Bismarck "Blut und Eisen" Rede Zitat?

2 Antworten

Im Internet steht das Zitat z. B. bei http://de.wikiquote.org/wiki/Otto_von_Bismarck (als erstes Zitat unter „Zitate mit Quellenangabe“).

Zeitungen haben damals in Berichten die Äußerung aufgegriffen und der Ausdruck ist (in umgekehrter Reihenfolge der Begriffe) zu einem bekannten Zitat geworden. Der über Kriege erreichte deutsche Nationalstaat (kleindeutsche Lösung unter Preußens Führung), für dessen Begründung Bismarcks Politik maßgeblich war, und ein Bismarck-Mythos, der sich entwickelte, haben die Bekanntheit geförderte.

Der Satz über Eisen und Blut erklärt machtpolitische Stärke, nämlich den Einsatz militärischer Mittel für ausschlaggebend dafür, wie große politische Fragen entschieden werden. Eisen kann ein Symbol für Härte sein und ist ein Material, aus dem Waffen angefertigt wurden.

Das Zitat bezieht sich auf eine Rede, die Otto von Bismarck als preußischer Ministerpräsident vor der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses am 30. September 1862 geäußert. Dabei wollte er die liberale Opposition dazu bringen, der Vorlage zur Heeresreform (die ich Preußen zu einem Verfassungskonflikt führte) zuzustimmen. Er versuchte sie über das Ziel der nationalen Einheit zu gewinnen, für deren Zustandekommen ein starkes Preußen notwendig sei.

Bismarck hat wohl auf ein Gedicht zurückgegriffen, das Max von Schenkendorf 1813 geschrieben hat. Die 11. Strophe von „Das eiserne Kreuz“ heißt:

„Denn nur Eisen kann uns retten.  

Uns erlösen kann nur Blut

von der Sünde schweren Ketten,

Von des Bösen Übermut.“

Geflügelte Worte : der Zitatenschatz des deutschen Volkes. Gesammelt und erläutert von Georg Büchmann. Fortgesetzt von Walter Robert-Tornow, Konrad Weidling, Eduard Ippel, Bogdan Krieger, Gunther Haupt, Werner Rust, Alfred Grunow. Einzige von der Erstausgabe. 1864 unmittelbar fortgeführte Originalausgabe. 34. Auflage. Bearbeitet von Winfried Hofmann. Frankfurt/Main ; Berlin ; Wien : Ullstein, 1981, S. 371 weist auf einen frühen Ausdruck, der die Wörter zusammenstellt, und eine weitere Verbindung hin.

Quintilian (Marcus Fabius Quintilianus), Declamationes que supersunt 350 schreibt: caedes videtur significare sanguinem et ferrum „Mord scheint Blut und Eisen zu bedeuten“ (Tötung mit einer Eisenwaffe, die Blut fließen läßt)

Das lateinische Wort ferrum kann auch „Schwert“ bedeuten, als Metonymie (Namensvertauschung; das Material statt des daraus angefertigten Gegenstandes).Ernst Moritz Arndt habe in seinem Gedicht „Lehre an den Menschen“ geschrieben: „Zwar der Tapfere nennt sich Herr der Länder durch sein Eisen, durch sein Blut;“Bismarck habe als Gesandter in einem Petersburg in einem Brief vom 12. Mai 1859 (1866 an die Öffentlichkeit gelangt) an den Freiherrn von Schweinitz geschrieben: „Ich sehe in unserem Bundesverhältnis ein Gebrechen Preußens, welches wir früher oder später ferro et igne werden heilen müssen.“ [ferro et igne: lateinisch „mit Eisen und Feuer"]

Duden : Zitate und Aussprüche. Herausgegeben von der Dudenredaktion. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Mannheim ; Leipzig ; Wien ; Zürich : Dudenverlag, 2002 (Der Duden ; Band 12), S. 87:  

„Blut und Eisen

Die Formel ist durch Bismarck populär geworden, der wiederholt die Verbindung der beiden Begriffe als Metapher für Krieg und Gewalt in Zusammenhang mit der Durchsetzung politscher Ziele verwendete. Bekannt ist eine Äußerung vor dem preußischen Abgeordnetenhaus aus dem Jahr 1862: «Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden - das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen - sondern durch Eisen und Blut.» Von 1866 ist eine weitere Äußerung Bismarcks belegt: «… ich hatte gesagt: Legt möglichst starke militärische Kraft, mit anderen Worten möglichst viel Blut und Eisen in die Hände des Königs von Preußen …; mit Reden und Schützenfesten und Liedern macht sie [die Politik] sich nicht, sie macht sich nur durch Blut und Eisen.» Die Formel wurde später zum Schlagwort für eine militaristische Politik, für die der Krieg das vorrangige Mittel zur Erreichung bestimmter Ziele war.“

Bismarck hatte wegen der Äußerung von 1862 einigen Ärger, obwohl er eher von einem Standpunkt, der „Realpolitik“ genannt worden ist, argumentierte, und sich nicht als skrupellosen Gewaltmenschen darstellen wollte. Die Aussage konnte so gedeutet werden, als trete an die Stelle einer Orientierung an Werten eine alleinige Ausrichtung an auf Gewaltmittel gestützte Machtpolitik Bismarck wollte die Bedeutung militärischer Machtmittel hervorheben, die der Nationalversammlung 1848/9 (die damals eine nationale Einheit Deutschlands anstrebte) gefehlt hatten.

Der Satz wäre als die politische Auffassung Bismarcks allein leitender Grundsatz verstanden zu einseitig, insgesamt genommen gehörte zu seinem politischen Vorgehen mehr als nur so etwas. Waffengewalt, Kampf und Krieg hat er eingesetzt, meinte aber nicht, es solle nicht geredet werden (außenpolitische Diplomatie gehörte zu seinen politischen Künsten).

Albrecht  26.02.2015, 04:42

Otto Pflanze, Bismarck. Band 2: Der Reichskanzler (Beck'sche Reihe ; 1786). 1. Auflage in der Beck'schen Reihe. München : Beck, 2008, S. 187 - 188

„Bei seinem Auftritt vor der Budgetkommission hatte er versucht, die Abgeordneten mit der Aussicht auf die revolutionäre Entfaltung der preußischen Macht zu blenden. Der Nationalverein, hatte er gesagt, wisse den Wert der preußischen Armee für die Erreichung seiner Ziele nicht zu schätzen. «Nochmals unser Volk angehend: Wir haben zu heißes Blut, wir haben die Vorliebe, eine zu große Rüstung für unsern schmalen Leib zu tragen; nur sollen wir sie auch utilisiren. Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht; Bayern, Württemberg, Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, darum wird ihnen doch keiner Preußens Rolle anweisen; Preußen muß seine Kraft zusammenfassen und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist; Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem gesunden Staatsleben nicht günstig; nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden - das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen - sondern durch Eisen und Blut.» In seinem Zusammenhang sollte das oft zitierte und mißdeutete Wort mit dem Hinweis auf künftige auswärtige Eroberungen die preußischen Abgeordneten von dem häuslichen Streit ablenken und zur Nachgiebigkeit gegen die Regierung stimmen. Aber die dramatische Phrase wurde damals sofort von der liberalen Presse aufgegriffen, die sie als Beweis dafür nahm, daß man es bei dem neuen Ministerpräsidenten mit einem skrupellosen Gewaltmenschen zu tun habe, und dieser Ruf ist an Bismarck hängengeblieben bis auf den heutigen Tag.

Obwohl er mit «Blut und Eisen» zu weit ging, war die Absicht des Ministerpräsidenten, den Liberalen mit der Verheißung nationaler Macht und internationalen Ansehens zu imponieren, so falsch nicht. Seit 1859 hatte der Nationalverein viel von seinem anfänglichen Elan verloren. Von der preußischen Regierung enttäuscht, hatten seine Führer sich auf Agitation in der Öffentlichkeit verlegt. Doch trotz der zahlreichen Aktivitäten, die sie in Sport- und Berufsvereinen, auf Versammlungen und Kongressen entfalteten, war nicht zu leugnen, daß es dieser Agitation irgendwie an mitreißender Kraft mangelte. Nirgendwo, außer in Baden, entsandten die Wähler Vertreter des nationalen Anliegens in die Parlamente. Die Liberalen waren dementsprechend niedergeschlagen. Wie konnte man, so fragten sie sich wiederholt, die deutschen Regierungen und das deutsche Volk von neuem für die nationale Einheit in Bewegung setzen? Manche Altliberalen setzten ihre Hoffnungen in eine neue nationale Krise, wie man sie 1812, 1840 und 1859 erlebt hatte, in einen «nationalen Krieg», der die verkrusteten Strukturen der deutschen Kleinstaaten aufbrechen und die Risse des inneren Konflikts in Preußen schließen würde. Eine mit Hegels Geschichtsphilosophie vertraute Generation sehnte sich nach der «welthistorischen Persönlichkeit», die die schlummernde Macht des preußischen Staates wecken würde. «Die deutsche Frage ist Machtfrage und ohne Machtentfaltung Preußens, ohne Beweise des nationalen Machtgebrauchs und Machterfolges wird sie nie gelöst werden», schrieb der Historiker und Berater des Kronprinzen Max Duncker. «Dann ist es mit der Reaktion zu Ende, aber auch mit der Opposition.» Denn unter anfänglichem Widerstreben werde sich lawinenartig durch die deutschen Provinzen der jubelnde Ruf der Nation fortpflanzen: «Eine Diktatur für einen Mann!»

Die Opposition im preußischen Landtag verkannte Bismarcks Bonapartismus zwar nicht, bezweifelte aber, daß er damit Erfolg haben werde. Obwohl die geringe Wirkung ihrer Agitation sie enttäuschte, glaubten die Liberalen, daß es nur unter liberalen Auspizien zu einer Einigung Deutschlands kommen könne. Der erste Schritt dazu, so dachten sie, müsse die Liberalisierung des mächtigsten deutschen Staates sein. Eine mit friedlichen Mitteln an die Macht gelangte liberale Regierung in Berlin würde eine nationale Revolution auslösen, die den Deutschen Bund liquidieren, den österreichisch-preußischen Dualismus beenden und Kleindeutschland unter preußischer Führung vereinigen würde.“


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Der Begriff Blut und Eisen geht zurück auf eine Rede, die der damalige preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck während des preußischen Verfassungskonfliktes am 30. September 1862 vor der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses hielt

http://de.wikipedia.org/wiki/Blut_und_Eisen

itsleo 
Fragesteller
 25.02.2015, 16:53

danke aber weisst du auch da anscheinend so bekannte Zitat der Blut und Eisen Regel? bei deinem Link steht zwar ein langes Zitat aber ich kann mir nicht vorstellen das das so bekannt bzw "revolitionär" sein soll

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