Führt Allgemeines Wahlrecht zu Pöbelherrschaft oder zu Demokratie?

Das Ergebnis basiert auf 20 Abstimmungen

Demokratie (begründe) 60%
Pöbelherschafft (begründe) 30%
Anderes (begründe) 10%

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Anderes (begründe)

Eine "Pöbelherrschaft" ist auch Demokratie, wenn der Pöbel die Mehrheit hat. Wichtig ist, dass man auch zukünftig die Wahl zwischen Pöbel und Vernunft hat.

Schiller hat mal den Satz geschrieben

Der Staat muss untergehen, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.

Schiller hatte wohl keine hohe Meinung vom allgemeinen Wahlrecht.

Alles steht und fällt meiner Meinung nach mit dem Bildungsstand der Bürger. Wenn die Mehrheit "Pöbel" ist besteht diese Gefahr natürlich. Wobei wir im Grundgesetz doch einige Hürden haben, die verhindern, dass man einfach so "lospöbeln" kann wie man will.

Daoga  04.01.2024, 13:11

Schiller lebte in einer ganz anderen Zeit, in der das Deutsche Reich noch nicht gegründet war und "Deutschland" ein Flickenteppich aus oft sehr restriktiv geführten großen und kleinen Fürstentümern war. Schiller sprach da wohl für die starke Hand des alleinherrschenden Fürsten. Aber über selbstherrliche Diktatoren sollten wir inzwischen aus der jüngeren Vergangenheit genug gelernt haben, um uns das nicht noch mal zu wünschen.

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Panazee  04.01.2024, 13:27
@Daoga

Klar. Wir haben deshalb ja wie gesagt auch ein recht stabiles Grundgesetz.

Ich glaube auch nicht, dass Schiller prinzipiell gegen Demokratie war. Er lebte in einer Zeit, in der viele ziemlich ungebildet waren und war wohl der Meinung, dass es mehr allgemeine Bildung benötigt, damit kein Unverstand mehr entscheidet.

....aber wer weiß schon was der nacktbadende Freigeist sagen würde, wenn er heute leben würde.

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Daoga  04.01.2024, 14:15
@Panazee

In Schillers Zeiten kannte man noch gar keine Demokratien nach heutigem Muster. Wie hätte er etwas bewerten sollen, was es nicht gab, was er nicht kannte und was nicht mal in der phantastischen Literatur der damaligen Zeit (was man heute Science Fiction nennt) als Denkmodell dargestellt wurde? Wieder mal der alte Denkfehler, daß man von Menschen die vor langer Zeit lebten, voraussetzt, sie hätten doch schon unser heutiges Wissen besitzen müssen.

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Panazee  05.01.2024, 00:26
@Daoga

Wenn Schiller die Idee der Demokratie nicht gekannt hat, dann fresse ich eine gebundene Ausgabe seines Demetrius.

Er war bestimmt über die alte griechische Demokratie sehr gut informiert und die Idee an sich war ihm sicher in all ihren Facetten bekannt.

Ich habe nur den einen Satz genommen, weil er schön plakativ ist. Vor dem Satz schrieb Schiller:

Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn. Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen. [...] Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen. Der Staat muß untergehen, früh oder spät,.........

Zudem habe ich ja gar nicht behauptet, dass Schiller sich unsere heutige Demokratieform in allen ihrer Details vorstellen konnte. Ich habe am Schluss ja sogar geschrieben:

....aber wer weiß schon was der nacktbadende Freigeist sagen würde, wenn er heute leben würde.
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Daoga  05.01.2024, 12:29
@Panazee

Die altgriechische Demokratie war keine nach unserem Verständnis, weil dort nur eine sehr kleine Gruppe, nämlich vermögende freie Männer, ein Wahlrecht hatten. Weder Frauen noch Sklaven, die die Bevölkerungsmehrheit stellten, hatten ein Mitspracherecht. Damit hat dann auch ein Schiller nicht viel anfangen können - oder hat es getan, als er der "tumben" Mehrheit, den Armen und Ungebildeten, Frauen und Sklaven wie bei den Griechen, das Mitspracherecht absprach. Wägen und nicht zählen, genau, manche Tiere sind gleicher als andere.

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Panazee  05.01.2024, 13:20
@Daoga
Schiller legitimiere den Staat vom Individuum her - ein erster wichtiger Schritt in Richtung Demokratie. Tresselt resümiert, Schiller sei - anders als bisher angenommen - ein demokratischer Denker gewesen, der mit der Demokratie und ihrer Struktur vertraut war, ihr offen gegenüber stand und sie unter bestimmten, insbesondere ethischen Voraussetzungen für möglich und erstrebenswert hielt.

Tübinger Schriften zum Staatsrecht

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Daoga  05.01.2024, 13:37
@Panazee

Demokratie unter welchen Bedingungen? Wer darf wählen, wer darf gewählt werden? Das wird hier nicht ausgeführt. In einer Zeit in der es in Europa noch keine Demokratien gab, als die Fürsten noch die Macht hatten. Sogar Frankreich ist nach der französischen Revolution ziemlich fix wieder zu König und Kaiser (Napoleon) zurückgekehrt.

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Demokratie (begründe)

Wir haben doch ein allgemeines Wahlrecht. Jeder darf wählen der volljährig und seiner Rechte als mündiger Staatsbürger nicht enthoben ist (z. B. durch Ausbürgerung, Entmündigung, geistige Unzurechnungsfähigkeit).

Das Wort Pöbel kommt übrigens von Plebs, Plebejer, Plebejer – Wikipedia das "gemeine Volk" das nicht dem Erbadel entstammte. Also was unserem Bürger entspricht, in einer Zeit wo Adelstitel auch bei uns keine Extravorrechte mehr bedeuten. "Pöbelherrschaft" und Demokratie sind somit Synonyme.

horribiledictu  04.01.2024, 12:51

nein, es kommt von Populus, lat. das Volk

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Daoga  04.01.2024, 13:05
@horribiledictu

Volk ist normalerweise die Gemeinschaft der Bürger. Extreme Migrationsbewegungen mit vielen Leuten die im Land leben aber keine (Staats-)Bürger sind, sind nämlich nicht der Normalzustand. Ausländer haben bekanntlich kein Wahlrecht.

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Demokratie (begründe)

Im Gegensatz dazu wird bei Veranstaltungen gesichert rechtsextremer Parteien gefordert, dass beispielsweise alle Bauern nicht wählen dürfen:

https://www.youtube.com/watch?v=Pxikh4_adOM

Anonymous234512 
Fragesteller
 04.01.2024, 13:05

Seine Vorschläge finde ich eigentlich vernünftig.

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Geraldianer  04.01.2024, 13:06
@Anonymous234512

Halb Ostdeutschland und beispielsweise die Bauern nicht mehr wählen lassen? Oder willst du die Wähler lieber nach deinen Vorstellungen persönlich auswählen?

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Anonymous234512 
Fragesteller
 04.01.2024, 13:08
@Geraldianer

Bauernlegen ist richtig und wichtig und abgehängte Ossis würde ich dann auslachen so einfach ist das.

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vanOoijen  04.01.2024, 13:18
@Geraldianer

Kam aus der CDU nicht der Vorschlag Bürgergeld-Empfängern das Wahlrecht zu entziehen?

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Geraldianer  04.01.2024, 13:28
@vanOoijen

Ich kenne das nur aus der AfD. Der Hintergrund ist die Gedankenwelt des libertären Ökonomen Hayek. Mittlerweile ist die Partei aber durch die Dominanz der Faschisten davon abgerückt.

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Panazee  04.01.2024, 13:35
@Anonymous234512

Dann darf keine Partei mehr gewählt werden, die mehr als 0,5% erreicht. Ab dieser Anzahl an Wählern bekommen sie nämlich Geld aus dem Staatshaushalt - sie wird dann subventioniert. Nennt sich staatliche Parteienfinanzierung. Das sind jährlich immerhin 200 Millionen Euro.

Wie so oft scheint mir das Geschwafel nicht konsequent bis zu Ende gedacht zu sein.

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vanOoijen  04.01.2024, 13:35
@Geraldianer

In den USA gibt es das ja teilweise, dass Vorbestrafte (meist arme Schwarze) nicht wählen dürfen. Das nützt den Republicans.

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Anonymous234512 
Fragesteller
 04.01.2024, 13:38
@Panazee

Subvention und Allimente würden dann natürlich konsequent abgeschafft werden.

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Panazee  04.01.2024, 13:42
@Anonymous234512

Dazu müsste sie erst einmal gewählt werden und dafür muss sie deutlich mehr als 0,5% haben was bedeutet, dass man sie deshalb nicht wählen darf, was darauf hinaus läuft, dass sie nie an die Macht kommt.

Optional könnten sie natürlich schon jetzt auf ihre Millionen aus der staatlichen Parteienfinanzierung verzichten. Dann dürfte man sie nach dieser Logik wählen. Passiert aber nicht.

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Anderes (begründe)

nur die Tatsache, dass es Wahlen gibt, heißt noch lange nicht, dass nach dem Willen des Volkes regiert wird (=Demokratie):

  1. wer bestimmt de facto, wer gewählt werden kann? (man muss es ja nicht direkt einschränken, man muss nur den Kandidaturmechanismus so kompliziert gestalten, dass man einen ganzen Apparat hinter sich braucht, um Chancen zu haben...)
  2. wer zählt dei Stimmen? welche Stimmen werden gewertet? werden nicht abgegebene Stimmen auch irgend wie berücksichtigt?
  3. wie ist die Einstellung der Regierenden zur direkten Demokratie, also dazu, vom Volk überstimmt werden zu können?
  4. wie kann das Volk während der Legislaturperiode Regierungsentscheidungen beeinflussen? ist das überhaupt möglich?
  5. etc etc
Daoga  04.01.2024, 13:02

Wenn man sich ein bißchen dazu informiert, findet man alle Antworten auf diese Fragen, wie es in Deutschland jeweils läuft. Wie es andere Länder machen muß uns nicht jucken. Einige Sachen könnte man sicher ändern - mehr direkte Demokratie wie sie z. B. die Schweizer haben wäre nicht schlecht, unser heutiges System der indirekten Demokratie wurde noch unter dem Eindruck des 3. Reiches geschaffen, da direkte Demokratien leichter manipulierbar durch Populisten sind (AfD), damals zumindest wollte man dem Aufstieg möglicher weiterer Rattenfänger wehren.

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horribiledictu  04.01.2024, 13:30
@Daoga

du meinst, man hat mit der indirekten Demokratie die Regierung(sbildung und -arbeit) vor dem Volk geschützt - sehe ich auch so: es ist keine Demokratie, sondern eine "Demokratie" - unter Anführungszeichen.

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Daoga  04.01.2024, 14:18
@horribiledictu

Und heute kommen die Rattenfänger wieder aus ihren Löchern und verführen die Leute ein weiteres mal, als ob keiner was aus der Vergangenheit gelernt hat. Daher sind die Chancen auf eine Änderung des Systems heute schlechter als früher, man braucht diesen Schutz jetzt mehr denn jemals zuvor.

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horribiledictu  04.01.2024, 14:21
@Daoga

eine gute Regierung braucht das Volk nicht zu fürchten!

wenn die Parteien aus der Vergangenheit gelernt hätten, dann würden sie die Probleme der Menschen so lösen, wie die Menschen sie gelöst haben wollen, anstatt sie einfach zu negieren und ihr eigenes Süppchen zu kochen. denn genau das hat vor 90 Jahren Hitler an die Macht gespült!

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Daoga  04.01.2024, 15:30
@horribiledictu

Aber irgendwer hat diese Parteien an die Macht gebracht. Die dann großzügig die Wünsche ihrer Wähler ignorieren. Meines Erachtens hat da stark die Tradition der Berufspolitiker was damit zu tun, der Leute die jahrzehntelang in der Politik stecken in wechselnden Aufgaben. Da neigt man vermutlich irgendwann dazu, die eigene Position für selbstverständlich zu halten und daß man den Volkswillen ignorieren kann, weil einen keiner mehr vom hohen Ross herunterholen kann. Der gleiche Fehler wie im deutschen Fußball - faule und satte Profis, die keine Leistung mehr bringen, statt immer wieder die alte Riege durch neue, hungrige und noch "scharfe" Leute zu ersetzen.

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horribiledictu  04.01.2024, 16:05
@Daoga

nicht das Andiemachtkommen dieser Parteien kritisiere ich, sondern all das, was sie an der macht taten mit dem einzigen Zweck, diese Machtposition zu zementieren.

ich bin der festen Überzeugung, dass der Macht*wechsel* selbst schon einen demokratischen Wert verkörpert - je länger eine Partei an der macht ist, desto dringender ist dieser nötig im Dienste der Demokratie, und desto unerheblicher wird es, WER diese Partei von der Macht verdrängt, einfach, weil der Machtwwechsel selbst eine so wichtige Hygienefunktion in einer Demokratie darstellt.

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Demokratie (begründe)

Auch der Pöbel ist Teil des Volkes.