Eigenes Pferd und trotzdem Reitbeteiligung?

17 Antworten

Leider werde auch ich Dir nicht die Antwort geben, die Du Dir so ersehnst. Und ich befürchte - aufgrund eines Kommentars von Dir hier-, dass egal wie viele von uns Dir außerdem noch schreiben, wie unsinnig ein solches Vorhaben ist, Du es trotzdem tun wirst. 

Bei uns am Stall haben wir 3 Pferde, die ein solches Dasein fristen. Der monatliche Unterhalt wird durch Reitbeteiligungen abgedeckt, Schmied geht in unregelmäßigen Abständen so gerade, oder eine der RBs erbarmt sich. Zähne kontrollieren und machen? Fehlanzeige! Ein Sattel, der sitzt? Fehlanzeige! Eine ernsthafte Erkrankung? Ja, dann wird, wenn es tatsächlich gar nicht mehr anders geht, tatsächlich  ein Tierarzt geholt, die Besitzerinnen überschulden sich und gucken dann, wie sie das Ganze irgendwie hinbekommen - teilweise auch absolut unsinnig. 

Das eine Pferd benötigt zum Beispiel dauerhaft ein Arthrose-Mittel und hat außerdem noch Spat und andere degenerative Erkrankungen. Das Arthrose-Mittel würde ca. 80Euro im Monat kosten - also bekommt das Pferd die Hälfte und nur als "Kur", was total sinnfrei und wirkungslos ist, aber eben finanziell nicht anders zu stemmen. Und so was ist verantwortungslos! Wenn ich die Verantwortung für ein Pferd übernehme, muss ich mich im Rahmen des Tierschutzgesetzes und der moralischen Verpflichtung, die ich eingehe, zu 100% dafür verantwortlich zeigen, mit allen Konsequenzen. Und das geht nur, mit ausreichendem finanziellen Polster. 

Und was ist, wenn eine oder zwei der so dringend benötigten RBs abspringen, weil es schulisch eng wird, der Freund so viel Zeit benötigt, man sich zerstritten hat oder wegen Umzugs? Nimmt man dann den Erstbesten oder irgendwen, nur um die Kosten zu decken und weiß doch genau, dass der Falsche auf seinem Pferd sitzt?

Machst Du Dir überhaupt ein Bild von Tierarztkosten? Eine "simple" Kolik, ohne Klinikaufenthalt und OP, liegt bei ca. €450+/- Euro, passiert sie am Wochenende, auch bei €630+ und geht es dem Pferd mehrere Tage nicht gut und er TA muss mehrfach kommen, landet man auch schon mal bei €1.650 und mehr. Und wenn man Pech hat, kommt schon zwei Wochen später wieder eine Kolik daher. Oder das Pferd ist plötzlich lahm, die Ursache unklar, Röntgenbilder werden fällig, das betroffene Bein muss hochsediert werden, um den Ursprung zu lokalisieren, es bedarf einiger Medikamente - zack summieren sich auch ganz schnell mal €1.500,- und mehr. Ein absolut gesundes Pferde, das noch nie etwas gehabt hat, wird von einer Zecke gestochen und bekommt Borreliose. Und auch diese Behandlung geht richtig ins Geld. Dafür ist man als Besitzer verantwortlich. Und ist das Geld knapp, kann man dieser Verantwortung nicht im notwendigen Rahmen nachkommen, versündigt man sich am Pferd, das man doch eigentlich liebt.

Ich liebe Pferde und bin dankbar dafür, dass sie fester Bestandteil meines Lebens sind. Und ich mache auch viel dafür. Trotzdem würde ich ihnen auch nicht alles opfern wollen. Es muss noch genügend finanzieller Rahmen übrig sein, dass man sich auch jenseits des Reitstalls bewegen kann und ein Leben hat. Ich möchte auch mal ins Kino, ins Theater, in den Urlaub und etwas von der Welt sehen, meinen Kindern Dinge ermöglichen, mit Freunden essen gegen können und mir auch mal eine schicke Klamotte leisten können. Dieses Bedürfnis hat fast jeder mehr oder weniger stark ausgeprägt und das ist auch wichtig, denn sonst kommt unweigerlich im Leben mal der Punkt, an dem man sich fragt, ob es das wert war. Ab dem Monat-Zwangzigsten nur noch von 5-Minuten-Terrinen zu leben, weil mein Pferd eine Kolik hatte und ich finanziell dadurch am Ende bin, wäre für mich keine Option.

Bitte mach das nicht, wenn Du das Pferd tatsächlich liebst, denn Du bist finanziell nicht in der Lage, die Verantwortung selber zu tragen.

Urlewas  28.06.2017, 10:03

Zur Kolik mochte ich noch hinzufügen: stimmt, eine " simple" Kolik kostet schon pasr Hundert Euro. Aber was, wenn die Kolik nicht so " simpel" ist...? Kommt nämlich leider auch nicht ganz selten vor, dass in dem Fall eine Op notwendig ist. Da sind wir dann bei mehreren Tausend Euro!

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Sallyvita  28.06.2017, 10:16
@Urlewas

Absolut!  Doch ich finde eben auch schon die Kosten für eine "simple" Kolik heftig und habe es tatsächlich schon im Freundeskreis erlebt, dass ein Pferd von Freunden innerhalb von 2 Monaten 6 oder 7 Koliken hatte. Keine mit OP, keine mit Verlagerung von Darmschlingen, sondern "nur" Verstopfung und Bauchschmerzen. Ich fand es eben wichtig, nicht den worst Case an die Wand zu malen, sondern nur das, was an ganz normalen Dingen schon heftig ins Geld geht.

Wir hatten in diesem Monat schon: Bindehautentzündung bei dem einen Pferd, einen heftigen Einschuss bei einem anderem und eine allergische Reaktion auf Insektenstiche und eine Weideverletzung, mit der wir in die Klinik mussten. Das hat echt gereicht.

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was ist wenn dir deine reitbeteiligungen abhauen? dann stehst du ohne geld da. außerdem finde ich man sollte erstmal selber mit dem pferd arbeiten bevor man außenstehende drauf lässt.

wenn jede RB 3 mal pro woche reitet und das bestimmt nicht immer an identischen tagen dann hast du ja fast keine zeit mehr zu reiten. einen tag pause sollte man dem pferd ja auch noch gönnen. es außerdem 2 mal täglich zu reiten finde ich gar nicht gut. das überfordert schnell.


und dann kommt z.b. noch der tierarzt dazu. schnell hast du mal ne teure op anstehen. willst du echt ständig mit dem unguten gefühl leben dass sich das pferd verletzen könnte und du die kosten nicht decken kannst. du kannst es ja schlecht in watte einpacken.

Ich hatte eine Reitbeteiligung, wo die Besitzerin so drauf war. Leider.

Nach einiger Zeit hatte ich es rausgefunden, und es hat mich so geärgert, da man einfach gemerkt hat, das sie nur aufs Geld auswar. Am Schluss saßen ungefähr 4/5 Leute auf dem Pferd, gerne so wie bei dir auch 2 mal am Tag. Und das ist das Blödste was ich seit langem gesehen habe. 

Ende der Geschichte ist, das ich auf gehört habe, da das Pferd verletzt war (Hatte sich am hinteren Bein verletzt, als sie über den Zaun springen wollte, da eine Rb ein so schlechtes Join Up gemacht hatte, das sie dann nur noch wegwollte. Auf jedenfalls war die Haut/ das Fleisch bis auf den Knochen weggerissen) und sie die Reitbeteiligungen eifach hat Weiterreiten lassen und kein Geld für einen Arzt da war.

Und es kann gut sein, dass es bei dir auch so endet, eigentlich sogar sicher.

denn welche andere Lösung hast du dann? Und das ist Tierquälerei. 

Liebe Grüße!

Solche Unterfangen enden dann in der Regel so, dass die Boxmiete sehr sporadisch kommt, der Besitzer keinen Cent für dringend nötigen Unterricht hat, auf dem Pferd ein gesundheitsgefährdender Zustand liegt, den nur ein absoluter Naivling für einen Sattel hält und zig Leute, die so ein armes Ding verjuckeln draufrumsitzen. 

Ich sehe das auch so: dem Pferd würde es nichts ausmachen, wenn an manchen Tagen mehrere Leute auf ihm reiten. Geht den meisten Schulpferden ja schließlich auch nicht anders. 

Trotzdem ist es nicht klug, sich ein Pferd zu kaufen, zu dessen Finanzierung man dann auf RB angewiesen ist. 

Ich würde mir ja auch keine Wohnung mieten, dessen Miete mir zu teuer ist und dann glauben, ich könnte die Miete durch Untermieter "reinholen". 

Erster Ansprechpartner für alle Kosten bist du. Zahlt eine RB nicht pünktlich oder springt ab, hast du die Kosten trotzdem - aber keine Einnahmen mehr. Sowas kann dich ganz schnell in eine massive finanzielle Schieflage bringen, wo du dir am Ende gar nichts mehr leisten kannst.  

Zudem: Wer garantiert, dass deine RB das Pferd so behandeln, wie du das möchtest ? Oder würdest du mit Blick auf das notwendige Geld alles "durchgehen" lassen. 

Ein weiterer Punkt: wie kann man Geld für Tierarzt, Hufschmid etc. haben, aber die Stallmiete nicht. Das ist auch ein völliger falscher Ansatzpunkt der Finanzierungsüberlegungen. Das wäre so, als würde ich sagen: natürlich habe ich das Geld für das Benzin, was ein Ferrari braucht, nur leider halt nicht das Geld für Versicherung/Steuer etc. Unter solchen  Voraussetzungen würde ja wohl auch keiner den Ferrari kaufen..... 

Urlewas  28.06.2017, 18:53

Wozu ich noch ergänzend anmerken möchte, dass nicht jedes Pferd als Schulpferd geeignet ist. Manche kommen mit dem ständigen Reiterwechsel nicht so gut klar, und auch manche Schulpferde gehen nur einmal am Tag und bei zunehmendem Alter  nur noch mit leichten Kindern im Sattel...

Was speziell dieses Pferd auf Dauer verkraftet, kann hier niemand beantworten.

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