Cousin wird geächtet und ausgegrenzt - was tun?

7 Antworten

Von Experte rotesand bestätigt

Wenn er Frührentner ist, "hartzt" er doch nicht... Ich würde es dem Cousin nicht sagen. Auch wenn er sich nichts anmerken lässt, wird es ihm wehtun. Aber diesen Leuten würde ich glasklar Kante zeigen und die Meinung sagen, was sie für eine abgrudtief asoziale Einstellung zu einem kranken Menschen haben.


rotesand 
Fragesteller
 10.06.2019, 16:48

Er hat alles versucht, um arbeiten zu können. Umschulungen klappten nicht, die Tagesform erschwert ihm zu viel. Als er dann EU-Rentner/Frührentner wurde, versuchte er sich in Nebenjobs zur Beschäftigung, aber auch die war ihm zu anstrengend.

Seitdem geht er zum Kontakttreff der Kolping-Gruppe und nutzt Angeboten vom Roten Kreuz, aber tagfüllend ist auch das nicht. Er sagt immer: Die Alten bei der Kolping und dem Roten Kreuz sind nett zu ihm, mit denen spielt er Karten und Memory oder backt Kuchen, was er wirklich gut kann, oder er fährt sie mit seinem Kleinwagen wo hin. Nur "Junge" ärgern ihn.

Die Leute sehen halt nur den Typen Mitte 40, der den halben Tag bei Facebook hockt oder morgens um 10 Uhr kurz durch den Aldi läuft oder die Straße vor dem Haus kehrt, um beschäftigt zu sein.

Was mich besonders verletzt: Man zeigt oft nicht mal, wie man ihn findet, sondern versucht das so auf die "nette Tour" - man glaube nciht, dass ein VOlksfest oder ein Oldtimertreffen für ihn geeignet sei ... veralbern kann ich mich selber, den will niemand beschützen. Die wollen ihn nur nicht, weil er einen schlechten Ruf im Arbeitermilieu hat.

Vielen Dank!

3
cas65  10.06.2019, 16:49
@rotesand

Unbegreiflich. Ich hoffe, wenn ihr wegzieht, findet sich ein verständnisvolleres Umfeld.

2
rotesand 
Fragesteller
 10.06.2019, 16:52
@cas65

Ich hoffe es, gehe aber eigentlich davon aus.

Die sagen es immer so durch die Blume, wenn sie ihn nicht wollen - ehrlich war nur der, der ihn als "Hartzer" bezeichnete. Verletzend sind immer die, die in seiner Gegenwart auf nett machen und dann mir sagen, ich solle ihn daheim lassen "weil das Umfeld für ihn ungeeignet ist" oder er "zu schwach und zu klapprig erscheint für ein Konzert" oder "sich nicht so gut anzieht, wie es üblich ist".

3
cas65  10.06.2019, 17:01
@rotesand

Da klappt einem echt das Messer auf... Gut, dass er dich hat.

2
rotesand 
Fragesteller
 10.06.2019, 20:12
@cas65

Die tun dann so, als ob sie sich für ihn interessieren und mitfühlen mit seiner Krankheit und seinem in der Regel sehr eintönigen Leben, manche tun auch so, als ob sie ihn bedauern und ihm so gerne helfen wollen würden. Ich habe mir nie was dabei gedacht, bis dann solche "Forderungen" eintrudelten.

Ich gebe mir Mühe - morgen gehe ich erstmal mit ihm einkaufen. Wenn ich frei habe wie diese zwei Wochen, sind wir fast immer zusammen bzw. sehen uns jeden Tag.

1
cas65  10.06.2019, 20:14
@rotesand

Wenn sie mal wieder Hilfe anbieten - sofort festnageln! Und ihnen mal wirklich deutlich erklären, was sie da eigentlich absondern und was das für so einen Menschen bedeutet. Ob sie nicht in der Lage wären, mal einen Perspektivwechsel zu vollziehen und die Dinge mal durch SEINE Augen sehen können... Wie würden sie sich fühlen an seiner Stelle? Mit solchen Ansagen?

1
rotesand 
Fragesteller
 10.06.2019, 20:18
@cas65

Hilfe hat ihm noch nie einer angeboten, man kam nur mit Mitleidsgeschichten und wie gern mal helfen würde, wenn man es könnte.

Er hat sich auch schon wirklich teilweise auf Hilfe gefreut, etwa wegen einem Minijob, den er körperlich in der Lage ist zu verrichten oder wegen Alltagshilfen aller Art, oder als er vor 1,5 Jahren umgezogen ist - letztlich war es nur die Familie, die ihm half, und einer der "Alten" von dem Treff bei dieser Kolpinggruppe, der einen Kombi mit Anhänger fährt und körperlich recht rüstig ist.

Ich weiß genau, was du meinst!

1
cas65  10.06.2019, 20:58
@rotesand

Dabei würde es schon helfen, ihn eben NICHT auszugrenzen und es mal "auszuhalten", dass er eben nicht so mithalten kann... So ein Schicksal ist eh schon schlimm genug.

1
rotesand 
Fragesteller
 10.06.2019, 21:08
@cas65

Ich habe da nie ein Problem, wenn er langsam ist, sich hinsetzen muss oder jemand schaut, weil er so gebückt läuft. Ich sage mir als ... diese ganzen Leute, die über Behinderte oder Kranke spotten, müssten erstmal selber in so einer Lage sein.

Aber meinem Cousin geht es noch relativ gut (!) -----> denn ganz schlimm ist es ja bei psychisch Erkrankten. Ich habe zu meiner Realschulzeit das Sozialprojekt in einer Tagesstätte für psychisch Erkrankte absolviert und hatte da noch über JAhre hinweg Kontakte, solange da eben die Leute waren, die ich aus der Zeit kannte. Man will es nicht wissen und kann es kaum für möglich halten, wie plump und stereotyp die ach so tolerante Gesellschaft solchen Menschen begegnet.

1
cas65  10.06.2019, 21:11
@rotesand

Ja, erlebe ich in der eigenen Restfamilie. Die wollen mich auch nicht mehr um sich haben - warum auch immer. Dabei geh ich noch arbeiten... Naja. Ich wünsch dir die Kraft, die du brauchst, mit solchen "Patienten" umzugehen - und mit den Idioten. Und dass trotzdem auch noch genug davon übrigbleibt für DICH. Damit es dich nicht eines Tages auch auffrisst.

1
rotesand 
Fragesteller
 10.06.2019, 21:42
@cas65

Danke!

Ich habe diesbezüglich glücklicherweise einen breiten Buckel - sicher auch durch meinen Beruf. Aber es ärgert einen halt dann doch immer wieder, weil es einfach nicht sein muss.

0
cas65  11.06.2019, 11:54
@rotesand

Irgendwann kommt jede/r an seine Belastungsgrenze. Dein Ärger ist mehr als verständlich.

1

Hallo rotesand,

erst heute habe ich diese interessante Frage entdeckt.

Die Lage deines Cousins trifft leider viele Menschen dieser Generation in Deutschland: sie haben sich krank gearbeitet und bekommen statt Anerkennung heute von vielen einen Tritt. Unsere Gesellschaft ist in den letzten Jahren sehr verroht, so mein Eindruck.

Solange der Staat dafür sorgt, dass Kranke und Arbeitslose ausgegrenzt werden, wird sich an der Lage dieser Menschen wenig ändern. Die sozialen Regeln stellt letztlich der Staat auf.

Alles andere wurde hier schon gesagt, den Rest kann man sich denken - Gedanken sind frei in einer Umgebung, wo freie Meinungsäußerung nicht erwünscht ist.

Der Wert des Menschen bemisst sich nicht an seiner Lebensarbeitsleistung, sondern an seinem Charakter, seinem Wesen - an dem, was er auf der Welt an guten Taten hinterlässt.

Es ist lobenswert, dass du deinen Cousin nicht fallen lässt. Gott oder eine höhere Macht wird dir das auf deinem Lebenskonto hoch anrechnen.

Alles Liebe und gute für deinen Cousin und dich - vor allem Schmerzfreiheit!

Ich würde schon mal die fragen die nicht mehr wollen das du ihn mitbringst,was los ist.Leute sind nunmal hinterhältig und feige,oft genug erlebt.Konfrontieren ist die beste Art und direkt ins Gesicht.Was sie davon finden hat mich nie gejuckt.Umso energischer umso eher geht ihnen die Luft aus.Urteilen ist immer einfach und vile können mit anderen die krank sind umgehen.Bis sie selbst mal an der Reihe sind.

Jeder bekommt zurück was er ausstrahlt,früher oder später auf die eine oder andere Weise.Und wenn es Jahre dauert,der Tag kommt.

Du wirst nicht mit Sicherheit sagen können wer dahinter steckt,dazu läuft das zu sehr hintenrum.Nur wenn einer mal den Mund aufmacht woher es kommt.

Dann weißt du es.Macht aber keinen großen Unterschied.Derjenige wird trotzdem weiter machen mit seiner Hetze.So sind Leute nun einmal mit derartigem Karakter.

Positiv daran ist das du jetzt weißt was für Freunde oder Bekannte das sind,du kannst Ihnen dafür danken,dann gucken sie dumm.

Welche Gesundheitlichen Probleme hat er denn?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

rotesand 
Fragesteller
 10.06.2019, 16:53

Danke! Eben, das ist positiv ... wir wissen wo wir dranne sind und auf den wir bauen können, auf wen jedoch nicht.

Mein Cousin ist starker Morbus-Bechterew-Patient. Das fing schubartig an, als er um die 30 gewesen ist, Vorboten hatte er bereits mit Anfang-Mitte 20.

2
Joey1962  10.06.2019, 17:02

Schau dir auch mal hier einige Videos an oder alle wenn du willst.

https://www.youtube.com/results?search_query=robert+frans+bei+Morbus-Bechterew

2
Spielwiesen  27.10.2019, 09:49
@Joey1962

Danke für diesen tollen Link! Dieser ist ein guter Einstieg.

Ich weiß aus einer Vortragsreihe von Ernährungsmedizinern, dass Symptomfreiheit (und Schmerzfreiheit) mit Nährstoffbehandlung möglich und machbar sind. Solange man dem Körper das Calcium vorenthält, das er mangels ausreichend Vitamin D3 nicht umsetzen kann, bestehen eben diese Schmerzen. Dazu muss mit Omega 3-Fettsäuren die chronische Entzündung abgestellt werden (und zugleich Omega 6-Fette runtergefahren). Das hilft nachweislich. Ich kann noch mehr dazu sagen!

1

Ich würde da gar nicht viel reden, sondern diese Freunde und Bekannten "entsorgen".

Geht woanders hin,wo Dein Cousin willkommen ist.


rotesand 
Fragesteller
 10.06.2019, 16:48

Danke! Wir machen das Meiste inzwischen sowieso allein bzw. im Duo - da kann uns keiner was und ich weiß auch am ehesten bzw. merke es ihm an, wenn er wieder eine Pause braucht und sich hinsetzen und ausruhen muss.

Ich habe im letzten halben Jahr schon ganz viele Leute aussortiert und Kontakte abgebrochen - anscheinend muss ich noch intensiver und rigider damit sein, du hast schon Recht.

Ich meine, mir ist das letzten Endes egal, weil mein Cousin und ich mittelfristig sowieso wegziehen und wir diese Leute dann los sind, aber es geht mir ums Prinzip dabei.

4

Es gehört Courage dazu, aber ich würde die betr. Leute direkt drauf ansprechen auf ihr liederliches Verhalten und auch nach dem Grund fragen! Selbstredent, die entspr. Konsequenzen daraus zu ziehen!

Deinen Onkel lassen sie´s schon genug spüren, er weiß es.