Darf man jemand den Tod wünschen, bzw darauf hoffen, wenn es für alle eine Erlösung wäre?

37 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo coppa, ich kann dich mehr als gut verstehen, weil ich es durchgemacht habe. Ich habe alle 14 Tage abwechselnd mit meinem Bruder meine Mutti gepflegt. Es war ein AUF und AB, aber wir haben ihr versprochen, dass sie nie in ein Pflegeheim muss!!!

Sie hatte Pflegestufe III und war an Demenz erkrankt, wir hatten auch Hilfe durch die Ambulante Pflege.

Sie war das Beste in unserem Leben, alles hat sie uns gegeben und immer vorwärts gedrängt.

Aber das eigene Leben wurde sehr eingeengt, trotzdem war jedes mal die Wiedersehensfreude, ihr Lächel bei der Begrüssung wärmend für mein Herz. Alles was sie uns über Jahre gegeben hat konnten wir nun zurück geben.

Da sie Demenz hatte, kenne ich auch den Undank, Aggressivität und Beschimpfungen. Man weiss, es ist die Krankheit und nicht sie selber, aber es hat viel Kraft gekostet und die eigene Psyche war manchmal gespannt wie Drahtseile.

Trotzdem haben wir in dieser Zeit auch viel glückliche Momente erleben können, auch wenn die Persönlichkeit sich total verändert hat, sie war immer meine Mutter, die ich geliebt habe und für die ich da war, als sie mich am nötigsten brauchte, ohne WENN und ABER!!!!!

Die letzten Monate ihres Lebens hat sie weder gegessen, noch getrunken.... nur geschlafen und fast nicht gesprochen, aber lächeln konnte sie noch.

Sie war nur noch Haut und Knochen, ich habe furchtbar gelitten und leise gesagt: Lieber Gott helfe mir, dass meine Mutter wieder isst und trinkt oder hole sie zu dir!!!

Am 19.02.2011 ist sie verstorben, vorher hat sie mich mir grossen Augen angeschaut, friedlich hat sie ihre Augen geschlossen.

Nun habe ich mein Leben zurück, aber sie für immer verloren, diese Entgültigkeit ist fast nicht zu ertragen. Weisst du, meine Trauer ist noch lange nicht beendet, sie fehlt mir, ihr Lächeln, ihre strahlenden Augen, wenn ich gekommen bin......ich würde sonst was geben sie für kurze Zeit zurück zu bekommen.......obwohhl der Verstand sagt, sie hat einen friedliche Tod gehabt und ist nun erlöst!!!

LG elenore

schurke  29.06.2011, 00:33

Liebe Elenore,

meinen aufrichtigen Beileid. Leider kann ich Deine Worte nachfühlen. Aber ich hoffe, sie helfen coppa.

Liebe Grüße

0
Giovanni47  29.06.2011, 08:40

@elenore Das ist ein wunderschöner Beitrag.

0
Momo1965  29.06.2011, 09:17

Unglaublich beeindruckend, Deine Worte! Einfühlsamer hätte man es nicht formulieren können! DH!

Meine Mutti starb schon vor 19 Jahren, aber es fühlt sich heute noch so an, wie Du es beschreibst. Ich kann Dich gut verstehen und wünsche Dir alles Liebe!

0
sugarmay13  29.06.2011, 14:29
@Momo1965

OMG....wow......da bekommt man ja Gänsehaut u. Wasser in die Augen.......

0
coppa 
Fragesteller
 29.06.2011, 15:22

Danke. Wunderschön. Hab grad Wasser in den augen

0
elenore  29.06.2011, 15:40

Vielen Dank für das Sternche, und vielen Dank für euren lieben Kommentare, ja, sie war etwas ganz BESONDERES. LG elenore

0
user2320  29.06.2011, 23:14

Das ist wunderschön und wahnsinnig traurig zugleich

0
Anitram13  30.06.2011, 14:48

Mein aufrichtiges Beileid. Du schreibst sehr schön und ich fühle mit Dir! Dein Text und Deine Gedanken zeigen einmal mehr, wie einmalig doch das Leben ist und wir es uns oft viel zu schwer machen. Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft!

0

Hast Du mal daran gedacht, das sein Wunsch zu sterben nur ein Hilferuf ist.......durch seine Persönlichkeitsveränderung ( die situationsbedingt normal ist ) ist es ihm vielleicht nicht möglich sich anders mitzuteilen, und die angespannte Situation zu Hause unterstützt das Ganze noch...allerdings weiß ich auch wie schwer es ist/wird, wenn man in der Situation den "Zugang" zueinander verliert. Professionelle Hilfe u. o. Abstand wären angebracht,....wichtig ist auch das ihr( Angehörigen) einen Ausgleich habt....macht öfter mal ne Pause.....wechselt euch ab nach Möglichkeit......es gibt auch Selbsthilfe-Gruppen für Angehörige ( sind im Normalfall zu empfehlen ). Deinen Gedankengang kann ich schon nachvollziehen, aber versuche lieber für Dich einen Weg zu finden, neue Kraft zu tanken, und die Situation etwas zu entschärfen.... setzt Dich mal ein bisschen mehr mit dem Krankheitsbild auseinander... dann kannste vielleicht einiges besser verstehen und es ist dann nicht mehr so belastend für Dich. Wünsch Dir alles Liebe u. ganz viel Kraft

coppa 
Fragesteller
 29.06.2011, 20:05

danke!

0

es ist doch ein unterschied ob man etwas denkt oder etwas in die tat umsetzt. in der wut oder bei problemen denkt jeder manchmal die schlimmsten dinge dem "angeblichen" verursacher an den hals. jedoch würde man diese niemals umsetzen und wenn man dann mal in wut was böses sagt, ärgert man sich nach dem überschlafen oft selbst darüber. sodass ich ein daran denken, für absolut der eigenen psyche hiflreich als wutventil entgegenkommend sehe. danach kann man mit der schweren situation vielleicht wieder leichter umgehen. sozusagen einfach wut ablassen. insgesamt gilt für mich der spruch: man kann niemanden bloss weil man ihn mag das leben verlängern. somit kann man auch niemanden bloss weil man ihn nicht mag das leben verkürzen. (ist glaube ich aus einem hermann hesse buch bei der fragestellung zur todesstrafe)

alles gute und halt die ohren steif

coppa 
Fragesteller
 13.07.2011, 21:29

danke

0
coppa 
Fragesteller
 13.07.2011, 21:29

danke

0
coppa 
Fragesteller
 13.07.2011, 21:29

danke

0

Bitterschlimme Situation.

Aber manche Personen werden mit einem schweren Schicksalsschlag nicht fertig und lassen ihre Frustration an ihrer nächsten Umgebung aus. Das bedürfte auch irgendwie gesonderter Hilfe -- für alle Beteiligten.

Gibt es in der Einrichtung, in der er behandelt wurde eine Anlaufstelle für soziale Angelegenheiten ? Ansonsten würde ich mich mit den Kostenträgern ( Kranken- /Pflegekasse, Landschaftsverband ) in Verbindung setzen.

Vom Hineinversetzen in Eure Lage, kann ich mir durchaus vorstellen, daß man solche Gedanken hegt. Ich halte es nicht für verwerflich - in keinerlei Hinsicht - es ist eine Schutzfunktion.

Wünsche viel Kraft und die Türe, die sich auftun möge, um Hilfe zu finden.

coppa 
Fragesteller
 29.06.2011, 20:07

Danke

0

Liebe/r coppa,

ich kenne es und bekomme es auch häufig zu hören. Das ist menschlich.

Du solltest kein schlechtes Gewissen deswegen haben.

Ich bin in der Altenpflege tätig und habe schon viele Menschen gesehen und gesprochen, Alte, kranke Menschen und deren Angehörige. Es gab Fälle, in denen wir (ja auch das Pflegepersonal) gehofft haben, dass der Patient endlich stirbt. Weil es unerträglich geworden ist, weil der Patient wirklich alles tat, um es uns, bzw. den Angehörigen so schwer wie möglich zu machen. Dann sind solche Gefühle allzu verständlich. Leider wird auf die Angehörigen immer noch keine Rücksicht genommen, kein Verständnis für ihre Gefühle, ihre Sorgen, ihre Last. Niemand interessiert, ob ein "Pflegling" seine Pfleger misshandelt (ja es gibt sie!). Misshandlung mit Worten, Gesten und auch mit Gewalt wie Schlagen oder Beißen. Wehe aber, der Angehörige hat dann solche Gedanken und Wünsche wie du! Oder wehe, wenn der Angehörige zurück schlägt oder gar etwas zu fest zupackt! Meine Großmutter war 7 Jahre lang im Heim, weil meine Mutter sie nicht mehr pflegen konnte. Meine Oma hat sie gebissen, an den Haaren gezerrt, sie büschelweise heraus gerissen. Sie hat geschrieen, wenn das Essen nicht pünktlich zur Stelle war und noch einiges mehr. Es ging nicht anders, Oma musste ins Heim. Dort das gleiche Spiel! Jahrelang! Als sie starb, sagte mir ein Pfleger ganz im Vertrauen "Gott sei Dank ist sie gestorben"!

Soll man das verurteilen?

Ich bin sicher, du pflegst deinen Angehörigen trotz allem gut und achte doch bitte auch auf deine Gesundheit und dein Nervenkostüm. Nimm dir Auszeiten. Du hast die Möglichkeit der Kurzzeitpflege. Nutze sie.

Alles Liebe und Gute wünsche ich dir, vor allem Kraft.

coppa 
Fragesteller
 29.06.2011, 15:16

Danke!!!!

0