Gelten die Speisevorschriften aus dem Alten Testament für Christen?

Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen

Nein 62%
Sonstiges 24%
Ja 14%

12 Antworten

Nein

Denn nicht was der Mensch in sich aufnimmt, macht ihn unrein, sondern was er herauslässt- jedenfalls sinngemäß - vgl. Matthäus 15,11-20.

Zudem finde ich die Vision des Petrus in Joppe laut Apostelgeschichte 10,9-16 recht interessant, natürlich auch in dem Sinne, wer alles vom Evangelium erfahren darf, aber eben nicht nur in diesem übertragenen Sinne, sondern auch im direkten Sinne, und da geht es darum, welche Tiere rein und welche unrein sind.

Nein
Der Grund für diese Ernährungsgesetze war es, das Volk Israel von den anderen Nationen abzusetzen. Nachdem dieser Zweck nicht mehr nötig war, hat Jesus alle Lebensmittel als rein erklärt (Markus 7,19). Gott gab Apostel Petrus eine Vision, in der Gott erklärte, dass frühere unreine Tiere gegessen werden können: „Und die Stimme sprach zum zweiten Mal zu ihm: Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten.“ (Apostelgeschichte 10,15) Als Jesus am Kreuz gestorben ist, erfüllte Er das Gesetz des Alten Testaments (Römer 10,4; Galater 3,24-26; Epheser 2,15). Dies beinhaltete auch das Gesetz in Bezug auf reines und unreines Essen.
Römer 14,1-23 lehrt uns, dass nicht jeder ausreichend reif im Glauben ist, um die Tatsache, dass alle Lebensmittel rein sind, zu akzeptieren. Im Ergebnis heißt das also, wenn wir mit jemandem zusammen sind, der sich angegriffen fühlt, weil wir „unrein“ essen, sollten wir unser Recht das zu tun aufgeben, damit wir die Person nicht beleidigen. Wir haben das Recht alles zu essen, was wir wollen, aber wir haben nicht das Recht andere Menschen zu beleidigen, auch nicht, wenn sie falsch liegen. Als Christen in unserer Zeit haben wir die Freiheit zu essen, was wir wollen, solange es niemanden dazu veranlasst in seinem/ihren Glauben zu straucheln (wie z.B. bei Alkohol).
Im neuen Bund der Gnade ist die Bibel viel mehr bedacht, wieviel wir essen, als was wir essen. Unser körperlicher Appetit ist eine Analogie zu unserer Fähigkeit der Selbstkontrolle. Wenn wir nicht in der Lage sind, unsere Essgewohnheiten zu kontrollieren, können wir höchst wahrscheinlich unsere anderen Gewohnheiten, wie die der Gedanken (Lust, Eifersucht, Hass, Zorn) auch nicht kontrollieren, und wir werden zudem unseren Mund in Bezug auf Klatsch und Zank nicht beherrschen können...."
https://www.gotquestions.org/Deutsch/essen-lebensmittel-bibel.html
Sonstiges

Die meisten Christen halten die Speisevorschriften für aufgehoben. Zur Ausnahme zählen die United Church of God, bestimmte Adventisten und andere Sabbat haltende Christen:

Many Seventh-day Adventists avoid meat for health reasons, although vegetarianism is not a requirement.
Members of the United Church of God as well as other Sabbath-keeping Christian Churches also believe in abstaining from unclean meats

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Unclean_animal#Christianity

Ebenso Messianische Juden. Und bestimmte christliche Vegetarier:

The three primary reasons are spiritual, nutritional, and ethical. The ethical reasons may include a concern for God's creation, a concern for animal rights and welfare, or both.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Christian_vegetarianism

Sonstiges

Beitrag überarbeitet 2.0:

Ich habe mich biblisch sehr mit dem Thema befasst (dich wird also eine ziemlich lange Antwort mit vielen Bibelversen erwarten):

Man lebt als Christ nicht mehr im alten Bund (man lebt also nicht mehr dem Gesetz des Buchstabens, sondern dem Gesetz des Geistes, wie Paulus es in Römer 8:1-17 beschreibt), aber ich bin trotzdem überzeugt, dass uns Gott auch in der Torah (5 Bücher Mose) seinen Willen mitteilen will und dass auch die Torah folgendem Zweck dient (ich zitiere einen Bibelvers, den Paulus auch auf die Torah bezieht):

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 2. Timotheus 3:16

Beispielsweise das Gebot der Nächstenliebe kommt ja aus dem Gesetz Mose (3. Mose 19:18) und ist auch ein Kennzeichen für Christen, die im heiligen Geist wandeln. Zudem war die Torah ja auch für das ganze Leben von Jesus Christus (der unser Vorbild ist) bindend, damit er das Gesetz erfüllen konnte (Matthäus 5:17). Paulus schreibt in Römer 3:20, dass durch die Torah die Erkenntnis über die Sünde kommt. Das heißt also, dass man über die Torah erkennen kann, was Sünde ist, was aber natürlich trotzdem nicht heißt, dass man weiterhin an das Gesetz des Buchstabens gebunden ist (aber trotzdem gibt uns die Torah Erkenntnis über die Sünde!).

Das heißt nach meinem Verständnis also nicht, dass man sich an alle Regeln (z.B. Beschneidung oder Tieropfer) des Gesetzes des Buchstabens halten soll (weil man ja als Christ im Gesetz des Geistes wandelt), aber ich bin überzeugt, dass das Gesetz des Buchstabens eine Grundlage für das Gesetz des Geistes bildet und die im Gesetz des Buchstabens stehenden Speisegebote (und jetzt kommen wir zum Thema) weiterhin zulassen, dass man sich die Frage stellen darf, ob es im Sinne Gottes für uns Menschen ist, dass man Fledermäuse, Füchse und auch Schweine isst (Wildschweine fressen ja bekannterweise im Gegensatz zu den "koscheren" Tiere gelegentlich auch Aaß, zudem ist bei Schweinen zu bedenken, dass das Fleisch im Durchschnitt fettiger als z.B. Rehfleisch ist (aber auch als Rindfleisch) und damit im Durchschnitt ungesünder ist. Also auch aus ernährungswissenschaftlicher Sicht kann man sich da durchaus sein eigenes Bild machen)

Nichtsdestotrotz gilt Apostelgeschichte 15:28-29 (ich zitiere):

Es hat nämlich dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzuerlegen, außer diesen notwendigen Dingen, dass ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr euch davor bewahrt, so handelt ihr recht. Lebt wohl! Apostelgeschichte 15:28‭-‬29

Diese beiden Verse besagen, dass man einer Person aus den Heiden , die sich zu Gott bekehrt (siehe dazu Apostelgeschichte 15:18-19) die Haltung der Speisegebote nicht auferlegen sollte. Wenn ich die Verse 18-19 lese, denke ich vor allen an die Personen, die noch nicht gläubig an Jesus Christus sind oder die noch nicht stark im Glauben gewachsen sind. Daraus komme ich zu dem Schluss (vor allen Dingen mit Betrachtung von Matthäus 5:19, auf den später noch eingehen werde), dass man von den Personen, die schon stark im Glauben gewachsen sind (bzw. die schon unerschütterlich im Geiste Gottes wandeln) durchaus verlangen kann, dass man diesen Personen einfach mal nur die Frage stellt, ob es aus biblischer Sicht nicht richtig für sie wäre, wenn sie sich selbst an die Speisegebote halten (natürlich ohne dabei denen zur Last zur fallen, die laut Apostelgeschichte 15:18-19 davon ausgenommen sind sie zu halten).

Laut Römer 13:9-10 sind (so verstehe ich den Vers) auch die Speisegebote (wie auch alle anderen Gebote der Torah) der Liebe entsprungen. Das bestätigt auch Römer 7:12 (ich zitiere):

So ist nun das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.

Also alles was von Gott ist, ist aus der Liebe entstanden, denn Gott ist Liebe (1.Johannes 4:8). Das sollte man sich bewusst sein.

Es gibt auch außerhalb der 5 Bücher Mose u.a. den folgenden Vers, wo Gott sich zum Thema Schweinefleisch essen äußert :

Die sich heiligen und reinigen für die [Götzen-]Gärten und einer anderen nachlaufen, inmitten derer, welche Schweinefleisch, Mäuse und andere Gräuel essen — alle zusammen sollen sie weggerafft werden!, spricht der Herr. Jesaja 66:17

Immerhin bezieht sich der Vers (wenn man den Kontext in diesem Kapitel betrachtet) und damit auch der Ausruf "alle zusammen sollen sie weggerafft werden!"

,auf das uns noch bevorstehende richterliche Handeln Gottes durch Jesus Christus.

Ich will niemanden vorschreiben sich an die Speisegebote zu halten (weil man als Christ nicht mehr dem Gesetz des Buchstabens dient, sondern in der Gnade Jesu Christi lebt),

aber ich will den Christen, die schon ausreichend stark im Glauben gewachsen sind (lediglich denen), die Frage stellen, ob es nicht für sie aus biblischer Sicht die richtige Entscheidung im Sinne Jesu ist (auch wenn man unter seiner Gnade steht), sich daran zu halten.

In diesem Kontext will ich Matthäus 5:19 zitieren (auf dem eigentlich meine ganze Argumentation aufbaut):

Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Matthäus 5:19

Aus den Vorversen 18-19 geht hervor, dass Jesus sich hier (neben den "Propheten") auch auf die Torah bezieht.

Ich will nochmal zum Audruck bringen, dass man sich als Christ auf den Wandel im heiligen Geist besinnen sollte (wozu nach meiner Überzeugung aber trotzdem das Gesetz des Buchstabens hilfreich ist, weil Gott durch die Bibel (das ist meine Erfahrung) und mit Sicherheit auch durch die Gebote der Torah (ich bin überzeugt, dass er es bei mir dadurch auch schon gemacht hat) zu uns spricht, um uns beispielsweise dadurch zurechtzuweisen, wenn wir irgendwo auf dem Irrweg sind oder wenn wir Fragen an Gott haben, dass er diese dadurch beantwortet. Mit der Hilfe des heiligen Geistes (und der Bibel) erkennt man, welche in der Torah angeordneten Verhaltensweisen zum Wandel im heiligen Geist gehören und welche nicht. Tieropfer gehören mit Sicherheit nicht dazu.)

Ich persönlich halte mich aufgrund der o.g. Argumentation gerne an die Speisegebote, auch wenn es mich kein Stück besser macht und ich (mit Bezugnahme auf Römer 3:28) nicht durch Werke des Gesetzes gerechtfertigt werde.

Es hat sich bei mir mittlerweile ein gewisser Ekel vor Schweinefleisch entwickelt und ich habe somit (aber auch unabhängig davon!) kein Problem damit, darauf zu verzichten. Selten kommt es trotzdem noch vor, dass ich es esse und dann natürlich auch ohne schlechtes Gewissen (weil ich unter der Gnade Christi stehe), aber wenn ich darauf verzichten kann, tue ich es gerne.

Also ich lege keinem Menschen, der nichtgläubig oder der noch nicht stark im Glauben gewachsen ist ("denjenigen aus den Heiden, der sich zu Gott bekehrt"), die Last auf, auf Schweinefleisch zu verzichten. (Ich halte mich also an Apostelgeschichte 15:28-29 in Verbindung mit den Versen 18-19).

Denjenigen, die schon fest im Herrn sind, stelle ich die Frage, ob es (trotz all der Gnade, unter der man als Christ steht) nicht trotzdem die Überlegung wert ist, sich an die Speisegebote zu halten.

Ich möchte mich aber bei dieser Frage ausdrücklich an die Maxime halten, die Römer 14:3 beschreibt:

Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn angenommen.

Also ich (als jemand, der auch gesündigt hat und sicherlich immer noch genug Sünden begeht) richte den nicht, der Schweinefleisch isst (was eine Sünde ist). Wenn einer richtet, dann Gott und wenn er richtet ist es auch gerecht (auch unter Berücksichtigung all seiner Zusagen, was die Erettung durch den Glauben angeht). Wenn er richtet, ist es gerecht.

Ansonsten:

Die Worte Jesu, dass nicht das, was in den Menschen hineingeht ihn verunreinigt (Markus 7:19), bezieht er laut Kontext auf den Vorwurf, dass er mit ungewaschenen Händen gegessen hat (wofür ihn die Pharisäer anklagen wollten). Dass er mit diesen Worten seine eigenen Speisegebote für nichtig erklärte, entspricht meiner Ansicht nach nicht dem Kontext und würde auch Jesu Aussage in Matthäus 5:19 widersprechen.

Auch ging es bei dem Traum von Petrus in der Apostelgeschichte 10 nach meinem Verständnis nicht um die Botschaft, dass Gott die unreinen Tiere gereinigt hat, sondern er wollte Petrus mit dem Gleichnis aufzeigen, dass die Verheißungen Gottes auch den Heiden gelten (siehe Apostelgeschichte 11:17-18, wo der Traum aufgelöst wird ).

Auf die direkte Frage, ob Schweinefleisch essen eine Sünde ist, lautet meine Antwort also "ja", weil durch die Torah Erkenntnis über die Sünde kommt (Römer 3:20) und Jesu Worte in Matthäus 5:18-19 sehr deutlich sind. Nichtsdestotrotz wird man nicht dadurch vor Gott gerechtfertigt, dass man sich an die Werke des Buchstabens hält (indem z.B. auf Schweinefleisch verzichtet, Tiere opfert, usw.), sondern man wird durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt (Römer 3:28). Niemand (außer Jesus) erfüllt das ganze Gesetz (Matthäus 5:17). Also durch Jesus (durch seine Gnade vor allen Dingen) ist man von dem Fluch des Gesetzes des Buchstabens befreit (Galater 3:13) und fällt nun unter das "Gesetz des Geistes". Dieses Gesetz des Geistes ist also eben die Tatsache, dass man im heiligen Geist wandelt und auch die Früchte des Geistes zum Vorschein bringt, dazu zitiere ich noch Galater 5:22 (weil diese Früchte einfach so wichtig sind):

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherr­schung.

Am Ende muss jeder Christ mit Gott und sich selbst eine Entscheidung treffen, was er in Bezug auf das Thema "Essen von Schweinefleisch" für sich für richtig hält. Damit ich nicht falsch verstanden werde und um das ganze abzurunden , möchte ich zuletzt noch mit folgenden Worten abschließen:

Ich warne ausdrücklich davor sich durch ein Leben des Dienstes des Buchstabens seine Gerechtigkeit verdienen zu wollen, sondern ermahne jeden Christen dazu sich der Gnade Gottes in Jesus Christus bewusst zu sein und seine Entscheidungen im Abstimmung mit Gottes heiligen Geist zu treffen. Wichtig ist es mir in diesem Kontext auch dafür zu appellieren die Beziehung zu Gott zu pflegen (durch viel Gebet und Bibel lesen). Nur so kann es aus meiner Sicht gelingen ein Gott wohlgefälliges Leben zu leben. Denn ohne Jesus können wir nichts tun (Johannes 15:5).

Liebe Grüße und Gottes Segen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

Am besten man liest, was nach Jesus (der das mosaische Gesetz erfüllte) die Apostel unter sich und den von den Heiden dazu gekommen, erklärten. Sie können alles essen, aber ohne Blut und nicht Erwürgtes (weil da noch Blut im Tier wäre). - Und er gibt Christen die Empfehlung, andere nicht zum Straucheln zu bringen, wenn er sich an dem stoßt was du ißt. (zB von einem Priester geweiht nach einer Jagd), dann würde er es zwar essen können, ißt es aber wegen des Bruders Gewissen nicht. - Hilft das?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung