Fragen zur Schiffsbrücke?

6 Antworten

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Frage eins:

Das ist ganz klar: hinten. Denn dort ist die sogenannte Vertikalbeschleunigung am geringsten, dort müssen die Kapitäne also die geringsten Auf- und Abbewegung verkraften – das ist nicht nur magenfreundlich, sondern erleichtert bei starkem Seegang auch die Steuerung.

Frage zwei:

Der Begriff stammt noch aus der Zeit, da es Raddampfer gab und der Kapitän auf einer Art Brücke stand, einem Steg zwischen den beiden großen Rädern

Die Brücke ist dort, wo gesteuert wurde/wird. Das ist traditionell immer achtern gewesen. Erst mit der Entwicklung der Schifffahrt ist sie 'gewandert'. Einmal, weil die technischen Möglichkeiten gegeben waren, Ruder und Maschine aus der 'Ferne' zu kontrollieren und andererseits, weil die Art der Ladung es erzwang oder beförderte, die Brücke nach Mittschiffs oder gänzlich nach vorn anzuordnen. Auto- und Viehtransporter auch Kreuzfahrtschiffe, Fähren oder Schwergutschiffe: alle haben die Brücke vorn. Leichte Ladung, die 'hoch' gestaut werden kann (Menschen, Vieh und Autos) brauchen viel Platz, da kann man nach oben ausweichen. Schlecht für die Brücke, die dann achtern noch höher sein müsste. Folge: Nach vorn!

Schwergutladung, Spezialladungen, die einschließlich der entsprechenden Umschlagseinrichtungen viel Raum beanspruchen: Brücke nach vorn! Dort ist außerdem die (Über-)Sicht für die Navigation immer die Beste und darum geht es ja in ersten Linie bei Schiffen. Das steuern nach Sicht ist zwar von der achteren Position am Besten, weil man das eigene Schiff als Referenz nutzt und so Kursänderungen deutlich schneller (viel schneller, als es am Kreiselkompass ablesbar ist!) wahrnehmen kann. Das ist allerdings mit der Entwicklung der Technik auch absolet geworden, sieht man mal davon ab, dass die Technik ausfällt und man doch wieder nach Sicht steuern müsste. GPS und Doppler-Logge machen es möglich, genau so schnell Kursänderungen anzuzeigen.

Selbst bei Containerschiffe, die größer als 10.000 TEUs sind, trennte sich die Brücke von der Nähe zum Maschinenraum (bis dato im achteren Drittel angeordnet) und rutschte ins vordere erste Drittel, weil die Sicht besser ist, weil man sich, wie ich annehme, auch mehr oder weniger dichter am Drehpunkt in Längsrichtung befindet.

Dass Schiffsbewegungen (Stampfen) die Verlegung der Brücke von achtern nach Mittschiffs bedingte, mag ich kaum glauben, denn ob achtern oder vorn: die Stampfbewegungen sind an beiden Enden eh die Höchsten.

Aber Maschinenvibrationen und -lärm im achteren Bereich kann durchaus extrem sein und sogar zu technischen Problemen der Festigkeit etc. führen. Das kann soweit gehen, dass gewisse Motordrehzahlen nur kurz oder gar nicht mehr benutzt werden würfen. Einen geraden Strich freihändig zu zeichnen, kann bei solchen Schiffen dann auch schon bei ruhigem Wetter eine hohe Kunst darstellen. Das muss man immer auch unter den Bedingungen des Beladungszustandes und der Schiffsstabilität betrachten.

Die Brücke heißt Brücke, weil ... mein Vorredner das schon richtig beschrieben hat: Verbindung Back- und Steuerbord mit Aufkommen der Dampfmaschine. Segler hatten keine Brücke, sondern ein Navigationsdeck, das sich aus dem achteren Kastell (der Übersicht wegen) im Laufe der Zeit ausgebildet hat.

Also auf den Schiffen wo ich war da war die Brücke eher im vorderen Drittel des Schiffes.

Früher (als es noch keine Querstrahlruder und ähnlichen Luxus gab) war bei Frachtschiffen Motor und Ruder hinten und so die kürzeste Verbindung vom "Steuerhaus" dahin.

es gibt je nach Bauart auch Schiffe, wo die Brücke weit vorn ist. Aber gerade bei Fracht/Tankschiffen ist es gut, immer alles im Blick zu haben, besonders im Sturm.

Sonst hätte zB diese Besatzung länger gebraucht, um zu verstehen was vorgeht:

https://www.youtube.com/watch?v=gaZhnNlutuQ