Evolution angeblich widerlegt in einer Doku?

6 Antworten

Die ganze Wahrscheinlichkeitsrechnung, die den Zuschauer beeindrucken soll, ist hinfällig, weil sie von grundfalschen Annahmen ausgeht, denn Biochemie und Evolution sind eben keine reine Kombinatorik.

Es gibt unfassbar viele Möglichkeiten, aus 20 Aminosäurebausteinen eine 150 Glieder lange Kette herzustellen. Der Fehler besteht darin, sich von vornherein auf eine einzige dieser Möglichkeiten festzulegen. Für eine bestimmte Funktion (z.B. eine bestimmte Enzymreaktion) gibt es eine unbekannte, aber sehr große Zahl von möglichen Aminosäuresequenzen, die diese Funktion erfüllen können. Und wenn eine Sequenz für diese spezielle Aufgabe nicht geeignet ist, kann sie vielleicht trotzdem noch eine der vielen anderen Funktionen in einer Zelle erfüllen,

In der Regel ist es auch nicht so, dass ein Protein seine Funktion entweder zu 100% oder gar nicht mehr ausüben kann. Eine einzelne ausgewechselte Aminosäure beeinflusst die Funktion des Proteins meist herzlich wenig, auch nicht 2, 3 und je nachdem auch nicht 20 ausgewechselte Aminosäuren. Unterschiedliche Aminosäuresequenzen funktionieren unterschiedlich gut, aber das Leben muss nicht mit dem perfekten Protein angefangen haben, es muss nur gut genug gewesen sein um seine Rolle zu spielen. Wenn der Austausch einer Aminosäure die Funktion des Proteins zu irgendeinem Zeitpunkt verbessern konnte, wurde diese Veränderung durch die natürliche Selektion beibehalten, sodass sich auch ein mäßig funktionierendes Protein schrittweise zu einem nahezu perfekten Protein weiterentwickeln kann.

Übrigens: Auf die Zahl von 10^164, die im Video genannt wird, kommt man auch mit 550 aufeinanderfolgenden Münzwürfen. Die Chance, alle 550 Würfe perfekt vorherzusagen, ist verschwindend gering. Wenn man eine allgemeinere Vorhersage macht, z.B. dass an 5 beliebigen Stellen in der Reihe der 550 Würfe 5-mal Kopf geworfen wird, bewegt man sich in realistischen Größenordnungen, vor allem wenn tausende Leute parallel Münzen werfen.

Erstmal vorweg: Wahrscheinlichkeit in der Natur ist keine rein mathematische Größe. Man kann sie nicht exakt berechnen. In der Natur gibt es zu viele Variablen, die in Wechselwirkung miteinander stehen. Die Berechnung basiert immer auf Annahmen, die wiederum auf beobachtbaren Ereignissen beruhen.

Auch unwahrscheinliche Dinge können eintreten. Die Bedingung ist, dass die zur Berechnung herangezogenen Annahmen richtig sind und die daraus errechnete Wahrscheinlichkeit wenigstens minimal größer ist als exakt Null.

Es gibt auch immer wieder Lottogewinner, obwohl Dir jeder Mathematiker vorrechnen kann, dass es wegen der geringen Gewinnchance ziemlich sinnlos ist, Lotto zu spielen.

Hättest Du vor 200 Jahren einen Gelehrten gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass das Innere der Erde aus flüssigem Gestein besteht, auf dem die Kruste schwimmt wie Eis auf Wasser, hätte er auch nach langem Überlegen und Prüfen aller damaligen Literatur geantwortet, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist. Man kannte Vulkane, nahm aber an, dass Brände in unterirdischen Kohlevorkommen Vulkanausbrüche verursachen. Hättest Du den gleichen Gelehrten einen Tag vor der Veröffentlichung von Darwins Werk gefragt, ob es wahrscheinlich ist, dass sich Leben permanent weiterentwickelt, alte Lebensformen aussterben und neue entstehen, hätte er vermutlich geantwortet, dass das äußerst unwahrscheinlich ist. Es war zu dieser Zeit einfach noch kaum etwas bekannt, dass auf Evolution hindeutete. Deswegen lagen der Berechnung der Wahrscheinlichkeit ganz andere Grundannahmen zu Grunde.

Nach allem das man heute weiß, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass Bedingungen eintreten, in denen sich alle zum Leben notwendigen Moleküle bilden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf Basis dieser Moleküle wirklich Leben bildet, ist noch geringer. Und ganz besonders gering ist die Wahrscheinlichkeit, dass auf einem Planeten für mehr als 2 Milliarden Jahre ununterbrochen Bedingungen herrschen, unter denen Leben wie wir es kennen möglich ist.

Im Vergleich dazu: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein allmächtiger Gott einfach so existiert, dass dieser Gott selbst nicht an Naturgesetze gebunden ist und, dass ihm so langweilig ist, dass er sich mal eben ein Universum mit Sternen, Planeten und Bewohnern zusammenbaut ?

matmatmat  16.09.2022, 20:54

Mal abgesehen davon, daß in solchen "Beweisen" immer vollkommen absurde Dinge behauptet werden. Das irgend was am Stück aus Nichts oder Chaos entsteht ist keine Behauptung der Evolutionstheorie sondern von Gläubigen und die rechnen einem dann vor, wie unwahrscheinlich das ist, was nie so gesagt wurde... total absurd.

1

Am Ende läufts wieder auf die Wahrscheinlichkeitstheorie hinaus und wie unwahrscheinlich die zufällige Entstehung von Leben ist.

Ja es ist unwahrscheinlich extrem unwahrscheinlich sogar, allerdings ist das kein Argument dafür oder dagegen.

Egal wie Unwahrscheinlich es auch war es ist passiert und wäre es nicht hier auf der Erde passiert wären wir auch nicht hier damit wir uns darüber gedanken machen können.

Ein häufiger Trugschluss bei solchen Wahrscheinlichkeiten ist es eben daraus auf die Vergangenheit schließen zu wollen, was aber nicht wirklich geht, denn jedes vergangene Ereignis egal wie unwahrscheinlich es am Ende ist, ist eingetreten.

Man kann logischerweise Argumentieren, dass eine Theorie mit höherer Apriori Wahrscheinlichkeit die bessere ist, was aber am Ende auch nicht stimmt, denn nur weii eine Theorie das ganze mit einer Auftrittswahrscheinlichkeit von 1% beschreibt und die andere es mit 0.001% ist das am Ende keine Aussage darüber was wirklich passiert ist. Klar bei Wahrscheinlichkeiten von 0.1% zu 99.9% wirds irgendwann eindeutig, aber ausgeschlossen ists am Ende ja auch nicht.

Daher macht es keinen Sinn eine Theorie zu verwerfen solange keine genau so belastbare Alternative da ist. Man kann sagen Gott ist die Alternative und laut dem ist die Wahrscheinlichkeit bei 1 dass es so war, aber wie hoch ist am Ende die Wahrscheinlichkeit, dass Gott existiert wenn man ihn nicht nachweisen kann?

Evolution kann man nicht widerlegen. Das ist wie wir die Fakten die wir beobachten können (das die Lebewesen um uns herum sich ihrer Umwelt anpassen mit den Generationen) nennen.

Meinst Du vielleicht Evolutionstheorie, also die beste wissenschaftliche Erklärung wie es zu dem Phänomen kommt?

Um eine wissenschaftliche Theorie durch eine neue zu ersetzen muß man alles was die alte Erklärt, erklären können plus bessere Vorhersagen treffen / etwas, das die bestehende nicht erklären konnte erklären können.

Das hat in den letzten 150 Jahren keine Idee auch nur annähernd geschafft, die Evolutionstheorie ist die mit Abstand beste Erklärung und wird ständig weiter verbessert, obwohl man versucht sie zu widerlegen. (Wissenschaftler versuchen ihre eigenen Ideen zu widerlegen bis sie so gut sind, daß es nicht mehr gelingt).

Leute die "Evolution widerlegt haben", die suchen sich meistens nur eine kleine hand voll Dinge die ihnen in den Kram passen raus und mißverstehen die dann auch oft absichtlich im bestreben ihr wirres Weltbild zu belegen. Gezielt nach Belegen suchen und Fakten biegen ist wie man Blödsinn generiert und das Gegenteil von Wissenschaft.

Und ja, das in dem Video ist absoluter Quatsch.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn die Produzenten diese Videos wirklich überzeugt von ihrem "Werk" wären, würden sie die darin enthaltenen Informationen und Belege/Nachweise in einem peer-review Magazin anderen Wissenschaftlern zur wissenschaftlich verifizierbaren Überprüfung zur Verfügung stellen und sofern sie deren Zustimmung erreichen den Nobelpreis bekommen.

Da sie dies nicht tun und lediglich Behauptungen, persönliche Meinungen und Logikfehler aller Art präsentieren und vermischen, kann dieser pseudowissenschaftliche Unsinn ohne wissenschaftlich verifizierbare Nachweise/Belege auch ohne Nachweise/Belege verworfen werden (als das was er ist: Pseudowissenschaftlicher Unsinn von der YouDumbUni).