BMW oder Mercedes Oldtimer/Youngtimer?
hallo, ich hätte Lust mir einen Youngtimer und später auch einen Oldtimer zuzulegen. Bei welcher Marke wäre ich besser bedient? Wo gibt es mehr Modelle? Wo komme ich leichter an Ersatzteile ran?
danke!
3 Antworten
Ich hatte BMW-Youngtimer und fahre einen Mercedes-Youngtimer. Es kann hier objektiv nur Mercedes heißen: Seit einigen Jahren schränkt BMW die Ersatzteilversorgung für ältere Modelle immer mehr ein oder verlagert sie zu "BMW Classic", was das ohnehin gehobene Preisniveau noch weiter nach auf die Spitze treibt - BMW ist im Allgemeinen ein sehr teures Fabrikat fast auf Porscheniveau und weit über Mercedes (ich fahre wieder Mercedes). Nur ein profanes Beispiel: Selbst gewisse Farb-/LAckstifte sind nicht mehr lieferbar, so dass man Lackfarben beim Lackiererbetrieb für noch mehr Geld extra anmischen lassen muss. Bei meinen beiden BMWs, die beide "dunkelblau 263" lackiert waren (gab es sogar noch bis 2005 für den E46), musste ich mir mit einer Mercedes-Farbe ("dunkelblau 904") behelfen - die übrigens aus Strichachter-Zeiten stammt, ab 1968 gespritzt wurde und binnen 24 Stunden lieferbar war.
Was man noch sagen muss: BMWs sind oft sehr kompliziert zu reparieren. Selbst eigentlich gute freie Werkstätten kapitulieren immer wieder bei älteren BMWs und auch die BMW-Händler selbst sind oft keine Hilfe. Selbermachen ... ist meistens auch nicht drin. Ältere BMWs, die heute als Youngtimer laufen haben oft mehr oder weniger chronische Elektrik- und Elektronikmängel, die kaum zu lokalisieren sind, irre nervig sind sie zudem ... ein Verwandter von mir hat mal, weil ihn die Check-Control seines Fünfers so mit den Falschmeldungen gestört hat, einfach den Kabelstrang in der A-Säule durchgeschnitten ;-). So etwas wird einem bei Mercedes nie passieren, selbst die Reiserechner im 126er usw. gehen so gut wie nicht kaputt. Dafür rosten alte Mercedes immer, aber da kann man wenigstens Hand anlegen oder Teile tauschen und weiß dann, es ist gemacht.
Auch bezogen auf die Verfügbarkeit brauchbarer Exemplare, die entweder fahrbereit und in Ordnung sind oder im Verhältnis überschaubare Nacharbeiten erfordern, ist Mercedes im Vorteil: Da die Autos oft typische "Rentnerautos" waren und selbst mancher W123 immer noch in erster oder langjähriger zweiter Hand unterwegs ist, gibt es eher mal gute Exemplare als bei alten BMWs - auch das Preisniveau ist bei älteren Mercedes (zumindest bei bürgerlichen Modellen) niedriger als bei BMW. Es gibt zwar Traumtänzer, die vor allem den W124 versilbern wollen und als "letzten echten Benz" bewerben, aber tendenziell seltener als die BMW-Fanboys ... auch sind alte Mercedes meist günstiger, weil es deutlich mehr gibt; die BMWs wurden meist spätestens in dritter Hand (sorry wenn ich so direkt bin) von rüpelhaften Asi's bewegt, die ihnen den Rest gaben, die Autos verbastelten und keinen Pfennig in Wartung usw. investiert hatten. Entsprechend fertig ist ein älterer BMW oft und entsprechend wenige Gute gibt es, die in seriöser Hand überleben.
Für 5000 Euro kommt man bei Mercedes sehr weit und kann sich einen guten 200, 230E, 200D oder 240D der Serie W123 kaufen, der zwar nicht perfekt ist, aber das H-Kennzeichen hat, gut in Schuss ist und eine nachvollziehbare Historie (Scheckheft, wenige Besitzer, Rechnungen) mitbringt.
https://www.youtube.com/watch?v=cLyQmcesK6o
Auch ein akzeptabler W126 ist machbar, wenn man 260SE, 300SE oder 280S/280SE für ausreichend hält. Man bekommt hier zwar kein Rentnerauto mit 80.000 Kilometern, komplettem Scheckheft, allen Extras und neuwertigem Zustand, aber einen realistischen Alltagsklassiker der Marke "reinsetzen und losfahren", wo man vielleicht noch hier und da Macken und Gebrauchsspuren hat und das Scheckheft nicht ganz lückenlos ist, aber man wird fündig, wenn man es drauf anlegt. Die Modelle ab 1985 sind empfehlenswerter, den alten 280S mit Vergaser empfehle ich einem Einsteiger nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=X1uHJiNPbuo
Nur noch ein Tipp aus langjähriger eigener Erfahrung: Das teurere Auto ist nicht automatisch besser, es wird viel Schrott zu Höchstpreisen inseriert, um ahnungsloser Hipster abzuzocken, die einen "kultigen alten Benzer" haben wollen. Kleiner Tipp: Sobald Formulierungen wie "Liebhaberstück", "Sammlerzustand", "es gibt nicht mehr viele" oder "einer der Letzten in diesem Zustand" usw. verwendet werden oder das Wort "Kenner" in irgendeinem Zusammenhang verwendet wird, sollte man einen weiten Bogen drum machen, dann ist es in der Regel überteuerter Mist. Wenn bestimmte Farben als "sehr sehr selten" usw. bezeichnet werden, zeichnen sie sich dadurch aus, dass es sie sehr häufig gegeben hat - wirklich rare Farben wie Beryll-Metallic, Nutria-Metallic, Rosenholz-Metallic oder freakige frühe Töne wie Weizengelb oder Hellocker fallen optisch schon genug aus der Reihe und echte "Kenner" (!) wissen genau, was es damit auf sich hat.
Wow vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich werde mich dann noch weiter mit dem Thema auseinandersetzen setzen müssen!
vielen Dank!
Ersatzteilversorgung grundsätzlich bei Mercedes um Klassen besser und günstiger als bei BMW.
Ich frage mich allerdings was Du mit so einem Youngtimer willst. Selbst wenn man selbst schraubt ist der Betrieb solcher Altautos ein teures Hobby, ohne Schauberkentnisse oft ein Fass ohne Boden!
Mechanik, Karosserie, Dichtungen, Elektrik, Kühlsystem, alles ist ganz einfach URALT und kann jeden Moment kaputt gehen und massiv Geld kosten.
Viel Spass mit einem solchen Abenteuer!
Du kannst es aber abgemeldet nigendwo hin stellen, also brauchst Du eine Scheune etc.
Spar lieber für eine Immobilie oder Deine küntigen Kinder etc., das Leben wird immer teurer
Der finanzielle Vorteil liegt eindeutig bei Mercedes.
Danke!
es geht mir ja auch nicht darum ein Auto zu kaufen mit dem ich jeden Tag fahren will, ich habe einfach Lust auf eine Herausforderung und wenn es halt teuer wird und ich in dem Moment kein Geld dafür habe bleibt es halt stehen das ist dann auch egal.