Gibt es ein sittliches Wissen?

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7 Antworten

Im einfachsten Fall ist das sittliche Wissen das gesamte moralorientierte Wissen über gesellschaftskonformes Verhalten, das einem Menschen verfügbar ist. Wissen, dass nicht in Realitätsbezüge eingebunden ist, wird damit nicht zum Wissen gerechnet. Zum sittlichen Wissen gehören also gewertete Verhaltensmuster, über die wir verfügen können, das sind z.B. Ehrerbietungsgesten, wie Grußformen, Dankesformeln, Trauer- und Mitleidsbekundungen. Zum sittlichen Wissen gehört auch die Kenntnis der Anwendungssituationen, d.h. wann darf ich lachen, wann muss ich meinen Blick senken, wann kann ich meine Zustimmung laut kundtun, wann und wo muss ich meinen Hut absetzen. Auch das Wissen um die Verhaltenserwartungen gehören zum sittlichen Wissen, so z.B. sollte ein Mann wissen, wann und unter welchen Voraussetzung darf er ein Mädchen küssen. Verfügt er über dieses Wissen nicht, wird er zurück gewiesen oder verlacht oder sogar mit Sanktionen bedacht. Schließlich gehört auch zum sittlichen Wissen, wann und unter welchen Voraussetzungen man auf jeden Fall die Wahrheit sagen muss, wann man zur Hilfeleistung verpflichtet ist und wann man rücksichtsvoll zu sein hat. Bilanz: Das sittliche Wissen ist ein sehr weites Feld, womit das harmonische Zusammenleben der Menschen in einer Gemeinschaft erst ermöglicht wird.

Jeder Handwerker trägt einen Eidos von dem, was er/sie fertigen will in sich. D.h. Im Sinne von Aristoteles: Es gibt eine genaue Handlungsanleitung für den Bau des Dings, das er/sie herstellen will. Werkzeuge, Hilfsmittel, Werkstoffe und Betriebsmittel werden so verwandt, dass daraus ein Gebrauchsgegenstand geformt wird. Diese Kunst des Hervorbringens wird von Aristoteles als techne bezeichnet. Techne ist das praktische Können, das wirkliche Wissen.

Gegen den Begriff der techne setzt Aristoteles die ēthikē epistēmē ,das sittliche Verständnis. Weil es bei der techne um eine klare Mittel-Zweck-Verwendung geht, kann technische Wissen niemals menschliches Zusammenleben regeln. Denn dann wäre sittliches Wissen rein normativ und dogmatisch. Bei der Ethik geht es um das Richtigleben im Ganzen und dazu gehört untrennbar unser Unwissen über die menschliche Bestimmung, und das Wissen um die Geschichtlichkeit allen Wissens. Kennten wir die menschliche Bestimmung, dann ließen sich daraus universal gültige Handlungsanweisungen ableiten.

Sittliches Wissen ist kein gegenständliches Wissen (und geht deshalb in der techne nicht auf). Sittliches Wissen kann nicht gelehrt werden, weil das Leben nicht immer so ist, wie es ist, sondern auch anders sein kann und in Zukunft auch anders sein wird. Das sittliche Wissen ist daher etwas, was der Mensch praktisch anzuwenden hat. Erst durch die Praxis wird überhaupt erst deutlich, was die Natur einer Sache sein könnte.

Man muss einer Situation ansehen, was sie von einem verlangt. Aber dieses Sehen ist kein sinnliches Sehen mit den Augen, sondern nous, das Denkvermögen (bei Aristoteles). Nous ist Geist, intuitiver Verstand dessen, was recht ist. Man weiß im Gegensatz zur techne nie, was das rechte Mittel beim ethischen Handeln ist. Darum sind Leitbilder so bedeutsam.

Verwandte Literatur: Gadamer, H.G.: Wahrheit und Methode

Ja, gibt es - aber nur bei sehr wenigen Leuten! Die meisten veerhalten sich wie Tiere, weil sie kein sittliches Wissen haben...

Beim Lesen der Frage musste ich sofort an Sokrates denken. Er glaubte an die menschliche Vernunft sowie an klare und allgemeingültige Regeln für Recht und Unrecht. Selbsterkenntnis sei die Aufgabe des Einzelnen: Wer Rechenschaft über sich und sein Leben ablege, könne schließlich erkennen, wie man sich verhalten muss, um zum wahren Menschen zu werden. Alle Laster beruhen seiner Meinung nach auf Unwissenheit, nicht auf absichtlicher Bösartigkeit. Rechtes Denken führt nach Sokrates zu rechtem Handeln. kann man auch im Internet nachlesen. z.B. http://www.focus.de/wissen/bildung/philosophie/philosophie/sokratesaid6035.html

Nach Kant bestimmt, Stichwort kategorischer Imperativ, apriori.