Ereignishorizont - Schwarze Löcher?

4 Antworten

Wir nehmen jetzt Mal an, dass ich den Ereignishorizont überschritten habe und die Spaghettifizierung überlebt habe.

"spaghettifizierung" ist kein moment der einmal auftritt und den man dann überlebt oder nicht. auch hat sie nichts mit dem ereignishorizont zu tun. "spaghettifizierung" ist nur ein wort für ganz normale, immer stärker werdende gezeitenkräfte. die erde wird auch vom mond "spaghettisiert", darum gibt es zwei flutberge pro tag (auf der dem mond zugewandten und der dem mond abgewandten seite). ist genau dasselbe. auch müssen diese gezeitenkräfte am ereignishorizont noch überhaupt nicht stark sein. bei sehr sehr massiven schwarzen löchern wären sie am ereignishorizont noch so schwach dass du gar nichts davon merken würdest. näher zur singularität (siehe mehr dazu unten), nehmen sie zu und gegen gegen unendlich.

dass die Raum-Zeit so hinüber ist, dass egal wohin ich mich bewege ich immer näher zum Zentrum des Schwarzen Loches gelangen würde.

"zentrum" ist das falsche wort. ein schwarzes loch hat kein zentrum. die singularität, wo (mathematisch) alle parameter gegen unendlich gehen (was drauf hinweist dass es wohl effekte gibt die wir noch nicht kennen und verstehen), ist kein ort im raum. sie ist ein zeitpunkt in der zukunft. zu sagen "im inneren eines schwarzen loches bewegst du dich immer mehr auf die singularität zu" ist gleich wie zu sagen "hier bewegst du dich immer mehr auf nächsten montag zu. du kannst nichts dagegen machen. egal wie du dich auch dagegen wehrst, der nächste montag kommt immer näher".

weil der nächste montag nämlich kein ort ist, sondern ein zeitpunkt. genau wie die singularität.

Ausserdem heisst es, dass je mehr ich mich bewegee, desto schneller werde ich ins Zentrum gezogen.

das ist nicht per se richtig (abgesehen davon dass es wie gesagt kein zentrum ist). das hängt von deiner grschwindigkeit beim überaueren des ereignishorizonts ab. die maximale dauer vom überqueren des ereignishorizonts bis zur singularität hast du wenn du vom ereignishorizont quasi in ruhe startest und dann nur mehr im freien fall bleibst. dann würde jede beschleunigung, egal in welche richtung, deine eigenzeit bis zur singularität nur verkürzen.

(auch hier auf dee erde würde zB ein im kreis laufen mit hoher geschwindigkeit deine eigenzeit bis zum nächsten montag verkürzen)

Wie muss ich mir das Vorstellen, kann ich meine Hand nicht wegbewegen/heben

lokal merkst du gar nichts besonderes (solange die gezeitenkräfte nicht zu stark werden). alles ganz normal.

Kann man den Ereignishorizont erleben

du bekommst vom ereignishorizont nichts mit. du kannst nur errechnen "ups, jetzt ist es zu spät". du kannst dich zu jedem zeitpunkt normal bewegen (bevor die gezeitenkräfte anfangen deutlich an dir zu ziehen)

In dem Einflussbereich so hoher Gravitation überlebst du die Spaghettifizierung nicht und vorher hat die schon die massive Gammastrahlung außerhalb umgebracht. Zeit bleibt stehen, da wo keine Emergie mehr fließt. Da hebst du keine Hand mehr.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Beruf - Leben - Lernen und viel Erfahrung. Menschenverstand.

Du kennst das nicht überleben. Ab einem bestimmten Punkt wird dein Körper in seine Bestandteile zerlegt. Ob die Materie selbst zerstört wird, ist schwer zu sagen. Aber da nicht Mal Licht entrinnen kann, dürften molekulare Verbindungen reißen. Die Hand zu heben ist in einem Kampfjet schon schwer. Stell dir das in einem schwarzen Loch Abermillionen Mal verfielfacht vor.

Ich stelle es mir so vor, dass das Zentrum des Schwarzen Lochs nicht nur in einer Richtung ist, sondern in allen - es quasi um dich herum gefaltet ist. Also egal wohin du dich bewegst, du kommst ihm näher.

Erwäge, dass diese Faltung bereits vor dem Überqueren des Ereignishorizonts eintritt, lediglich nicht vollständig. Das Überqueren wäre dann der Moment, in dem sich die letzte verbleibende Lücke schließt.

drmeduza 
Fragesteller
 24.01.2023, 00:37

In dem Falle könnte ich mich irdisch normal bewegen, nur werde ich unterbewusst dabei ins Zentrum gezogen? Es entsteht also ein Raum um mich in dem irdische Bedingungen bestehen und dieser Raum wird ins Zentrum gezogen?

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Bushmills145  24.01.2023, 00:40
@drmeduza

Ich bin nicht sicher, ob ich den "unterbewusst" Teil jetzt richtig verstehe, aber meine erste Reaktion wäre, das zu Verneinen. Nicht unterbewusst - sondern der dich umgebende Raum hat keine Öffnung mehr, und wird vollständig um dich herum vom Inneren ausgefüllt.

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Bushmills145  24.01.2023, 00:45
@drmeduza

Quasi wie eine geschlossene Blase um dich herum, in deren Zentrum du bist. Das beste, was du erreichen kannst, ist, den Abstand zu wahren. Aber sobald du dich in egal welcher Richtung der Blase weiter annäherst, schrumpft sie komplett um dich herum zusammen, und du findest dich im neuen Zentrum der nun kleineren Blase wieder.

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uhyrius  24.01.2023, 08:42

Dann erklär mir mal wie das ist, wenn jemand gerade eben den Ereignishorizont nach innen überschritten hat, allerdings noch eine sehr lange Leine in der Hand hält, die noch die Grenze des Ereignishorizonts nach außen überschreitet. Diese hypothetische sehr reißfeste Leine wird nun von einer extrem leistungsfähigen Rakete weg vom Schwarzen Loch gezogen. Indem man nun an der Leine zieht, soll damit (wegen Raumkrümmung) die Bewegung des Raumfahrers trotzdem ins Zentrum des Schwarzen Lochs gerichtet und durch das Ziehen sogar noch beschleunigt erfolgen??? Damit würden doch Grundlagen der Physik, die auch in der Relativitätstheorie bestehen, nicht mehr gelten. Der aus der Rakete austretenden Treibstoffgase sind Richtung Schwarzes Loch gerichtet, daraus resultiert eine Entfernung der Rakete aber auch der gezogenen Last in die entgegengesetzte Richtung. Und nun würde ein Teil dieser Masse, nämlich die gezogene Last (der Raumfahrer) genauso wie die Treibstoffgase in Richtung des Zentrums des Schwarzen Lochs gehen??? Wo bleibt da die Impulserhaltung? Oder Kräftegleichgewichte, actio = reactio, plötzlich ungültig?

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Bushmills145  24.01.2023, 09:58
@uhyrius

Die Rakete würde die Leine entweder zerreißen, oder nicht genug Schub liefern können. Die Energie steckt in der Spannung der Leine, und wird frei, wenn die Leine reißt, oder der Schub endet. Und tatsächlich, unsere Darstellung des Inneren von schwarzen Löchern ist eine mathematische, keine physikalische. So ist eine Singularität ein mathematisches Konzept, quasi das physikalische Gegenstück einer Teilung durch 0.

Bemerke allerdings, dass du fragstest, wie du dir das vorstellen kannst, und ich dir in der Antwort auch schrieb, wie ich es mir vorstelle, also verbildliche. Eine solche Vorstellung und Verbildlichung hat keinen Anspruch auf mathematische oder physikalische Korrektheit.

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Bushmills145  24.01.2023, 10:03
@uhyrius

"Singularität ... quasi das physikalische Gegenstück" ist bissel arg unglücklich ausgedrückt. "Ein schwarzes Loch, welches als Singularität bezeichnet wird ... " wäre vielleicht besser.

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uhyrius  24.01.2023, 10:30
@Bushmills145

Es geht mir nicht darum, ob die Leine den Raumfahrer wieder rausziehen kann, sondern nur darum, ob der Zug der Leine den Raumfahrer schneller in Richtung Zentrum des Schwarzen Lochs bringt oder eher langsamer oder gar nichts ändert. Dass das schneller gehen würde, kann ich nicht glauben. Das Seil stellt ja sozusagen eine gedachte stetige Linie vom Schwarzen Loch nach außen dar. Somit gibt es für den Raumfahrer die Richtung nach außen an, selbst wenn er niemals mehr nach außen gelangen könnte.

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Bushmills145  24.01.2023, 10:52
@uhyrius

Vom Zug der Leine würde ich erwarten, dass der dem Raumfahrer hilft, sich nicht schneller dem Zentrum anzunähern. Also dazu beiträgt, sich dem Bestmöglichen zu Näheren, zu erreichen, nämlich das nicht Verringern des Abstandes.

Aber gesehen, dass der Raumfahrer vermutlich sowieso mit enormer Geschwindigkeit das Zentrum orbiten müsste, um Fliehkraft zu nutzen, hätte ein solches Seil auch praktische Einschränkungen.

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