Forstberufe ohne Jagdschein?

6 Antworten

Hallo,

Bin Förster, gehe auch (etwas) auf die Jagd, aber ein direkter Teil meines Berufes ist das nicht. Und so ist es bei vielen meiner Kollegen. Es gibt allerdings auch den Fall, dass du es als Dienstaufgabe hast, die Jagd in dem Wald, für den du zuständig bist, zu organisieren und dabei auch selbst mit auszuüben. Bei den Forstverwaltungen der Länder ist, soweit ich weiß überall (bei mir war es jedenfalls so!) der Besitz eines Jagdscheines Einstellungsvoraussetzung. Um diesen zu erlangen, musst du aber ja noch nicht selbst gejagt haben, das dürftest du gar nicht!

Ich weiß nicht, an welcher Stelle du stehst, wann du soweit bist, dich für ein Studium zu entscheiden. Du solltest in jedem Fall mindestens ein Praktikum bei einem Kollegen von mir machen. So erhältst du Einblicke in das Berufsbild, und auch in die Bedeutung der Jagd dabei - wer sie ausübt, als Förster ausüben muss oder nicht, warum sie meiner Meinung nach eine Notwendigkeit für den Wald ist.

Es gibt "Schnupperpraktika" für Schüler, und mache Unis, Erfurt zB, fordern auch ein Vorpraktikum als Voraussetzung zum Beginn eines Forststudiums. Informiere dich einfach, und nimm Kontakt zu einer Forstverwaltung in deiner Nähe auf. Ich wünsche dir eine gute Entscheidung, viel Erfolg, und vielleicht treffen wir uns eines Tages ja noch als Kollegen!!

ichbinich2000  26.04.2020, 19:33
Du solltest in jedem Fall mindestens ein Praktikum bei einem Kollegen von mir machen.

Da kann ich nur beipflichten. Ein solches Praktikum habe ich auch in meiner Schulzeit gemacht und kam so auch zum Studium. Denn der Beruf sieht ja doch etwas anders aus als das Klischee ;-)

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Das ist aber durchaus schwierig. Die Jagd gehört durchaus zu dem, worüber der Förster Bescheid wissen muss und mitreden können muss. Der Wald besteht nicht nur aus Bäumen, sondern auch aus den Tieren und muss auch mit Rücksicht auf diese bewirtschaftet werden - und durchaus auch umgekehrt.

Ich hatte diese Bedenken auch, als ich das Studium der Forstwissenschaft begonnen habe. Ich wollte das nie machen, wollte nie in der Situation eines Jägers sein und war vorher tatsächlich auch Gegner der Jagd. Allerdings hat sich das mit entsprechendem Wissen, das ich bisher im Studium ansammeln durfte, geändert. Ich mache meinen Jagdschein jetzt recht gerne, auch wenn ich erst sehen muss, ob ich dann auch selbst auf die Jagd gehe oder ob ich das den Leuten überlasse, die das lieber tun. Als Förster muss man zwar den Jagdschein haben (zumindest in fast allen Stellen, die ich kenne), aber man muss nicht in allen Stellen auf die Jagd gehen. Und während man den Jagdschein macht, muss man nie ein Tier töten. Lediglich aufbrechen und zerwirken muss man können - aber man muss die Waffenhandhabung nie am lebenden Tier zeigen. Zumindest wäre mir das nicht bekannt. Aber (zumindest geht es mir so) man ändert die Ansichten über das eigene Konsumverhalten in dieser Hinsicht.

Ich kann dir nur dazu raten, das Studium zu machen. Ich würde es jederzeit wieder beginnen, wenn ich nochmal in in der Situation wäre. Beim Jagdschein geht es viel um das Wissen zur Interaktion zwischen Mensch, Wild und Wald. Wissen, das für eine richtige Bewirtschaftung von Wild und Wald als Förster unbedingt notwendig ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Förster eine Entscheidung ohne fatale Folgen für das Ökosystem Wald treffen kann, wenn er sich mit einem essentiellen Teil des Waldes, dem Wild, nicht auskennt. Zur Jagd gehört schließlich nicht nur der Abschuss, es gehört auch ein gewisses Monitoring seiner Population dazu. Reaktionen auf gewisse klimatische Ereignisse, Mastjahre von Bäumen, Schädlingen und Krankheiten der Tiere. Und auch das reine Beobachten der Tiere im Wald ist wunderschön und gehört dazu.

Wie also gesagt: Der Berufswunsch Förster ist etwas, das ich nachvollziehen kann, aber ein Förster ohne Ahnung von der Jagd ist ein schlechter Förster. Ich muss den Wald als Ganzes sehen, nicht nur das, was ich sehen will. Ein Arzt kann auch keine Operation durchführen und nur ein Organ des Menschen kennen. Und ebenso ist es beim Wald. Ein Sprichwort, das den Wald als Ökosystem mit sehr vielen Einzelbestandteilen sehr gut beschreibt, sagt: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Bestandteile".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Pomophilus  26.04.2020, 21:08

Auch dir alles gute für den weiteren Weg! Als Förster bist du mir schon aufgefallen, gibt ja hier nicht so viele, zwei wüsste ich noch.

Förster ohne Ahnung von Jagd geht nicht, sehe ich auch so! Aber heißt das auch zwangsläufig, selbst aktiver Jäger sein zu müssen? Ich war es früher mehr, heute etwas weniger. Kenne absolut jagdnarrische Kollegen genauso wie solche, die nie irgendetwas damit am Hut hatten. In beiden Gruppen gibt es mmn gute und schlechte Förster. Wichtig ist es, um die Bedeutung der Jagd zu wissen (für den Wald eine Notwendigkeit, habe ich geschrieben!) Kompetenz zu haben.

Bei mir war der Forst schon Familientradition, gibt es ja öfter. Wenn man das nicht hat, sollte man unbedingt vorher sich mit Praktika ein Bild machen, finde ich.

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ichbinich2000  27.04.2020, 02:30
@Pomophilus

Danke ;-)

Der Förster, bei dem ich damals mein Schülerpraktikum gemacht habe, hat mir auch etwas diese Seite gezeigt und ist mit mir abends mal "auf die Jagd" gegangen - einfach zur Beobachtung. Hat mir da oben auf der Kanzel so manches schon an diesen Zusammenhängen zu erklären versucht und mich auch einfach mal durchs Fernglas schauen lassen. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar, habe immer noch Kontakt mit ihm. Er hat damals sein Ziel erreicht und mir das Wild etwas sichtbarer in einen Zusammenhang gerückt, vorher waren da halt schöne Tiere und eine Schar grausamer Jäger, wie einem das halt als Schüler (selbst auf dem Land) so dargestellt wird. Und nun stehe ich selbst davor, einer zu werden ;-) Wer hätte das gedacht.

In meiner Familie bin ich der erste, der diesen Weg einschlägt. Ohne Praktikum wäre ich nie auf die Idee gekommen, das mal zu studieren. Aber es gibt im Studiengang viele Kommilitonen, bei denen der Forst schon Generationen in der Familie liegt - irgendwie auch verständlich.

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Das habe ich früher auch gedacht das ich kein Tier töten könnte. Möchte dazu jetzt auch nicht aufrufen. Ich bin ein absolut tierlieber mensch und habe trotzdem einen Jagdschein und töte dementsprechend auch Tiere. Allerdings würde es den Tieren viel schlechter gehen wenn man es nicht macht. Wenn es nämlich zuu viele Tiere auf einem Haufen gibt können Krankheiten ausbrechen woran die Tiere dann qualvoll sterben. Außerdem kennt man die Tiere nicht also man hat keinen Bezug dazu. Man muss es nicht nachvollziehen. Ich kann auch gut verstehen wenn man es nicht kann da man halt doch um ein leben entscheidet. Habe das nur geschrieben um einmal die andere Seite der Jagd zu beleuchten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Da habe ich eine Zusatzfrage. Wenn man eine Jugendliche Dummheit begangen hat, z.B. Cannabis auf dem Schulhof geraucht hat oder als Mutprobe was geklaut, dann ist eine Verbeamtung bis zum Ende des Studiums wieder möglich, wenn nichts neues dazu kommt. Ein Jagd- oder Waffenschein ist dann aber frühestens nach Ablauf von 20 vollen Kalenderjahren wieder möglich. Und bei einem Verkehrsunfallmit Polizeiaufnshme beginnen die 20 vollen Kalenderjahre wieder von vorne.

Man kann auch "nur" den Falknerschein machen, das ist nahezu die gleiche Ausbildung wie beim Jagdschein ohne Schießausbildung. Man kann auch Forstwirtschaft an der Uni studieren und ist dann später (sofern man eine Anstellung im höheren Dienst bekommt) vorwiegend im Büro eingesetzt.

Aber den Jagdschein würde ich trotzdem machen. Wie schon einer der Antworter gesagt hat, während der Ausbildung erlegt man kein Stück. Aber man hat dann den Schein und ich glaube, das ist für die ganzheitliche Sichtweise auf die Arbeit in der Natur und vor allem im Wald von großem Vorteil. Und wenn Du merkst, es geht gar nicht mit dem Schießen, dann ist es später ganz alleine Deine Entscheidung, was Du machst.

Ich bin selbst Jäger und für mich ist Jagd so etwas wie eine Lebenseinstellung. Und das Schießen ist der kleinste Teil davon.

Woher ich das weiß:Hobby