Einfahren eines fabrikneuen Autos - was passiert dabei technisch genau?

4 Antworten

bei der Produktion gibt es immer Fertigungstoleranzen, auf Deutsch, die Teile passen nicht genau in einander. D.h. Bewegliche teile schleifen sich aufeinander ein. Wie z.B. Kolben und Zylinder, mechanisch ineinander greifende Teile, wie das Getriebe.

Es gibt auch montageseitig Verspannungen, die sich durch erhitzen und abkühlen legen.

Ein neuer Motor wird auch nie die Volle Leistung erzielen aufgrund der o.g. Gründe. er läuft schwergängiger.

Es ist in der Regel so, dass besondere "Einfahröle" bzw. hochkarätige Öle verwendet werden, die das Einfahren schonender gestalten sollen.

Der erste Service ist meist recht Früh angelegt um den mechanischen Abrieb, der auf den ersten Kilometern entsteht mitsamt dem Öl entnehmen zu können.

Wenn man sich das Öl betrachtet, sieht man richtig wie die Metallspäne im Öl verteilt sind. Das sieht dann aus, wie Metalliclack in der Dose.

DOMODORO 
Fragesteller
 18.02.2013, 10:43

Danke!

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Zwar kann man heutzutage sehr genau Teile fertigen, aber die passen immer noch nicht perfekt ineinander und auch die Oberflächen weisen unterschiedliche Umregelmässigkeiten auf.

Motoren sind so gebaut, dass Verschleiß möglichst lange keine Auswirkungen hat, die Teile brauchen also nicht so perfekt gefertigt werden wie im Rennsport. Wer würde denn ein Durchschnitts-Auto kaufen dessen Motor alleine einige €100.000 kostet?

Was zu dick ist schleift sich ab, Oberflächen passen sich aneinander an.

Besonders kritisch sind bei einem neuem Motor die Kolbenringe, die Pleullager, Kurbelwellenlagerschalen und Ventilschäfte und Flächen.

Erst nach dem Einfahren kann sich der wichtige Ölschmierfilm auf Lagern störungsfrei aufbauen also wenn die Oberflächen sich aneinander angepasst haben und einen glatten Spalt für den Ölfilm bieten. Auch die Ventile und Kolbenringe sind zuerst nicht wirklich dicht. Frisch ab Werk hat ein Motor weniger Leistung und Effizienz als kurz nach dem Einfahren, dann geht es mit Verschleiß langsam wieder abwärts. Durch die nicht dichten Ventile und Kolbenringe läuft der Motor nicht sehr rund, Vollgasfahrten und hohe Drehzahlen stören den Einfahrprozess in den Lagern, auch gelangt sehr viel Abgas in das Kurbelwellengehäuse das dadurch verschmutzt wird und den Einfahrprozess der Lager weiter stört und sogar Schäden die sich immer weiter ausbreiten verursachen.

Früher war das Einfahren eines Motors sehr kritisch. Fertigungstoleranzen waren sehr groß, man baute da die Teile lieber so, dass die eher viel zu stramm saßen weil die sich ja von selber passend schleifen. Als Konsequenz leckten diese Motoren dann wenn die eingefahren waren etwas Öl und verbrannten auch unmengen an Öl. Damals war es normal, dass man bei jedem Tanken Öl kontrolliert und einen halben Liter oder gar einen ganzen nachfüllte. Bei Weltkriegspanzern wo die Produktion besonders hastig und billig sein musste landeten etwa 2kg an Metallspänen im Ölsumpf wärend des Probelaufes des Panzers. Aber die waren darauf ausgelegt und im Kriegseinsatz mussten die ja auch nicht wirklich so lange halten!

DOMODORO 
Fragesteller
 18.02.2013, 11:08

Danke für die ausführlichen Infos!

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Commodore64  18.02.2013, 12:03
@DOMODORO

Zur Ergänzung:

Sind die Oberflächen nicht glatt bzw. das Öl kalt, reißt der Ölfilm auch bei relativ geringen Belastungen ab. Niedrige Drehzahlen und Vollgas vertragen sich nicht da die Kräfte in den Lagerschalen der Kurbelwelle und in den Pleullagern zu groß werden und nicht genug Öl nach kommt. Die Kurbelwelle schwimmt auf Öl das durch die Pumpe in die Schalen hineingepreßt wird. Ist der Nachschub zu gering (niedrige Drehzahl, Pumpe läuft langsam, niedriger Öldruck) oder der Ölfilm wird durch schlechte Oberflächen gestört, reißt der Ölfilm und die Teile reiben aneinander.

Den guten, alten 1.8er VW Motor mit 90 PS (Motorkennbuchstabe "RP") kann man genial untertourig vollgas fahren, das spart sehr viel Sprit. Moderne Motoren gehen bei so wie ich meinen behandle (<7 liter Durchschnittsverbrauch im Passat) nach wenigen 100km kaputt, meiner hat jetzt 200.000 auf der Uhr und erst jetzt treten erste Verschleißerscheinungen wie erhöhter Ölverbrauch auf. Und ich zahle €300 "Stinkersteuer" weil die Regierung sagt, dass ich zuviel CO₂ mache. Womit eigentlich? Ich kann in unter 7h Fahrtzeit von Köln nach Halle (Saale) und zurück rasen mit einer Tankfüllung (70 liter), einen modernen Mietwagen musste ich drei mal nachtanken, der hat bei gleicher Fahrleistung ca. 60% mehr verbraucht, aber laut Umwelteinstufung weniger CO₂ gemacht !?!

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Die Zylinder und Kolben müssen sich erst "einreiben". Wenn der Motor noch nagelneu ist, kann es sein, dass die Zylinder und Kolben noch minimal unterschiedliche Formen haben (es geht da um wenige tausendstel Millimeter), wodurch der Motor evtl. nicht gut genug geschmiert wird, wenn man zu viel Gas gibt. Nach den 1500km sind die Fertigungstoleranzen weg. Dann kann man mehr Gas geben. Nach den 1500km sollte man auch das Öl wechseln, um die Metallspähne aus dem Motor rauszuholen.

Wenn man das Auto von Anfang an nur tritt, wird es später zu nem ziemlichen Ölfresser werden.

DOMODORO 
Fragesteller
 18.02.2013, 10:44

… wird es später zu nem ziemlichen Ölfresser werden.

Wieso das?

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daCypher  18.02.2013, 11:01
@DOMODORO

Weil dann durch den fehlenden Ölfilm, bzw. durch die Metallspähne im Öl zu viel Material abgerieben wird und dadurch winzige Mengen Öl zwischen Kolben und Zylinder durchfließen können. Die winzigen Mengen können dann aber trotzdem ein Liter Öl auf 1000 km sein, was für ein modernes Auto ganz schön viel ist.

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die beweglichen Teile passen sich gegenseitig an.