DDR oder Heute?

Das Ergebnis basiert auf 5 Abstimmungen

DDR 80%
Heutzutage 20%

4 Antworten

Es gibt tatsächlich nicht so viele Dinge, die ich damals besser fand. Mir fällt jetzt eigentlich nur die Subkultur ein, die zur damaligen Zeit deutlich interessanter war als heute. Und bestimmte Dinge hatten einen höheren ideellen Wert. Zum Beispiel Bücher oder Schallplatten, die man in der DDR nicht auf normalem Weg erhalten hätte.

Ein paar Dinge wurden in anderen Antworten erwähnt, zu denen ich noch einige Anmerkungen machen möchte:

  • die vorbildliche Kinderbetreuung

Diese war durchaus gegeben, aber man muss auch sehen, dass hier sehr im Sinn des Staates "erzogen" wurde.

https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/259587/fruehe-fremdbetreuung-in-der-ddr/

  • der Zusammenhalt der Menschen

Das war oft der Zusammenhalt einer Zwangsgemeinschaft. Viele Aktivitäten fanden im Kollektiv statt, Einzelgänger hatten es da eher schwer. Interessant ist hier folgender Link:

https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/203625/mehr-gemeinschaftsgefuehl-und-ein-staerkerer-sozialer-zusammenhalt-erinnerungen-an-die-ddr-als-potenzial-fuer-generationenkonflikte/

  • die soziale Sicherheit

War durchaus gegeben, wenn auch auf niedrigem Niveau.

  • das kostenlose Gesundheitssystem

Auch das ist richtig. Man sollte aber den Zustand vieler Kliniken und Pflegeheime nicht vergessen. Material war zum Teil knapp und wurde wiederverwendet (z. Bsp. Kanülen mit Widerhaken) Auch Personal war knapp und oft schlecht bezahlt.

https://www.insm-oekonomenblog.de/22685-operation-mangelwirtschaft-wie-kranke-in-der-ddr-behandelt-wurden/

  • das Bildungssystem

War gut, wurde aber auch zur Erziehung im Sinne des Staates genutzt. (Staatsbürgerkunde, Wehrkunde)

https://www.mdr.de/geschichte/schule-bildung-ddr-100.html

  • Kaum Ausländerfeindlichkeit

Stimmt so nicht. Die gab es und zwar gar nicht so selten. Siehe hier:

https://www.deutschlandfunk.de/die-ddr-und-ihre-neonazis-real-existierender-100.html

  • Keine Arbeitslosen

Es gab tatsächlich einen Arbeitskräftemangel, was dazu führte, dass selbst Rentner noch als Pförtner gearbeitet haben. Und es gab eine Arbeitspflicht. Wo und in welchem Beruf man allerdings arbeitete war ein anderes Thema. Abitur durften pro Schulklasse nur Wenige machen (bei uns 2 von 30 Schülern) Die Anderen mussten eine Lehre oder Fachschulausbildung machen. In welchem Beruf das geschah, hing auch vom Bedarf ab.

  • bezahlbare Wohnungen

Bezahlbar Ja. Aber man sollte einige Dinge nicht vergessen. Altbauten waren oft in schlechtem Zustand. Etagentoilette, die man mit den Nachbarn geteilt hat und Dusche in der Küche waren nicht selten. Wohnungen bekam man fast nur mit Wohnberechtigungsschein. Auf Wohnraumgröße und Lage hatte man keinen Einfluss.

  • Kinder wurden nicht ausgeschlossen weil sie keine Marken Kleidung haben

Stimmt nicht ganz. Westkleidung wurde natürlich schon bevorzugt. Mit Ostklamotten war man da deutlich schlechter angesehen. Kann aber sein, dass das nicht überall gleich ausgeprägt war.

Dann gab es da noch diese ständigen Parolen, dieses Kleingeistige und das ständige aufeinander aufpassen. Das mangelhafte Angebot in den Läden. Männer "durften" zur Armee, erst für mindestens 18 Monate, dann immer wiedermal für 3 Monate zum Reservedienst. Reisen ins nichtsozialistische Ausland gab es kaum, nur für Ausgewählte und oft nur als Gruppenreisen. Im sozialistischen Ausland war man oft Mensch 2. Klasse, mangels Devisen.

Sicher, ich hatte trotzdem eine schöne Kindheit und Jugend. Aber ich will es nicht schön reden. Es gab da auch genug Schattenseiten. Und ich habe damals eigentlich fast nur meckernde und auf die DDR schimpfende Leute erlebt. Das man im Rückblick Vieles anders sieht ist mir aber auch bewusst.

Ich bin froh, dass es so gekommen ist, wie es jetzt ist. Es gibt sehr viele Dinge in meinem Leben, die ich in der DDR nicht erreicht hätte. Oder die ich so nicht hätte machen können. Auf jeden Fall wünsche ich mir die DDR nicht zurück.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
DDR

Bis auf die Politik war die DDR nicht schlecht. Jeder hat gearbeitet, Frauen waren Emanzipierter und hatten mehr Rechte, Kinder wurden Ordentlicher und Respektvoller Erzogen, viele dinge wurden damals geduldet, jeder hat seinen Abschluss geschafft und niemand musste hungern.

davidx348 
Fragesteller
 15.04.2022, 19:50

Das ist wohl war

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DDR

Keine Arbeitslosen, bezahlbare Wohnungen, Kinder wurden nicht ausgeschlossen weil sie keine Marken Kleidung haben, Zusammenhalt unter den Nachbarn, keine billigen Produkte aus China die nach kurzer Zeit kaputt gehen. Die Politik war bestimmt nicht gut, ist es aber heute auch nicht. Den Nachteil der DDR sehe ich hauptsächlich in der Freiheitsberaubung, Menschen verbieten in andere Länder zu reisen ist schon ein hoher Eingriff in Persönlichkeitsrechte. Allerdings weiß ich nicht ob die Menschen das überhaupt so gesehen haben, manche sicher viele waren aber wahrscheinlich mit dem zufrieden was sie hatten.

Heutzutage

Sicher gab es vieles in der ehemaligen DDR, das man heute vermisst, wie z.B.

  • die vorbildliche Kinderbetreuung
  • der Zusammenhalt der Menschen
  • die soziale Sicherheit
  • das kostenlose Gesundheitssystem
  • das Bildungssystem
  • Emanzipation
  • Kaum Ausländerfeindlichkeit...

Geblieben ist nur das Sandmännchen und das grüne Ampelmännchen ;-)

Aber wer ehrlich ist, wünscht sich die DDR-Zeit nicht zurück - es sei denn, er war Stasi-Offizier oder Parteibonze.

Die DDR war ein Versuch, eine gerechte Gesellschaft aufzubauen, aber das ging gründlich schief. Es kann nicht funktionieren, wenn man das eigene Volk einsperrt und das ganze Leben reglementiert. Außerdem kann der „Sozialistische Wettbewerb“ nicht den knallharten kapitalistischen Konkurrenzkampf ersetzen. Zudem gehörten die Betriebe allen und niemandem - „Volkseigentum“ hört sich gut an, aber niemand fühlt sich wirklich als Eigentümer und geht entsprechend sorgfältig damit um.

Es gibt viele Gründe, warum das Konzept des Sozialismus -> Kommunismus scheitern musste, der Hauptgrund ist der Egoismus der Menschen.

Stier1240  15.04.2022, 20:46

Nein, der Hauptgrund war nicht der Egoismus, der ist heute viel weiter ausgeprägt.

Einer der Gründe, dass das Hauptprinzip, auf dem die menschliche Zivilisationsentwicklung aufbaut, das Prinzip Eigennutz, nicht beachtet wurde. (Nicht verwechseln mit "Egoismus"!)

Ein zweiter Grund war die beständige Einmischung unfähiger Parteibonzen in ökonomische Gesetzmäßigkeiten und objektiv ablaufende Prozesse!

Ein dritter wichtiger Grund (sehr aktuell übrigens!) war die einseitige Anbindung an die Wirtschaft der UdSSR.

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okieh56  15.04.2022, 22:34
@Stier1240

Eigennutz und Egoismus sind eng miteinander verbunden. Beides ist aber völlig menschlich.

Mit dem zweiten Grund hast du recht. Die Parteibonzen verstanden nichts von Ökonomie und mischten sich trotzdem ständig ein. Sie wurden aber auch durch geschönte Berichte dumm gehalten. „Doppelte Buchführung“ hieß nicht selten: Eine für uns, eine für die Bonzen.

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Stier1240  16.04.2022, 00:10
@okieh56

Eigennutz und Egoismus sind nur scheinbar eng verbunden.

Die höchste Form des Eigennutz ist für mich z. B. der Altruismus: "es kann mir nur so gut gehen, wie gut wie es meiner Gemeinschaft geht, in der ich lebe"!

Deswegen ist Egoismus zwar menschlich, aber evolutionär nicht erforderlich.

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okieh56  16.04.2022, 08:56
@Stier1240

Ohne Egoismus wären wir Menschen längst ausgestorben.

Aber wie auch immer - ich weiß, was du meinst.

Wenn ich aus Egoismus nur an mich denke und zu meinem Vorteil handele, ist das eine Form des Eigennutzes.

Aber wenn ich z.B. ein gemeinnütziges Ehrenamt ausübe, handelte ich zwar aus Eigennutz - denn ich bekomme die ehrliche Dankbarkeit zu spüren, was mir Selbstbestätigung und eine tiefe Befriedigung gibt - aber rein rein aus Egoismus würde ich sicher nicht so handeln.

Ich glaube, in dem Sinne können wir uns einigen ;-)

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Stier1240  16.04.2022, 09:47
@okieh56
  • ist das eine Form des Eigennutzes

Das sehe ich nicht so. Eine negative Eigenschaft, die erworben wurde, kann keine entwicklungsfördernde Eigenschaft sein.

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okieh56  16.04.2022, 12:09
@Stier1240

In der Frühzeit des Menschen konnte nur überleben, wer zuerst für sich und seine Familie bzw. Sippe sorgte. Fremde Gruppen wurden als Feinde angesehen. Du kannst das aber auch statt Egoismus Überlebensinstinkt nennen. Eine klare Abgrenzung zum Eigennutz sehe ich da nicht.

Aber das ist kein Thema, über das es sich zu streiten lohnt.

Frohe Ostern dir und deiner Familie :-)

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Stier1240  16.04.2022, 14:29
@okieh56

Ich will ebenfalls nicht streiten. Aber genau dein Beispiel hat eben mit Eigennutz, nicht mit Egoismus zu tun.

Egoismus wäre, wenn er diesen Überlebensinstinkt mit Schäden für die Gemeinschaft realisiert hätte. Hätte er das, wäre er von der Gemeinschaft geächtet worden bis hin zu Ausschluss und Tod, was wiederum die Sorge um die Familie unmöglich gemacht hätte.

Ich wiederhole meine Meinung:

Eigennutz ist Überlebensstrategie und liegt in den Genen, so wie der Sex-Trieb auch ursprünglich zur Weitergabe der DNS "programmiert" wurde, und somit der Arterhaltung diente.

Egoismus, Abartigkeiten beim Sex usw. liegen nicht in den Genen, dienen nicht vorrangig dem Überleben, sind schiefgelaufene Erziehungsexperimente, Praktiken außerhalb der Gemeinschaft.

Auch dir stressfreie Ostern, lieber mit "Heidsenspaß" als mit tränennassen Erinnerungen an den Kreuzestod eines Wanderpredigers, der seit seiner Reanimation und Himmelfahrt auf ewig verschwunden ist!

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okieh56  16.04.2022, 17:07
@Stier1240

„Auch dir stressfreie Ostern, lieber mit "Heidsenspaß" als mit tränennassen Erinnerungen an den Kreuzestod eines Wanderpredigers, der seit seiner Reanimation und Himmelfahrt auf ewig verschwunden ist!"

Genau in meinem Sinn :-)

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Rotfuchs716  28.02.2023, 21:17

gehört ein sogenannter "Volkseigener Betrieb" nicht theoretisch den Werktätigen?

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okieh56  28.02.2023, 21:29
@Rotfuchs716

Theoretisch ja. Aber das Volk der DDR hatte nichts davon, als die Betriebe durch die Treuhand verhökert worden sind. Goldene Nasen haben sich damit sogenannte „Investoren“ aus dem Westen verdient.

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