Biologie Thema Evolution: Artbegriff?

4 Antworten

Der Artbegriff ist keinewegs so eindeutig, wie es den Anschein hat. Mehr oder weniger gebräuchlich sind nicht weniger als 12 verschiedene Artdefinitionen.

Die gängigsten sind die biologische, die morphologische und die phylogenetische Art.

Der biologische Artbegriff definiert eine Art als Fortpflanzungsgemeinschaft. Alle Individuen, die untereinander erfolgreich fruchtbare Nachkommen hervorbringen können, werden demnach zu einer Art gerechnet. Ein Tiger kann sich z. B. fruchtbar mit anderen Tigern paaren. Tiger und Löwe gehören aber unterschiedlichen Arten an, denn die Kreuzung der beiden bringt zwar Nachkommen (Liger bzw. Tiglons) hervor, diese sind aber unfruchtbar.
Das Problem am biologischen Artbegriff ist, dass er nur durch aufwändige Kreuzungsversuche untersucht werden kann. Viele Arten lassen sich aber gar nicht züchten und im Labor untersuchen. Außerdem kann der biologische Artbegriff nur auf solche Arten angewendet werden, die sich miteinander sexuell vermehren. Bei Arten, die sich wie z. B. Bakterien nicht sexuell vermehren, kann der biologische Artbegriff überhaupt nicht angewendet werden.

Der morphologische Artbegriff definiert eine Art anhand übereinstimmender morphologischer Merkmale der Individuen. Einfach gesagt: alles, was sich hinreichend ähnlich sieht, gehört einer Art an. Die Gefahr ist hierbei, dass eine Art phänotypisch vielgestaltig sein kann. Mitunter werden dann bestimmte geographische Variationen als getrennte Arten aufgefasst, obwohl sie im Sinne des biologischen Artkonzepts uneingeschränkt untereinander fruchtbar sind. Auf der anderen Seite können zwei Arten sich von außen so sehr ähneln, dass sie nicht zu unterscheiden sind, sie sind aber in ihrer Fortpflanzung voneinander getrennt. Man spricht dann auch von so genannten kryptischen Arten. Beispiele dafür sind z. B. der Stumpfkrokodilartkomplex oder die Tigerkatzen in Südamerika. Hinzu kommt, dass mancher Systematiker ein bestimmes Merkmal für besonders wichtig hält, während andere es für eher unbedeutend halten können. Dadurch haftet jeder Einordnung immer auch etwas Subjektives an.

Das phylogenetische Artkonzept definiert eine Art als eine Gemeinschaft von Individuum mit einer eigenständigen Entwicklungsgeschichte (Phylogenie). Dieses Artkonzept ist gerade top aktuell und wird immer mehr zum Standard, ist aber auch nicht frei von Problemen. Dabei sucht man nach Merkmalen, die für eine Entwicklungslinie (phylogenetische Linie) einzigartig und charakteristisch sind. Das können morphologische Merkmale sein, in jüngster Zeit werden hier aber v. a. die genetischen Merkmale immer wichtiger. Die moderne Molekularbiologie ermöglicht es, die DNA-Sequenzen der Individuen miteinander zu vergleichen und solche genetischen Besonderheiten einer phylogenetischen Linie herauszusuchen. Das Problem: es gibt auch hier keine eindeutige Grenze, bei der eine Art nun getrennt werden sollte oder nicht. Wendet man das phylogenetische Artkonzept konsequent an, dann lassen sich, wenn man nur mit der notwendigen Auflösung sucht, bei jedem einzelnen Individuum genetische Besonderheiten finden (jedes Individuum ist bekanntlich genetisch einzigartig) und müsste dann jeweils eine eigene Art repräsentieren. Deshalb gibt es im Bereich der phylogenetischen Systematik zwei große Lager, die Lumper und die Splitter. Lumper legen besonderen Wert auf Gemeinsamkeiten und neigen deshalb dazu, Arten großzügiger aufzufassen. Splitter betonen die Unterschiede und neigen dazu, z. B. Unterarten schnell mal den Status als eigenständige Art anzuerkennen. So fassen Lumper z. B. alle Giraffen zu einer einzigen Art (Giraffa camelopardalis) zusammen, während Splitter bis zu vier verschiedene Arten unterscheiden wollen (G. camelopardalis, G. tippelskirchii, G. reticulata, G. giraffa).

Es gibt noch weitere Artkonzepte, die mehr oder weniger Beachtung finden. Welches Artkonzept man zugrunde legt, hängt immer auch ein bisschen von der jeweiligen Fragestellung ab. Das physiologische Artkonzept ist beispielsweise lange Zeit in der Mikrobiologie sehr beliebt gewesen, bevor es möglich war, Mikroben anhand ihrer DNA-Sequenzen systematisch zu untersuchen. Bei Mirkroben versagt wie bereits gesagt das biologische Artkonzept. Auch das morphologische Artkonzept gibt bei ihnen nicht viel her, weil Bakterien sich nun mal äußerlich alle recht ähnlich sehen, es sind ja "nur" Einzeller. Die verschiedenen Arten unterscheiden sich aber hinsichtlich ihrer verschiedenen Stoffwechselreaktionen (z. B: gram-positive(gram-negative Bakterien, Anaerobier/Aerobier, Nitrifizierer usw.) und können anhand dieser physiologischen Eigenschaften charakterisiert werden.
Das ökologische Artkonzept definiert eine Art als eine Gemeinschaft von Individuen, die exakt die selbe ökologische Nische besetzen. Es spielt deshalb natürlich v. a. in der Ökologie eine größere Rolle. Problematisch ist, dass eine ökologische Nische unmöglich in ihrer Gänze erfasst werden kann, denn die ökologische Nische umfasst eine Fülle verschiedener Dimensionen (mathematisch ausgedrückt ist sie ein n-dimensionaler Raum). Untersucht werden können immer nur einige Dimensionen einer Nische, z. B. die Nahrungs-Nische, die Temperatur-Nische, die Tagesaktivitäts-Nische usw.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Der Artbegriff hat etwas mit der Fortpflanzung zu tun.
In der Regel ist alles, was sich miteinander verpaaren lässt, eine Art.
Es gibt da aber sehr viel Ausnahmen.
Weide und Pappel lassen sich einfach kreuzen. Tun sie aber selten, weil sie unterschiedliche Blütezeiten haben. Wenn sie gekreuzt werden, spaltet sich die Nachkommenschaft schnell wieder auf. Es sind verschiedene Arten.

Manche Tiere könnten sich verpaaren, tun es aber nicht, weil sie sich nicht "mögen" (Unterschiedliches Paarungsverhalten). Z.B. Ostigel und Westigel.
Andere wiederum würden sofort aussterben, z.B. bei zwei Vogelarten wie Zilpzalp und Feldschwirl, der eine Baum- der andere Bodenbrüter.
Schreiende Jungvögel wären z.B. für Bodenbrüter tödlich.

Unterarten bzw. Varietäten verhalten sich stabil . Z.B. der weiße und der rote Fingerhut treten sogar oft gemeinsam auf und zeigen viele Zwischenformen.
Man hat beide zu einer Art zusammengefasst, obwohl sie klare Merkmale haben, die sich immer wieder aufspalten.
Esel und Pferd sind typisch für eine andere Art, obwohl sie sich gut verpaaren lassen. Die Nachkommen sind nämlich unfruchtbar.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Vor über 40 Jahren als Klassenkasper 10. Klasse absolviert.

Hi

Du müsstest da wirklich nachfragen was gemeint ist.

In der Wirklichkeit ist das nicht so, die ist komplizierter.