Gedicht Analyse hilfee?

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In brutaler Kurzform:

- Autor, Titel, Quelle, Erscheinungsjahr, EPOCHE (inkl. zweier, dreier Sätze über die Biografie), Thematik (ein Satz),

- Beschreibung der Struktur (Aufbau, Strophenanzahl, Versanzahl der einzelnen Stophen - eben der ganze formale Krempel),

- Interpretation: Analyse z.B. auffallender Wortarten (Verb, Adjektiv, Substantiv / Nomen) und / oder Wortwiederholungen sowie rhetorischer Mittel (Alliteration, Anapher, Metapher, Klimax, Symbol und und und...) und syntaktischer Besonderheiten (kurze, lange Sätze) - natürlich immer in enger kausaler Verklammerung mit dem entsprechenden Inhalt (!!!) unter steter Beachtung des Reimschemas (!),

- Spannungsbogen, Aussage-Intention, eigene Meinung ---> abhängig von Aufgaben-Stellung u.a.m. .

Was, bitte schön, verstehst du unter "sprachlicher Form" ? Meinst du die von mir oben genannten auffallenden sprachlichen Merkmale / stilistischen Mittel ?

Normalerweise werden NICHT (!) so viele Mittel wie irgend möglich genannt und untersucht (Was beDEUTET dieses Wort an dieser Stelle ? Welche Funktion hat es hier ?), weil zeitlich überhaupt nicht möglich - speziell bei mehrstrophigen Gedichten.

Stattdessen untersuchst du exemplarisch, also beispielhaft: Du nennst einige Begriffe, die charakteristisch, typisch, repräsentativ für mehrere Zeilen oder gar ganze Strophen sind - und interpretierst sie (eben mit dem Hinweis des Repräsentativen) !

pk

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Lukmon22 
Fragesteller
 27.10.2018, 10:31

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, so eine umfangreiche Antwort zu schreiben. Habe noch eine Frage: Wenn ich z.B das Reimschema nenne oder eine Metapher, muss ich dann noch dazu schreiben, wieso es eine Metapher ist, oder reicht es, es einfach zu erwänen.

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mychrissie  27.10.2018, 11:57
@Lukmon22

Das Reimschema hat nicht das geringste mit der Metaphorik eines Gedichtes zu tun. Natürlich solltest Du die Metaphern auf ihre Bedeutung untersuchen und auch auf ihre stilistische Funktion innerhalb des Gedichtes. Das Reimschema erkennst Du, wenn Du es einmal laut und deutlich betont gelesen hast.

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paulklaus  27.10.2018, 12:41
@mychrissie

NATÜRLICH musst du die Metapher, bzw. rhetorische Figuren nicht nur nennen, sondern ihre Bedeutung an just dieser/n Stelle/n BEGRÜNDEN. Das ist Untersuchung / Analyse !!

pk

1
Muss ich jede einzelne Sprachliche Form in der Analyse interpretieren ?

je mehr, desto besser

das Wichtigste auf jeden Fall

Wechselwirkungen zischen z.B Form und Inhalt 

die Form des Gedichts hat Auswirkung auf die Wirkung des Inhalts und umgekehrt

Was zur Form zu sagen ist: Alles, was du herausfinden kannst, schreibst du auch. Es reicht dann, wenn du die Formen benennst. Du musst sie nur dann interpretieren, wenn eine Wechselwirkung zwischen Form und Inhalt besteht, d.h., wenn der Dichter mit seiner Form etwas zum Inhalt aussagen will.

Zur Gedichtanalyse gehört aber auch, dass du dich mit dem Inhalt auseinandersetzt: Was will der Dichter damit sagen? Aus welcher geistigen oder weltanschaulichen Richtung heraus schreibt er? Welcher Literaturepoche ist das Gedicht zuzuordnen?

Nicht zur Analyse gehört, was du persönlich davon hältst.

Wechselwirkung zwischen Form und Inhalt, dazu ein Beispiel aus dem Gedicht "Fink und Frosch" von Wilhelm Busch:

Im Apfelbaume peift der Fink sein Pinkepink.

Ein Laubfrosch klettert mühsam nach bis unter des Baumes Blätterdach.

Für den Fink werden als Lautmalerei Vokale wie e, i, ei eingesetzt, für den Frosch dunklere Laute au, o, ü, a.

Ähnlich dann:

Juchheija heija spricht der Fink, fort flieg ich flink.

Wat ruft der Frosch, dat kann ick ooch....