Bin ich zum Arbeiten geeignet?

reecloia  12.11.2023, 05:00

Wieso musst du dich denn ständig rechtfertigen?

cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 05:02

Wenn ich programmiere, dann geht alles was ich mache in ein Peer Review. Und dort bekomme ich ständig nachfragen, warum ich Dinge so und nicht anders gemacht habe.

reecloia  12.11.2023, 05:04

Heißt das, du hältst gewisse Vorgaben nicht ein?

cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 05:11

Doch doch. Das dient der Qualitätssicherung. Alles wird von jedem doppelt geprüft. Das ist grundsätzlich auch gut. Aber ich habe das Gefühl, es wird zu viel Bikeshedding betrieben.

reecloia  12.11.2023, 05:21

Das kenne ich. Warum siehst du dich in der Selbstständigkeit noch weniger?

cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 05:26

Da muss ich mich ja um alles selbst kümmern. Kundenakquise, Buchhaltung und dann noch meine eigentlich Tätigkeit. Ich glaube, da würde ich mich noch unwohler fühlen.

reecloia  12.11.2023, 05:53

Ist die Arbeit, die du ablieferst, denn gut? Und arbeitest du in einem großen Unternehmen bzw. bisher die anderen?

cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 05:59

Mein Chef ist zufrieden mit mir und ich bekomme jedes Jahr eine Gehaltserhöhung. In meinem aktuellen Unternehmen arbeiten ca. 500 Leute.

9 Antworten

Ich bin ein Elektrotechnik-Ing., der nach dem Studium fast nur Software entwickelt hat. Es ist tatsächlich schwer, Jobs zu finden, wo nicht irgendwann jmd. in der Hierachie nach oben wandert, der dann "die Zitronen immer weiter auspressen soll".

Aber mach dir bitte unbedingt bewusst:

  • Sachl. Diskussionen mit netten Kollegen sorgen oft für langfristig viel bessere Lösungen, d.h. du hast langfristig weniger Probleme mit an sich unnötiger Zusatzarbeit. Auch kann es sein, dass die Kollegen durch ihre Frage zu deinem Code was von dir lernen, auch wenn es erst nicht den Anschein hat.
  • Kunden-Kontakt lässt dich besser verstehen, was sich die Kunden wünschen. Klar, natürlich gibt's doofe Kunden die eine perfekte EWMS für's Appel un' 'nen Ei wollen. Aber es kann auch dafür sorgen, dass du nicht erst in eine völlig falsche Richtung entwickelst.
  • Du brauchst die Kohle.

Es gibt übrigens auch Kommunikationstrainings etc. Wird bei uns auf der Arbeit standardmäßig für alle angeboten, die neu dazukommen, auch wenn sie jahrelange Berufserfahrung haben. Mir hat das geholfen zu verstehen, warum in Diskussionen manche Dinge oft schlecht laufen und was man dagegen tun kann.

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Achtung, Doktor-Google-Warnung, alles was ich bis zur nächsten "Linie" sage könnte dich theoretisch auf den Holzweg bringen und dir absolut nicht helfen oder sogar kontraproduktiv sein.

Fällt es dir schwer zu verstehen, dass manche Kunden Software für Arbeiten mit ich sag mal nicht so intelligenten weil billigen Angestellten brauchen, die an sich Deppenarbeit machen?

Bist du evtl. in der Kindheit viel gemobbt worden, hattest kaum Freunde bzw. konntest den Hobbys andere inkl. in die Disco gehen nie was anfangen?

Wenn ja: Schau dir z. B. auf dem Youtube-Kanal von Tom Harrendorf die Playlist zu Autismus an. Erkennest du dich in vielen der Phänomenen wieder?

Dann brauchst du aber Hilfe von echten Profis, die schwer zu finden sind.

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notting

PS: Zur Aufmunterung, falls du es noch nicht kennst: Such bei Youtube nach "the expert". Du bist definitiv nicht allein, wenn sogar solche Videos zu dem Thema produziert werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 19:36

Keine Angst, ich habe kein Autismus. Ich bin eigentlich auch jede Woche auf Party. Ich hatte auch immer Freunde. Auch in der Schule. Mobbing gab es auch nicht 😬.

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Ich hasse Diskussionen, ich hasse Kundenkontakt. Ich hasse es, mich ständig rechtfertigen zu müssen.

Intelligente Leute sind gerne Eremiten, die ihren eigenen Takt leben und beliebig Zeit haben, ihren Neigungen nachzugehen, ohne gedrängt oder überwacht zu werden.

Ich war freiberuflicher Softwareentwickler, aber denke gerne zurück an die Zeiten im Team, wo wir uns gegenseitig fördern konnten. Danach viele Jahre, in denen ich meinen eigenen Weg suchen musste. Bin in so manche Sackgasse gelaufen, aber es hat Spaß gemacht und mich ernährt.

Ich denke mal, du hast bewiesen, dass das Verhalten der anderen sich wohl nicht ändern wird. Also solltest du vielleicht mal schauen, was du selber tun kannst - dein eigenes Verhalten liegt vollständig bei dir.

Die Sachen, die du beschreibst, sind alle kein Schicksal, das man nicht ändern kann. Diskussionen und Kundenkontakt kann man konstruktiv üben.

Da mit "ich bin nicht dafür geschaffen" ist passiv und, mit Verlaub, machst du es dir damit selber einfach.

cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 05:12

Nee. Ich habe das Gefühl, ich mache es mir selbst schwer. Ich weiß nur leider nicht, wie ich das ändern sollte.

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ShimaG  12.11.2023, 05:21
@cypher203

Wenn du mit Kommunikation oder zwischenmenschlich Probleme hast ("mit Kunden sprechen") oder dich nicht artikulieren kannst oder nicht kritikfähig bist ("Code/Peer Review"), dann solltest du dir vielleicht mal überlegen, dir von einem Profi helfen zu lassen. Das kann man alles üben.

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cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 05:27
@ShimaG

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ich mich ändern muss. Weiter suchen bringt eher nichts, da es nirgendwo anders werden wird.

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ShimaG  12.11.2023, 05:29
@cypher203

Ja, das denke ich auch. Das sind aber durchaus gute Neuigkeiten, da du da selber das Ruder in die Hand nehmen kannst und nicht darauf hoffen musst, dass jemand anders was macht.

Viel Erfolg! Du schaffst das sicher!

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cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 05:31
@ShimaG

Ich möchte nur nochmal klarstellen, dass ich nicht darauf hoffe, dass jemand anderes das Ruder übernimmt. Ich habe mir in Eigeninitiative meine Arbeitgeber gesucht. Ich habe mir Bewerbungs- und Kommunikationstrainings gesucht. Nur hat alles bisher nichts gebracht.

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Also, nach allem, was ich jetzt von dir weiß: Zähne zusammenbeißen bzw. Faust in der Tasche ballen und/oder neue Stelle suchen. Alles Gute!

Bin ich einfach nicht für die Arbeitswelt geschaffen

du kannst dir das gerne einreden. Allerdings solltest du im Hinterkopf behalten, dass es die einzige Option ist, mit der du die Finanzierung deines eigenen Lebensunterhaltes bestreiten kannst. Dafür bist DU verantwortlich, nicht die Gesellschaft in der du lebst.

Wenn du natürlich lieber im Wald sitzt und Baumrinde knabbern möchtest.... nur zu!

Ich hasse Diskussionen, 

Da bist du nicht alleine. Diskussionen können nerven. sie können aber auch konstruktiv sein, wenn sie dem Austausch von Informationen und Ideen dienen.

ich hasse Kundenkontakt

Dumm nur, dass die Kunden für deine Arbeit sorgen. Ganz vermeiden kannst du das nicht.

Ich hasse es, mich ständig rechtfertigen zu müssen.

Aha..... jetzt wird ein Schuh aus dem Text!

Was mir bei dieser Zeile durch den Kopf gegangen ist, behalte ich lieber für mich.
Zum Selbst-Weiterdenken: Was läuft da schief, wenn du dich "ständig" rechtfertigen musst? An welcher Stelle stimmt die Kommunikation nicht, dass Vorgaben und Ergebnis voneinander abweichen? (Denn wenn das Ergebnis den Vorgaben entspräche, braucht es keine Rechtfertigung!)

cypher203 
Fragesteller
 12.11.2023, 19:31

Das ist üblich in der Softwareentwicklung. Wenn ich einen PR stelle, dann geht das immer an mindestens einen Kollegen, der seinen eigentlichen Stil mit einbringen möchte. Das sind die Diskussionen, die ich hasse.

Ich kann dir sagen, dass mich mein Chef mag. Ich bekomme auch jedes Jahr eine Gehaltserhöhung.

Ich bin auch noch nie gekündigt worden .

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