Ceteris-Paribus-Klausel

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Das folgende Beispiel ist möglicherweise etwas infantil, aber vielleicht hilft es: Stell dir vor, du hast eine weiße Leinwand und 3 Schalter für die Farben Rot, Grün und Blau. Wenn du herausfinden willst, welcher Schalter die Leinwand rot färbt, wirst du vermutlich erstmal einen Schalter betätigen und die anderen nicht (sonst bekommst du immer nur Mischfarben und weißt nie, welcher Schalter für die Farbe rot steht). Wenn du nun herausgefunden hast, dass Schalter 1 die Leinwand rot färbt, kannst du sagen "Schalter eins färbt die Leinwand rot". Die ceteris Paribus Klausel besagt dann, dass Schalter 1 die Leinwand nur rot färbt, solange die anderen Schalter nicht betätigt werden. In der Wissenschaft spricht man dann nicht von Schaltern und Farben, sondern von unabhängigen und abhängigen Variablen. Man will herausfinden, ob oder wie eine unabhängige Variable auf eine abhängige Variable wirkt (und dazu möchte man natürlich andere Variablen, die das Messergebnis verfälschen könnten ausschließen). In volkswirtschaftlichen Modellen ist es oft so, dass 2 Variablen betrachtet werden, während andere einfach ausgeschlossen werden. Eine Preis-Absatz-Funktion kann grafisch darstellen, dass der Absatz mit sinkendem Preis zunimmt. Das gilt allerdings nicht für Luxusgüter, die als Statussymbol herhalten sollen und zu Schleuderpreisen ihren Nutzen verlieren würden. Die Variable "Preis als Qualitätsindikator" wurde in diesem Modell außer Acht gelassen.

YouAreLoved 
Fragesteller
 11.04.2012, 21:19

Okay, danke erstmal.

In volkswirtschaftlichen Modellen ist es oft so, dass 2 Variablen betrachtet werden, während andere einfach ausgeschlossen werden. Eine Preis-Absatz-Funktion kann grafisch darstellen, dass der Absatz mit sinkendem Preis zunimmt. Das gilt allerdings nicht für Luxusgüter, die als Statussymbol herhalten sollen und zu Schleuderpreisen ihren Nutzen verlieren würden. Die Variable "Preis als Qualitätsindikator" wurde in diesem Modell außer Acht gelassen.

Wir haben das Beispiel ''Die individuellen Nachfragekurve ist abhängig vom Preis''. Angeordnet in einem Koordinatensystem sind dann die Variablen y= Preis, x=Konsum. In unserem Beispiel ist die Kurve fallend. Diese Kurve haben wir durchgesprochen mit dem Preis für Spargel. z.B. Das ein normaler Haushalt sich für 10€ so gut wie keinen Spargel käuft, für andere geringere Werte aber dazu bereit wäre (z.B. für ein halbes Kilo 7€;für 2,25kg 5€ usw.)

Und ceteris paribus bedeutet jetzt einfach nur, dass andere Faktoren (Wirtschaftskrise z.B., oder plötzlich eintretende Ereignisse,z.B. dass in den Medien verbreitet wird der Spargel sei mit Schadstoffen belastet) nich in diese Betrachtung mit einfließen ??

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benjiman  12.04.2012, 01:40
@YouAreLoved

So ist es bzw. wird angenommen, dass sich andere Variablen nicht verändern und somit störend einwirken. Das Modell geht davon aus, dass umso mehr Spargel gekauft wird, je weiter der Preis nach unten geht (Der Absatz wird hier also nur durch den Preis determiniert). In der Realität würden die Menschen aber bei einem zu geringen Preis skeptisch werden und den Spargel nicht mehr kaufen; diese Möglichkeit wird in dem Modell nicht betrachtet (ebenso wie dein Beispiel mit schlechten Nachrichten zur Spargelernte).

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YouAreLoved 
Fragesteller
 12.04.2012, 10:27
@benjiman

okay, alles klar!

Das hat mir sehr weitergeholfen.

Vielen Dank! :)

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"Ceteris paribus" heißt „Alles Andere bleibt gleich“. Diese Regel gilt für JEDE WISSENSCHAFTLICHE Forschung. Jeder Experimentaufbau in der Physik oder Chemie oder Biologie versucht eine Konzentration auf die Wechselwirkung untersuchter Parameter und die Versuchsanordnung sorge dafür, dass "Ceteris paribus" - alle anderen Parameter in ihrer Wirkung ausgeschlossen werden.

Nun kann man in den sozialen Wissenschaften, Wirtschaftwissenschaften, Soziologie, Politologie, usw. - kaum abgegrenzte Experimente machen, aber man kann sich bei Untersuchungen nur auf zwei wechselwirkende Parameter (z.B. Geldmenge und Zins) konzentrieren. Dass beim Zins Erwartungen eine Rolle spielen, alternative Anlageangebote usw. wird bei der Untersuchung entweder ausgeklammert oder es werden fixe Verhältnisse unterstellt. Das ist natürlich bei einer vernetzten Reaktion aller Parameter eine sehr problematische Position. Doch anders kommt man nicht zu greifbaren Aussagen.

Je umfassender (globalisierter) das Netz der ökonomisch-politischen Parameterwechselwirkungen wird, je elastischer viele Parameter gleichzeitig auf Einzelreize im System reagieren, um so weniger aussagekräftig werden Theorien, die nur auf isoliert ermittelten Reaktionen beruhen. Genau das ist im Moment das Problem der Wirtschaftswissenschaften, leitfähige Aussagen zu machen, wie es weitergeht, wenn wir z.B. Griechenland aus dem Euro ausschließen, oder wenn wir die Geldmengenausweitung noch mehr intensivieren. Was, wenn in Frankreich die Sozialisten gewinnen und die grenzwertige Überschuldung Frankreichs noch stärker ausweiten. Hier fließen Ökonomie und Politik ineinander. Es ist schön, wenn man in der EU sagt, man wolle mit vielen Milliarden die griechische Ökonomie wieder auf solide Verhältnisse zurückführen, doch was, wenn sich die Griechen verweigern, die noch vorhandenen Werte zerstören?

So ist es nicht verwunderlich, dass man in der Diskussion sogenannter Wirtschaftsfachleute zu diesen Themen sehr unterschiedliche Meinungen hören kann, weil jeder andere Parameterkombinationen arrangiert, die nicht im Gesamtsystem sondern in der Isolierung "ceteris paribus" gewonnen wurden.

YouAreLoved 
Fragesteller
 11.04.2012, 21:07

Ceteris paribus" heißt „Alles Andere bleibt gleich“. Diese Regel gilt für JEDE WISSENSCHAFTLICHE Forschung. Jeder Experimentaufbau in der Physik oder Chemie oder Biologie versucht eine Konzentration auf die Wechselwirkung untersuchter Parameter und die Versuchsanordnung sorge dafür, dass "Ceteris paribus" - alle anderen Parameter in ihrer Wirkung ausgeschlossen werden. Nun kann man in den sozialen Wissenschaften, Wirtschaftwissenschaften, Soziologie, Politologie, usw. - kaum abgegrenzte Experimente machen,

-> Nur damit ichs richtig verstehe: Man kann es zum Beispiel mit der Physik vergleichen, bei der ja häufig Versuche gemacht werden, bei denen zum Beispiel der Luftwiederstand oder die Reibung vernachlässigt werden.. ?

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berkersheim  12.04.2012, 10:36
@YouAreLoved

Richtig. "Ceteris paribus" wird oft nur in den Sozialwissenschaft erwähnt, da man da sozusagen mittendrin steht und zur Beobachtung sich ausdrücklich auf zwei Parameter beschränkt. Aber in den Naturwissenschaften geschieht das auch über den Experimentaufbau, denn da wird auch eine künstliche Beobachtungssituation geschaffen, die unerwünschte Einflüsse anderer Variablen ausklammert. Ceteris Paribus ist der Normalfall der wissenschaftlichen Untersuchung, da wir nach den Regeln der Kausalität die Abhängigkeit eines Parameters von der Änderung eines anderen ermitteln wollen.

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