Ermöglicht Nichtlokalität Retrokausalität?

1 Antwort

Zunächst ist Kausalität ein statistisches Phänomen. Dabei wird unter schwacher und starker Kausaltät unterschieden. Mit Folgerichtigkeit haben diese Begriffe erst mal nichts zu tun. In einer etwas moderneren Sprechweise ist ein Vorgang kausal, wenn er der naturwissenschaftlichen Beschreibung genügt. Die relative Häufigkeit wird als Wahrscheinlichkeit interpretiert. Die Feynman-Diagramme sind eine einfache Veranschaulichung mathematischer Darstellungen. Mathematisch kann man auch in einfachen mechanischen Modellen die Zeitachse umdrehen und erhält wieder einen möglichen real existierenden Vorgang. Bei komplexen stochastischen Vorgängen ist dies aber nicht möglich (z.B. Zerplatzen einer Seifenblase). Die Häufigkeit der Beobachtung eines solchen umgekehrten Vorgangs liegt bei Null. Die mathematische Möglichkeit in Beschreibungen von physikalischen Abläufen die Zeitachse umzudrehen, sagt also zunächst nichts darüber aus, ob dies auch in der Realität möglich ist. Diesen umgekehrten Vorgang kann man dann entweder als Spekulationsphysik oder als Science-fiction bezeichnen.

Der experimentellen Erfahrung nach, führt in der Elementarteilchenphysik erst das gleichzeitige Anwenden von Ladungsinversion, Paritätsinversion und Zeitumkehr bei allen beobachteten Vorgängen wieder zu einem möglichen physikalischen Vorgang (CPT-Invarianz). Bei Vorgängen, die ohne Auswirkung auf Parität und Ladung ablaufen, stellt dann schon der nur zeitlich umgekehrte Vorgang wieder einen möglichen physikalischen Vorgang dar.

Wenn man die Quantenmechanik, entgegen einiger ihrer Voraussetzungen, auf das Universum als Ganzem anwendet, kommt man zur Wheeler-DeWitt-Gleichung. In ihr kommt die Zeit nicht vor. Die in ihr enthaltene Wellenfunktion wird manchmal als Wellenfunktion des Universums bezeichnet. Mit ihr werden nur mögliche Zustände des Universums und keine Entwicklung des Universums beschrieben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.
Antigraviton 
Fragesteller
 16.02.2023, 22:09

Verursacht Nichtlokalität Paradoxien?

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Littlethought  17.02.2023, 03:50
@Antigraviton

Man kann Nichtlokalität als Widerspruch zur Relativitätstheorie auffassen. In der Quantenmechanik ist Zeit ein buchhalterischer universeller Parameter, in der Relativitätstheorie nur eine systemabhängige Variable. Die relativitätstheorie geht aber von der erwiesenermaßen falschen Annahme aus, dass Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens gleichzeitig beliebig genau bestimmbar sind. Ich habe meine Antwort noch etwas ergänzt.

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