War der Giganotosaurus gut an seiner Umgebung angepasst?

2 Antworten

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Giganotosaurus war der Spitzenprädator der Candeleros-Fauna, also dem Argentinien der Kreidezeit vor etwa 100 Millionen Jahren. Wie alle Carcharodontosauriden war er vermutlich geschaffenb dafür, große pflanzenfressende Dinosaurier, vor allem Sauropoden zu schlagen und hat diese vermutlich im Rudel überwältigt.

Giganotosaurus teilte sich seinen Lebensraum mit viel kleineren Fleischfressern wie dem Dromaeosauriden Buitreraptor und dem Abelisauriden Ekrixinatosaurus sowie dem winzigen Alnastheri. Als Beutetiere kamen die Sauropoden Limayasaurus, Nopcaspondylus und Andesaurus in Betracht - allerdings alle bloß Mittelgroße Sauropoden, die kaum mehr als 15 bis höchstens 18m lang geworden sind. Carcharodontosauriden sind jedoch sonst vor allem aus Gesteinsschichten bekannt, in denen auch ein schier gewaltiger Sauropode lebte - diese waren dann auch ihre Hauptbeute. Die Sauropoden der Candeleros-Formation scheinen als Primärbeute für einen so großen Jäger wie Giganotosaurus deutlich zu klein zu sein, es ist also wahrscheinlich, dass dort auch ein riesiger Sauropode wie (der etwas jüngere) Argentinosaurus vorkam.

Mit seinen haifischartigen Zähnen, einem gut entwickelten Gehirn und ausgeprägten Sinnen, einem wahrscheinlich komplexen Sozialverhalten und vor allem seiner ungeheuren Größe von wahrscheinlich über 13m Länge gehört Giganotosaurus zu den spezialisiertesten Jägern der Erdgeschichte und war auch eines der größten Landraubtiere, das je gelebt hat. 

Giganotosaurus verschwand vor etwa 96 Millionen Jahren und wurde in der jüngeren Huiuncul-Formation dann von Mapusaurus, einem engen Verwandten und wahrscheinlich seinem direkten Nachfahren ersetzt. Mapusaurus stellte nachweislich dem Argentinosaurus nach - einem der größten Dinosaurier, die es jemals gab.

Somit lautet die Antwort auf deine Frage ganz klar JA: Die Carcharodontosauriden Südamerikas waren hervorragend an ihre Umwelt angepasst und beherrschten diese mehr als 7 Millionen Jahre lang unangefochten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Umfassende Recherchen für meinen Roman über Dinosaurier.
FabiMartin666  10.07.2017, 10:50

Sehr gute Antwort. 

Ein zwei kleine Fragen  meinerseits die bei mir immer wieder aufkommen: Wie dick ist die Schicht der Candeleros-Formation?

Kann es nicht sein das der Mapusaurus und der Giganotosaurus Carollini ein und die selbe Spezies sind? Stand die Idee das der Giganotosaurus nur ein weiblicher Mapusaurus ist und umgekehrt je zur Debatte? 

Schließlich ähnelt sich die Anatomie beider mehr als es zum Beispiel beim Tarbosaurus und dem Tyrannosaurus der Fall ist und bei denen liegt ja ungefähr die selbe Zeitspanne dazwischen. 

Und die nächste Frage lautet: stammen die Charcharodontosaurier von den Allosauriern oder den Abelisauriern ab? 

Würde mich über eine Antwort freuen. 

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MarkusPK  10.07.2017, 13:00
@FabiMartin666

Die Candeleros-Formation ist an einigen Stellen bis zu 300m dick. Sie hat sich im Cenomanium von vor 100 - 97 Millionen Jahren abgelagert.

Die Abgrenzung zwischen einzelnen Spezies sind bloß Modellvorstellungen. Sie helfen uns, Aussagen über ein bestimmtes Lebewesen zu treffen und dieses zu kategoriesieren und zu beschreiben. Die Übergänge von einer Spezies zu einer anderen können fließend sein. Der Mensch entwickelte sich (im Modell) aus dem Homo erectus über den homo ergaster zum Homo sapiens, aber wie können keine Trennlinie ziehen, wann GENAU ein erectus nun zum ergaster und wann GENAU der ergaster zum sapiens wird. Alle Zeitangaben müssen als ungefähr betrachtet werden, aber keineswegs als starre Grenzlinien.

Die Begriffe "Giganotosaurus" und "Mapusaurus" bezeichnen möglicherweise ebenfalls eine einzige Stammmlinie. Danach sind Giganotosaurier die älteren Vertreter dieser Linie und lebten vor 100 - 97 Millionen Jahren, die jüngeren Funde von 97 - 93 Millionen Jahren sind dann eben Mapusaurier.

Deine andere Theorie, dass es sich bei beiden Spezies um ein und dieselbe, aber um Männchen und Weibchen handelt, ist zwar möglich, aber es ist eben nicht so wahrscheinlich, weil eben Giganotosaurier nur aus tieferen, älteren Strata nachgewiesen sind und Mapusaurier nur aus höheren, jüngeren Strata. Es ist also eher wahrscheinlich, dass Mapusaurus von Giganotosaurus abstammt.

Carcharodontosauriden stammen auch nicht von Allosauriden ab, sondern gehören wie sie zu der Allosauroidea. Diese Gruppe von Theropoden umfasst neben den Allosauriden auch die jurassischen Metriacanthosauriden und Sinraptoriden und neben den Carcharodontosauriden auch die kretazischen Neovenatoriden und Megaraptoriden. Wie genau sich diese einzelnen Familien entwickelt haben und welche Gruppen am engsten miteinander verwandt sind, welche dann aus welcher hervorging und welche sich dann wiederum gar nicht beeinflusst haben, ist schwer zu klären und recht kompliziert:

Die älteste Gruppe der Metriacanthosauriden bereitete sich zuerst über Europa und Asien aus, die Allosauriden erreichten über Europa auch Nordamerika, während sich die Sinraptoriden bloß in Asien hielten. Der Ursprung der Charcharodontosauriden liegt dagegen wohl in Afrika, von wo aus sie dann sowohl in Südamerika, Nordamerika und Asien eindrangen und ihre Verwandten verdrängten, gleichermaßen besetzten die kleineren Megaraptoriden und Neovenatoren an ihrer Seite, aber dafür weltweit die ökologischen Nischen als mittelgroße Beutegreifer.

Die Abelisauriden stammen dagegen wohl von Ceratosauriern ab und sind mit ihren breiteren, kürzeren und flacheren Schädeln viel ursprünglicher als alle Allosauroiden und nicht besonders eng mit ihnen verwandt. Trotzdem waren sie sehr fortschrittliche Jäger, die wahrscheinlich andere Beutetiere bevorzugten, wenn sie mit Allosauroiden in den gleichen Ökosystemen vorkamen. Die Abelisauriden überlebten die Allosauroiden auch um 15 Millionen Jahre, hielten als Spitzenprädatoren vor allem ihre Stellung auf den Südkontinenten und starben dort erst am Ende der Kreidezeit aus, während die Allosauroiden in den nördlichen Kontinenten nach und nach von den Tyrannosauroiden verdrängt wurden und bereits vor 83 Millionen Jahren weltweit ausgestorben waren.

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Ist das nicht jedes Tier :-)

Was ja vor allem auffällt ist dass es eine gigantische Tötungsmaschine ist, also wird die Anpassung an die ökologische Nische auffälliger sein.