Errungenschaften des Römischen Reiches verloren?

9 Antworten

nachdem die Vandalen in Rom einfielen

Es waren aber nicht nur Vandalen, sondern auch Alamannen, Burgunden, Franken, Goten, um nur die wichtigsten Völkerschaften zu nennen. Die Vandalen wanderten durch Frankreich und Spanien bis nach Nordafrika, um dort ein eigenes Königreich zu errichten.

und das Römische Reich außeinander brach

Das war ein langwieriger Prozess, der sich nicht plötzlich vollzog. Die politische Einheit in lockerer Form wurde selbst dann noch gewahrt, als es im Westen keinen eigenen Kaiser mehr gab. Die germanischen Königreiche, die sich gebildet hatten, fühlten sich als Angehörige des Römischen Reiches, erkannten den in Konstantinopel residierenden Kaiser als Haupt des ganzen Römischen Reiches an und unterhielten intensive diplomatische Beziehungen mit dem Kaiserhof. Im Laufe der Zeit lockerte sich diese Bindung an Konstantinopel, an dessen Stelle der Papst in Rom trat, der schließlich aus eigener Machtvollkommenheit mit dem Franken Karl wieder einen weströmischen Kaiser einsetzte.

begann das Dunkle Zeitalter.

Nein. Das Mittelalter ist für die Geschichtsforschung insgesamt kein "Dunkles Zeitalter" mehr, auch nicht mehr die Übergangsphase von der Spätantike zum Frühmittelalter im weströmischen Reich, auch wenn die politischen Ereignisse in diesem Teil Europas nicht immer detailliert, sondern nur in wesentlichen Zügen rekonstruiert werden können. Dafür haben die Fortschritte vorallem der Archäologie umfangreiche Erkenntnisgewinne erbracht.

Für die Geschichte des Oströmischen/Byzantinischen Reiches liegt eine reichhaltige Überlieferung vor, die die dortigen kontinuierlichen Entwicklungen deutlich werden lassen.

Warum wurden Erfindungen wie Aquädukte oder auch Schrift und ähnliche Kulturelle und Wissenschaftliche Errungenschaften vergessen und nicht angewendet.

Viele römische Aquädukte wurden noch Jahrhunderte genutzt und immer wieder repariert. Vorallem die Zisterzienser haben antike Wasserbautechniken überliefert und in ihren Klöstern genutzt. In manchen mittelalterlichen Städten, auch auf Burgen gab es Wasserleitungen. Allerdings fehlten die finanziellen Mittel, um eine so umfangreiche Wasserkultur zu pflegen, wie sie reiche Spender und vorallem die Kaiser in den römischen Städten ermöglichte. Die Kenntnisse über Wasserbau selbst aber sind nicht verloren gegangen.

Die Schrift blieb Grundlage der Staatsverwaltungen auch der germanischen Königreiche. Vorallem die kirchlichen Institutionen - Klöster, Bistümer - kümmerten sich um die Überlieferung von Handschriften durch Vervielfältigung und Bildung in Schulen, aber auch in Städten wurden Schulen eingerichtet. Das Lateinische blieb die wichtigste Sprache für kirchliche Liturgie, Literatur, Verwaltungswesen, Diplomatie.

Sicherlich gab es eine ganze Reihe von kulturellen Errungenschaften, die allmählich in Vergessenheit gerieten, weil sie nicht mehr gebraucht und angewandt wurden oder finanziert werden konnten. Aber das Wesentliche wurde gebraucht, u. a. die Mühlentechnik, und nicht nur weiterhin genutzt, sondern sogar weiterentwickelt.

Warum wurde Europa wieder Primitiv?

Das ist ein Vorurteil, das aus der Zeit der Renaissance stammt, aber von der modernen Geschichtsforschung schon lange widerlegt ist. Das Mittelalter war nicht "primitiv", sondern eine Zeit hoher Kultur und innovativer Entwicklungen. Nur weil die mittelalterliche Kultur anders war als die antike Kultur, war sie aber deswegen nicht minderwertig! Im Mittelalter setzten sich Wandlungen in vielen Bereichen des Daseins fort bzw. wurden deutlicher erkennbar, die in der späteren Antike schon längst begonnen hatten.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Wir haben diese Erfindungen und Errungenschaft wiedergefunden und im Zeitalter der Aufklärung aufgegriffen und verbessert. Rückschläge in der Entwicklung einer Spezies gehören dazu.

Der Zerfall des römischen Reiches sollte uns aber zu denken geben und wir sollten unser Wissen, unsere Technologien, unsere technischen Errungenschaft, die Geschichte der Menschheit und liberalen und sozialdemokratischen Ideale/ Werte in eine unzerstörbare und jederzeit aufrufbare Datenbank abspeichern.

Eine Datenbank, die die Zeit überdauert. Das wäre doch eine Herausforderung.

Die Schrift wurde nicht ganz vergessen. Die lateinische Schrift wurde weitergeführt, vor allem in den zahlreichen Klöstern. Latein war im Klerus und im Adel noch lange wichtig, es dauerte recht lange, bis eine deutschsprachige Literatur entstand. Zu den ältesten Texten in Deutsch (genauer: Althochdeutsch) gehören die kurzen Merseburger Zaubersprüche, die Teile eines ansonsten in Latein geschriebenen Sakramentars aus dem 9. Jahrhundert n.Chr. waren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Merseburger_Zauberspr%C3%BCche

Man muss auch bedenken, dass es bereits eine Schrift vor der Römischen Belagerung Süd- und Westdeutschlands gab. Allerdings war die Runenschrift vor allem in Skandinavien verbreitet, weniger (aber auch) in Deutschland. Runeninschriften kann man auch heute noch begutachten (z.B. in Schweden).

https://de.wikipedia.org/wiki/Runenstein_von_R%C3%B6k#/media/File:R%C3%B6kstenen_1.JPG

Das ist der Runenstein von Rök, auch aus dem 9.Jahrhundert. Er nimmt u.a. Bezug auf die Goten und auf Theoderich. Die Schrift, das Futhark, spielte gerade in Skandinavien eine große Rolle (und auch heute benutzt Isländisch noch zwei Runenzeichen im ansonsten lateinischen Alphabet).

Alles schwer zu beantworten, gerne wird dies auch als "Finsteres Mittelalter" bezeichnet.

Und selbst "Karl der Grosse" dessen Reich Frankreich, Deutschland und Norditalien umfasste erscheint fast wie ein Phantom.

Allerdings erhellt sich diese Epoche Schlagartig um das Jahr 1500. Ergfolgreiche Kalenderreform, Reformation, Entdeckung Amerikas, Buchdruck. In der selben Epoche beginnt auch eine umfangreiche Bautätigkeit mit den Mega-Katehdralen die auch heute noch stehen.

Piinguin123  31.03.2018, 17:38

Na ja, ganz so finster war es auch nicht.

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drdevil7  01.04.2018, 17:28

Wenn die Menschen des Mittelalters so primitiv waren, wie erklärst du dir dann die gotische Buchmalerei, die altniederländische Malerei, grande-Assiette-Schnitte und die hochkomplexen gotischen Kathedralen mit ihren Strebewerken???

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Das war eine direkte Folge der Verbreitung des Christentums. Ein dummes Volk ist besser zu manipulieren. Also hat man das Lesen und Schreiben exklusiv dem Klerus vorbehalten.

Auch der Ausbeutung dient das Unterdrücken von Bildung. Damit hat sich die Kirche die Pfründe ergaunert, die sie heute noch verwalten.

Vieles von dem, was an Kultur und Wissenschaft vorhanden war, war muslimischen Ursprungs. Da war wohl auch der Konkurenzgedanke Antrieb für die Verdummung Europas durch das Christentum.

Maxieu  30.03.2018, 17:26

"Vieles von dem, was an Kultur und Wissenschaft vorhanden war, war muslimischen Ursprungs."

Das ist deinerseits ein Verdummungsversuch. Aus einer Antwort, die hier am 26.3. auf eine Frage zum muslimischen Beitrag der europäischen Entwicklung gegeben wurde:

"Deine Fehler im Zeitraffer:

*Du verwechselst "islamisches Wissen" mit "Wissen", das unter islamischer Herrschaft nicht verloren gegangen ist.

(Würdest du die europäischen Amerikaner dafür preisen, dass sie "indianisches Wissen" an die heutigen Nachfahren der Indianer weitergereicht haben?)

*Du verwechselst "islamisches Wissen" mit Erkenntnissen, die mit dem islam und dem Koran nichts zu tun haben (z. B. Beschreibungen des menschlichen Blutkreislaufs).

*Du verwechselst Kultur und den, gemessen an einem akzeptablen Kulturbegriff,schmalen Bereich von Wissenschaft und Aristoteles-Kommentaren, der unter islamischer Herrschaft zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten nicht erstickt worden ist - obwohl selbst die Werke des arabischen Vorzeigephilosophen Averroës Ende des 12. Jh. verbrannt wurden oder werden sollten."

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