Findet ihr es gerechtfertigt, auf die "langweiligen" Gottesdienste zu schimpfen?
Erstmal: Frohe Weihnachten euch!
Ich komme gerade aus der Christmette. Und wie das so ist an Weihnachten, kommen da auch Leute, die außer Weihnachten nie in die Kirche kommen.
Und kaum, dass der Gottesdienst rum ist, hört man sie auf den angeblich so "langweiligen" Gottesdienst schimpfen. "Die Kirche ist doch selbst dran Schuld, dass die Leute weg rennen, wenn die nur so langweilige Gottesdienste machen."
Ich persönlich finde diese Aussage falsch. Natürlich kann man durch die Auswahl der Lieder einige Akzente setzen, aber darum geht es den Nörglern ja nicht. Da herrscht ein Denken nach dem Motto: "Die sollen mich mal bespaßen." Und da liegt schon der erste Denkfehler. Im Gottesdienst stehe nicht ich im Vordergrund, sondern Gott. Es ist nicht die Aufgabe des Priesters dafür zu sorgen, dass ich unterhalten werde.
Desweiteren glaube ich, dass bei vielen Leuten einfach das nötige Vorwissen fehlt. Um es zu vergleichen: Ich kenne mich mit Formel 1 nicht aus. Ich kenne die Regeln nicht. Deshalb finde ich Formel 1 auch stink langweilig. Und so gibt es auch Leute, die überhaupt nicht mehr wissen, um was es in der Messe geht; was der Priester da vorne macht. Und dementsprechend nehmen diese Leute die Messe als langweilig wahr, weil sie nicht wissen, was da gerade passiert. Warum wird jetzt "schon wieder" gesungen? Warum wird jetzt "auch noch" das Licht ausgemacht? Warum "dröhnt" die Orgel jetzt so laut?
Und als letzter Punkt glaube ich, dass sich viele nicht auf den Gottesdienst einlassen können, weil es für sie ein Pflichtprogramm ist. Man möchte das schnell abhaken. Deshalb ist man auch genervt über alles, was das ganze noch in die Länge zieht.
Ich persönlich kann mich auf den Gottesdienst voll und ganz einlassen. Ich interessiere mich für die Liturgie und die Kirche und empfinde die Christmette deshalb keinesfalls als langweilig. Im Gegenteil; ich bin am Schluss immer traurig, wenn es schon wieder vorbei ist. Während die anderen sich echauffieren, dass sie jetzt zwei Stunden "verschwendet" haben.
Ich bin der Meinung, wer Gottesdienst als Zeitverschwendung ansieht; nur als nerviges Pflichtprogramm, der sollte gleich komplett daheim bleiben.
Jetzt kennt ihr meine Meinung zu dem Thema. Mich würde sehr interessieren, wie ihr darüber denkt?
PS. Wart ihr in der Christmette? Wie hat es euch gefallen?
Eindrücke aus einer katholischen Christmette
12 Antworten
Meine Familie und ich gehen immer an Weihnachten zur Kirche. Es kommt zu einem weil unsere Familie Katholisch ist und weil es Tradition ist. Früher als wir oft in den Winterferien waren, gingen wir am 25 Dezember zum Morgengottesdienst. (Die Mitternachtsmesse war dazemal nicht möglich, weil wir mit der Gondelbahn zuerst ins Dorf fahren mussten. In der Nacht ist die Gondelbahn nicht gefahren.) Auch der Gottesdienst am Morgen war schön.
In der heutigen Zeit gehen wir an unserem alten Wohnort (Stadtquartier ) zur Christmesse. Die Messe ist schön und jedesmal spielt ein Orchester aus Ungarn oder Tschechien die Musik. Man trifft später die alten Nachbarn wider an nach der Messe beim Umtrunk in der Kirche. Die Messe von unseren neuen Wohnort gefällt uns nicht, wir entfanden sie als traurig im letzten Jahr.
Ich muss sagen, egal wo man zur Messe geht, es werden immer weniger junge Leute. Keine Ahnung was mit dieser Generation los ist. Ich denke es muss daran liegen wie sich die Weltkirche verhält in vielen Bereichen. Auch ich bin nicht mit allem einverstanden was sie sagen, und trozdem noch bei der Kirche dabei. Den man muss differenzieren können was ist die Kirchgemeinde von deinem Wohnort und die von aller Welt. Selber muss man nicht jeden Sonntag zum Gottesdienst gehen, sondern es immer im Alltag machen. Das zählt am Ende sicherlich mehr wie unendliche Gottesdienstbesuche und man ist ein kalter Mensch.
Das traurigste finde ich immer an Weihnachten, das viele Menschen darin nur noch Kommerz sehen in Form von Geschenken. Man kann auch ohne Geschenke glückliche Stunden mit der Familie verbringen und das im kompletten Jahr. Den das zählt immer noch mehr als Sachgegenstände.
Die Kirche ist doch selbst dran Schuld, dass die Leute weg rennen, wenn die nur so langweilige Gottesdienste machen."
Die meisten Gottesdienste sprechen in ihrer Gestaltung immer weniger junge Leute an.
Ich habe schon öfter von Menschen gehört, dass manche Pfarrer mehr mit der Zeit gehen und auf modernere Mittel setzen (Filme während der Messe, mehr Einbezug der Besucher, etc.). Anscheinend kommt das bei vielen gut an und diese Messen sind gut gefüllt.
Ich verstehe, wenn man jemandem solche neuartigen Gottesdienste fremd sind und man die „konservativen“ bevorzugt. Finde aber auch bei einer solche moderne Umsetzung verständlich, dass diese vielen Jüngeren besser gefällt. Schließlich verändert sich die Gesellschaft immer weiter und die Kirche ist längst nicht mehr zeitgemäß, weshalb sie einigen zu langweilig erscheint oder sie sich nicht mehr damit identifizieren können.
Die Kirche müsste sich einfach ein wenig anpassen, um wieder mehr Gläubige in die Messen zu locken.
Und als letzter Punkt glaube ich, dass sich viele nicht auf den Gottesdienst einlassen können, weil es für sie ein Pflichtprogramm ist. Man möchte das schnell abhaken. Deshalb ist man auch genervt über alles, was das ganze noch in die Länge zieht.
Ich glaube auch, dass das ein wichtiger Punkt ist, da viele nur zu Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten den Gottesdienst besuchen, weil es „einfach dazu gehört“, sich so eingebürgert hat. Dann strömen Menschen in die Kirche, obwohl sie normalerweise nichts damit anfangen können und sich damit kaum beschäftigen.
Ich interessiere mich für die Liturgie und die Kirche und empfinde die Christmette deshalb keinesfalls als langweilig. Im Gegenteil; ich bin am Schluss immer traurig, wenn es schon wieder vorbei ist
Habe das so erst selten von jemandem gehört, finde das aber sehr schön, dass du das so sieht.
Wart ihr in der Christmette? Wie hat es euch gefallen?
Nein, ich bin nicht gläubig.
'Bespassen' sollte eine Messe nicht, aber inspirieren oder unterhalten schon. Ich bin als Atheist nur sehr selten in der Kirche. Langweilig finde ich es aber selten. Mir ist auch sonst nie langweilig. Wenn der Pfarrer nichts zu erzählen weiss, mache ich mir eben meine eigenen Gedanken.
Was du schilderst, hat mit Religion eigentlich überhaupt nichts zu tun. Viele Menschen halten es heute kaum aus, wenn einmal nichts passiert. Wenn drei Minuten lang nichts passiert, schauen sie auf's Handy. Das Tragische ist aus meiner Sicht nicht, dass da einige Leute die Messe langweilig finden. Das Tragische ist, dass viele Leute nie mehr so lange nichts tun, bis sie einen eigenen Gedanken haben. Die Menschen schaffen es nicht mehr, die Leere auszuhalten und zu warten und sich überraschen zu lassen, was ihnen dann für Ideen kommen.
Ja, ich war in der Christmette und es hat mich sehr berührt, weil ich mich dafür grundsätzlich öffnen kann.
Sinn und Zweck eines solchen Gottesdienstes ist es ganz einfach, den Weg zu sich zu finden und die eigene Demut zu spüren. Nicht mehr und nicht weniger!
Ich war schon lange nicht mehr in einem Gottesdienst und habe auch keine Religion mehr. Als Konfirmand fand ich den Gottesdienst furchtbar langweilig.
Ich finde es nicht gut, aus Tradition hinzugehen, auch wenn man nicht an Gott glaubt. Muss aber jeder selbst entscheiden.
Meine Tochter ist aber mit meiner Schwester und deren Kindern heute in die Kirche gegangen, was ich bemerkenswert fand.
Sie sagt, es war langweilig für sie, na ja... Sie hat sich aber nicht beschwert. Sie wusste ja, worauf sie sich einlässt.
Inwiefern der Gottesdienst in der Evangelischen Kirche gestaltet ist, kann ich auch nicht beurteilen. Hab von vielen Katholiken, die mal einen evangelischen Gottesdienst besucht haben gehört, dass dieser "trockener" sein soll, als ein katholischer Gottesdienst.