Gibt es bald eine Entbürokratisierung in der Landwirtschaft?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

nein die Politiker streiten weiter 71%
ja es gibt kleine Lichtblicke 21%
es kommen keine weiteren Bürokratiebelastungen mehr 7%

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
ja es gibt kleine Lichtblicke

Derzeit werden Umfragen in der ganzen Agrarbranche durchgeführt, was man vereinfachen kann. Aus den Ergebnissen könnten gewisse Erleichterungen kommen. Das schlimmste Chaos hat sich daraus ergeben, dass erstens die EU Agrarumweltprogramme anbietet und zweitens die Landesministerien Landwirtschaft und drittens die Naturschutzbehörden (VNP).

Die Frage ist ja eher, was genau für Bürokratie sorgt und wie die Prozesse dabei gestaltet sind.

Ich finde es zum Beispiel sehr sinnvoll, wenn die Landwirtschaft Kontrollen unterliegt und somit auch gewisse Punkte dokumentieren und nachweisen muss. Schließlich geht es dort um die Lebensmittelproduktion und die Nutzung der Umwelt dafür. Damit Lebensmittel sicher sind, uns also nicht krank machen oder gar töten, und auch die Umwelt nicht zerstört wird dabei, muss es nun mal Regeln geben. Und Regeln sind nur dann wirkungsvoll, wenn sie auch kontrolliert werden.

Auch bei Subventionen finde ich Kontrollen und somit Dokumentation enorm wichtig. Schließlich sind Subventionen letztendlich Steuergelder. Also Geld, für das viele andere Menschen arbeiten gehen und wo wir Menschen, die diese Steuern bezahlen, natürlich möchten, dass sie auch für den jeweiligen Zweck korrekt, sinnvoll und wirtschaftlich verwendet werden, nicht dafür, dass irgendjemand sich daran bereichert. Wer also solche Gelder möchte, wird auch in Zukunft damit leben müssen, nachzuweisen, dass er dieses Geld wirklich für den vorgesehenen Zweck verwendet.

Auf einem anderen Blatt steht dabei natürlich, wie die Prozesse für diese Dokumentationen und Kontrollen gestaltet sind. Da ich selbst im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe in der Verwaltung bei einem freien Träger tätig bin und somit ebenfalls mit diesem Thema und dadurch auch mit der Zusammenarbeit mit Behörden sehr gut vertraut bin, kenne ich natürlich die oft sehr aufwendigen und noch extrem analogen Prozesse, die damit einhergehen. Weil Digitalisierung in Behörden viel zu oft noch missverstanden wird als "Macht man am Computer, ist digital!". Dass der digitale Anteil dabei nur darin besteht, dass man das Formular als PDF bekommt, was man dann doch wieder ausdrucken, unterschreiben und per Post verschicken muss, wird dabei einfach fröhlich ignoriert...

Somit wäre es meiner Ansicht nach nicht der primär wünschenswerte Weg, dass man Kontrollen reduziert, sondern viel eher, dass man sich anschaut, wie man diese vereinfachen und beschleunigen kann. Und da sehe ich die größte Chance bei einer echten Digitalisierung, mit gut funtkionierenden Schnittstellen zu Hard- und Software gleichermaßen. Und da sehe ich schon gewisse Tendenzen in der deutschen Behördenlandschaft, dass diese Erkenntnis sich auch dort zunehmend durchsetzt, auch wenn die Umsetzung leider immer noch recht schleppend verläuft...

BerndBauer3  14.04.2024, 21:27

Du schreibst, du arbeitest im Bereich der Kinder und Jugendhilfe. Ich denke, du kennst es auch, das man so arbeitet, das alle Vorschriften erfüllt werden, und wenn das nicht möglich ist, wird es trotzdem so aufgeschrieben, das es so aussieht, als ob alles erfüllt ist. Ob das für die Kinder und Jugendlichen hilfreich ist, wird nicht gefragt. Und es geht viel Zeit damit verloren.

Würden denn ohne Dokumentationspflicht die Kinder und Jugendlichen schlechter versorgt?

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HappyMe1984  14.04.2024, 22:40
@BerndBauer3

Doch, durchaus. In unserem Bereich wird nämlich nicht nur dokumentiert, sondern auch sehr viel kontrolliert. Das beginnt bei den Abrechnungen der Personal- und Sachkosten bei den Verwendungsnachweisen, wo wirklich jeder Bleistift aufgeführt werden muss. Es geht weiter damit, dass wir bei den zuständigen Behörden unsere Mitarbeitenden bei Ein- und Austritt melden und ihre Qualifikationsnachweise einreichen müssen. Und es endet noch lange nicht damit, dass zum Beispiel im Rahmen eines Hilfeplangesprächs die vereinbarten, dokumentierten Ziele vom letzten Gespräch hervorgeholt und auf erreichen geprüft und die Ziele bis zum nächsten Gespräch ebenfalls wieder dokumentiert werden, übrigens zusammen mit jemandem vom Jugendamt. Sprich, bei uns will ständig irgendeine Behörde irgendwelche Dokumentationen, Nachweise, Belege und es wird sehr genau geschaut, dass sich daraus keinerlei Diskrepanzen ergeben.

Sollte das in der Landwirtschaft nicht so sein, liegt der Fehler nicht darin, dass zu viel dokumentiert werden muss, sondern dass zu wenig kontrolliert wird...

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ja es gibt kleine Lichtblicke

Klar das wurde von einigen Politkern gesagt, sowas braucht natürlich Zeit.

Ich weiß jetzt nicht speziell, wie es in der Landwirtschaft ist.

Aber allgemeine Tendenz ist, daß die Bürokratisierung jedes Jahr überall zunimmt, warum sollte das bei der Landwirtschaft anders sein?

nein die Politiker streiten weiter

Seit mehreren Jahrzehnten fordert JEDE Partei eine Entbürokratisierung, nicht nur der Landwirtschaft. Folgen? :-D))