Dinosaurier Anpassung an ihre Umwelt?

6 Antworten

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Das Zauberwort heißt Evolution.

Dinosaurier lebten über den gewaltig erscheinenden Zeitraum von etwa 170 Millionen Jahren. Wenn du diese Zahl, also 170.000.000 nur zählen wolltest, dir einen Rechenschieber zur Hand nimmst und jeden Tag sechs Stunden lang nichts anderes tun würdest, als Perlen hin und her zu schieben, würdest du beinahe elf Jahre brauchen, um so viele Perlen zu bewegen.

In diesen ganzen Jahrmillionen veränderte sich die Erde immer wieder. Als die ersten Dinosaurier lebten, bildeten zum Beispiel alle Kontinente noch eine gigantische zusammenhängende Landmasse namens Pangäa, das Klima war in diesem Zeitalter, das wir Trias nennen, trocken und heiß. Sogar die Atmosphäre war ganz anders als heute: Mit nur 16% Sauerstoff hätten wir Menschen es schwer gehabt zu atmen.

Als dann vor etwa 200 Millionen Jahren der Jura begann, brachen die Kontinente allmählich auseinander. Neue Meere entstanden und lösten das Kontinentalklima vielerorts durch ein gemäßigteres Maritimklima ab. Es kam nun häufiger zu Niederschlägen, und wo einst weitläufige Wüsten sich ausbreiteten, gediehen nun immergrüne Wälder. Der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre stieg auf 26% sogar über das heutige Niveau an, was den Riesenwuchs der Dinosaurier förderte.

In der Kreidezeit kam es zu noch gewaltigeren Veränderungen: vor etwa 130 Millionen Jahren faltete unterseeischer Vulkanismus den Meeresboden auf und hob den Meeresspiegel an. Zeitweilig lag in der Kreidezeit der Wasserpegel 130m über dem heutigen Niveau! Überall auf der Welt gab es flache Binnenmeere, auch bei uns in Europa sah es aus wie heute auf den Bahamas. Die Kontinente drifteten nun noch weiter auseinander und nahmen in etwa ihre heutige Lage ein. Trotzdem blieben einige Gegenden über Jahrmillionen völlig isoliert, so dass auf ihnen eine völlig unterschiedliche Artenvielfalt entstand - auch unter Dinosauriern.

Diese Veränderungen der Umwelt sind der Katalysator für die Entwicklung des Lebens. In einer sich verändernden Umgebung überleben nur die Individuen und pflanzen sich fort, welche dort am besten angepasst sind. Ihre Gene geben sie an die nächste Generation weiter, so dass sich die Anpassung immer weiter - in vielen kleinen Schritten natürlich - verstärkt. Für einige Arten war es so zum Beispiel vorteilhaft, besonders groß zu werden, um sich besser verteidigen zu können und auch, um ihre Nahrung bestmöglich zu verdauen (ein größeres Tier hat einen viel längeren Verdauungsapparat). Andere entwickelten scharfe Hornplatten, Stacheln oder Hörner, um Feinde abzuwehren. Auf der Gegenseite, der Seite  der Fleischfresser, bildeten sich ebenfalls Spezialisierungsmuster ab: Einige wurden ebenfalls sehr groß, um die riesigen Pflanzenfresser zu jagen, einige entwickelten starke soziale Bande und eine beachtliche Intelligenz, um gemeinsam im Rudel eine höhere Überlebenschance zu haben. Über die Zeit hinweg betrachtet ergibt sich eindeutig das Bild, dass die Dinosaurier die ihrerzeit am besten an ein Leben an Land angepassten Geschöpfe gewesen sind (Dinosaurier lebten NUR an Land, die riesigen Tiere ihrer Zeit, die in den Meeren lebten und am Himmel flogen, waren keine Dinosaurier).

Die beste Anpassung nützt jedoch nicht, wenn sich die Umweltbedingungen schlagartig so drastisch ändern, wie es vor 66.000.000 Jahren dann schließlich der Fall war, als ein Asteroid auf der Erde einschlug. Die verheerenden Folgen dieser Katastrophe ließen die Pflanzenwelt komplett absterben, so dass nur die Tiere mit einem sehr geringen Energiebedarf überleben konnten. Wer sich in eine Höhle zurückziehen, sich einen Tunnel graben oder im Matsch verbuddeln konnte, wer Winterruhe halten konnte, wer nicht sehr viel Nahrung benötigte und seine Körpertemperatur trotzdem aufrecht erhalten konnte, hatte eine Chance, zu überleben. Die großen Dinosaurier hatten allerdings die schlechtesten Karten. Doch auch die Pterosaurier, Mosasaurier, Plesiosaurier und alle Ammonitenarten verloren den Überlebenskampf und starben allesamt aus. Die Vögel verloren 95% ihrer Artenvielfalt, sowie die Säugetiere 85%. Gut weg kamen noch die Echsen, Krokodile und Schildkröten mit jeweils "nur" 25% - 35% der Arten, die auf ihrer Seite ausstarben. Die Insektenwelt betraf das Massenaussterben hingegen beinahe überhaupt nicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Umfassende Recherchen für meinen Roman über Dinosaurier.

Sehr gut! Sie haben die Erde ca. 170 Millionen Jahre lang bevölkert. Ob Säugetiere solange durchhalten, muss sich erst noch zeigen, da die meisten erst vor ca. 66 Mio. Jahren ausgestorben sind - Vögel gehören zu den letzten Nachfahren.

Wenn das Aussterben, wie vielfach vermutet, mit einem Meteoriteneinschlag zusammenhängt, hat es auch nichts mit mangelnder Anpassung an die Umwelt zu tun. Das kann schließlich jedem passieren.

Längere Hälse gebildet, um an höhere Bäume zu kommen; Große Klauen um durch einen dickeren Panzer zu durchdringen etc. 

hiokja 
Fragesteller
 13.01.2017, 12:12

Also durch die Evolution?

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Mojoi  13.01.2017, 12:18
@hiokja

Durch Evolution, ja.

Die Evolution ist die langsame Anpassung an langsame Veränderungen der Umwelt.

Langsam heißt in diesem Zusammenhang Prozesse, die sich über einen Zeitraum möglichst vieler Generationen einer Spezies entwickeln. Dadurch hat die Spezies über zufällige kleine Mutationen pro Generationenstufe die Möglichkeit, sich anzupassen.

Drastische Veränderungen der Umwelt in kurzen Zeiträumen führen daher häufig zu Massenaussterben und Ausdünnung der Artenvielfalt.

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Sie waren wohl ein Erfolgsmodell, denn sie lebten immerhin von Trias bis zur Kreidezeit, das sind ca. 180 Mill. Jahre. Das muß erst mal nachgemacht werden.

Das Prinzip war ja dass die , ich nenns jz mal "Erfahrungen" der Eltern an die Kinder im erbgut weiter gereicht haben und der prozess selber von statten geht
Sowas nennt noch Evolution

Mojoi  13.01.2017, 12:14

Erfahrungen werden nicht im Erbgut weitergereicht.

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MarkusPK  14.01.2017, 16:06
@Mojoi

Nach den neuesten Erkenntnissen der Forschung doch. Sogar Erinnerungen können weitervererbt werden. Wie genau, wird derzeit noch erforscht, aber es ist erstaunlicherweise tatsächlich möglich, wie Experimente ergaben: In einem wurden Mäuse in einem Labyrinth gehalten, in denen nur ein einziger Weg zum Futter führte. Die Nächste Generation Mäuse wurde in einem anderen Labyrinth untergebracht. Als man die darauffolgende Mäusegeneration, also die Enkel der ersten, deren Eltern niemals in Labyrinth Nr. 1 gewesen sind, wieder ins erste Labyrinth setzte, fanden die Jungmäuse ihre Nahrung auf Anhieb.

Noch besser ließ sich das ganze mit vererbten Angstzuständen belegen: Mäuse wurden bei Gefahr mit einem bestimmten Geräusch, dass für die Maus an sich netral war, konfrontiert. Bald schon reagierten die Mäuse allein auf das Geräusch und flohen, wenn sie es hörten - auch wenn keine Gefahr drohte (klassische Konditionierung). In der nächsten Mäusegeneration ließ man dieses Geräusch dann weg, die zweite Generation hörte es nie. Als man dann in der dritten Generation wieder mit dem Geräusch kam, flohen auch die Jungmäuse instinktiv vor dem Geräusch, auch wenn sie es nie zuvor gehört hatten.

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