Fertighaus, Erfahrungen, Empfehlungen

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Für mich wäre interessant zu wissen, warum ihr euch für ein Fertighaus entschieden habt.

Die gängigen Ansichten, daß ein Fertighaus günstiger ist und schneller bezugsfertig sei als ein massiv gebautes Haus sind nämlich nicht zutreffend.

Das kommt Außenstehenden nur so vor, weil die (oberirdische) Gebäudehülle auf einmal innerhalb von 2-3 Tagen steht. Doch danach schließen sich auch noch mehrere Wochen Arbeit am Innenausbau an.

Die zeitlichen Aufwände für die vorausgegangenen Schritte wie Entwurf, Kalkulation, Genehmigungsplanung, Aushub, Keller- Erichtung, Hausanschlüsse, Verfüllen usw. sind dieselben, beim Fertighaus nimmt die Werkplanung sogar mehr Zeit in Anspruch.

Die Wand-und Deckenelemente der Fertighäuser fallen ja nicht vom Himmel, sondern müssen im Werk alle einzeln geplant und gefertigt werden. Da die Kapazitäten dort begrenzt sind, kommt es bei großer Nachfrage leicht zu monatelangen Wartezeiten.

(Bei Anbietern ohne Wartezeiten würde ich erst einmal die Liquidität prüfen).

Vorteile haben die Fertighaushersteller allerdings dadurch, daß sie die meisten Arbeiten selbst mit eigenem Personal ausführen und nicht so viele Externe beteiligt sind.

Ein gut organisierter Generalunternehmer und manchmal auch ein engagierter und organisatorisch erfahrener Architekt können die Baumaßnahme genauso schnell hinstellen.

Als wesentlichen Unterschied sehe ich das Wetter. Doch das trifft nur für wenige Fälle zu. Wenn beim Massivbau der Zeitablauf so unglücklich geplant wurde, daß der Bau bei Wintereinbruch noch nicht unter Dach ist, entsteht längerer Stillstand, während im Fertighaus-Werk weitergearbeitet werden kann.

Hi,

ich würde empfehlen, dass Ihr Euch einen unabhängigen Architekt sucht, der Euch die gesamte Planung sowie die Baugenehmigung, Entwässerungsplanung macht. wenn die Baugenehmigung vorliegt, geht Ihr auf die verschiedenen Hausanbieter zu, die Euch "gefallen" und holt Angebote mit verbindlichem Zeitenplan ein.

Wir haben Probleme mit dem Haushersteller, weil wir die Baugenehmigung erst erhalten haben, nachdem wir den Vertrag unteschrieben haben. Somit hieß es immer, dass wir keinen Zeitplan bekommen können, solange die Genehmigung nicht vorliegt.

Zudem würde ich mir heute auch eine Checkliste über alle Aktivitäten, die der Bauherr wahrnehmen muss, vertraglich zusichern lassen.

Wenn die Baugenehmigung schon da ist, sollte natürlich auch bei Vertragsunterschrift schriftlich ein Zeitenplan bis hin zur Schlüsselübergabe festgehalten werden und auch was die Haushersteller zahlen müssen, wenn sie nicht zeitgerecht liefern.

Und man sollte sich von Billiganbietern nicht blenden lassen. Meistens fehlen wichtige Dinge, die dann der Bauherr noch extra machen muss, was natürlich auch Geld kostet.

Zudem solltet Ihre vorab in verschiedenen Läden, Messen etc. nach Preisen schauen und dann das Budget prüfen und großzügig planen. Billig bauen gibt es meines Erachtens nicht. Wer billige Materialien kauft, macht halt nach ein paar Jahren alles neu.

Wir haben einige Gewerke an lokale Firmen vergeben, weil das tatsächlich meistens teuerer ist, wenn man das beim Fertighaushersteller einkauft. Aber wirklich billig ist das nicht. Geld sparen kann man, wenn man einiges selbst macht, wie Wände streichen, ggf. Fliesen legen oder Böden verlegen.

Aus Gewährleistungsgründen haben wir das aber auch extern vergeben, da wir auch beide Vollzeit arbeiten und handwerklich keine Erfahrung haben.

Wir bauen übrigens mit Luxhaus. Das ist ein gutes bis sehr gutes Fertighaus von den Wänden her etc., aber man sollte alles vertraglich festhalten und wie gesagt, bereits die Baugenehmigung haben. Denn sonst werdet Ihr monatelang wiederholt Pläne korrigieren, Bemusterungsprotokolle korrigieren etc.. Eine Vertragsstrafe im Falle des Nichteinhaltens der Zeitpläne, ist sehr zu empfehlen, aber nur möglich, wenn die Baugenehmigung vorliegt.

Zudem empfehlen wir auch einen externen Gutachter einzukaufen, der regelmäßig Qualitätskontrolle beim Bau machen kann. Wir empfehlen den Bauherrenschutzbund, da die Leistungen sehr gut sind und aufgrund der Mitgliedschaft für einen wesentlich günstigeren Stundensatz eingekauft werden können. (Wir sparen ca. 50 EUR pro Stunde, als wenn wir uns einen freien Bauingenieur oder Architekten nehmen würden.)

Wenn man schlüsselfertig bauen möchte, Muss man sich die Vertragsunterlagen, den Leistungsumfang ect. genauestens durchlesen.

Was ist alles im Kaufpreis enthalten, um vor Überraschungen gefeit zu sein.

Haus.-und Kanalanschlüsse. Enden die am Mauerwerk, oder werden die Anschlüsse bis zum öffentlichen Kanal geführt. Elektro.-und Gasleitungen, werden die Leitungen bis zur Einspeisung geführt.?

Wie ist die Innenausstattung. Bäder raumhoch gefliest, oder nur 1,20 m mit billigen Standardfliesen.

Wenn man ein Gewerk herausnimmt, weil man eine ortsansässige Firma kennt, der man den Auftrag geben möchte, wie hoch ist die Gutschrift die man von der Herstellerfirma bekommt. Oftmals ist in solchen Fällen die Gutschrift viel zu niedrig.

Fenster, Bodenbeläge ist auch so ein Thema. Billige Standardausführung oder qualitativ akzeptabel.

Dann würde ich jedem Häuslebauer empfehlen, einen Gutachter zu beauftragen, der schon von Beginn an die Baumassnahmen überwacht. Z. B. beim Keller, Abdichtungen, Entwässerung usw. Werden da Mängel festgestellt, können die sofort behoben werden, was im Nachhinein mit hohen Kosten verbunden sein kann, wenn es um Mängelbehebung geht.

Werden die richtig dimensionierten Dämmstoffe verarbeitet. Hier wird manchmal auch dünneres Material verwendet, weil der Bauherr keine Ahnung hat.

Brandschutz, Schalldämmung das alles sind Themen auf die man achten muss.

Ich könnt noch lange weiter schreiben, auf was zu achten ist.

War über 25 Jahre lang in einer Fertighausfirma als Bauleiter tätig und kenne die Probleme wenn Bauherren glauben, alles sei mit dem Kaufpreis abgegolten .

Wenn Ärger ins Haus steht, weil die eine oder andere Leistung keine Vertragsleistung ist und zusätzliche Rechnungen kommen.

Ein Gutachter kostet zwar auch Geld, kann aber am Ende die günstigere Alternative sein, als wenn Mängel behoben werden müssen, die größere Massnahmen erforderlich machen, oder gar nicht mehr zu beseitigen sind.

Okal, Weber - sind viele gute auf dem Markt.

Ihr solltet aber ganz genau die Bau-und Leistungsbeschreibungen durchlesen und darauf achten , was und was nicht im Preis enthalten ist und euch dann ein maßgeschneidertes Angebot machen lassen. Wenn ihr mit Keller baut müsst ihr bedenken, dass zwischen Abnahme und Lieferung Haus einige Wochen vergehen können.

Keller auf jeden Fall auch anderweitig anbieten lassen. Tipp: Erdarbeiten, Kanalarbeiten sind in der Regel nicht im Preis - ebenfalls die Erdabfuhr, falls erforderlich.

Achtet auch darauf, dass die Architektenkosten, Statik etc. im Preis enthalten ist, auch für den Keller.

Schlüsselfertig sind die wenigsten Häuser. Achtet auf die Unterschiede: malerfertig etc. , d.h. in der Regel ihr müsst noch spachteln und tapezieren....

Es gibt gute und schlechte... so wie bei allem. Aber auch Firmen, die einen guten Ruf haben, haben mit Sicherheit auch unzufriedene Kunden.