Ernährung von 1942

10 Antworten

Seid ihr wirklich so unkreativ? Einer von euch beiden wird Großeltern haben? Vielleicht sogar noch Urgroßeltern? Fragt die doch einfach...dann könnt ihr ggf. sogar einen regionalen Bezug nehmen.

Alles in Allem kann man aber auch nachdenken...was war 1942? Könnte es sein, dass die äußeren Umstände, die Ernährung vielleicht etwas erschwert haben?

In den Bibliotheken gibt es auch sicherlich noch alte Literatur, bspw. alte Kochbücher oder Zeitschriften/Zeitungen...

swissss  26.11.2014, 10:40

was nützen Kochbücher, wenn keine Lebensmittel da waren ??? ( 2.WK?)

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Jewi14  26.11.2014, 11:26
@swissss

Waren aber da. Ein kleiner Geschichtskurs: Die Nazis haben die besetzten Länder massiv ausgebeutet und damit meine ich auch Lebensmittel. 1942 war durchaus genug für Deutsche da, aber nicht in den besetzten Ländern. Die Situation änderte sich erst, als die Wehrmacht immer weiter zurückgeschlagen wurde und die besetzte Gebiete aufgeben musste.

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wolfgang11  27.11.2014, 11:55
@Jewi14

Ich war 1943 als Soldat in der Ukraine. Von Lebensmittelknappheit bei der Bevölkerung habe ich dort nichts bemerkt.

Wir lagen im Hinterland der Front. Weil wir im Schlamm in unseren Zelten versanken, wurden wir mit je 2 Mann in den kleinen Katen der Bauern einquartiert. Wir staunten nicht schlecht, als uns unser Quartierswirt auf gebrochenem deutsch ansprach. Er war im 1.Weltkrieg 3 Jahre in deutscher Kriegsgefangenschaft gewesen. Er versorgte uns, was er eigentlich nicht musste. In einem noch vorhandenen Brief an meine Eltern habe ich geschrieben, dass wir 3x am Tag 1/2 Liter Milch bekamen. Pellkartoffel von unserer Küche verfütterte er an die Schweine und kredenzte uns dafür Salzkartoffel. Was dort fehlte waren Gebrauchsgüter. Es gab einen regen Handel. Für eine Nähnadel gab es ein Ei. Mein Quartierswirt freute sich immer, wenn ich eine Zeitung aus der Heimat erhielt. Er hatte kein Papier, um seine Zigaretten zu drehen.

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Ich bin Jahrgang 1924. Habe die Zeit also erlebt.

Bis 1942 waren die Rationen noch einigermaßen ausreichend. Es gab in Restaurants das sogenannte Stammessen ohne Lebensmittelmarken. Im Dezember 1942 wurde ich Soldat. Wir hatten keine Landwirtschaft. Aber einen großen Garten und Kaninchen und Hühner. Trotzdem konnten mir meine Eltern Päckchen mit Kuchen und Gebäck schicken.

Die Rationen wurden erst im Verlauf des Krieges immer weniger. Die Versorgung brach nach Kriegsende vollkommen zusammen. Die Menschen fuhren aus den Städten aufs Land und tauschten alles bei den Bauern, was sie entbehren konnten, gegen Lebensmittel. Das hörte schlagartig nach der Währungsreform auf, weil den Menschen das Geld für die Hamsterfahrten fehlte. Die Marken verschwanden auch so nach und nach, weil die Versorgung immer besser wurde.

DerandereAchim  26.11.2014, 19:26

... und ich befürchtete schon einer der Ältesten in dieser Runde zu sein. Aber offensichtlich bei Weitem nicht :)

Alle Achtung!

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wolfgang11  27.11.2014, 09:22
@DerandereAchim

Vielen Dank für das Kompliment. Ich versuche der heutigen Generation die damalige Zeit näher zu bringen, so lange ich kann.

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ich würde auch versuchen, jemanden zu finden, der in der Zeit gelebt hat.

Generell gilt: - es gab keine Fertigprodukte - es wurde viel mehr noch selbst gemacht: Butter etc.. - weniger Fleisch - weniger / keine Exoten

und insgesamt halt weniger. Schokoriegel zwischendurch gab´s nicht. Mein Vater erinnert sich lebhaft an das erste gegrillte Fleisch, das er jemals bekommen hat - vorher wurde einfach immer alles gekocht. Ein Pfund Hackfleisch musste für ne 7köpfige Familie reichen.

Aber sucht euch jemanden, der euch da aus erster Hand was erzählen kann.

Narva  26.11.2014, 14:33
es gab keine Fertigprodukte

Das stimmt so nicht ganz... Erbswurst gibt es zum Bsp. seit 1867

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MoBruinne  26.11.2014, 15:00
@Narva

ok - dann formuliere ich exakter: es gab keine Fix-Päckchen für so ziemlich alles :-) Erbswurst ist da mal die Ausnahme

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Das sind die Änderungen während 1942:

Am 1.2.1942 (deutsches Reich) wurde die Tabakkontrollkarte eingeführt. Berechtigt waren Männer ab 18 und Frauen zwischen 25 und 55. Die erhältlichen Quoten variieren und nahmen immer weiter ab, am Kriegsende nur noch 14 gewichtsreduzierte "Einheitszigaretten" pro Woche und die in schlechter Qualität. Auch Nichtraucher beantragten die Karte. Zigaretten wurden zum begehrten Tauschobjekt und bildeten eine Währungen neben Geld, besonders um an Lebensmittel zu gelangen, die rationiert waren.

Am gleichen Tag wurde in Italien angeordnet, dass Restaurants nur noch am Samstag Fleischgerichte anbieten dürfen. Fisch, Eier und Käse durften nicht mehr in Restaurants ausgegeben werden. (Eier in Teig und Pasta waren davon nicht betroffen.)

Am 6.4.1942 (DR) wurde die Lebensmittelrationierung verschärft. Für einen "Normalverbraucher" 2000g, statt vorher 2250g Brot die Woche, 300g, anstatt vorher 400g Fleisch pro Woche.

Am gleichen Tag wurde in UK das Backen von Weißbrot verboten. Von da an gab es das halbgraue UK-Einheitsbrot. Dieses Brot sollte immer erst einen Tag nach dem Backen verkauft werden, denn dann ist es leichter dünne Scheiben zu schneiden, außerdem schmeckt es weniger und die Leute würden von sich aus nicht so viel davon essen. Rationiert war das UK-Einheitsbrot aber nie während des Kriegs, erst in der Nachkriegszeit. Obst und Gemüse wurde in UK nie rationiert, nur waren z.B. Südfrüchte einfach nicht mehr zu bekommen. Obst in Dosen und getrocknetes war rationiert.

Am 20.4.1942 (UK) wurde das Backen von Kuchen mit Weizenmehl verboten. Zucker, Gebäck und Schokolade wurden gleichzeitig rationiert.

Am 1.5.1942 (Schweiz) wurde die Käseration für Schwerstarbeiter auf 700g die Woche erhöht.

Am 7.5.1942 (UK) Brennstoffrationierung, vor allem Kohle war betroffen - viele kochten damals noch mit einem Feuerherd und viele hatten auch nichts anderes zum Heizen der Häuser.

Mai 1942 (UK) bis dahin waren Restaurants und Hotels nicht von der Rationierung betroffen. Von da an durfte ein Essen dort nicht mehr über 5 Schilling kosten (wurde also über den Preis verkleinert), durfte aus maximal 3 Gängen bestehen, wovon nur einer Fisch oder Fleisch enthalten darf. Fisch war ansonsten während des Kriegs in UK nie rationiert, die Preise stiegen mit Kriegsverlauf aber immer weiter und Angebot nahm ab. Wahlfischfleisch war erhältlich und komische Dosenprodukte aus Südafrika - das auch unrationiert - aber sie fanden keine Begeisterung bei den Verbrauchern und blieben Ladenhüter. Es eröffneten UK-weit über 2000 "British Restaurants", vor allem in Schulgebäuden und im Umfeld von Kirchen. Eine Mahlzeit aus 3 einfachen Gängen kostete nur 8-9Pence und war nicht von Lebensmittelrationierungsmarken abhängig. Man kann es sich als Firmenkantine vorstellen, nur gehörte es zu keiner Firma und jeder konnte hin.

Am 21.07.1942 (DR) stellte die bayrische Wirtschaftskammer im Großen Saal des Kunstgewerbehauses einen Kaufmannsladen aus, der ihren Vorstellungen des "Einheitsladens" während der Rationierungsphase entspricht. Sie wollten wohl alle Kaufmannsläden identisch machen, wozu weiß man nicht, aber es setzte sich auch nicht durch.

Am 13.08.1942 (Brasilien) ließ das Handelsministerium 75.000 Sack Kaffee vernichten. Die Achsenmächte konnten schon länger nichts mehr bei ihnen beziehen, die Brasilianer hatten viel zu viel Kaffee.

Ab 3.9.1942 (DR) allgemeine Schweinezählung, damit Futtermittelzuteilung und zukünftige Fleischrationen besser festlegen werden konnten.

Am 14.9.1942 (DR) Verordnung zur Erhöhung der Lebensmittelrationen der Normalverbraucher auf den Stand von vor dem 6.4.1942. Sie trat zum 1. Oktober in Kraft.

Ab 19.9.1942 (DR) erhielten Juden keine Fleisch- und Milchrationsmarken mehr.

Am 9.10.1943 (Schweiz) wurde Brot und Milch rationiert.

Am, 21.10.1943 (USA) Aufruf an die Gaststätten freiwillig einen Tag auf das Angebot von Fleischgerichten zu verzichten. (Nicht ein Tag pro Woche, sondern ein Tag im allgemeinen). In den USA war Treibstoff seit September rationiert, man konnte mit seinen Treibstoffmarken etwa 5000km im Jahr fahren. Lebensmittel waren in 1942 nicht rationiert, einige Dinge aber teurer, bzw. nicht mehr überall zu bekommen.

25.12.1942 (DR) jeder "Normalverbraucher" erhielt eine Sonderzuteilung zu Weihnachten: Bohnenkaffee(50g), Schnaps(0,35L), Käse(62,5g), Butter(125g), Zuckerwaren(125g), Fleisch(200g)

Narva  27.11.2014, 09:32

Quellenangabe bitte nicht vergessen sonst verstösst die Antwort gegen die AGB's von GF.

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Fraganti  27.11.2014, 17:40
@Narva

Wenn du meinst, dass ich abgeschrieben hätte, dann sage du mir, wo ich das angeblich getan haben soll.

Die Liste und die Sätze sind von mir.

Die Daten sind allgemein bekannt und kein Geheimnis, gebündelt wirst die sie aber nirgends sonst finden.

Und ich sehe gerade ziemlich zum Ende hin, habe ich mich zweimal vertippt. Nicht "43", sondern "42" muss es beim Datum natürlich heißen!

Hier ist einiges enthalten, was den Fragesteller noch interessieren könnte und auch auf die in 1942 herrschende Ausgangssituation eingeht, allerdings mit räumlichen Bezug auf die Region Passau/Dillingen/Bayern, wo einiges etwas früher und einiges etwas später umgesetzt wurde, als andernorts:

http://books.google.de/books?id=LwNEnI5yRucC&pg=PA366&lpg=PA366&dq=Tabakkontrollkarte&ots=jfrPNcU-9I&sig=I_EHF9wRSVabwlokxOcjlHeFVAo&hl=de&sa=X&ei=wE53VP7UEurWygOGj4G4BQ&ved=0CCMQ6AEwAA#v=onepage&q=Tabakkontrollkarte

Im weiteren Text sind dann auch einige Veränderungen nach 42 aufgeführt.

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Such mal nach Kriegskochbüchern, bzw. Rezepten. Da findest Du zwar meist welche aus dem 1. Weltkrieg, aber die Ernährung war da sicher die gleiche.