welten in Kontakt treten können. Es existiert alles, im Grunde genommen. Das Universum ist riesig und es gibt nichts was es nicht gibt. Unendliche Möglichkeiten.m, du weißt.
Jap, kannst du ein paar Beispiele vom Mandela-Effekt bei dir nennen ?
Ich hatte in Erinnerung, dass die Sonne weiter weg von der erde am Himmel steht und gelber und kleiner ist. Dabei nehme ich sie mittlerweile als weiß und viel näher an der Erde dran wahr. Der Monopoly Mann trägt in Wahrheit kein Monokel, und ich hatte bei der Weltkarte in Erinnerung, dass Australien viel weiter unten ist und dass da viel mehr Meer zwischen den Kontinenten liegt.
Du vermischst einige Aussagen von Quantenphysikern mit einigem Unsinn von Leuten, die mal in einer Illustrierten etwas über Quantenphysik gelesen haben.
Korrekt ist, dass die heutige Beschreibung von Quantenphysik eigentlich das Viele-Welten Modell ist: Alles, was passieren könnte, muss berücksichtigt werden, genau so, als würde es tatsächlich passieren. Beobachten werden wir immer nur eine der Möglichkeiten. Aber wenn wir andere Beobachter beschreiben, dann 'spalten' sich deren Welten bei jeder ihrer Beobachtungen in viele Welten auf. Der üblicherweise verwendete Formalismus der Quantentheorie funktioniert genau so, wie die Viele-Welten Theorie das Universum beschreibt.
Das hat aber nichts mit dem Tod zu tun. Weshalb sollte es auch?
Es hat auch nichts mit Déja-vus zu tun.
Und auch nichts mit dem Mandela Effekt.
Diese drei Effekte sind auch sehr spannende Effekte. Aber sie finden auf einer ganz anderen Ebene statt. Das sind Fragen der Psychologie des Menschen. Um die zu beantworten, braucht man keine Quantenphysik.
Ich glaube daran, dass Bewusstsein die Realität formt. Wenn es diese nicht formt gibt es keine Realität.
Vielleicht interessiert Dich ein sehr intelligenter deutschsprachiger Science-Fiction zu diesem Thema von den beiden Autoren Horst Pukallus und Michael Iwoleith: "Hinter den Mauern der Zeit". Im Anhang werden sogar die wissenschaftlichen Artikel (z.B. aus "Spektrum der Wissenschaft") genannt, auf denen das Werk fußt. Trotzdem ist es nicht verkopft oder intellektuell verquast, sondern höchst unterhaltsam und phantasievoll. Es resümiert außerdem in einer klaren moralischen Botschaft, die allerdings nicht jedem gutbürgerlichen Moralapostel gefallen dürfte. Es geht dabei nicht um Zeitreisen, wie der Titel vielleicht vermuten lässt.
Das ist ein wirklich extrem unwahrscheinliches theoretisches Modell.
P.S.: Unter Hubblevolumen wird folgendes verstanden: Es ist das (theoretisch) sichtbare Universum, dessen Grenzen dadurch gebildet werden, dass von dort aus das Licht uns gerade noch erreicht. Dahinter geht es natürlich weiter, nur von weiter weg, hatte das Licht seit dem Urknall einfach noch keine Zeit uns zu erreichen. Dass es dahinter weiter geht, ist deshalb klar, denn sonst befänden wir uns ja im Zentrum des einzigen Universums. Das wäre unwissenschaftlich und würde das kopernikanische Prinzip aufs gröbste verletzen. Das heißt, (z.B.) ein Lichtjahr von uns entfernt befindet sich auch ein (imaginärer) Beobachter, der sich selbst im Mittelpunkt seines eigenen Hubblevolumens befindet. Diese Volumina überlappen sich natürlich stetig.