Generalistik und rettungssanitäter?

6 Antworten

Von Rollerfreake und bestätigt

Hi,

ist die Ausbildung zum rettungssanität so ungefähr wie bei der generalistischen pflegeausbildung?

Kurzum: nein - es gibt bei weitem mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel...

  • Ausbildungsdauer - 3 Monate vs. 3 Jahre
  • "Hilfsarbeiter" vs. Fachkraft
  • Aufgabenstellung, Tätigkeit und Einsatzbereich
Weil alle Plätze schon voll sind, ist es gut, dass ich dann einen rettungssanitäter Ausbildung anfange oder hat es ein ganz anderen Niveau?

Einen Vorteil wirst Du dadurch nicht haben, aber auch keinen Nachteil. Anforderungsniveau und Tätigkeit unterscheiden sich erheblich.

Wenn das Ziel die Pflege ist, ist am Ende die Qualifikation zum Rettungssanitäter weder sinnvoll, noch empfehlenswert.

Da macht es deutlich mehr Sinn, die Zeit als Pflegehelfer auch direkt in der Pflege zu überbrücken, bis man einen Ausbildungsplatz zum Pflegefachmann bekommt.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent
Jonas526 
Fragesteller
 19.05.2022, 11:33

Ich weiss nicht so ganz genau. Vor zwei Jahren wusste ich nicht mal, was ich werden wollte und habe ein FSJ in der altenpflegehilfe gemacht. Jetzt mache ich die einjährige und bin nicht wirklich ganz zufrieden damit. Deswegen dachte ich mal was neues auszuprobieren, wenn sie mich nicht nehmen könnte man, ja die Ausbildung anfangen und wenn es einem nicht gefällt sie abbrechen und ganz normal als Altenpfleger Helfer arbeiten. Wäre das eine Möglichkeit oder ist das nicht empfehlenswert?

PS. Habe 1.5jahren in Pflegeheim gearbeitet und muss ehrlich sagen, das ich ganz schön die Schnauze voll hab;(

Was bei der ambulant Pflege nicht ist!

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SaniOnTheRoad  19.05.2022, 12:29
@Jonas526

Empfehlenswert ist es, zu wissen, was man will - deine komplette Planung wirkt auf den ersten Blick sehr sprunghaft und irgendwie konzept- und ziellos. Damit ist jeder konkrete Ratschlag für einen bestimmten Beruf ziemlich sinnfrei.

Mach dir bitte erst einmal klar, wo Du beruflich hin willst. Dann kann man auch zielführend über konkrete Ausbildungen und Berufe nachdenken.

Wäre das eine Möglichkeit oder ist das nicht empfehlenswert?

"Möglich" ist vieles und können kann man viel - ob das einem im Leben weiter bringt, steht auf einem anderen Blatt...

PS. Habe 1.5jahren in Pflegeheim gearbeitet und muss ehrlich sagen, das ich ganz schön die Schnauze voll hab;(

In dem Fall muss man dann letztendlich die Sinnfrage nach einer dreijährigen Ausbildung in genau dem Bereich stellen - denn auch wenn es einem am Ende in einen anderen Bereich zieht, muss man sich erst einmal die drei Jahre durchbeißen.

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Nein, grundsätzlich sind der Rettungsdienst und die Pflege absolut nicht vergleichbar oder um es anders auszudrücken, sie sind absolut nicht miteinander verwandt. Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Tätigkeitsbereiche mit jeweils ganz anderen Anforderungen und Aufgaben. Sie miteinander zu vergleichen, ist wie Äpfel und Birnen miteinander vergleichen zu wollen.

Kurzgefasst: die Pflege hat die Aufgabe eine Pflegeplanung zu erstellen, die Pflege auszuführen, bei ärztlichen Maßnahmen zu assistieren und ärztlich angeordnete Maßnahmen selbstständig durchzuführen sowie bei auftretenden Akutsituationen lebensrettende Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen des Arztes durchzuführen. Der Rettungsdienst (die Notfallrettung) hat hingegen die Aufgabe Notfallpatienten eigenverantwortlich erstzuversorgen und sie anschließend einem zur Weiterbehandlung geeigneten Krankenhaus zuzuführen und bei Einsätzen mit Beteiligung eines Notarztes diesem zu assistieren und ärztlich delegierte Maßnahmen selbstständig durchzuführen.

Weder der Rettungssanitäter noch der höher- qualifizierte Notfallsanitäter erlernen, eine Pflegeplanung zu erstellen noch großartig zu pflegen, die Kernkompetenz von Rettungsfachpersonal, ist ganz klar die notfallmedizinische Versorgung. In rettungsdienstlichen Ausbildungen, werden lediglich ein paar absolute pflegerische Grundlagen vermittelt, da diese auf einem längeren Krankentransport mal erforderlich sein können, im Normalfall, hat der Rettungsdienst aber die Aufgabe der notfallmedizinischen Versorgung und nicht der Pflege. Andersherum, erlernt das Pflegefachpersonal als Kernkompetenz die Pflege und ist bei der notfallmedizinischen Versorgung weit entfernt vom rettungsdienstlichen Niveau.

Der Rettungssanitäter ist keine anerkannte Berufsausbildung sondern eine mindestens 520 Stunden, in Vollzeitform demnach circa dreieinhalb Monate umfassende Qualifikation im Rettungsdienst. Diese bestand früher aus mindestens 160 Stunden Rettungssanitäter- Grundlehrgang mit Prüfung zum Rettungshelfer, 160 Stunden Krankenhauspraktikum (i.d.R. aufgeteilt in 80 Stunden Anästhesie/OP und 80 Stunden Notfallaufnahme oder Intensivstation), 160 Stunden Praktikum im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache und mindestens 40 Stunden Rettungssanitäter- Abschlusslehrgang mit schriftlicher, mündlicher und praktischer Abschlussprüfung. Seit 2019, existiert eine neue Muster- Ausbildungs- und Prüfungsverordnung vom Ausschuss Rettungswesen und nach dieser, sind es 240 Stunden Lehrgang, 80 Stunden in einer geeigneten Einrichtung der Patientenversorgung, 160 Stunden im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache und 40 Stunden Abschlusslehrgang. Diese Muster- APrV, muss jedoch erst in den Ländern umgesetzt werden und ich weiß nicht, ob dies mittlerweile alle Bundesländer getan haben. Eingesetzt werden Rettungssanitäter in allen Bundesländern in der Notfallrettung als Assistenzperson des Notfallsanitäters und Fahrer (zweite Person) auf Rettungswagen und im qualifizierten Krankentransport eigenverantwortlich bei der Betreuung von Patientinnen und Patienten, die keine Notfallpatienten sind aber einer medizinisch- fachlichen Betreuung bedürfen. Dementsprechend, besteht das Ausbildungsziel in der Assistenz von Notfallsanitäter und Notarzt bei der notfallmedizinischen Versorgung und dem eigenständigen Durchführen von rettungsdienstlichen Basismaßnahmen.

Der Notfallsanitäter, welcher eine dreijährige Berufsausbildung nach dem Notfallsanitätergesetz (NotSanG) und der "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter" (NotSanAPrV) absolviert, wird in der Notfallrettung als verantwortlicher Transportführer auf Rettungswagen eingesetzt und versorgt eigenverantwortlich Notfallpatient*innen. Sein Ausbildungsziel ist in §4 NotSanG geregelt und umfasst die Beurteilung des Gesundheitszustandes und die Entscheidung ob ein Notarzt hinzugezogen werden muss, die medizinische Erstversorgung und dabei unter gewissen Voraussetzungen auch die Durchführung heilkundlicher/ invasiver medizinischer Maßnahmen, Auswahl eines geeigneten Transportziels, Überwachen des medizinischen Zustandes und seiner Entwicklung, fachgerechte Übergabe in die ärztliche Weiterbehandlung, assistieren bei der ärztlichen Notfall- und Akutversorgung und eigenständiges Durchführen ärztlich veranlasster Maßnahmen sowie die Sicherstellung der Einsatzbereitschaft der Rettungsmittel.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Von Experte SaniOnTheRoad bestätigt

Den Begriff "generalistische Pflegeausbildung" gibt es ja so erst einmal gar nicht. Meinst du den "Gesundheits- und Krankenpfleger"?

Da bestehen mehrere Unterschiede:

-das eine ist eine anerkannte Berufsausbildung, das andere ein Lehrgang von dreieinhalb Monaten,

-die Notfallrettung ist ein VÖLLIG anderes Tätigkeitsfeld als die Pflege, sowohl in den Kompetenzen, Aufgaben als auch Arbeitsweisen,

-Weiterbildung: in der Pflege bestehen unheimlich viele Weiterbildungsmöglichkeiten und Tätigkeitsbereiche, als RS bleibst du RS im Rettungsdienst.

Nachtrag: da Habicht wohl Unsinn erzählt 🤦 hatte den Begriff noch nie zuvor gehört, obwohl ich mich nahezu täglich im medizinischen Umfeld bewege.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
RedPanther  19.05.2022, 14:14
Den Begriff "generalistische Pflegeausbildung" gibt es ja so erst einmal gar nicht.

Öhm, doch. Hier zum Beispiel...

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RedPanther  19.05.2022, 15:33
@iwaniwanowitsch

Ist auch noch relativ neu. Soweit ich weiß, ist meine Schwägerin, die das jetzt im 2. Lehrjahr macht, der erste Jahrgang in S-H (dementsprechend gibt es noch ganz schön viel Chaos). Die Ausbildung ist deshalb "generalisiert", weil sie für Alten-, Kinder- und Krankenpflege gleichermaßen anwendbar sein soll.

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Der Rettungssanitäter bringt dir überhaupt nichts, wenn du in die Pflege möchtest. Es mag allerhöchstens sein, dass man dir dann den Erste-Hilfe-Kurs in der Pflegeausbildung erlässt. Ansonsten hast du nur Geld und Zeit verbrannt.

Insgesamt ist die RS-Qualifikation relativ stressig, weil in kurzer Zeit sehr viel Lerninhalt gepaukt wird und die Lernkurve in den Praktika extrem steil ist. Aber es sind eben nur drei Monate, danach ist man eine angelernte Hilfskraft und die eigentliche Arbeit wird man im Grunde erst dann lernen, wenn man (unter der Voraussetzung eines passenden Führerscheins) endlich in der Rettung fährt und tagtäglich sein persönliches "WTF" erlebt. Und selbst nach 10 Jahren im Rettungsdienst hat der Rettungssanitäter eigentlich keine Ahnung, wie die Pflegearbeit in Kliniken und Heimen eigentlich aussieht.

Was sind so für Unterschiede?

Andersrum: Wenn du sehr genau schaust, wirst du vielleicht 1-2 Gemeinsamkeiten finden.

Allein schon der Unterschied zwischen einer Qualifikation und einer Berufsausbildung ist an vielen Punkten im Leben sehr wichtig.

Ist zwar nicht direkt die Antwort auf die Frage aber...

Bewirb dich doch im Altenheim oder in der Ambulanten Pflege, da bekommst du sicher noch nen Ausbildungsplatz. Und nach der Ausbildung kannst du immernoch ins Krankenhaus. Bei mir im alten Kurs war es so, dass sich noch jemand im September 2020 beworben hatte und im Oktober 2020 ging es los.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Jonas526 
Fragesteller
 19.05.2022, 10:57

Vom Arbeitsgeber hab ich den Platz, aber es geht um den schulischen Platz.

Deswegen dachte ich, wenn ich nicht genommen werde kann ich ja das eine Jahr auch als Rettungssanitäter arbeiten/anfangen oder?

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