Gehört es zur menschlichen Natur, Dinge einteilen zu wollen?

7 Antworten

Von Experte HoIIy bestätigt

Ja, sogar zwingend. Es erleichtert, nein, es ermöglicht erst das tägliche Leben, weil wir viele Dinge durch Kategorisierung ohne Aufwand einschätzen können. Stelle Dir vor, wir könnten das nicht, dann müssten wir vor jedem Schritt prüfen, ob wir den machen können, also der Untergrund ausreichend tragfähig ist, dort keine sonstige Gefahr droht etc. - durch die "Einteilung" wissen wir, der Bürgersteig ist tragfähig, fertig.

Also verfügbares Geld für einen Monat teile ich schon ein.

Ebenso, wenn ich mal für eine Woche einkaufe, teile ich ein, was ich meine, pro Tag zu brauchen, das teile schon im Einkaufswagen quasi stapelweise ein, damit ich etwa den Überblick habe.

ok

Manche verfahren da nach anderen Prinzipien, und stehen öfter am 20. eines Monats vor einem Problem, weil dann auch die beste Einteilung nicht mehr wirklich hilft.

Ja, ich denke schon, dass es in der Natur der meisten Menschen liegt, einzuteilen

Menschen filtern und kategorisieren kontinuierlich (deshalb ist das Schubladendenken so berühmt)

Dies erleichtert die Wahrnehmung einer reizüberfluteter Umwelt und hat sich als Selektionsvorteil herausgestellt, evolutionär gesehen. Gefahren müssen schnell identifiziert werden, keine Zeit für jedes Detail.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Biologiestudent (B.Sc.)

Es gehört zu einer effizienten Informatik, Neues bereits Bekanntem zuzuordnen und nur die Unterschiede abzuspeichern. Da biologische Informationsverarbeitung viel langsamer ist als elektronische ist diese Strategie bei Lebewesen unverzichtbar.

Das typisch menschliche Schubladendenken ist aber anders und kulturell bedingt. Dabei wird darauf verzichtet, die Unterschiede zu berücksichtigen und beispielsweise davon ausgegangen, dass alle Frauen gleich sind oder auch alle Männer.

Schubladendenken ist nicht das Einordnen eines Einzelfalls in eine Kategorie, sondern die Zuordnung von durchschnittlichen Eigenschaften der Kategorie an den Einzelfall. Es ist geistige Ersparnis, führt aber oft zu falschen Ergebnissen.

DocPsychopath  21.07.2022, 15:51

"Da biologische Informationsverarbeitung viel langsamer ist als elektronische"

Was ja auch wiederum seinen ganz eigenen Hintersinn hat.

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Machtnix53  21.07.2022, 21:06
@DocPsychopath

Da sie langsamer ist, muss sie effizienter sein. Bei Computern ist die Entwicklung umgekehrt, je leistungfähiger die Hardware, umso schlechter darf die Software sein.

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DocPsychopath  21.07.2022, 21:11
@Machtnix53

Mir war noch nie aufgefallen, wie langsam sie ist. Ich musste vorhin darüber nachdenken.

Aber es ist notwendig, weil unser Gehirn ja selbst auch sicherstellen muss, dass es nciht mit Datenmüll überladen wird. Kommt ja keiner, der von aussen die Festplatte entmüllt.

Die scheinbare Langsamkeit sind die nötigen Sortierprozesse, denke ich.

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SerenSaethu  25.07.2022, 18:54

Ich bin sprachlos. Du bist ja vielleicht gut. Ich untertreibe. Du bist exquisit! Ich muss öfter bei Dir "spazieren gehen", das ist ja erstklassig.

"Schubladendenken ist nicht das Einordnen eines Einzelfalls in eine Kategorie, sondern die Zuordnung von durchschnittlichen Eigenschaften der Kategorie an den Einzelfall. Es ist geistige Ersparnis, führt aber oft zu falschen Ergebnissen."

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Sich eine Tüte Chips einteilen oder Sachverhalte einteilen?

Es liegt in der Sache der Natur, dass Menschen Sachverhalte einteilen. Das machen schon Tiere. Sie laufen z. B. nicht hinter ihren Artgenossen her sondern hinter der Antilope.

Die Einteilung von Sachverhalten ist also eine evolutionär tief verankerte Eigenschaft. Selbst Bakterien unterscheiden zwischen nutzlos und nützlich.