Genotyp beiRückreuzungen?

2 Antworten

Von Experte gregor443 bestätigt

Stellen wir uns doch mal ein Merkmal vor, meinetwegen die Fellfarbe. A soll das dominante Allel sein und verursacht schwarzes Fell und a das rezessive Allel, das weißes Fell verursacht. Nachfolgend habe ich die Genotypen mit schwarzem Phänotyp fett hervorgehoben.

Du hast nun ein Individuum, sagen wir aus der F2-Generation, vor dir, das schwarzes Fell hat, kennst aber seinen Genotyp nicht. Möglich wären AA aber auch Aa. Um herauszufinden, ob das Tier nun hetero- oder homozygot ist, führst du eine Rückkreuzung mit einem Elter der P-Generation durch. Warum kannst du nun das homozygote Elter mit dem Genotyp AA nicht nehmen? Ganz einfach: weil dieses Elter ja in jedem Fall das Allel A vererbt und somit dessen Nachwuchs zwangsläufig immer seinen Phänotyp haben wird. Nehmen wir an, unser Tier aus der F2 wäre heterozygot, hätten also alle Nachkommen aus der Kreuzung AA × Aa ein schwarzes Fell, weil selbst dann, wenn die Nachkommen vom heterozygoten Tier das Allel a erben würden, sie vom homozygoten Tier trotzdem A bekämen: möglich für die Nachkommen wären die Genotypen AA, AA, aA und aA. Wenn das Tier aus der F2 reinerbig wäre (AA × AA), können in dem Fall die Nachkommen nur ebenfalls den Genotyp AA haben. Egal, ob unser Tier der F2 hetero- oder homozygot ist, bei der Rückkreuzung kämen immer nur schwarze Nachkommen heraus und das würde uns beim Bestimmen des Genotyps nicht weiterhelfen.

Du musst die Rückkreuzung deshalb mit dem Elter vornehmen, das den rezessiven Geno- und Phänotyp (in unserem Fall weißes Fell) hat, also aa. Nur dann kannst du diskriminieren, ob das Tier der F2 hetero- oder homozygot ist:

Angenommen, es ist homozygot (AA), dann sind entsprechend der Uniformitätsregel alle Nachkommen aus der Rückkreuzung uniform und schwarz: die Kreuzung AA × aa ergibt als mögliche Genotypen Aa, Aa, Aa, Aa.

Angenommen, es ist heterozygot (Aa), dann werden die Geno- und Phänotypen in einem bestimmten Verhältnis aufspalten: Aa × aa ergibt Aa, Aa, aa, aa. Statistisch hat also die Hälfte der Nachkommen ein weißes Fell.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Wenn man den Genotyp eines Prüflings mit einem dominanten Merkmal über eine Rückkreuzung bestimmen möchte, dann kreuzt man mit einem Artgenossen, der das dominate Merkmal nicht besitzt.

Wenn aus dieser Kreuzung Tiere mit und ohne dem dominanten Merkmal auftreten, dann lässt dies den Schluß zu, dass der Prüfling im dominanten Merkmal heterozygot war.

Treten in der Nachzucht ausschließlich Tiere mit dem dominanten Merkmal auf, dann war der Prüfling homozygot, was das dominante Merkmal anbetrifft.

In der Wellensittichzucht sind so gewonnene Informationen über den Genotyp von Zuchtvögeln wichtig, damit man später die genetisch wahrscheinlichsten Paarungen zum Erreichen des Zuchtzieles ansetzen kann.

Ein guter Züchter kann so, nach und nach, den Genotyp seiner Zuchtvögel immer genauer beschreiben und hält diese Informationen im Zuchtbuch und den Stammkarten seiner Wellensittiche fest.

Mit besten Grüßen

gregor443

- Fachmann für Wellensittiche -

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung