Film 'Zone of Interest' - wie war euer Eindruck, was ist eure Meinung dazu?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

'The Zone of Interest' ist eine Enttäuschung, eine verpasste Chance:

Der Film könnte auch heißen, 'das Familienidyll bei Familie Höß' - der Film wirft die Frage auf, muss ein solcher Film auch das Schreckliche enthalten?

Zwar hört man von hinter der Mauer, die das Anwesen Höß vom KZ Auschwitz trennt, Schüsse und Schreie und man sieht den steten Rauch des Schornsteins und immerzu das Dröhnen der Verbrenmungsanlage, man sieht wie Blut von den Stiefeln Rudolfs gewaschen wird, aber man wird nie direkt mit Schrecklichem konfrontiert. Ja, es muss!

Dabei fordere ich keine Gaskammerszenen, keine Folterschau, keine Darstellung von Bestrafungswillkür oder -Grausamkeit, ich fordere das Schreckliche von einer anderen Seite - wie wurde Höß zum Unmenschen Höß und wie vermittelt er und seine Frau Unmenschlichkeit ihren Kindern!

Das heutige Deutschland ist ein völlig anderes Deutschland wie das vor 45. Das heutige Deutschland ist ein völlig anderes Deutschland, wie Deutschland über viele Jahrhunderte hindurch. Das heutige Deutschland verbietet körperliche Züchtigung der eigenen Kinder - das heutige Deutschland verbietet die Anerziehung von Gewalt als legales Erziehungsmittel. Das heutige Deutschland kennt weder Kadavergehorsam, noch die Erziehung dazu. Im heutigen Deutschland ist die Erziehung zu Härte, Opfermut, Heldentum, Militarismus, zu Brutalität, zu hierarchischem Denken, zu Unter- und Über-Ordnung, unbekannt.

Während das KZ zeigt zu welcher Unmenschlichkeit der Mensch in der Lage ist, hätte in der Keimzelle der Nation, in der Familie, gezeigt werden können, wie Unmenschlichkeit entsteht.

Brave, gehorsame/folgsame Kinder, 'wer sein Kind liebt, spart mit der Rute nicht', Härte gegen sich selbst und gegen andere, das alles wurde in der typischen deutschen Familie von Generation zu Generation weitergereicht und bei der Familie Höß war es gewiss nicht anders.

Die Art, wie der Film gedreht wurde, ist recht unkonventionell und während man den Film schaut erst mal gewöhnungsbedürftig. Auffällig sind meiner Meinung nach die langen relativ statischen Kameraeinstellungen, meist auch eher aus der Distanz. Es gibt auch kaum Filmmusik. Der Zuschauer wird dadurch zu einer Art Beobachter, der das ganze einfach neutral aus der Ferne betrachtet und nicht wirklich emotional in das Geschehen involviert ist. Das finde ich eine ziemlich interessante Herangehensweise.

Größtenteils wird das idyllische Familienleben gezeigt, auch mit vielen Naturaufnahmen und mit leuchtenden Farben. Gleichzeitig ist fast immer die Geräuschkulisse der Vernichtungsmaschinerie im Hintergrund zu hören und ohne direkt etwas von den Vorgängen hinter der Mauer zu sehen, wird man immer mal wieder daran erinnert, zum Beispiel durch die blutigen Stiefel oder die Besprechung zu den neuen Öfen. Das ist ein guter Kontrast, der zum einen zeigt, was für ein „normales“ und geordnetes idyllisches Leben die Familie führt und einen dabei aber konstant daran erinnert, auf was das ganze eigentlich aufbaut. Meiner Meinung nach eine hervorragende Darstellung der Banalität des Bösen. Es wird eben nicht das unmenschliche grausame Monster dargestellt, sondern der fürsorgliche Familienvater, der der Nachbar von nebenan sein könnte aber in seinem beruflichen Umfeld fähig ist, eiskalt zu agieren, was es umso erschreckender macht. Die subtile Darstellung von letzterem durch die Soundkulisse führt einem die Realität trotzdem konstant vor Augen und verhindert, dass man Sympathie aufbaut.

Dadurch, dass die Gräueltaten nie direkt gezeigt werden, wird es der eigenen Vorstellungskraft überlassen, was hinter der Mauer geschieht, was das ganze noch mal intensiver macht, als wenn man es in einzelnen Szenen selektiert gezeigt bekommen würde.

Insgesamt ist das daher meiner Meinung nach ein unkonventioneller aber gerade deswegen auch sehr interessanter Film, der das ganze Thema mit den besagten Stilmitteln aus einer ganz neuen Perspektive beleuchtet.

BananaMatze 
Fragesteller
 15.04.2024, 08:42

Das was du als interessant bezeichnest bezeichne ich als nebulös - dass man sich fragt, wie über das Kotzen im Treppenhaus: Was soll das?

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Hi! Ich habe den Film im Kino gesehen und war beeindruckt, so einen Film mit dieser Idee nur eine Nazi Familie zu zeigen gab es so noch nie.
Meiner Meinung nach ist der Film bis jetzt der beste Film im Jahr 2024.

Hoffe ich konnte helfen, schönen Tag noch 👋

Woher ich das weiß:Hobby – Ich liebe Filme seit ich 9 bin :)
BananaMatze 
Fragesteller
 15.04.2024, 08:49

Mir hat sich nicht erschlossen, warum das der beste Film des Jahres 2024 sein soll oder warum die zum Teil jüdische Jury diesen Film mit zwei Oskars belohnt. Du glaubst wirklich dass eine Familie, in der alle lieb und nett miteinander umgehen Menschen entstehen können, die jeden Befehl bereit sind auszuführen, die Rücksichtslos sind, die sich dermaßen über andere stellen, dass sie diese zu töten bereit sind?

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BananaMatze 
Fragesteller
 15.04.2024, 12:39
@HopeHopeeightt

Auschwitz ist in echt so passiert, die Familie Höß nicht. Rudolf Höß war ein gewaltbereiter und obrigkeitshöriger Berufssoldat, diese Gewaltbereitschaft und diesen Gehorsam hat er bestimmt auch seinen Kindern vermittelt, durch den damals üblichen Erziehungsstil. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben seine Kinder vor ihm sogar strammstehen müssen und ihre Eltern mit 'Herr Vater' und 'Frau Mutter' ansprechen müssen, so wie es in Soldaten-Familien üblich war.

Ein solcher blinder Gehorsam trug mit bei, die Massenmorde auszuführen. Das bedingt auch ein Denken und Handeln in strengen Hierarchien. Nur in einer Gesellschaft in der Gewalt zum sozialen Selbstverständnis gehört und zum normalen Umgang miteinander und mit Untergebenen, kann es zu solchen Exzessen, wie die an den Juden kommen und würden heutzutage in der deutschen Gesellschaft nicht toleriert werden.

Regisseur Jonathan Glazer will uns durch seinen Film vermitteln, dass Gewalt, Rassismus, Verbrechen, Massenmord quasi mit der normalen Struktur ein jeder Gesellschaft einhergehen und passieren kann. Vielleicht mag das für seine hierarchisch strukturierte und gewaltbereite englische Heimat zutreffen, aber eine so humanistische Gesellschaft wie die deutsche heutzutage, würde sich dem entgegenstellen. Eine deutsche Gesellschaft, die nicht unterschiedlicher sein kann zu der deutschen Untertanen-Kultur vor 45.

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An sich gut gemacht, aber der Film geht nie ueber das Offensichtliche hinaus. Mich hat er irgendwie unbefriedigt gelassen.

PaulSmart  27.03.2024, 12:32

Weißt du warum Höß ins Treppenhaus kot*t? Oder ob der wirklich Sex mit Gefangenen hatte?

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Steffile  27.03.2024, 13:58
@PaulSmart

Ich denke dass da sein Koerper ausdrueckt was seine Seele offensichtlich nicht fuehlen kann

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PaulSmart  27.03.2024, 15:14
@Steffile

Das ist doch eine unglaubwürdige Konstruktion, der war genauso Stolz auf sein 'Werk' wie Eichmann, solche Unmenschen kennen keine Reue.

Der hat wahrscheinlich die Shrimps nicht vertragen.

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